Protokoll der Sitzung vom 04.02.2015

auf meinem Tisch liegen lassen,

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

in dem auf einen Vorgang hingewiesen wird, den ich noch nie erlebt habe.

(Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Es geht um einen Verein, in dessen Vereinsheim im Ort in den vergangenen Jahren ständig eingebrochen wurde. Da kam die Polizei und hat den Vorgang aufgenommen. Es wurden Täter ermittelt. Man wusste genau, im nächsten Jahr wird nach dem Vereinsfest wieder eingebrochen, weil die Täter denken, dass dann etwas in der Kasse ist. Stimmt! Es wurde wieder einge brochen. Es wurden 230 € an Bargeld gestohlen; am Fenster und an der Tür entstand ein Schaden von rund 150, 180 €. Wen interessiert es? Interessiert es die Polizei, interessiert es die Justiz?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Natürlich!)

Nein. Man hat die Täter festgenommen; sie haben eine Be währungsstrafe bekommen. Und plötzlich bekam letztes Jahr der Vereinsvorsitzende ein Schreiben von der Firma NEU START, in dem es hieß: „Wir haben mit unserem Klienten ge sprochen. Er ist geständig. Sind Sie damit einverstanden, dass er den Schaden von 390 € begleicht? Bitte geben Sie die Kon tonummer bekannt.“ Die haben erst gemeint, jemand macht einen Witz.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Warum?)

Sie kannten NEUSTART nicht. Sie haben das Geld bekom men.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Ja, das ist normal!)

Der Verein existiert schon seit 60 Jahren. Zum ersten Mal wur de von der Firma NEUSTART beim Vorsitzenden angerufen und ihm gesagt:

(Abg. Sascha Binder SPD: Das ist ein Täter-Opfer- Ausgleich! Herzlich willkommen in der Realität!)

„Geben Sie Ihre Kontonummer bekannt. Wir überweisen Ih nen das Geld.“

(Abg. Sascha Binder SPD: Das ist ein Täter-Opfer- Ausgleich!)

Ich muss Ihnen sagen: Es war erfolgreich. – Was motzen Sie jetzt dazwischen?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das war doch die Be währungsauflage, dass er den Schaden wiedergutma chen will!)

Haben Sie eigentlich meine Ausführungen nicht verstanden?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Doch! Das war doch die Auflage!)

Herr Drexler, als früherer Oberamtsanwalt sollten Sie das wis sen. Es hat vorher noch niemanden interessiert, ob die Täter die 300 € zahlen. Sie hatten es bei staatlicher Bewährungshil fe noch nie erfahren. Jetzt haben sie es erfahren.

(Abg. Sascha Binder SPD: Was? Das ist doch Quatsch!)

Langer Rede kurzer Sinn: Ich sage Ihnen ehrlich, ich bin ge spannt auf Ihre Ausführungen dazu, wie Sie an die Ehrenamt lichen herangehen und das Ganze streitig machen wollen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das sind die Bewäh rungsauflagen!)

Allein schon Ihr Vorsatz, das alles wieder zurückzuführen,

(Abg. Sascha Binder SPD: Vorsatz?)

hat einen Riesenschaden verursacht; das sage ich Ihnen ernst haft.

(Abg. Sascha Binder SPD: Wenn man diesem Ver einsvorsitzenden Glauben schenken mag, nicht!)

Das schadet tatsächlich dieser Arbeit.

Wenn Sie nachher auf die Rechtsprechung des Bundesverwal tungsgerichts abheben wollen, wie Sie schon andeuten, dann muss ich Ihnen sagen: Zwei kleine Landesgesetze geändert,

(Lachen des Abg. Sascha Binder SPD)

und wir kommen den Anforderungen des Bundesverwaltungs gerichts nach.

(Abg. Sascha Binder SPD: Ihr habt es doch falsch ge macht!)

Bei dem Kollegen Binder entbindet sich allmählich der Bin der.

(Lachen des Abg. Sascha Binder SPD)

Ich höre mir Ihre Rede gern an.

(Abg. Sascha Binder SPD: Hoffentlich! Da können Sie noch was lernen!)

Aber ich sage Ihnen gleich: Sie sind auf dem Holzweg. Kom men Sie davon herunter. Schaden Sie sich und der SPD im Land nicht. Haben Sie einen guten Willen, und ändern Sie die betreffenden Landesgesetze entsprechend den Anforderungen des Bundesverwaltungsgerichts.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Warum denn?)

Dann haben wir allen einen guten Dienst getan.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU sowie des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP)

Das Wort für die Fraktion GRÜ NE erteile ich dem Kollegen Filius.

(Zurufe der Abg. Wolfgang Drexler SPD und Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Her ren! Nach diesen beiden Beiträgen muss man einfach doch einmal ins Zentrum stellen, dass wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bewährungshilfe in Baden-Württemberg für die geleistete Arbeit danken. Ich hoffe, dass wir uns darin ei nig sind.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Die Gewaltkriminalität ist tatsächlich zurückgegangen. Ba den-Württemberg ist sicherer geworden. Daran haben auch diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen erheblichen An teil. Dafür noch einmal herzlichen Dank.

Die Arbeit der Bewährungshilfe in unserem Bundesland hat – das wird überhaupt nicht bestritten – erstmalig eine durch gängige signifikante organisatorische Struktur bekommen. Es ist eine Verbesserung eingetreten. Selbstverständlich, Herr Goll, wollen wir nicht zu der vorherigen Struktur zurück. Das sagt kein Mensch aus den beiden Regierungsfraktionen.

Die Sicherheit der Bürger, die Resozialisierung der Menschen, das alles sind unverzichtbare Zielsetzungen, die die Unterstüt zung des ganzen Hauses verdienen und für den Rechtsstaat unverzichtbar sind.

Die zentrale Koordinierung, wie sie vorliegt, mit Geschäfts- und Außenstellen ist ein Quantensprung – keine Frage –, weil es vorher – das wurde bereits angesprochen – Solitäre waren, die beim Landgericht angesiedelt, aber nicht in eine entspre chende Organisationsstruktur mit klaren Zuständigkeiten ein geordnet waren.

Auch die Zahl der Bewährungswiderrufe – das wurde vorhin auch erwähnt – ist rückläufig gewesen. Während es im Bund zu 10 % mehr Bewährungswiderrufen gekommen ist, ist de ren Zahl in Baden-Württemberg zurückgegangen. Das ist si cherlich ein Verdienst der engagierten Arbeit der Mitarbeite

rinnen und Mitarbeiter – ob Beamte oder Angestellte – in der Bewährungshilfe.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und des Abg. Rainer Hinderer SPD)