Die Frage ist nun, ob wir Punkt 6 der Tagesordnung – Zukunft des Haupt- und Landgestüts Marbach – ebenfalls noch vor ziehen sollen. Ich meine aber, das wäre nicht gut. Die antrag stellende Fraktion sieht das auch so. Es ist ja auch wichtig, dass die jeweiligen Redner anwesend sind.
Ich schlage daher vor, dass wir die Veranstaltung zum Jubilä um des Gestüts Marbach nun von 12:30 Uhr auf 12:15 Uhr vorverlegen.
Zudem habe ich noch eine wichtige Mitteilung: Die Mitglie der des Gremiums nach Artikel 10 GG treffen sich zu Beginn der Mittagspause der Plenarsitzung zu einer Sitzung im Si cherheitsraum. Dieser befindet sich, wie Ihnen allen sicher lich bekannt ist, im Tunnel zum Haus der Abgeordneten.
Um 12:15 Uhr wird also die Veranstaltung anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums des baden-württembergischen Haupt- und Landgestüts Marbach stattfinden. Die Leistungen des Gestüts sollen mit dieser Veranstaltung gewürdigt werden, zugleich soll das lebensgroße Kunstwerk des Marbacher Champions „Lemberger“, das vor Kurzem im Kunstgebäude in den Räum
Wir setzen unsere Sitzung nach der Mittagspause um 13:15 Uhr fort. Ich wünsche Ihnen eine schöne Mittagspause. Schau en Sie sich den „Lemberger“ an. Sie können dazu wahrschein lich auch einen Lemberger trinken.
(Abg. Georg Wacker CDU: Wie soll da die FDP/DVP klatschen? – Minister Rainer Stickelberger: Das zu ständige Regierungsmitglied ist noch nicht da!)
Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Ich spreche jetzt einmal ganz lang sam; denn es könnte ja sein, dass der Innenminister, der noch gar nicht da ist, etwas zu diesem Thema sagen möchte. An sonsten kann natürlich auch der allzuständige Justizminister das erledigen oder gar die Vertreterin des Olymps auf dem Reitzenstein, die gerade eintrifft.
(Minister Rainer Stickelberger: Ich bin zwar sport lich, aber nicht Sportminister! – Minister Reinhold Gall begibt sich zu seinem Platz.)
Wir erleben ja eine sehr euphorische Zeit. Da freut sich jeder mit – ich natürlich auch. Die Fußballweltmeisterschaft war ein fantastischer Erfolg und ein Ereignis mit großer Ausstrah lung, sicher auch mit Ausstrahlung auf den Nachwuchs. Das ist die eine Seite. Daran gibt es gar nichts herumzumäkeln oder mieszumachen.
Aber man kann nicht übersehen, dass wir auf der anderen Sei te des Spektrums ein völlig anderes Phänomen haben, das zu nehmend Sorge macht. Am 11. Mai gab es die Ereignisse beim SV Slaven Möhringen, bei denen ein Schiedsrichter auf dem Feld attackiert wurde. Diese Fälle häufen sich, gerade auch bei uns im Land, wo es auf den Spielfeldern in den niedrigen, nicht professionellen Ligen zu gewalttätigen Auseinanderset zungen kommt.
Das ist in vielerlei Hinsicht bedenklich. Ich glaube, wir soll ten die Gelegenheit ergreifen, die Landesregierung hierzu zu befragen, und zwar – dies sage ich ausdrücklich – in einer
konstruktiven Form: Haben Sie das Problem auf dem Schirm? Wie gehen Sie dagegen vor? Haben Sie schon etwas getan? Werden Sie etwas tun? Es gibt sicherlich noch weitere Fra gen. Denn die Folgen des Geschehens für den Nachwuchs und überhaupt für die Beteiligten in dem – im wahrsten Sinn des Wortes – Spiel können eigentlich nur verhängnisvoll sein.
Deswegen die Frage an die Landesregierung: Haben Sie die ses Problem schon auf dem Schirm, und was wird unternom men?
Werte Frau Präsidentin, wer te Kolleginnen und werte Kollegen! Ich darf mich entschul digen, dass ich ein bisschen später hier eingetroffen bin. Wir hatten eine Sitzung des G-10-Gremiums und müssen für die Sitzungen ja derzeit ziemlich weite Wege zurücklegen.
