Protokoll der Sitzung vom 27.02.2008

Ich frage Sie noch einmal, meine Damen und Herren von der CDU: Was ist mit dem Subsidiaritätsprinzip im Schulbereich? Was ist da eigentlich los? Warum sind Sie auf einmal so staatsgläubig? Warum haben Sie so wenig Vertrauen in die Kommunen und in deren erwachtes Engagement? Wir haben es auf der „didacta“ gesehen: Die kommunalen Landesverbände haben dort eine Veranstaltung über das Schulwesen der Zukunft gemacht. 2 000 Menschen haben sie besucht. Daran sieht man doch: Die Kommunen sind aufgewacht und wollen unser Schulwesen mitgestalten. Warum gehen Sie nicht partnerschaftlich auf die Kommunen zu und reichen ihnen die Hand, sodass wir vor Ort die Schulen einrichten, die dort die richtigen sind?

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Wo ist Ihr Mut? Wir können nicht alles von anderen Ländern übernehmen. Aber was wir übernehmen können, sind der Mut und die Weitsicht, mit denen dort gehandelt wird, die Ihnen völlig fehlen.

Herr Kollege Rau, wann emanzipieren Sie sich

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Von der Schavan!)

vom „Staatssekretär der kleinen Karos“ endlich zu einem Kultusminister, der gestalten will?

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Herr Ministerpräsident Oettinger, wann hören Sie auf, einfach Luftballons steigen zu lassen? Wann bestimmen Sie die Richtlinien der Schulpolitik, die die kulturelle Vielfalt und den Reichtum unseres Landes im Auge hat? Wann setzen Sie Ihre Fähigkeit – nämlich Dialoge zu führen – endlich ein, um dieses Schulsystem zu öffnen?

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Herr Kollege Mappus, Sie sind Vorsitzender der Landtagsfraktion einer großen Volkspartei.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Und nicht der schlechteste! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Der größten! – Zurufe von den Grünen)

Ich frage Sie: Wann endlich verabschieden Sie sich als Bastelgruppe im Hobbykeller ohne Fenster

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Lächerlich!)

und werden zu einer kräftigen Reformtruppe, die hier etwas bewegen will?

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Lächerlich!)

Unsere heutige Botschaft an Sie lautet: Machen Sie auf! Machen Sie einfach die Fenster auf! Lassen Sie den frischen Wind der Gesellschaft

(Zuruf des Abg. Dr. Dietrich Birk CDU)

in Ihre schwarzen Reihen hinein! Lüften Sie einmal richtig durch! Haben Sie Mut, vertreten Sie klare Werte, stellen Sie Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt, und leiten Sie den überfälligen Mentalitätswechsel ein! Schulen dürfen keine „Sortierfabriken“ sein. Wir müssen sie zu Förderbändern für unsere Kinder und Jugendlichen machen.

Herzlichen Dank.

(Anhaltender lebhafter Beifall bei den Grünen – Bei- fall bei der SPD – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Sehr gut! Prima!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schebesta.

(Beifall des Abg. Dieter Hillebrand CDU – Zurufe von der SPD)

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Was verstehen Schmiedel und Kretschmann von der Bildungspolitik?

(Zurufe von der CDU: Nichts! – Beifall der Abg. Dr. Birgit Arnold FDP/DVP – Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Ach so! Deshalb darf der Mappus nicht reden! – Wei- tere Zurufe von der SPD)

Herr Schmiedel, Sie haben angekündigt, dass sich die CDU warm anziehen müsse. Trotz dieser Ankündigung und gerade wegen der Rede, die Sie heute Morgen gehalten haben, können wir den Mantel und den Schal auch in Zukunft weglassen, wenn wir hier ans Rednerpult treten. Das war bildungspolitisch nichts.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zurufe von der SPD, u. a. des Abg. Reinhold Gall)

Das hat Sie ja ganz schön getroffen.

(Abg. Alfred Winkler SPD: Mantel des Schweigens!)

Wenn Sie hier eine bildungspolitische Debatte beantragen und dann ständig das Wort von der Modernität im Mund führen, wenn Sie uns dazu auffordern, die Fenster aufzumachen, dann aber im Klein-Klein der Debatte herumstochern

(Abg. Norbert Zeller SPD: Das war nicht Klein- Klein!)

und die wichtigen Dinge, die sich in der Schule bewegen, nicht einmal mit einem Wort erwähnen – dass Sie darüber nicht diskutieren wollen, kann man ja so stehen lassen –, dann finde ich das sehr bedauerlich.

(Beifall des Abg. Ernst Behringer CDU – Zuruf des Abg. Alfred Winkler SPD)

Sie haben überhaupt nichts dazu gesagt, was in der frühkindlichen Bildung notwendig ist, was wir auf den Weg bringen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist doch bekannt!)

Das ist bekannt? Gut, in Ordnung.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Das haben wir x-mal hier diskutiert! Wir müssen es nicht jedes Mal wiederho- len!)

Wir sagen es einfach noch einmal, weil wir den Eindruck haben, dass es bei Ihnen eben doch nicht so bekannt ist.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Das haben Sie doch von uns gelernt!)

Ich verweise z. B. auf die Bildungsplanreform, auf Freiräume, die dadurch geschaffen worden sind, und auf Schulqualitätsentwicklung über einen Evaluationsprozess. All diese Dinge der modernen Schulentwicklung in unserem Land finden bei Ihnen in der Diskussion überhaupt nicht statt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Die finden auch im Land nicht statt! Das ist das Problem!)

Langsam, Herr Drexler.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Ja, so ist es!)

Sie machen den Begriff der Modernität nur an dem fest, was Sie an Schulstrukturveränderung wollen, was Sie als moderne Schulstruktur ansehen, und kommen mit Ladenhütern wie der sechsjährigen Grundschule oder Ihrer Einheitsschule.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Karl-Wil- helm Röhm CDU: So ist es! Bravo!)

Es bewegt sich für die Schülerinnen und Schüler, für die Kinder in Baden-Württemberg viel mehr dadurch, dass wir all die genannten Punkte vorangebracht haben und weiter voranbringen, als dadurch,

(Zuruf des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)

dass wir hier die immer gleichen Debatten führen. Wir haben hier wieder einen „Murmeltier-Tag“ erlebt, bei dem heute Morgen nur andere murmeln.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf des Abg. Norbert Zeller SPD)

Frühkindliche Bildung, meine Damen und Herren, Sprachkompetenz schon vor Eintritt in die Schule war einer der Kernpunkte dessen, was wir im Rahmen der PISA-Diskussion

(Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Klassengröße! Das hat etwas mit der Klassengröße zu tun!)

seit Vorlage der Zahlen zu Beginn dieses Jahrzehnts diskutieren. Wir haben mit dem Orientierungsplan eine gute Grundlage für die Arbeit im Kindergarten geschaffen. Wir befinden