Unter den asiatischen Ländern ist Japan, was die Zahl der Gäs te betrifft, die nach Baden-Württemberg kommen, an der Spitze.
Nur, meine Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen, vor diesen eben gerade positiv dargestellten Zahlen steht natürlich die Frage, ob wir uns zurücklehnen können.
Das können wir nicht, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund nicht: Im Zusammenhang mit dem Bereich Tourismus profitieren noch andere Bereiche, die eingebunden sind. Es sind die Dienstleistungen, es ist der Einzelhandel, es ist das Gastgewerbe. Der Bruttoumsatz im Tourismus beträgt rund 3 Milliarden € – eine ganz stolze Zahl, die man immer wieder nennen muss, auch in Bezug zu dem, was ich vorhin schon einmal dargestellt habe.
Welche Leute kommen von außerhalb nach Baden-Württemberg? Aus der Schweiz ist ein Plus von 6,2 % zu verzeichnen, aus den Niederlanden ein Minus von 13,9 % – man kann darüber diskutieren, ob das mit der Fußballweltmeisterschaft vor zwei Jahren zusammenhängt oder wie auch immer; die „Philosophie“ kann man dabei jedoch wohl vernachlässigen –,
aus Italien ist ein Plus von 11,3 % festzustellen. Die Auslandswerbung hat dort offenbar gezogen, und ich bin dem Wirt
Was mich bedrückt – und nicht nur mich, sondern auch den Personenkreis, der im Tourismusbereich arbeitet –, ist die Aufenthaltsdauer der Gäste. Nach den Zahlen des Statistischen Landesamts betrug die Aufenthaltsdauer in Baden-Württemberg 1984 durchschnittlich 3,7 Tage; diese Zahl ist auf 2,7 Tage im Jahr 2007 abgeschmolzen. Mit diesem Abschmelzen der Aufenthaltsdauer ist noch etwas verbunden, und zwar die Auslastung der angebotenen Betten, die im Hotelleriebereich durchschnittlich 35,6 % betragen hat. In der Bodenseeregion, Herr Dr. Wetzel, waren es 41,8 % –
Ich möchte in der zweiten Runde darauf eingehen, wie das, was ich jetzt vorgetragen habe, noch im engeren Sinn zu bewerten ist.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir sind natürlich sehr dankbar für die umfassende Antwort der Landesregierung auf diese Große Anfrage zur touristischen Situation in Baden-Württemberg, die ja schon geraume Zeit zurückliegt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass wir es mit zwei verschiedenen Richtungen zu tun haben, nämlich einerseits mit einem regelrechten Boom in den Städten mit Eventtourismus – Stichwort Europapark Rust –, auf der anderen Seite mit der touristischen Landschaft, die eher Anlass zur Sorge und zu Sorgenfalten gibt, nämlich hinsichtlich der touristischen Entwicklung in unseren ländlichen Räumen.
Wenn man die Zahlen dort vergleicht und beispielsweise die Übernachtungszahlen heranzieht, stellt man leicht fest, dass nach dem 11. September 2001 bzw. nach der Einführung des Euro die Übernachtungszahlen ständig zurückgegangen sind und wir es insgesamt mit einer negativen Entwicklung, einem Rückgang um 5 % zu tun haben. Das ist natürlich deshalb besonders bitter, weil uns gerade die ländlichen Räume aufgrund der fehlenden Infrastruktureinrichtungen große wirtschaftliche Sorgen machen und wir deswegen die touristischen Aufgaben als Querschnittsaufgaben begreifen.
Lassen Sie mich anhand von vier Beispielen kurz skizzieren, wo die Regionen und Kommunen vor Ort für die Tourismuspolitik und für die einheimische Bevölkerung sehr viel tun, während die Landesregierung ihre Aufgaben da eher vernachlässigt bzw. ihrer Verantwortung nicht überall gerecht wird. Das Ganze spielt sich übrigens unter ganz neuen Herausforderungen ab; der Kollege von der CDU hat es gerade erläutert. Da ist zum einen der demografische Wandel, dem wir unterliegen, zum anderen aber auch der Klimawandel, dem gerade der ländliche Raum in besonderer Weise ausgesetzt ist.