Herr Professor Goll, Sie haben ein Thema angesprochen, das in der Tat auch uns durchaus Sorge macht. Mit „uns“ meine ich nicht nur diejenigen, die in der Politik Verantwortung tra gen, sondern ich denke, das Thema sollte uns weit über den Themenkreis Politik und über die Verantwortlichkeit der Po litik und der Sicherheitskräfte hinaus beschäftigen. Ich jeden falls habe den Eindruck, das geschieht zwischenzeitlich auch.
Fußball gehört zur Gesellschaft, erfreulicherweise auch in Ba den-Württemberg. Wir haben, was die großen Fußballmann schaften anlangt, einerseits die erfreuliche Entwicklung, dass wir in der kommenden Saison mit noch mehr Mannschaften in den oberen Ligen vertreten sind. Das geht aber einher mit den Problematiken, die uns durchaus bekannt sind. Das be trifft das Umfeld „Gewalt beim Fußball“, insbesondere auf den Anreise- und Abreisewegen – weniger im Stadion, aber das kommt auch nicht von ungefähr. Direkt im Stadion spielt sich Gewalt überwiegend – deshalb bin ich durchaus dankbar für diese Frage und die Feststellung – auf dem Sportplatz ab und nicht überwiegend auf den Rängen. Auf den Rängen fin det Gewalt jedenfalls nicht in dem Maß statt, dass uns dies ernsthaft Sorge machen sollte, einmal abgesehen von dem Ab brennen von Pyrotechnik, was uns nach wie vor tatsächlich beschäftigt.
Aber gerade in unserem Bundesland gibt es inzwischen ein gutes Miteinander zwischen denen, die sicherheitspolitische Verantwortung tragen, den Sicherheitskräften vor Ort, den Ordnungsbehörden, der Polizei und den Verantwortlichen in den Fußballverbänden in Baden und in Württemberg, den Li gaverantwortlichen und auch den Vereinen. Unterschiede gibt es noch, wo es mehr oder weniger gut funktioniert, aber die se bewegen sich im Nuancenbereich. Es funktioniert auch bes ser als in anderen Bundesländern.
Deshalb sind wir, was die Auflagen anlangt, die wir miteinan der vereinbaren – da rede ich jetzt nicht nur von der ersten und der zweiten Bundesliga, sondern das betrifft alle Ligen bis zur vierten Liga –, eigentlich ganz gut unterwegs. Auch die Deut sche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund werden sich zunehmend ihrer Verantwortung bewusst. Sie führen auch entsprechende Fanprävention und Fanprojekte durch. Es gibt
dazu auch Vereinbarungen zwischen den Ländern, den Liga vereinen und dem Deutschen Fußball-Bund. Was die finanzi elle Beteiligung anlangt, funktioniert es.
Was mir aber am Herzen liegt, ist Folgendes: Ich denke, wir sind gut beraten, die ganzen Fanprojekte auch einmal einer Evaluation zu unterziehen: Ist die Wirkung eigentlich so, wie wir sie uns erwarten? Kommen sie dem Auftrag, den wir da mit verbinden, nach? Das muss man sich, denke ich, in abseh barer Zeit sehr sorgfältig anschauen.
Ihr Thema betrifft aber im Wesentlichen die Gewalt auf Fuß ballplätzen. Deshalb habe ich auch von einer Gesamtverant wortung gesprochen. Ich glaube schon, dass sich insbesonde re die Akteure, die als Vorbilder in der Gesellschaft und gera de im Sport taugen sollten, dieser Rolle noch mehr bewusst werden müssen. Es gibt wohl einige, die dieser Vorbildrolle nachkommen. Aber man muss sich die Gesamtentwicklung anschauen.
Die Fußballweltmeisterschaft ist für uns sehr erfolgreich ver laufen. Aber auch dort waren Spielszenen zu erkennen, die nicht als Vorbild taugen, die nicht einmal im Ansatz als Vor bild für die junge Generation taugen. Ich fürchte, das wird ir gendwann auf den Sportplätzen in den Kreisligen, bei den Ju gendmannschaften entsprechend ankommen. Ein Beispiel ha ben Sie genannt.
Da kann die Politik, glaube ich, nicht sehr viel tun. Was wir gemacht haben und auch in der Zukunft machen werden, ist, zu versuchen, diejenigen, die für die Spielbetriebe verantwort lich sind, die Vereine selbst insofern in die Pflicht zu nehmen, als wir ihnen deutlich sagen, wer da nach unserer Auffassung Verantwortung trägt.
