Protokoll der Sitzung vom 12.10.2011

Wie der Ministerpräsident mit Ihnen umgeht! Er sagte: „So lange der Schmiedel bloß Knallkörper schmeißt...“ Das ist schon fast Höchststrafe, Herr Kollege Schmiedel. Wahrschein lich erklärt er beim nächsten Grünen-Parteitag: „Der Schmie del ist harmlos, der will nur spielen.“

(Heiterkeit – Abg. Helen Heberer SPD: Kabarett! 1,8 %! – Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Können Sie mal zum Staatsgerichtshof reden?)

Sie haben sich – das war dann Ihre Reaktion – an den Minis terpräsidenten gewandt und ihm vorgeworfen, er hätte sich mit der Linken verbündet. Das zeigt den Zustand ihrer „Lie besheirat“.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Und Ihre Rede zeigt den Zustand Ihrer Partei!)

Vor fünf Monaten hat die grün-rote Romanze ihren Höhepunkt als Liebesheirat erreicht, und mittlerweile erinnert Ihre Lie besheirat und Ihre Liebesehe an die Ehe von Prinz Charles und Lady Di mit der Linken als Camilla.

Meine Damen und Herren, es geht Ihnen – das zeigen auch Ihre Reaktion und Ihre Unruhe – einzig und allein darum, da von abzulenken, in welchem Zustand Ihre Liebesehe, in wel chem Zustand Ihre Konfliktkoalition ist.

(Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE)

Deshalb wühlen Sie in der Vergangenheit herum

(Glocke der Präsidentin)

und versuchen noch am heutigen Tag, die entsprechenden – –

Herr Kollege Dr. Rülke, würden Sie bitte zum Ende kommen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Sie versuchen noch am heutigen Tag, von Ihren eigenen Problemen abzulenken. Das wird Sie nicht weiterführen.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Sie auch nicht!)

Ich kann Sie nur dazu aufrufen: Greifen Sie unsere Vorschlä ge auf. Lassen Sie uns gemeinsam über ein Parlamentsbetei ligungsgesetz reden. Sonst können Sie solche Geschäfte in der Zukunft nicht machen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Die wollen wir auch gar nicht machen! – Unruhe)

Eines noch zum Schluss: Nachdem Sie die Verfassung und die Gerichtsurteile zu Recht so hoch halten, legen Sie aber bitte in Zukunft denselben Maßstab auch an sich selbst an. Denn wenn Sie im Zusammenhang mit Stuttgart 21 einen Prozess verlieren,

(Unruhe)

dann erwarten wir den Rücktritt des Ministerpräsidenten.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

In der zweiten Runde er teile ich Herrn Abg. Schmiedel von der SPD-Fraktion das Wort.

(Unruhe)

Frau Präsidentin, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Dass Sie, Herr Dr. Rülke, das nicht mehr machen würden, das war ein wichtiger Satz. Das finde ich gut.

(Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE: Er will es doch wieder machen!)

Aber alles andere war unterirdisch.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

Wenn man Ihnen – auch dem Kollegen Hauk – zuhört, dann hat man den Eindruck, der Rücktritt wäre gar nicht nötig ge wesen. Da muss ich sagen: Sie hätten dem Kollegen Stäche le besser zuhören sollen.

Herr Kollege Hauk, der Staatsgerichtshof hat nicht das Ver fahren als Verfassungsverstoß beurteilt, sondern da heißt es im Urteil: Der Finanzminister hat gegen die Verfassung ver stoßen.

Sie haben nicht erklärt, ob Sie das, was damals geschah, für falsch oder für richtig halten. Sie haben auch nicht erklärt, ob Sie es wieder machen würden. Das wollen wir schon wissen. Denn Sie sind ja Wiederholungstäter.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zurufe von der SPD und den Grünen: Ja!)

Ich trage noch einmal eine Kommentierung vor, diesmal eine Kommentierung von Braun zu Artikel 81 der Landesverfas sung. Da heißt es:

Der Finanzminister wird auch rechtlich durch eine even tuell ergangene Richtlinienentscheidung

des Ministerpräsidenten –

insoweit nicht gebunden.

Im Übrigen trägt der Finanzminister voll die Verantwor tung für sein Handeln.

Er ist die zentrale Figur bei einer Notbewilligung am Parla ment vorbei.

Jetzt gehen wir einmal zurück – Sie haben die Verfassung mit gebracht; unterstellen wir einmal, dass nicht jeder jeden Tag die Verfassung mit sich herumträgt –: Im Jahr 2007 gab es schon einmal ein entsprechendes Urteil

(Abg. Ingo Rust SPD: Ja! Richtig!)

desselben Staatsgerichtshofs.

(Abg. Ingo Rust SPD: Gegen dieselbe Regierung!)

Damals wurde gegen die schwarz-gelbe Landesregierung ge urteilt, dass sie die herausragende Bedeutung der Entschei dung des Landtags über den Haushalt missachtet hat

(Abg. Ingo Rust SPD: Richtig! – Zuruf von der SPD: So ist es!)

und dass „dem Finanzminister nur eine subsidiäre (Not-)Kom petenz eingeräumt“ wird,

um in dringenden Fällen die Handlungsfähigkeit der Ex ekutive ungeachtet des grundsätzlichen Vorrangs der Mit telbewilligung durch den Landtag zu gewährleisten.

Schon damals haben Sie gegen die Verfassung verstoßen,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Schon einmal!)

und Sie haben nichts dazugelernt. Deshalb sage ich Ihnen: Wir wollen jetzt von Ihnen wissen, ob Sie aus diesen Fehlern ge

lernt haben, sonst hängt Ihnen die Missachtung der Verfas sung wie ein Fußpilz an; den werden Sie dann nie mehr los.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Jetzt kommt das schärfste Argument – das hat übrigens auch Herr Stächele noch einmal in seiner Rechtfertigung gebracht –: Man sei kurz vor Mitternacht informiert worden, es sei Ei le geboten gewesen, denn sonst ginge das ganze Aktienpaket in fremde Hände, womöglich in russische – der Feind im Os ten.