Lassen Sie mich das Engagement der Gemeinden und Kommunen an einem Beispiel in Titisee-Neustadt verdeutlichen, wo interkommunal von über zwölf Kommunen und dem Landkreis gemeinsam ein Sport- und Erlebnisbad gebaut werden soll – ohne jegliche staatliche Unterstützung. Hier können die Kinder bislang nicht schwimmen, weil weit und breit kein Bad erreichbar ist. Hier klafft ein riesiger weißer Fleck im ländlichen Raum, eine Lücke, die es zu schließen gilt.
geht mit Steuermitteln nach dem Gießkannenprinzip durch die Lande und gießt alles in Beton. Sie hat allein über 30 Millionen € in einem mörderischen Wettbewerb verschwendet, dem sich diese Bäder ausgesetzt fühlen. Es gibt kein Interesse und kein Konzept, um diesen furchtbaren Verdrängungswettbewerb zu unterbieten. Immerhin ist es uns gelungen, die für dieses Jahr anvisierte Summe von 6,3 Millionen € auf 1,8 Millionen € herunterzuzoomen.
Ein weiteres Beispiel ist die Kur- und Bäderverwaltung. Hier sagt der Rechnungshof ganz klar, dass etwas geändert werden muss, weil das eine dauerhaft defizitäre Einrichtung ist. Gerade an diesen Orten sprechen die Übernachtungszahlen Bände; denn auch hier sind gewaltige Rückgänge zu verzeichnen. Das heißt also: Hier liegt kein Konzept vor. Wir fordern hier ein langfristiges Konzept, das vernünftig mit Steuermitteln umgeht und den touristischen Belangen endlich einmal Rechnung trägt.
Sie alle kennen die Aktivitäten der Tourismusverbände. Ich nenne als Beispiel Südbaden, das sich nicht nur als Tourismusdestination für den Schwarzwaldurlaub begreift, sondern sich inzwischen mit dem Kaiserstuhl und dem Markgräflerland im Verbund sieht. Da hat man ganz tolle verkehrspolitische Konzepte entwickelt. Das eine Konzept heißt KONUS. Das ist inzwischen bundesweit bekannt und hat Schlagzeilen gemacht. Die Mithilfe der Landesregierung allerdings sieht so aus, dass sie ihre Ausgaben für den öffentlichen Nahverkehr zusammenstreicht und keinerlei Rücksicht auf die Infrastrukturbelange des ländlichen Raums mehr nimmt.
Ein drittes Beispiel betrifft das Dreieck Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus. Ich will nur kurz erzählen, wie es war, als die Vertreterin der EU-Kommission, Frau DormalMarino, am letzten Montag mit Minister Hauk und mir den südlichen Schwarzwald bereist hat. Es kam ganz klar zum Ausdruck, dass die Milchbauern in großer Not sind, dass sich ein Genießerland Baden-Württemberg nur mit biologisch angebauten regionalen Produkten, die gesund und frisch sind, entwickeln lässt und dass die Höhenlandwirtschaft auf intakte Naturlandschaften angewiesen ist, um ihr Tourismuskonzept zu erweitern.
Wir brauchen keinen „Kitsch-as-Kitsch-can-be-Tourismus“ wie Triberg mit seinem Kuckucksuhrentourismus und was dort noch alles angestrebt wird. Wir brauchen eine Stärkung der Naturparke. Die Mittel dafür werden jedoch gekürzt. Das ist wieder ein typisches Beispiel dafür, was die Landesregierung tut. Herr Dombrowsky vom Naturpark Nördlicher Schwarzwald oder Herr Schneider, beide CDU-Landräte, sind empört. Auch Kollege Schüle spricht von einem Desaster bei dem, was hier angestrebt ist.
Herr Abgeordneter, ich darf Sie bitten, zum Ende zu kommen. Sie haben Ihre Redezeit schon weit überschritten.
Mein letztes Beispiel ist die viel zitierte Windenergie. Welche Haltung Sie dazu haben, zeigt sich in Ihrer Antwort auf die Große Anfrage wieder einmal sehr deutlich. Dort beschäftigen Sie sich auf immerhin zweieinhalb Seiten mit Windenergie und Windenergieverhinderungsstrategien, ohne zu belegen, dass sie wirklich ein Hemmnis für den Tourismus ist.
Landrat Bollacher aus Waldshut schaut immer auf seine Kühltürme in der Schweiz, kämpft gegen den Fluglärm von Zürich-Kloten und macht sich Gedanken darüber, wie er sein Land touristisch weiterentwickeln kann.
Dagegen zeigt Freiburg in allerbester Weise, dass es auch anders geht. Freiburg ist der Wahlkreis, aus dem ich komme.
(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Die Präsidentin hat Sie aufgefordert, zum Schluss zu kommen! Un- glaublich! – Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)
An dieser Eingangspforte begrüßen vier Windräder auf dem Rosskopf die Touristen. Freiburg hat als einzige Tourismusgemeinde in ganz Baden-Württemberg ein hervorragendes Ergebnis mit 20 % Zunahme.