Protokoll der Sitzung vom 07.05.2015

Wir wollen nicht, dass beim Thema „Zweite Fremdsprache“ eine Veränderung in dem Sinn eintreten soll, dass in Zukunft erst in der Oberstufe des allgemeinbildenden Gymnasiums mit der zweiten Fremdsprache begonnen werden soll.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sehr gut!)

Das wollen wir nicht, meine Damen und Herren.

Wir wollen gern – auch mit Ihnen gemeinsam und konstruk tiv – über den besten Weg streiten. Dazu müssten wir aller dings einmal wissen, was Sie eigentlich wollen. Das wissen wir nicht.

(Zuruf des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP)

Weil Kollege Kern gerade noch erzählt hat, die Menschen hät ten die Nase voll von Veränderungen und Sie stünden für Ver lässlichkeit und Stabilität, lese ich Ihnen einmal aus einer

Pressemitteilung der Jungen Liberalen Baden-Württemberg vom 29. April 2015 vor:

Hierzu fordern wir die Einführung eines Bildungsgut scheinsystems. Dabei wird das Geld nicht auf die Schu len, sondern an die Schülerinnen und Schüler in Form ei nes Bildungsgutscheins verteilt.

Da frage ich einmal die FDP/DVP: Schließen Sie sich dieser Position an? Wenn ja, bleibt nämlich in der baden-württem bergischen Schullandschaft kein Stein mehr auf dem anderen. Da wünsche ich dann viel Vergnügen. Mit Verlässlichkeit und Stabilität hat das nichts zu tun.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zuruf des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP)

Für die SPD-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Kollegen Schmiedel.

Herr Präsident, liebe Kollegin nen und Kollegen! Es ist gut, dass wir diese Debatte heute hier geführt haben;

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

denn die zweite Runde hat gezeigt: Von dem, was Sie im Vor feld dieser Debatte geäußert haben – das Papier atme den Geist der Einheitsschule,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Ganz ge nau!)

„Gymnasium light“, die Zukunft der erfolgreichen Schulart stehe auf dem Spiel,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Kollege Wolf, „brandgefährlich“ –, ist nichts übrig geblieben. Nichts davon ist übrig geblieben.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Guido Wolf CDU)

Deshalb möchte ich zum Schluss all denen aus den verschie denen Gremien ganz ausdrücklich danken – Landesinstitut für Schulentwicklung, Vertreter des Regierungspräsidiums, Lan desschülerbeirat, Landeselternbeirat, Landesschulbeirat, Ver treter der Gymnasialseminare, der Direktorenvereinigung, aber vor allem den sieben Direktoren aus den Schulen –, die sich an dieser Arbeitsgruppe beteiligt haben und sich einge bracht haben, um die Zukunft dieses Landes noch besser zu gestalten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Zuruf von der SPD: Bravo!)

In diesen Dank schließe ich auch all diejenigen ein, die sich in den Lehrplankommissionen im ganzen Land nach Feier abend und am Wochenende treffen, um die Schulen des Lan des für die Zukunft aufzustellen. Was Sie hier vorführen, das ist Stillstand, das ist Rückschritt, und den kann unser Land nicht gebrauchen. Deshalb sind wir dankbar, dass wir in Ba den-Württemberg so viele Menschen haben, die mit anpacken, um die Zukunft zu gestalten. Denen gilt unser Dank.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Meine Damen und Herren, es lie gen keine weiteren Wortmeldungen vor. Damit ist die Aktu elle Debatte beendet und Punkt 1 der Tagesordnung erledigt.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

Antrag der Fraktion der CDU – Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte sind Angriffe gegen uns alle – Landesre gierung muss handeln – Drucksache 15/6818

Meine Damen und Herren, das Präsidium hat folgende Rede zeiten festgelegt: für die Begründung fünf Minuten, für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.

Das Wort zur Begründung erteile ich Herrn Kollegen Blenke.

(Abg. Thomas Blenke CDU: Wolf!)

Entschuldigung, Herrn Kollegen Wolf.

Herr Präsident, meine lieben Kolle ginnen und Kollegen! Nach dieser doch sehr emotionalen De batte, bei der Sie, lieber Kollege Schmiedel, immer wieder auch appelliert haben, sich schützend vor all diejenigen zu stellen, die sich im Sinne dieses Landes engagieren und ein setzen, gibt Ihnen auch diese weitere Debatte Gelegenheit, das möglicherweise mit der gleichen Emotionalität zu tun, wenn es darum geht, sich schützend vor unsere Polizeibeamtinnen, Polizeibeamten sowie Rettungskräfte zu stellen.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Da wünsche ich mir die gleiche Emotionalität auf Ihrer Seite.

(Beifall bei der CDU)

Lassen Sie mich die Debatte mit einem Zitat beginnen:

Wie kann ein Mensch dazu fähig sein, Brennsätze auf ein Fahrzeug zu schmeißen, in dem mindestens zwei Kolle gen sitzen? Das Fahrzeug brennt, die Kollegen befinden sich noch im Fahrzeug. Und es gibt trotzdem Leute, die brennendes Material auf das Fahrzeug schmeißen?... So etwas habe ich noch nicht erlebt.

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ veröffentlich te am 22. März dieses Jahres diese Meldung, in der es um ei nen 27 Jahre alten Polizeibeamten ging, der seine Erlebnisse bei den Blockupy-Krawallen in Frankfurt geschildert hat. An der Seite dieses Polizeibeamten standen auch viele Polizistin nen und Polizisten aus Baden-Württemberg im Kreuzfeuer der Gewalttäter.

Ich glaube, solche Schilderungen müssen uns berühren, müs sen uns bewegen und motivieren, auch darüber nachzuden ken: Was können wir politisch wirksam tun, um dieser schlei chenden Respektlosigkeit gegenüber unserer Polizei wirksam zu begegnen? Da sind wir alle gefordert.

(Beifall bei der CDU)

Aus diesem Gespräch mit einem Polizeibeamten geht hervor, wie hinter jedem Schutzanzug, hinter jedem Schutzhelm ein Menschenleben steht, das in Ausübung seiner Pflicht unser al ler Freiheit und Recht schützt.

Es blieb an diesem rabenschwarzen 18. März nicht bei der Ge walt gegen Polizeibeamte, die in erster Reihe für den Rechts staat einstanden, nein, selbst diejenigen wurden angegriffen, die Menschen in Not helfen wollten. „Unsere Feuerwehrleu te werden angegriffen“, so hat die Feuerwehr Frankfurt über ihren Twitter-Account selbst einen Notruf abgesetzt.

Ich sage klar: Dieses Vorgehen ist zutiefst niederträchtig und fordert uns zum Handeln auf.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Landesregierung hätte Gelegenheit, dies schon am kom menden Freitag im Bundesrat zu tun. Denn die nächste zu er wartende Eskalation steht vor der Tür: Der G-7-Gipfel findet am 7. und 8. Juni 2015 auf Schloss Elmau in Bayern statt. Spä testens dort droht Wiederholungsgefahr, und spätestens dort werden auch wieder Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehr- und Rettungskräfte Leib und Leben für unsere Demokratie einsetzen.

Deshalb fordern wir die Landesregierung auf: Übernehmen Sie Verantwortung für diese Menschen! Setzen Sie jetzt ein deutliches Signal, ein Signal: Wir stehen hinter unserer Poli zei, wir stehen, Herr Innenminister, hinter unseren Feuerwehr leuten,

(Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Keine Belehrung!)

und wir stehen – – Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so auf regen. Wollen Sie dem widersprechen?

(Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Wir wollen keine Belehrung! – Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Stehen Sie nicht hinter unserer Polizei?

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Dann reagieren Sie auch richtig darauf, lieber Herr Kollege Drexler.