Protokoll der Sitzung vom 29.04.2015

Wissen Sie, Herr Wolf: Mein Job ist es nicht, Ihre innerpar teilichen Beziehungen zu kitten. Diese ganze Debatte wäre viel einfacher gewesen, wenn Sie auch nur einmal im Vorfeld mit Herrn Schäuble ernsthaft darüber gesprochen hätten, wel chen Vorschlag er bringt, genauso wie es insgesamt Ihr Job in der Opposition wäre, mehr dafür zu sein, als einfach nur zu sagen, wogegen man ist. Ich glaube, meine sehr verehrten Da men und Herren, mit diesem Nachtrag halten wir ganz klar unseren haushaltspolitischen Kurs.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das stimmt! Das Schuldenmachen geht weiter! – Abg. Dr. Hans-Ul rich Rülke FDP/DVP: Das stimmt! Das müssen wir einräumen!)

Wir sorgen vor und investieren in die Zukunft unseres Lan des, in das Fundament unseres starken Standorts. Deshalb stär ken wir, wie in der Vergangenheit auch, vor allem die Bildung. Wir machen den Weg frei für eine erfolgreiche Inklusion mit

jeweils 200 zusätzlichen Lehrerstellen für ein noch besseres Betreuungsverhältnis.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie ruinieren die Realschulen!)

Wir verbessern die Unterrichtsversorgung und stärken die Re alschulen. Wir stellen sicher, dass unsere Hochschulen auch in Zukunft spitze bleiben. Es ist ja bezeichnend, dass Sie zur zweiten Lesung des Hochschulfinanzierungsvertrags-Begleit gesetzes auf eine Debatte verzichten.

(Abg. Martin Rivoir SPD: Genau!)

So schlecht kann es ja nicht sein mit dem Hochschulfinanzie rungsvertrag, wenn Sie nicht einmal zur zweiten Lesung eine Aussprache beantragen.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Über die Tagesord nung informieren! – Weitere Zurufe von der CDU)

Es ist ja ein Offenbarungseid, wenn Sie das Kernstück hoch schulpolitischer Maßnahmen,

(Zuruf des Abg. Winfried Mack CDU – Unruhe bei der CDU)

die größte hochschulpolitische Maßnahme in der zweiten Le sung einfach so durchwinken.

(Abg. Winfried Mack CDU: Jetzt ist es aber gut!)

Das zeigt doch: Sie haben nicht nur finanzpolitisch, sondern auch bildungspolitisch inhaltlich überhaupt nichts zu bieten in diesem Landtag von Baden-Württemberg.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zurufe der Abg. Karl-Wilhelm Röhm und Guido Wolf CDU)

Die Bereitstellung von 444 Millionen € mehr für die Grund finanzierung verdient auch die einstimmige Zustimmung des Landtags von Baden-Württemberg. Da sind wir uns sicher ei nig, meine Damen und Herren.

(Zurufe von der CDU)

Neue Stellen und jährlich 100 Millionen € Sondermittel für den Hochschulbau, das verdient die einstimmige Zustimmung des Landtags von Baden-Württemberg, und deshalb müssen wir darüber nicht weiter diskutieren. Das ist richtig.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Habe ich nichts da gegen!)

Deshalb freue ich mich, dass wir in Baden-Württemberg als dem bundesweit ersten Land die Weichen für Forschung, für die Hochschulen im Land gestellt haben und sie in bundes weit einmaliger Weise stärken.

Wir sorgen mit der Förderung von acht Lernfabriken für In dustrie 4.0 für eine smarte Aus- und Weiterbildung sowie für beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung.

Außerdem – das ist numerisch der größte Anteil des Nach tragshaushalts – werden wir unserer Verantwortung gegen über denen gerecht, die bei uns Schutz und Zuflucht suchen.

Deshalb brauchen wir eine bessere Ausstattung der Landes erstaufnahmestellen sowie eine bessere Betreuung und schlan kere Verfahren. Vor allem brauchen wir auch handlungsfähi ge Kommunen, die uns dabei unterstützen.

All dies stellen wir mit diesem Nachtragshaushalt sicher.

