Protokoll der Sitzung vom 10.12.2009

Wir haben immer klipp und klar zur Neubaustrecke Stuttgart–Ulm gestanden.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nein, stimmt nicht! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Und heute?)

Das hat sich überhaupt nicht geändert.

(Vereinzelt Beifall – Abg. Wolfgang Drexler SPD: 2019!)

Allerdings wird die Bahn erst im April über die Wirtschaftlichkeit dieser Strecke entscheiden.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Völlig falsch! – Abg. Georg Nelius SPD: Die wollen die Postkutsche wie- der!)

Da wird es noch einmal dazu kommen: Genauso wie hier bei Stuttgart 21 wird der Kostenrahmen nicht einzuhalten sein; das sage ich Ihnen.

(Unruhe – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Kann man den Mann nicht einmal ausreden lassen? – Glocke der Präsidentin)

Da Stuttgart 21 und die Neubaustrecke sinnvollerweise nur parallel gebaut werden könnten, sitzen Sie wieder in einer Falle,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Der redet einen Stuss heraus, und zwar ständig!)

weil wir dann erpressbar sind, wenn die Bahn die gestiegenen Kosten nicht aufbringt und das Bahnprojekt streckt, was sie bei anderen Strecken auch macht. Dann sind wir unter Druck, über die 950 Millionen € hinaus wieder Mittel zuschießen zu müssen.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Das stimmt auch nicht! Das ist unglaublich!)

Das ist das Thema, um das es hier geht.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter, bitte kommen Sie zum Ende.

Auch wenn Sie nicht über Geld reden wollen: Wir tun es.

(Anhaltender Beifall bei den Grünen – Abg. Stefan Mappus CDU: Das stimmt nicht, was Sie erzählen! Der sagt glatt die Unwahrheit! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Winfried, du hast wieder einen Unsinn geredet! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Die waren doch schon gegen Stuttgart–Mannheim! – Vereinzelt Heiterkeit)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Dr. Rülke für die Fraktion der FDP/DVP.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!

(Zuruf des Abg. Franz Untersteller GRÜNE – Unruhe)

Zunächst darf ich Ihnen, Herr Ministerpräsident, zu der Leis tung der von Ihnen geführten Koalition und der von Ihnen geführten Regierung ganz herzlich gratulieren.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Dieses Bahnprojekt ist eines der großen Projekte der letzten Jahrzehnte und auch der nächsten Jahrzehnte. Entgegen manchem, was man jetzt aus dem vielstimmigen politischen Chor hört und noch hören wird, ist es eines der Projekte – dessen bin ich ganz sicher –, die in zukünftigen Jahrzehnten unumstritten sein werden.

Auch wenn Sie jetzt Ihren Arbeitsschwerpunkt verlagern, Herr Ministerpräsident: Dieses Projekt wird bleiben. Dafür herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Ich danke auch allen, die dieses Projekt verstanden haben oder verstehen konnten,

(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU)

ausdrücklich den beiden Regierungsfraktionen, aber auch der SPD-Fraktion. Da schließe ich mich dem an, was Herr Kolle

ge Mappus gesagt hat. Ich will Ihnen auch nicht vorwerfen, dass einige „bucklige Verwandte“ in Ihrer Partei die Kurve nicht bekommen haben.

(Heiterkeit bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Thomas Blenke CDU: Wenn ich da hinüberschaue, sehe ich, dass es bei der FDP/DVP bauchige Ver- wandte gibt! – Zuruf des Abg. Peter Hofelich SPD)

Sie haben der Versuchung widerstanden, mit billigem Populismus gegen dieses Projekt zu polemisieren, um vielleicht Wählerstimmen zu gewinnen, die zumindest Ihre Stuttgarter Fraktion bei den zurückliegenden Kommunalwahlen möglicherweise hätte abstauben können.

(Zurufe von den Grünen)

Das Projekt ist ein wesentliches Infrastrukturprojekt. Herr Kollege Schmiedel, wir haben uns heute Vormittag darüber gestritten, was man in der Krise tun kann. Ich glaube, dieses Projekt gehört zu dem, was man in der Krise tun kann. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie da mitziehen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Was heißt „mitziehen“? Wir haben da gezogen!)

Allerdings ist es natürlich so: Dieses Projekt kostet Geld; das ist überhaupt keine Frage.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, ich darf um Ruhe bitten.

(Abg. Bärbl Mielich GRÜNE: Das ist schwer bei die- sem Redner!)

In einer Situation, in der wir verschuldet sind, könnten wir natürlich argumentieren: „Dieses Projekt können wir uns nicht leisten, weil wir Schulden haben.“ Aber wir machen es trotzdem, wie wir auch einiges andere machen, und das ist richtig so.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Dieses Projekt bringt natürlich auch Investitionen ins Land. Denn es ist doch völlig klar: Wenn wir dieses Projekt abblasen würden, dann würden wir diese 1 Milliarde €, die Sie angesprochen haben, zwar mehr haben – natürlich hätten wir dieses Geld gern, überhaupt keine Frage –, aber andererseits würde auch sehr viel von den Investitionen aus Bundesmitteln, die jetzt kommen, weil wir dieses Projekt durchführen, eben nicht nach Baden-Württemberg fließen, sondern irgendwo anders hin.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Hauptsache Mittel!)

Genau das ist Konjunkturpolitik, das ist Investitionspolitik.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Das ist FDP-Politik!)

So kommen wir aus der Krise und nicht so, wie sich die Grünen das vorstellen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Wenn wir über Investitionen und über Infrastruktur reden, dann habe ich noch ein gewisses Verständnis dafür, dass Sie,

wie es vor 14 Tagen wieder der Fall war, die Meinung vertreten: Bei der Forderung nach mehr Straßenbaumaßnahmen machen wir nicht mit, weil – ceterum censeo – Straßen keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das kann ein Grüner nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Aber offensichtlich ist es mittlerweile so, dass Sie auch die Schiene nicht mehr mit dem grünen Gewissen vereinbaren können.

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Wir sind für das alternative Schienenprojekt! – Abg. Thomas Blenke CDU: Als nächstes kommt das Fahrrad!)

Jetzt machen wir ein wesentliches Schienenprojekt. Kollege Schmiedel hat Ihnen an einem Beispiel aufgezeigt, wie wir den CO2-Ausstoß dadurch deutlich reduzieren können; aber auch dagegen sind Sie.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Wir wollen halt ein anderes Schienenprojekt, Herr Rülke! – Zuruf des Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE)