Herr Kollege Zimmermann, Sie haben nicht das Wort. – Herr Minister, Sie wollten noch Fragen zulassen, und zwar der Kol legin Kurtz und des Kollegen Dr. Kern.
Herr Minister, Sie haben eben die Überlegungen aus diesem Papier mit Qualität gerechtfertigt. Sie haben gesagt, der Unterricht müsse pädagogisch, didak tisch, inhaltlich besser werden. Unsere Sorge ist aber, dass die Qualität nur ein vorgeschobenes Argument ist und dass es Ih nen in Wirklichkeit um die Quantität geht.
Wenn ich Ihren Koalitionsvertrag richtig im Kopf habe, steht darin, Sie wollen 50 % eines Jahrgangs zu einer akademischen Ausbildung bringen. Wir stellen schon diese Zahl infrage und die Wirtschaft derzeit offensichtlich auch.
Wenn Sie bitte zuhören wollen. Ich setze zur Frage an. – Ich wüsste gern, welche Berechnungen es in Ihrer Regierung gibt – –
Es würde mich interessieren, wel che Zahlenberechnungen in der Regierung angestellt werden. Wie viele Abiturienten brauchen Sie in einem Jahrgang, wenn Sie eine Akademisierungsquote von 50 % erreichen wollen, wie es im Koalitionsvertrag vereinbart wurde?
Ist es gerechtfertigt, das Papier „Gymnasium 2020“ im Zu sammenhang mit diesen Quantitätszielen zu betrachten?
Wir sollten einfach alle einmal versuchen, mit unseren vorge fassten Theorien – ich sage mal: Verschwörungstheorien – aufzuhören. Ich nenne Ihnen jetzt einfach Zahlen, an denen Sie erkennen können, dass Ihre Fragestellung eigentlich gar nicht nachvollziehbar ist. Heute erwerben an unseren Schu len in Baden-Württemberg pro Jahrgang ca. 56 bis 57 % der Schülerinnen und Schüler eine Hochschulzugangsberechti gung. Das heißt, sie erwerben entweder auf dem allgemein bildenden Gymnasium, auf dem beruflichen Gymnasium oder auf anderen Wegen die Möglichkeit zum Hochschulzugang. Daran können Sie erkennen, dass eine Quote von 50 %
Jetzt kommt der zweite Punkt, meine sehr geehrten Damen und Herren, den Sie ja hier ins Verhältnis setzen: Nein, wir haben keine planwirtschaftlichen Ansätze – „Wie viel Prozent brauchen Sie, um...“ –,
sondern wir haben die Freiheit gegeben, dass die Menschen entscheiden können, welchen Bildungsweg sie in Richtung welchen Bildungsabschlusses gehen.
Deswegen hat dieses Papier überhaupt nichts mit einer Steu erung von Schülerströmen zu tun, sondern mit einer Verbes serung der Qualität an den Schulen in Baden-Württemberg.
Herr Minister, wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie gesagt, Sie möchten den Gymnasien zukünftig keine Pädagogik vorschreiben, Sie wol len dort Freiheit respektieren und zulassen.
Warum knüpfen Sie die zusätzlichen Ressourcen an die Real schulen an pädagogische Vorgaben, daran, dass es dort eine Orientierungsstufe gibt, in der man nicht mehr sitzenbleiben kann, dass es nach der Orientierungsstufe keine leistungsho mogenen Gruppen geben darf?
Im Gemeinschaftsschulgesetz haben Sie auch die Pädagogik ganz klar vorgeschrieben. Warum wollen Sie dem Gymnasi um etwas an Freiheit zubilligen, das Sie den anderen Schulen nicht zubilligen?
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Martin Ri voir SPD: Genau! Wir auch nicht! – Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU)
(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Den Ein druck haben wir auch! – Abg. Volker Schebesta CDU: Rhythmisierung!)
Wenn Sie jetzt noch über die Schulbauförderrichtlinien spre chen wollen, können wir auch das gern tun. Aber die Frage „Welche pädagogischen Konzepte werden vor Ort umgesetzt?“ wird auch ein Stück weit von den Ressourcen, die an der Schule zur Verfügung stehen, bestimmt.