Protokoll der Sitzung vom 05.02.2015

und den Sonne-Mond-und-Sterne-Umzügen auf sich hat. Ich finde, das ist eine Art von Zwischenton,

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Ängste schüren ist das!)

der Ängste schürt, der anschließend aber auch nicht demen tiert wird.

Wir haben uns sehr intensiv um diese Fragen gekümmert

(Abg. Dieter Hillebrand CDU: Und? – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Hört, hört!)

und haben festgestellt: Es gibt keine Abschaffung eines Weih nachtsmarkts

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

und keine Umbenennung in einen Wintermarkt. Erst recht gibt es keine Umbenennung eines Martinsumzugs in einen wie auch immer gearteten Sonne-Mond-und-Sterne-Umzug.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU)

Was es allerdings gibt, ist, dass solche Zitate eines führenden Politikers zur Verunsicherung bei den Bürgerinnen und Bür gern führen.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Martin Rivoir SPD: Beim CDU-Neujahrsempfang in Ulm! Volle Kanne! – Zurufe von der CDU)

Ich finde, das sollte unterlassen werden.

Herr Rülke, Sie haben sicher recht: Wir sind gemeinsam dank bar und arbeiten dafür, dass die gruseligen Stimmen, die sich erheben, außerhalb des Parlaments bleiben. Aber Sie sollten vielleicht auch einmal zur Kenntnis nehmen, dass sich die AfD in Baden-Württemberg mit Ihrem FDP-Potenzial an Wähle rinnen und Wählern durchaus anschickt, in den Landtag ein zuziehen.

(Zuruf des Abg. Dieter Hillebrand CDU)

Das Beispiel der letzten Wochen, das in Ihrer Fraktion des Stuttgarter Gemeinderats gegeben wurde, sollte Ihnen da zu denken geben.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau!)

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Das Wort für die SPD-Fraktion erteile ich Herrn Fraktionsvorsitzenden Schmiedel.

Herr Präsident, liebe Kollegin nen und Kollegen! Wenn ein amtierender Bundespräsident im Jahr 2010 sagt: „Der Islam gehört zu Deutschland“, dann si cher nicht deshalb, weil er irgendeine Diskussion auf einen Satz verkürzen wollte,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es! – Abg. Mat thias Pröfrock CDU: Er hat ja auch mehrere Sätze ge sagt!)

sondern weil dahinter eine Botschaft steckt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Genau!)

Und wenn die Bundeskanzlerin 2015, sich auf diesen Satz be rufend, sagt, sie sehe dies genauso, dann steckt auch dahinter eine Botschaft,

(Abg. Dr. Bernhard Lasotta CDU: Dieser Satz wird immer verkürzt zitiert!)

nämlich die, dass wir ein Zusammenleben wollen, das nie manden ausgrenzt.

Jetzt haben wir nicht in ganz Deutschland so gute Umstände wie in Stuttgart und im Land Baden-Württemberg, wo es ein durchgehend friedliches Miteinander gibt. Aber deshalb ist es doch umso verwunderlicher, dass sich gerade führende Re präsentanten der CDU aus Baden-Württemberg so schwertun, diesen Satz auch zu unterstreichen. Was steckt denn da dahin ter?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau!)

Will man sich jetzt zu dieser Botschaft bekennen oder nicht? Da kommt es natürlich schon auf die Zwischentöne an.

Ich will noch einmal auf das eingehen, was Sie in Ulm gesagt haben. Da haben Sie ähnlich wie vorhin gesagt, Moslems sei en willkommen, wir brauchten sie, sie seien bereichernd usw. Dann haben Sie aber angefügt: „Aber wenn aus einem Weih nachtsmarkt ein Wintermarkt gemacht wird und aus einem Martinsumzug ein Sonne-Mond-und-Sterne-Umzug, dann ist das zu viel der Toleranz. Das mache ich nicht mit.“

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig! – Minis ter Franz Untersteller: Wo war das der Fall?)

Dann gab es donnernden Applaus.

Soll ich Ihnen einmal sagen, was DIE WELT daraus gemacht hat? Das ist ja eine seriöse Zeitung, das ist nicht das Magazin „vorwärts“.

(Lachen und Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Thomas Blenke CDU: Das hat gesessen! – Abg. Klaus Herrmann CDU: Der erste richtige Satz in der Rede!)

Passen Sie auf, dass Sie nicht an der falschen Stelle klat schen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD zur CDU: Falsch ge klatscht habt ihr jetzt!)

Das war jetzt auch ein bisschen verkürzt.

(Lachen bei der CDU und der FDP/DVP)

Das Magazin „vorwärts“ hätte das natürlich nicht so betitelt wie DIE WELT. DIE WELT hat daraus Folgendes gemacht – ich sage ausdrücklich: ich teile diese Bewertung nicht, aber das zeigt, wie schwierig es ist, wenn man

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Solche Sprüche macht!)

sich in den Zwischentönen vertut, die Unterstellungen bein halten; es zeigt, wie interpretierbar das ist; ich mache mir das nicht zu eigen,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Nein!)

aber es steht halt so in der WELT –:

Guido Wolf wettert gegen den Islam. Das kommt – gut – an.

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Genau! Das ist der Punkt! – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Unschulds miene! – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Winfried Mack: Was ist jetzt der Unterschied von der WELT zu „vorwärts“?)

Etwas Ähnliches haben Sie jetzt wieder gesagt: „Nicht jeder, der sich mit gewaltbereitem Islamismus kritisch auseinander setzt, darf in die rechte Ecke gestellt werden.“ Ja wer macht denn das?

(Abg. Guido Wolf CDU: Das ist eine Falschmeldung! – Zuruf des Abg. Thaddäus Kunzmann CDU)

Sie unterstellen jetzt, dass jemand, der sich mit dem gewalt bereiten Islamismus kritisch auseinandersetzt, in die rechte Ecke gestellt wird. Was ist denn das für ein Blödsinn? Das un terstellt doch, dass wir jetzt in einem Zustand wären, bei dem man aus irgendwelchen Gründen nichts mehr sagen dürfte, wenn im Namen des Islam Macht ausgeübt wird, wenn Ein fluss gewonnen werden soll, wenn es um materielle Güter geht, um Rohstoffe und um Landstriche, die man erobern will. Das sind versteckte Unterstellungen,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Die es nicht gibt!)

die die Befürchtungen, die, wie wir aus den Umfragen wis sen, bei den Menschen vorhanden sind, eher anheizen als ab bauen. Das ist doch der Punkt.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Dr. Bernhard Lasotta CDU)