Ich bitte Sie, eines zur Kenntnis zu nehmen: Sie tun so, als ob Sie sehr viel mit den Realschulen sprächen. Sie wissen ganz genau, dass Ihnen die AG der Realschulrektoren ein Konzept vorgelegt hat, das sehr nah an dem war, was die CDU-Frakti on bereits im letzten Jahr verkündet hat.
Sie nehmen nicht zur Kenntnis, dass eine Reihe von Real schulrektoren aus dem Schulamtsbezirk Lörrach ihren Protest bereits in einem Brief Ihnen gegenüber kundgetan hat, indem sie sagen: Wir brauchen zusätzliche Differenzierungsmaßnah men, damit wir später keine Welle von Abschulungen bekom men.
Hinzu kam ein Schreiben aus dem Schulamtsbezirk Freiburg, insgesamt 50 Rektoren von Realschulen, Herr Minister. Sie kennen den Brief. Dazu haben Sie nichts gesagt.
Offensichtlich gibt es auch einen zunehmenden Unmut sei tens der Elternschaft aus dem Schulamtsbezirk Nürtingen. Die gesamte Elternschaft hat genau das in einem Brief Ihnen ge genüber zum Ausdruck gebracht.
Aufgrund Ihres überhasteten Ausstiegs aus der verbindlichen Grundschulempfehlung – darauf komme ich gleich noch ein
mal zu sprechen – haben Sie die Schulen vor Probleme ge stellt. Aufgrund des Anstiegs der Sitzenbleiberzahlen und der übrigen Herausforderungen sehen Sie: Allmählich macht sich das Chaos Ihrer Bildungspolitik an allen weiterführenden Schularten deutlich bemerkbar.
Ich habe gesagt: Sie haben die verbindliche Grundschulemp fehlung überhastet abgeschafft. Damals haben Sie, Ihre Amts vorgängerin und die Redner der Regierungsfraktionen gesagt: „Die Eltern gehen verantwortungsvoll mit dieser Entschei dung um.“ Ja, wir wollen, dass die Eltern verantwortungsvoll mit ihrer Entscheidung umgehen. Wir haben auch gesagt: Es reicht aber nicht – vor dem Hintergrund, dass die Eltern allein vor der Entscheidung stehen –, dass die entsprechenden Ge spräche an den Informationsabenden ein halbes Jahr vor dem Übergang auf die weiterführende Schule geführt werden. Na türlich werden sie seit vielen Jahren geführt, aber das reicht nicht.
Als wir gesagt haben, dass wir ein verbindliches Beratungs konzept ab Klasse 1 brauchen, haben Sie uns ausgelacht und gesagt: „Das machen wir alles schon.“ Jetzt erkennen Sie all mählich: Das Kind fällt in den Brunnen. Jetzt stellen Sie zum ersten Mal einen Prüfauftrag, über den Sie das bestehende Be ratungsangebot weiterentwickeln wollen. Das ist zumindest ein Minischritt in die richtige Richtung. Denken Sie darüber nach, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.
Herr Minister, eines muss erwartet werden: In persönlichen Gesprächen sind Sie oft entgegenkommend – ich möchte jetzt nicht aus persönlichen Gesprächen mit Kollegen im Bildungs ausschuss zitieren –, aber Sie sagen, das Ergebnis der Grund schulempfehlung könne den weiterführenden Schulen deswe gen nicht bekannt gegeben werden, weil der Datenschutz da gegenspreche. Ich habe den Eindruck, dass es sich hier schlicht und einfach um eine Schutzbehauptung handelt.
Herr Minister, sagen Sie doch einfach, was Sie wollen. Sagen Sie doch, dass Sie mit dem Datenschutzbeauftragten darüber sprechen wollen, dass diese Regelung Unsinn beinhaltet.
