Protokoll der Sitzung vom 01.10.2008

weil das, was Sie an Inhalten zu bieten haben, eine ziemlich traurige Veranstaltung ist – übrigens eine Veranstaltung, die selbst Herrn Kretschmann, der ja durchaus leidensfähig ist, in der Zwischenzeit resignieren lässt. Er hat uns nämlich vor Kurzem, am 15. September, wissen lassen – ich zitiere aus dem „Schwarzwälder Boten“ –: „Die SPD findet ihre Linie einfach nicht.“

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Da hat er recht!)

Ich will Ihnen an zwei, drei schönen Beispielen aufzeigen, was Sie denn so zu bieten haben.

Nichtraucherschutz: Herr Schmiedel, es gibt keine Position, die Sie dazu in den vergangenen zwei Jahren noch nicht vertreten haben.

(Heiterkeit bei der CDU)

Im Antrag Drucksache 14/585 hat die SPD-Fraktion im November 2006 noch beantragt – ich zitiere –,

auf der Grundlage der Landeskompetenz für das Gast stättenrecht dafür Sorge zu tragen, dass das Rauchen in Speisegaststätten und in Schankwirtschaften ausnahmslos untersagt wird.

So weit, so gut. Sie haben der Landesregierung – Zitat – „Feigheit“ vorgeworfen. Sie haben sie als – Zitat – „Anwalt der Tabaklobby“ verleumdet, und Sie haben – Zitat – ein „generelles und ausnahmsloses“ Rauchverbot in Gaststätten in einer Pressemitteilung Ihrer Fraktion vom 26. Februar des letzten Jahres gefordert. Auf einen Hinweis des Kollegen Theurer in der Plenardebatte vom 29. Juni 2006, dass es Sinn machen kann, die Entscheidung über die Nichtraucherschutzregelung auf die unteren Ebenen vor Ort zu delegieren, verzeichnet das Protokoll einen Zwischenruf des Abg. Schmiedel mit den Worten:

Aber nicht, wenn es um Leben und Tod geht!

(Heiterkeit bei der CDU und der FDP/DVP)

Aber das Beste kommt erst noch. Kaum regt sich der erste Protest der Kneipenwirte, legt der Kollege Schmiedel eine

180-Grad-Wendung hin. „Bild Stuttgart“ vom 11. Februar dieses Jahres – ich zitiere –:

Wir verlangen belastbare Zahlen vom Minister. Aber wenn das Rauchverbot die kleinen Kneipen vernichtet, werde ich mich dafür stark machen, dass die Wirte wie in Spanien die Wahl bekommen, ob sie Raucher- oder Nichtraucherkneipe sein wollen.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP zu Abg. Claus Schmie- del SPD: Da haben Sie einmal recht gehabt! – Zuruf von der SPD: Ein endloses Geschwätz!)

Aber diese neue Überzeugung hat leider nur zwei Monate angehalten.

(Heiterkeit bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Denn als das Urteil des Bundesverfassungsgerichts kam, war die erste Pressemitteilung auf dem Markt schon wieder vom Kollegen Schmiedel oder einem Zwillingsbruder oder wem auch immer und enthielt die Forderung: Striktes Rauchverbot in allen Kneipen in Baden-Württemberg!

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Der ist einmalig!)

Herr Schmiedel, so viel zum Thema „Berechenbarkeit der SPD in Baden-Württemberg“.

Das Thema Haushaltspolitik habe ich bereits angeschnitten. Jetzt gehen wir zum Thema „Umgang mit der Linkspartei“.

(Zuruf: Mit den Kommunisten! – Zurufe von der FDP/DVP, u. a. Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel: Kunst- turner Schmiedel! Salto vorwärts und rückwärts!)

Herr Schmiedel, bisher war es vielleicht noch lustig, aber dieses Thema finde ich gar nicht lustig. Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir zutiefst enttäuscht sind, dass das Wahlergebnis in Bayern aus CDU-Sicht eine Katastrophe ist. Gar keine Frage. Aber auch die SPD sollte sich allmählich Gedanken machen, wie der Kurs aussieht. Denn eines müsste Ihnen am Sonntagabend doch auch aufgefallen sein, nämlich dass zwar die Wahlbeteiligung stieg – das ist positiv –, aber dass das linke Lager nichts dazugewonnen hat, sondern dass im bürgerlichen Lager ein Austausch stattgefunden hat. Das ist schlecht für die CSU, aber auch schlecht für Sie. Und dazu, dass Ihr Kollege in Bayern sich abends ins Fernsehen stellt und es – nur weil es die CSU erwischt hat – als Erfolg der SPD abfeiert, dass eine ehemalige Volkspartei in Bayern gerade noch die Stimme von jedem zehnten Wahlberechtigten bekommen hat, kann ich nur sagen: Traurig für die ehemals große Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Was ist nun Ihre Sor- ge? – Zurufe)

Jetzt komme ich zur Strategie. Zu dem Spiel, das Sie mit der Linkspartei spielen, kann ich nur sagen: Sie sind für sich, aber auch für dieses Land auf einem denkbar schlechten Weg.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Bravo!)

Auch hier einige Zitate, meine Damen und Herren. Der „Eßlinger Zeitung“ vom 29. Januar dieses Jahres entnehmen wir,

dass noch am Tag der Hessenwahl der Kollege Schmiedel folgender Meinung war:

Links von der SPD darf nichts existieren.

(Zuruf von der CDU: Toll wärs!)

In der „Pforzheimer Zeitung“ vom 31. Mai dieses Jahres lässt er vermelden, er könne eine Zusammenarbeit der SPD mit der Linkspartei in Baden-Württemberg befürworten,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Oho!)

wenn sich inhaltliche Übereinstimmungen ergäben.

(Zurufe: Ah! – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Wie gut sich Herr Schmiedel mit Frau Vogt versteht, zeigt uns die „Eßlinger Zeitung“ vom 26. Februar dieses Jahres. Nach der Hessenwahl hat nämlich Frau Vogt die SPD-Genossen immerhin ermahnt, zu den Versprechen von vor der Wahl zu stehen. Wo sie recht hat, hat sie recht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Großstratege Schmiedel lässt aber am 25. Februar, also 24 Stunden und damit rechtzeitig bevor Frau Vogt überhaupt zu Wort kommt, erklären,

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Was ist jetzt mit der Halbzeitbilanz?)

dass sich Frau Ypsilanti selbstverständlich mit den Stimmen der Linkspartei zur Ministerpräsidentin des Landes Hessen wählen lassen müsse.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: So wird es kommen!)

Meine Damen und Herren, ich kann nur sagen: Dieses Thema schadet zuallererst Ihnen,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

weil die Linke Fleisch aus dem Fleisch der SPD ist, wie alle kumulativen Wahlergebnisse belegen. Sie schaden zuallererst sich selbst,

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Oh, welche Sorge um uns!)

aber Sie schaden auch diesem Land. – Nein, um Sie sorge ich mich am wenigsten. Aber um dieses Land sorge ich mich.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Reden Sie doch einmal über das Land!)

Dass Sie mit Linksradikalen

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Kommunisten!)

so offensichtlich gemeinsame Sache machen wollen, finde ich erbärmlich, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Bravo!)

Nun zu den Grünen, Herr Kollege Kretschmann.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Was ist denn nun mit dem Land? Sagen Sie doch einmal etwas zum Land! – Weitere Zurufe, u. a. des Abg. Winfried Kretsch- mann GRÜNE – Unruhe)