Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Wir kommen jetzt zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung der Anträge.
Abschnitt I des Antrags Drucksache 14/3209 ist ein reiner Berichtsteil und kann daher für erledigt erklärt werden.
Abschnitt II des Antrags Drucksache 14/3209 sowie der Antrag Drucksache 14/4275 werden ersetzt durch den Änderungsantrag der Fraktion der SPD, Drucksache 14/5387. Diesen Antrag stelle ich jetzt zur Abstimmung. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Antrag ist mehrheitlich abgelehnt.
Wir haben nun noch über den Entschließungsantrag der Abg. Hans Heinz u. a. CDU und der Abg. Dietmar Bachmann u. a. FDP/DVP, Drucksache 14/5384, abzustimmen.
Gut. Ich stelle also diesen Antrag zur Abstimmung. Zunächst kommen wir zur Ziffer 1 des Entschließungsantrags Drucksache 14/5384.
Wer der Ziffer 1 zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Ziffer 1 ist mehrheitlich angenommen.
Ich rufe Ziffer 2 auf. Wer dieser Ziffer 2 zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Ziffer 2 ist mehrheitlich zugestimmt.
Ich rufe Ziffer 3 auf. Wer der Ziffer 3 zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Ziffer 3 ist mehrheitlich zugestimmt.
Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport – Das Gymnasium weiterentwickeln – G 8 grundlegend reformieren und parallele G-8- und G-9-Züge ermöglichen – Drucksache 14/3267
Das Präsidium hat folgende Redezeiten festgelegt: für die Begründung fünf Minuten, für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.
Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Ich sage es gleich am Anfang, damit hier nicht wieder etwas Falsches unterstellt wird: Die SPD hat seinerzeit zähneknirschend dem G-8-Modell Baden-Württembergs zugestimmt.
Zähneknirschend deswegen, weil wir durchaus unterschiedliche Vorstellungen zur Art und Weise der Einführung und zu manchem Strukturellen und Strategischen der Gestaltung des G 8 hatten.
Das entbindet uns jetzt aber nicht von der Verantwortung, sondern setzt uns gerade erst recht in die Verantwortung, dann auch dort nachzubessern, wo wir feststellen, dass unsere damalige Kritik berechtigt war, oder wo sich andere Schwierigkeiten in der Umsetzung des G 8 auftun.
Meine Damen und Herren, die Diskussion können Sie für überholt halten, die können Sie für abgehakt halten, wie Sie wollen. Die Initiativen der „G-8-Eltern“, die fortlaufenden Umfrageergebnisse und das, was man vor Ort auf allen Podiumsdiskussionen mit jungen Leuten, aber auch mit Eltern erlebt, zeigen: Das G 8 ist in seinen Fehlern nach wie vor aktuell und bedarf dringend einer Korrektur.
Nun hatten wir alle – auch viele Eltern im Land – nach der Brandrede des Ministerpräsidenten am berühmten Aschermittwoch 2008 gehofft, hier würde sich grundlegend etwas ändern. Wir haben Ihnen dazu auch schon vor einem Jahr eine Reihe zusätzlicher Vorschläge gemacht, haben Ihnen jetzt auch ein Jahr Zeit gelassen, sich dieser Vorschläge anzunehmen und es vielleicht selbst umzusetzen; denn das mögen Sie ja meist lieber, als unserem Antrag zu folgen.
Aber jetzt ist doch einmal der Zeitpunkt gekommen, hier Farbe zu bekennen, zu diesen einzelnen Vorschlägen Ja oder Nein zu sagen und damit ein Signal zu setzen, ob man denn diesen Protest und diesen Unmut, den es überall im Land noch gibt, ernst nimmt oder ob man das, wie Sie das bisher tun, lapidar
Die Folgen dieses Unmuts möchte ich noch einmal kurz skizzieren. Wir haben eine steigende Anzahl von Eltern, die ihre Kinder trotz einer Gymnasialempfehlung nicht auf das Gymnasium schicken. Die Zahl nimmt von Jahr zu Jahr zu. Der Anteil lag im letzten Jahr bei 17 %. In manchem ländlichen Raum beträgt der Anteil bis zu 40 %.
Wir haben – auch wenn Sie das immer bestreiten – einen steigenden Anteil von Kindern, vor allem Jungs, die während der Gymnasialzeit auf die Realschule wechseln. Aus beiden Tendenzen heraus haben wir zum Teil völlig überfüllte Realschulen, die teilweise gar nicht mehr wissen, wie sie ihren Unterricht organisieren sollen, und schon gar nicht, wie sie jetzt auch noch die Klassenteilersenkung umsetzen sollen, weil es hinten und vorn an Räumen und Lehrkräften mangelt.