Es freut mich auch, dass es im Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft auf Antrag von Grünen und SPD gelungen ist, ei ne Ermächtigung zur Umsetzung des geplanten Investitions programms des Bundes für finanzschwache Kommunen in den Haushalt einzufügen. Damit stellen wir schon jetzt sicher, dass die Mittel des Bundes, sobald das Gesetzgebungsverfahren im Bund abgeschlossen ist, an die Kommunen in Baden-Würt temberg schnell weitergeleitet werden können. Auch dies be weist einmal mehr: Wir handeln vorausschauend und pragma tisch.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Wir werden in diesem Nachtragshaushalt auch 226 Stellen bei der Polizei verstetigen und damit Prävention und Aufklärung im Bereich der Wohnungseinbrüche vorantreiben.

(Abg. Thomas Blenke CDU: Im Dezember haben Sie es noch abgelehnt!)

Denn wir wollen, dass sich die Menschen bei uns in BadenWürttemberg sicher fühlen – besonders in den eigenen vier Wänden.

(Abg. Klaus Herrmann CDU: Endlich folgen Sie un serem Vorschlag!)

Das Interessante ist: Herr Wolf hat noch gesagt, ihm würde das nicht reichen, was bei der inneren Sicherheit geschieht. Aber es gab keinen entsprechenden Antrag im Ausschuss, und es gibt auch heute keinen Antrag zu diesem Thema.

(Unruhe bei der CDU)

Wer schnell noch mehr Stellen fordert, macht es sich zu ein fach.

(Abg. Guido Wolf CDU: Wer lesen kann, ist im Vor teil! – Abg. Winfried Mack CDU: Lesen Sie mal die Anträge! – Weitere Zurufe von der CDU)

Einfach mehr Stellen zu fordern, das geht doch nicht; Herr Wolf, das wissen Sie ganz genau.

(Abg. Guido Wolf CDU: Wer lesen kann, ist im Vor teil!)

Wo sind denn arbeitslose Polizistinnen und Polizisten, mit de nen man neue Stellen einfach besetzen könnte? Das, was Sie vertreten, ist doch völliges Wunschdenken. Wir verstetigen das, was da ist. Aber man kann doch nicht einfach so tun, als würden arbeitslose Polizistinnen und Polizisten auf der Stra ße stehen, die, wenn man einfach ein paar Stellen schaffen würde, sofort eingesetzt werden könnten.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Die muss man ausbil den! – Unruhe bei der CDU)

Zu einer seriösen Haushaltspolitik gehört eben auch, keine Nebelkerzen zu werfen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Peter Hauk CDU: Die gibt es doch schon!)

Meine Damen und Herren, es bleibt bei dem, was ich schon zur Einbringung dieses Nachtrags gesagt habe: Dieser Nach trag steht für mehr Chancen, mehr Bildung und mehr Lebens qualität. Wir übernehmen Verantwortung für all jene, die bei uns Zuflucht und Schutz suchen, und wir sorgen damit auch in Zukunft für einen starken Standort.

Deshalb bitte ich um Zustimmung auch in der abschließenden Beratung hier im Landtag.

(Anhaltender Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Klaus Herrmann CDU: Der Beifall steht in um gekehrtem Verhältnis zur Substanz der Rede! – Un ruhe bei den Grünen und der SPD)

Für die CDU-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Abg. Mack. – Herr Mack, Sie ha ben noch 17 Sekunden Redezeit.

Herr Finanzminister, Sie tun mir leid. Sie haben das mit der Erbschaftsteuer ehrlich gemeint. Sie sind jetzt von Ihrer eigenen Regierungskoalition einge sammelt worden und stehen da wie ein begossener Pudel.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Zuruf von der CDU: Bravo!)

Zur Beamtenversorgung kann man nur sagen: Wir sind erst seit 2006 überhaupt dafür zuständig, Frau Aras. Seitdem ist die Anpassung nur einmal verschoben worden, nämlich in der Weltwirtschaftskrise, und das im Einvernehmen mit dem Be amtenbund. Das unterscheidet uns von Ihnen.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Drittens: Sie, Frau Aras, haben Erwin Teufel angesprochen.

(Zurufe von den Grünen und der SPD)

Erwin Teufel hatte Jahr für Jahr netto weniger Einnahmen zur Verfügung. Er hat den Haushalt damals um durchschnittlich 1,5 % erhöht. Sie haben ihn in den vergangenen Jahren um durchschnittlich 5 % aufgebläht und neue Schulden gemacht.