Ich sage Ihnen eines: Natürlich ist die Eingangsdiagnose wich tig. Natürlich sind Informationsgespräche mit den Eltern von Anfang an wichtig. Aber warum beziehen Sie nicht die Ent scheidungs- und Beratungskompetenz der Grundschulpäda gogen ein, die das Dokument der Grundschulempfehlung zum Ausdruck bringt? Aus beidem wird ein Schuh. Nichts gegen die Eingangsdiagnose. Die unterstützen wir natürlich. Aber die ergänzende Grundschulempfehlung ergibt ein geschlosse nes Bild über den pädagogischen Handlungsbedarf bei einem Schüler. Dagegen wehren Sie sich aus ideologischen Grün den. Das ist schlicht und einfach nicht nachvollziehbar.
Wenn Sie, Herr Minister, nichts tun, werden Sie in den nächs ten Monaten gerade aus den Realschulen, aber auch aus den Gymnasien in zunehmendem Maß massive Problemanzeigen erhalten.
Der Hintergrund ist – meine letzte Bemerkung zu diesem The ma –: Bereits jetzt gehen die Pädagogen sehr verantwortungs bewusst mit dem Ganzen um, da es in der fünften Klasse schon viele Schulwechsler gibt. Um ein Sitzenbleiben zu ver hindern, wechseln diese Schüler rechtzeitig die Schulart.
Daten hierüber liegen Ihnen nicht vor. Diese wollen Sie auch nicht erheben. Wenn man diese hinzuzieht, muss man einfach sagen: Alarmstufe Rot, was dieses Thema betrifft. Wenn Sie eine individuelle, passgenaue Förderung vornehmen wollen, müssen Sie die richtigen Entscheidungen in die Wege leiten. Das tun Sie bisher leider nicht.
Zu den von Ihnen zitierten Deputatszahlen würde ich einfach einmal sagen: Gehen Sie geistig noch einmal in sich – Sie wa ren nämlich körperlich anwesend –,
Sie steht in einem Zeitungsbericht, und zwar als Ergebnis ei ner Pressekonferenz. Ich weiß sehr gut, was ich gesagt habe. Ich habe auch bei der Sitzung der AG der Realschulrektoren Folgendes gesagt:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie die Antwort wissen wollen, dann lassen Sie den Minister die Sache doch einfach einmal aufklären.
Es muss ein erster spürbarer Schritt sein. Ich habe außerdem ge sagt, ich könne mir in einem ersten Schritt eine Aufstockung von 2,2 auf sechs Poolstunden vorstellen.
Ich komme auf Ihre Aussagen zurück. Wir haben auch Zah len über die Nichtversetztenquoten an Realschulen, z. B. im Jahr 2009. Dieses Jahr lag unstreitig in dem Zeitraum, in dem Sie die Verantwortung trugen. Damals hatte die Realschule null Poolstunden.
Jetzt darf ich Ihnen einfach einmal sagen, dass sich damals die Nichtversetztenquote beim Übergang in Klasse 8
auf 4,6 % und in Klasse 9 auf 6,6 % belief. Wo waren denn die Poolstunden, wo war denn die Unterstützung der CDU für die Realschulen?
Deswegen, meine Kolleginnen und Kollegen, glaube ich, soll te Ihr Glorienschein, den Sie sich selbst aufzusetzen versu chen, schnellstens wieder in der Schublade verschwinden.
Wir müssen erreichen, dass die Schulen auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler reagieren können. Wenn die Schulen selbst den Bedarf formulieren, diesen Schülern ein gesondertes Angebot zu machen, dann reagieren wir hierauf.
Wenn die KHV entschieden hat – – Das war wohl das, was Sie gelesen haben – nicht in der „Schwäbischen Zeitung“, son dern in der „Südwest Presse“. Das war das, was offensicht lich irgendwie kolportiert wurde. Ich kann Ihnen bestätigen, dass von der KHV bereits für das kommende Schuljahr be schlossen wurde – denn das ist für den Organisationserlass für das kommende Schuljahr wichtig –, dass die Poolstunden an Realschulen von 2,2 auf sechs erhöht werden. Das ist eine Stärkung der Realschulen im Land Baden-Württemberg von exorbitanter Wirkung. Wenn Sie Realschulen besuchen, wer den Ihnen dort alle sagen, dass sie diese Ressourcen dringend brauchen, um die Schülerinnen und Schüler angemessen zu fördern.