Protokoll der Sitzung vom 02.10.2008

Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 52. Sitzung des 14. Landtags von Baden-Württemberg und begrüße Sie. Ich darf Sie bitten, Ihre Plätze einzunehmen und die Gespräche einzustellen.

Dienstlich verhindert ist Herr Abg. Theurer.

Urlaub für heute habe ich den Herren Abg. Palm und Pix erteilt.

Krank gemeldet ist Herr Abg. Reichardt.

Aus dienstlichen Gründen haben sich Ministerpräsident Oettinger und Minister Professor Dr. Reinhart entschuldigt.

Dienstlich verhindert sind Herr Minister Professor Dr. Frankenberg, Herr Staatssekretär Drautz und Frau Staatsrätin Dr. Hübner.

Wir treten nun in die Tagesordnung ein.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Aktuelle Debatte – Entwicklung auf den Finanzmärkten und Konsequenzen für die Landesbanken – beantragt von der Fraktion GRÜNE

Es gelten die üblichen Redezeiten von fünf Minuten für die einleitenden Erklärungen und fünf Minuten für die Redner in der zweiten Runde. Ich darf die Regierung bitten, sich ebenfalls an diese Zeitvorgabe zu halten.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Wie immer!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schlachter.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Pünktlichkeit ist eine Zier. Wenn ich jetzt in den Saal schaue, könnte ich ergänzen: „Bei vielen geht’s auch ohne ihr.“

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Wir sind da! – Weitere Zurufe – Unruhe)

Es kann ja sein, dass es am Redner liegt; aber Sie wussten ja zuvor nicht, wer das sein würde.

(Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Wir werden Sie daran erinnern! – Unruhe)

Am 2. April dieses Jahres hatte ich erstmals die Gelegenheit und die Ehre, vor Ihnen zu sprechen. Ich habe damals in Grundzügen das grüne Modell für eine Sparkassen- und Landesbankenlandschaft aufgezeichnet. Es gab von Ihnen höf

liche Kommentare und freundliche Antworten, aber ich hatte irgendwie den Eindruck, dass das, was der grüne Neuling hier vortrug, sowohl bei der Regierung als auch bei der SPD für ein bisschen exotisch gehalten wurde

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Noi! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Banker bei den Grünen sind eben schon Exoten! – Weitere Zurufe von der SPD)

und Sie das auch als sehr theoretisch empfanden.

Lassen Sie mich den Diskussionsverlauf einmal aufrollen, den wir zu diesem Thema hatten. Wir hatten am 5. Juni die Debatte über den Staatsvertrag zur Integration der Landesbank Rheinland-Pfalz in die LBBW. Herr Ministerpräsident Oettinger sagte: Wir sind gut aufgestellt, dürfen aber in dieser Stärke nicht verharren. Der Prozess muss weitergehen, wir sind längst nicht am Ziel. – Ein Ziel hat er dann jedoch nicht genannt.

Sie, Herr Kollege Scheffold, stellten die Vergangenheit sehr positiv dar. U. a. sagten Sie:

Wir wollen eine ertragsstarke Bank..., die sich im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten kann.

Instrumente und Maßnahmen haben Sie aber auch nicht benannt nach dem Motto: Wenn wir nichts machen, dann wird es schon gut weiterlaufen.

Der Kollege Schmiedel stellte sich gegen eine Lösung, die die Landesbanken auf die Funktion von Zentralbanken konzentriert sehen möchte, und äußerte

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Bei einer Reduzierung auf diese!)

ich habe im Protokoll nachgelesen –:

Da sagen wir ganz entschieden: Nein.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Nur bei einer Reduzie- rung!)

Der Kollege Theurer, der heute leider nicht da sein kann,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Der ist in Europa!)

hat mich mit seiner Aussage etwas überrascht, wir sollten die Landesbanken mit Staatsbeteiligung zu Spitzeninstituten für die Sparkassenorganisation weiterentwickeln.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Aha!)

Ich erinnere mich – im Protokoll steht es nicht –, zumindest innerlich applaudiert zu haben.

(Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Im Protokoll steht: applaudiert innerlich!)

Seither vergeht kein Tag, an dem die Landesbanken nicht in den Schlagzeilen stehen – und das meist negativ.

Die Gewinne purzeln, Hochrechnungen werden korrigiert, das Halbjahresergebnis der LBBW wird im August mit 300 Millionen € angegeben, nach 1,4 Milliarden € im Vorjahr. Dann kam der Zusammenbruch von Lehman Brothers, und es gab vermutlich weitere Verluste. Lieber Herr Kollege Dr. Scheffold, das mit der ertragsstarken Bank hat sich damit wohl erledigt.

(Widerspruch des Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU)

Die Bemühungen der Präsidenten der Sparkassenverbände, der Herren Haasis und Schneider, zeigen, dass sich Ihr hartes Nein, Herr Schmiedel, wohl auch überholt hat.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Nichts hat sich über- holt!)

Ich nehme an, Sie meinen es gut, vor allem mit Blick auf die Arbeitsplätze. Aber in diesem globalisierten Markt dürfen wir das Kirchturmdenken nicht aufrechterhalten.

Ich zitiere aus der „Eßlinger Zeitung“ den Kollegen und Sparkassenpräsidenten Peter Schneider:

Sieben Landesbanken haben keine Zukunft.

Von Ende Juni stammt folgende Aussage von Heinrich Haasis:

Ich werbe dafür, dass wir maximal zwei bis drei Landesbanken bekommen.

An dieser Stelle muss es im Parlament etwas intensiver zugehen. Ich glaube, wir als Parlament müssen die Frage stellen dürfen, ob die Aufsicht über die Landesbank in Baden-Würt temberg eigentlich richtig funktioniert, intern über die Verwaltungsräte und extern über das Finanzministerium. Wird wenigstens einmal nachgefragt? Schaut man einmal dahinter und fragt, wie sich die Zahlen entwickeln und ob es einen Plan für die Zukunft gibt?

Heute konnten wir im „Handelsblatt“ lesen, dass der Chef der Landesbank Baden-Württemberg sich eigentlich mehr oder weniger aus der Solidargemeinschaft verabschieden will. Das wird eine psychologische Wirkung auf diesen Finanzmarkt auslösen, die ich für verheerend halte.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Blödsinn!)

Bleiben wir aber einmal beim Parlament. Um hier einmal nachzufragen, haben wir für die Sitzung des Finanzausschusses am 18. September 2008 bei dessen Vorsitzenden Rust beantragt, dass uns ein Vorstand der Landesbank BadenWürttemberg Auskunft geben möge. Kollege Rust hat dies nicht auf die Tagesordnung genommen. Also habe ich mir gedacht: Fragen wir den Finanzminister. Der Herr Finanzminis

ter wurde einen Tag vor der Sitzung darüber informiert, dass ich ihn fragen würde.

(Glocke des Präsidenten)