Sie haben einen Fall in Stuttgart genannt, bei dem ein Schieds richter regelrecht verprügelt wurde. Dabei hat es sich nicht nur um eine Kurzschlussreaktion gehandelt. Es wurde ja so gar eine entsprechende Freiheitsstrafe mit Bewährung ver hängt.
Was nicht geht, ist – das will ich an dieser Stelle ganz deut lich sagen –, dass die betroffenen Spieler nur mit einer zwei- bis sechsmonatigen Spielsperre bestraft werden. Der Haupt täter hat zwar eine 24-monatige Spielsperre erhalten, aber das reicht nicht, finde ich. Dort muss – das erwarte ich von den Vereinen bzw. den Verantwortlichen – konsequenter agiert werden. Wer einen Schiedsrichter verprügelt, der hat – nach meinem Dafürhalten jedenfalls – auf Sportplätzen nichts mehr verloren, weder nach drei Monaten noch nach sechs Mona ten, noch nach zwölf Monaten. Ein solches Fehlverhalten ist im Sport nicht akzeptabel, gerade angesichts dessen, dass Fair Play im Vordergrund stehen sollte. Das will ich deutlich zum Ausdruck bringen.
Die Fußballverbände in Baden und in Württemberg sind da, denke ich, ein gutes Stück weiter, als dies vor Jahren der Fall gewesen ist. Beispielsweise haben sie die Platzordnungen, die Platzaufsichtsregelungen in der Spielordnung entsprechend verändert, und zwar in dem Sinn, dass beispielsweise auch die Ligavereine bis zu den Mannschaften in der Kreisliga B sicht
Ob dies schon vollumfänglich Wirkung entfaltet hat, kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben die entsprechenden Informa tionen nicht. Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass der Sport selbst Interesse daran hat, das Seinige dazu beizutragen.
Jetzt nenne ich noch einen Themenbereich, den ich für wich tig halte und der über den Bereich meines Ressorts weit hin ausgeht. Dabei geht es um die Frage: Wer begleitet eigentlich die Kinder und die Jugendlichen nicht nur in ihrer sportlichen Entwicklung, beispielsweise wenn sie sich im Fußball von der F-Jugend bis zur A-Jugend oder zu den aktiven Mannschaf ten weiterentwickeln? Ich finde schon, es muss noch mehr Au genmerk darauf gelegt werden, dass dies nicht nur sportlich befähigte Menschen mit Trainerscheinen und allem, was man so braucht, sowie mit Herzblut und Begeisterung sind. Viel mehr muss, finde ich, die klassische Jugendarbeit in diesem Bereich noch viel mehr Einzug halten.
Deshalb ist es erforderlich, dass wir in diesem Bereich dieje nigen, die sich der Verantwortung stellen, mit jungen Men schen zusammenzuarbeiten, entsprechend befähigen. Dabei geht es nicht nur um die Qualifikationen, die man als Trainer und Betreuer braucht, sondern auch um die Qualifikationen, die erforderlich sind, um Menschen zu führen, sie auf dem Weg ins Erwachsenenalter zu begleiten. Diese Personen brau chen Fortbildungsmöglichkeiten und -einrichtungen. Deshalb diskutieren wir auch in diesem Bereich darüber, was man sei tens des Gesetzgebers noch tun kann, um die Rahmenbedin gungen zu schaffen, damit Fortbildung ermöglicht werden kann.
Vielen Dank. – Sie haben uns mit vielem, was Sie jetzt angesprochen haben, eigentlich schon aus dem Herzen gesprochen. Das sind die Themen, die uns bewegen.
Ich habe eine Frage. Der Bremer Senat plant, in diesem Jahr die Deutsche Fußball Liga stärker an den Kosten für Polizei einsätze bei Fußballspielen zu beteiligen. Wir sind der Mei nung, dass dies erstens verfassungsrechtlich etwas schwierig wäre und es zweitens die Aufgabe des Staates ist, bei solchen Veranstaltungen für die Sicherheit zu sorgen. Gibt es von Ih rer Seite Planungen in dieselbe Richtung?
Zu dem zweiten Thema, das Sie auch schon angesprochen ha ben: Die Gewalt in Fußballstadien ist nicht zwingend ein The ma der Bundesligavereine, sondern betrifft die Regionalliga und die Ligen darunter.