Dieser Entwicklung weiter zuzuschauen ist der eine Weg. Jetzt das Gymnasium so attraktiv und auch so annehmbar zu machen, dass möglichst alle Kinder, denen man nach der Grundschule eine solche Befähigung bescheinigt, diesen Weg versuchen und auch mit Erfolg abschließen können, sollte unser gemeinsames Ziel sein. Denn am Ende sollten alle diese Kinder möglichst ein Jahr früher zur Hochschulzugangsberechtigung kommen – das war ja einmal das Ziel – und sollte damit auch das Alter der Studienanfänger gesenkt werden. Wenn wir aber immer mehr Schülerinnen und Schüler haben, die die Hochschulreife nicht über das allgemeinbildende Gymnasium erwerben – im letzten Jahr war zum ersten Mal die Zahl derer, die die Hochschulzugangsberechtigung nicht über das allgemeinbildende Gymnasium erworben haben, größer als die der anderen Hochschulzugangsberechtigten –, dann verlieren Sie unser gemeinsames Ziel aus dem Auge.
(Abg. Alfred Winkler SPD: Das Ziel verfehlt! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das zeigt die Durchläs- sigkeit!)
Das zeigt vielleicht die Durchlässigkeit, Herr Röhm. Aber es ist nicht fair. Es entspricht auch nicht dem Ziel, das wir uns vorgenommen haben. Jeder Schulwechsel – das wissen Sie als Schulleiter auch – bringt oft nochmals einen zusätzlichen Zeitverlust oder zumindest einen Verlust an Selbstvertrauen mit sich. Das, denke ich, kann man, wenn man unsere Vorschläge umsetzt, vielen Schülerinnen und Schülern im Land ersparen.
Daher fordern wir Sie auf, unseren Vorschlägen hier zuzustimmen. Ich will sie nicht noch einmal im Einzelnen erläutern. Lediglich bei den Vergleichsarbeiten sind Sie uns ja im letzten Jahr entgegengekommen und haben deren Bedeutung deutlich reduziert, sodass sie zwar noch ein Element der Qualitätsentwicklung bleiben,
Wir bleiben dabei – Sie haben es dargestellt –: Die Bildungspläne lassen schon jetzt eine Flexibilität zu.
Nur: Solange Sie das nicht so umsetzen, dass es vor Ort jeder verstanden hat, nutzt es nichts. Deswegen müssen Sie hier noch einmal nachbessern. Wir haben insbesondere an den Gymnasien nach wie vor einen hohen Unterrichtsausfall. Die Zahl von 1 250 Krankheitsstellvertretungen bei insgesamt 100 000 Lehrkräften hat sich seit Jahren als zu wenig herausgestellt. Über die angehobenen Mittel zur Finanzierung kurzfristiger Vertretungen bekommen Sie eben viele Löcher nicht gestopft. Selbst der Philologenverband hat kürzlich noch einmal darauf hingewiesen, dass er sogar dafür plädiert, an jeder Schule im Durchschnitt 1,4 Deputate zusätzlich unterzubringen, damit man auch vor Ort innerhalb des Kollegiums einfach schneller auf drohenden Unterrichtsausfall reagieren kann.
Unser Vorschlag ist, mit der zweiten Fremdsprache erst in der sechsten Klasse zu beginnen. Auch das hat etwas mit Durchlässigkeit zu tun, Herr Röhm.
Es ist schon schwer genug, wenn man innerhalb Baden-Würt tembergs von einer Stadt in die andere umzieht, ein Gymnasium mit vergleichbarem Profil zu finden. Aber spätestens dann, wenn es um den Beginn der zweiten Fremdsprache geht, ist es noch einmal schwieriger. Auch das ist eigentlich nicht zumutbar.
Die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler – das hängt auch mit der Unterrichtsversorgung zusammen – hat sich an keiner Stelle wesentlich verbessert.
Als zweiten großen Reformschritt schlagen wir Ihnen wieder einmal vor, dass es dort, wo es gewünscht wird, möglich sein sollte – wie wir das in der Modellphase des G 8 in BadenWürttemberg erfolgreich erprobt haben –, auch eine neunjährige Gymnasialzeit anzubieten. Wir wissen am Beispiel Mosbach, aber auch aus anderen Städten, dass dies von vielen Eltern deutlich bevorzugt würde und man damit auch mehr Eltern auffordern würde und deren Interesse daran wecken würde, ihr Kind bei einer Gymnasialempfehlung auch tatsächlich für das Gymnasium anzumelden.