Protokoll der Sitzung vom 05.06.2008

was zur Folge hat, dass nicht Spritsparen zukünftig als Premium definiert werden wird, sondern Premium weiterhin heißt: schwere Kisten, die viel verbrauchen. Das hat keine Zukunft. Ich erinnere an GM in „BusinessWeek“: „Live Green or Die“.

(Abg. Paul Nemeth CDU: Sie können es auch auf Deutsch sagen!)

Verstehen Sie, das geht einfach so nicht weiter. Ich finde, Sie sollten erkennen, dass Energieeffizienz und Energieeinsparung angesagt sind,

(Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Klar! Richtig!)

dass das die Botschaft der Stunde ist und alles von uns gefordert wird, um das umzusetzen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei den Grünen)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Dr. Rülke.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon interessant, die Argumentation der Opposition zu hören:

(Abg. Alfred Winkler SPD: Natürlich! Das ist immer interessant!)

Herr Untersteller greift immer die Regierungsfraktionen an, Herrn Nemeth und mich.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Was soll ich denn sonst machen als Opposition?)

Ja. – Aber wir stellen fest: Sie sind in Ihrer Argumentation von niemandem weiter entfernt als von der SPD.

(Abg. Paul Nemeth CDU: Das ist kein Fehler! – Abg. Thomas Knapp SPD: Das habe ich jetzt zwar nicht gemerkt, aber gut!)

Für Herrn Untersteller kann der Strom nicht teuer genug sein, und Herr Knapp jammert über die zu hohen Strompreise. Herr Untersteller, Sie wollen sich zu den peinlichen grünen Verwandten aus Ihrer Partei mit der Forderung nach 5 DM pro Liter Benzin nicht mehr bekennen.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Kamellen von vor- gestern! Soll ich einmal die Schuhsohle mit den 18 % bringen oder was? – Zuruf des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)

Ja, ich habe ja Verständnis. Ich wollte an Ihrer Stelle mit Trittin, Joschka Fischer usw. auch nichts mehr zu tun haben. Das ist ganz klar.

Aber wenn Sie sich schon mit unserer Argumentation auseinandersetzen, Herr Untersteller, dann tun Sie es bitte richtig. Sie haben mir ja recht gegeben in der Kritik des Oligopols, und dann haben Sie mir sinngemäß vorgeworfen, ich wäre für den diskriminierenden Zugang zu den Netzen.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Sind Sie für die Trennung von Netz und Produktion oder nicht?)

Das ist überhaupt nicht der Fall. Wir haben uns immer dafür stark gemacht – da haben Sie von mir heute auch nichts anderes gehört –, dass ein diskriminierungsfreier Zugang zu den Netzen möglich sein muss.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Das ist jetzt eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die Energiepreise nicht noch weiter ins Astronomische steigen und dass dieses Oligopol aufgebrochen werden kann.

Herr Knapp, auf irgendeine Argumentation müssen Sie sich schon verständigen. Einerseits sagen Sie hier, das wäre in Ordnung, die erneuerbaren Energien wären ja gar nicht teuer, und insofern wären sie zu befördern. Also das Beste, was man tun kann, ist, den billigsten Strom auf den Markt zu bringen.

(Abg. Thomas Knapp SPD: „Preisstabilisierend“ ha- be ich gesagt!)

Dann frage ich mich aber, warum Sie sich mit solcher Vehemenz gegen die Laufzeitenverlängerung der Kernkraftwerke stellen. Das wäre der billigste Strom, den wir in Baden-Würt temberg anzubieten haben.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Das ist der teuerste! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Die laufen doch noch, und trotzdem ist das der teuerste! Das ist der Witz des Jahres! – Zuruf des Abg. Franz Untersteller GRÜ- NE)

Das wollen Sie aus ideologischen Gründen nicht wahrhaben – das ist klar –,

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Wenn Ihre Argu- mentation richtig wäre, müssten wir in Baden-Würt temberg die niedrigsten Strompreise in ganz Deutsch- land haben!)

weil es zum Glaubensbekenntnis von Rot-Grün zählt und weil Sie irgendwann einmal in irgendeiner Kathedrale einen rotgrünen Feldgottesdienst gefeiert haben, bei dem man sich darauf verständigt hat: Die Kernkraftwerke müssen abgeschaltet werden.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Der FDP-Bundespartei- tag hat das beschlossen! Das haben Sie auch schon vergessen!)

Weil der Gefühlshaushalt rot-grüner Befindlichkeit nichts anderes mehr hergibt, ist dieses historische Datum der letzte gemeinsame Nenner, den Sie mit Zähnen und Klauen verteidigen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP)

Dafür haben wir ja Verständnis. Aber dadurch wird es nicht richtiger.

(Zuruf des Abg. Dr. Nils Schmid SPD – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Dr. Rülke, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Untersteller?

Einen Augenblick. Ich trage, an den Kollegen Knapp gerichtet, nur noch einen Gedanken vor. Dann darf Herr Untersteller gern seine Zwischenfrage stellen.

Herr Knapp, wenn Sie sagen, Sie setzten sich für den kleinen Mann ein

(Zuruf des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)

und man müsse dafür sorgen, dass der kleine Mann von den hohen Energiepreisen möglichst nicht überrollt werde, dann frage ich mich, warum Sie mit dieser Vehemenz und dieser leidenschaftlichen Lust die Mehrwertsteuererhöhung durchgesetzt haben.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Zuruf: Bravo! – Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: 18-prozen- tige Steuererhöhung!)

Denn vor allem sie trifft den kleinen Mann, und der kann sich die Mehrausgaben am wenigsten leisten.

(Zurufe von der SPD)

Jetzt darf Herr Untersteller seine Zwischenfrage stellen.

Bitte schön, Herr Abg. Untersteller.

(Zuruf des Abg. Thomas Knapp SPD)

Herr Kollege Rülke, könnten Sie mir bitte einmal erklären, weshalb ausgerechnet die EnBW – ein Unternehmen, das bundesweit den höchsten Kernenergieanteil hat – nicht, wie Sie behaupten, niedrige Strompreise anbietet,

(Zuruf des Abg. Alfred Winkler SPD)

sondern mit die höchsten Strompreise in Deutschland hat. Könnten Sie mir einmal erklären, wie das mit Ihrer Argumentation zusammenpasst, eine Laufzeitenverlängerung würde zu niedrigen Strompreisen führen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Zuruf des Abg. Alfred Winkler SPD)

Zunächst einmal zwingen Sie die EnBW ja dazu, bei der Stromproduktion zu neuen Ufern aufzubrechen.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Das gilt für alle! – Zu- ruf des Abg. Alfred Winkler SPD)