Wenn wir jetzt die Ursachen erforschen, sehen wir: In diesem Bereich des Tourismus hat sich in den letzten 25, 30 Jahren einiges getan. Ich denke nur einmal an Bad Wildbad usw., was dort im Bereich des Bädertourismus und des Gesundheitstou rismus passiert ist. Da gab es Destinationen, die das besser kompensieren und auffangen konnten, und andere, die das nicht konnten.
Deswegen: Wenn wir die Debatte ehrlich und sachlich führen, sollten wir jetzt nicht sagen: Der Nationalpark ist ein Allheil mittel. Vielmehr sollte man fairerweise noch dazusagen: Es ist ganz wichtig, dass über den Nationalpark auch die Mög lichkeit für Investitionen gegeben wird, dass auch die Mög lichkeit gegeben wird, bestimmte Attraktionen zu schaffen, die die Touristen auch in die Region locken. Da ist der Nati onalpark nur eines. Da ist vielleicht noch ein Wildgehege zu machen etc. Ich denke, das muss man auch machen.
Herr Kollege Dr. Rapp, wir sind uns ganz sicher darin einig, dass wir eine Wertschöpfung im wirtschaftlichen Sinn durch den Nationalpark erwarten. Wir diskutieren darüber: Kann es sein, kann es überhaupt sein? Kollege Dr. Bullinger hat vorhin schon mehrfach das Beispiel vom Nationalpark Bayerischer Wald gebracht.
Akzeptieren Sie, dass der Tourismus in den letzten Jahren im Nordschwarzwald, auch im Südschwarzwald und ebenso in ganz Bayern aufgrund von konjunkturellen Entwicklungen zurückging?
Das heißt, der Nationalpark in Bayern wurde vom Rückgang genauso getroffen wie die anderen touristischen Ziele in Bay ern, genauso wie ganz Süd-Baden-Württemberg betroffen war – einfach konjunkturell empfindlich.
Stimmen Sie mir zu, dass der Tourismus generell nicht davon abhängig ist, ob wir jetzt diesen Nationalpark einrichten, son dern, wenn dieser ein Magnet für den Tourismus ist, die Kon junkturempfindlichkeit des Tourismus nach wie vor bleibt, un abhängig vom Nationalpark? Also braucht man doch nicht je des Mal das Argument vorzubringen, dass es einen Rückgang gäbe oder gibt.
Lieber Kollege Winkler, dan ke für die Frage. Das Thema „Tourismuszahlen und deren Rückgänge“ kam jetzt nicht von mir. Insofern: Verzeihen Sie mir, dass ich jetzt nicht im Detail darauf eingehe. Denn es geht um den Nationalpark und nicht um eine Tourismusdebatte. Diese können wir aber gern im Ausschuss fortführen.
Mir ist bei diesem Gedanken noch viel wichtiger, dass man die Bevölkerung einbindet. Ich habe vorhin gesagt – dazu ste he ich auch –: Ein solches Großprojekt kann nur dann funkti onieren, wenn es vor Ort mitgetragen wird, wenn die Men schen dabei sind und sagen: „Jawohl, das wollen wir haben.“ Ansonsten gibt es ein Millionengrab.
Vor diesem Hintergrund muss man dann – das ist eine klare Aufforderung an den Minister –, bevor man in die Befragung geht, bevor man jetzt auch die Ergebnisse der Gutachten wei ter diskutiert – vielleicht auch zeitgleich; das wird abzustim men sein –, die Bevölkerung auch informieren, wie man den Nationalpark am Schluss gestalten will. Wer soll mitreden dür fen? Wer soll die Möglichkeit haben, in der Ausgestaltung, im konkreten Management mit einzugreifen und sich zu beteili gen? Das sind alles Dinge, die eigentlich mit in diese Phase hineingehören.
Herr Minister, Sie haben jetzt vom Naturschutz, von der Ar tenvielfalt gesprochen. Ich stelle eine gewisse fachliche Fer ne zum Thema fest. Wenn wir im Zusammenhang mit einem Nationalpark über Artenvielfalt reden, dann müssen wir uns auch darüber klar sein, wann diese Artenvielfalt auftritt. Im Übrigen: Viel mehr Arten wird es deswegen nicht geben.
Es wird ganz besondere Arten geben. Es wird ein ganz beson derer Lebensraum geschaffen, und darauf kommt es an. Da geht es um eine qualitative Dimension, und diese halte ich auch für wichtig.
Deswegen ist die CDU hier auch sehr differenziert in der Be trachtung. Weil wir diese Differenzierung haben, sind wir ei gentlich auf dem Weg, Ihnen vorzuschlagen, dass wir doch zusammen einen Kompromiss finden sollten, und zwar die Akteure vor Ort, die Betroffenen vor Ort
Zu Ihrer Zeitungsleserei, Herr Schmiedel, zitiere ich jetzt Herrn Kollegen Drexler, der im Ausschuss einmal gesagt hat: Man muss nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.
Es geht um die Bewahrung der Schöpfung. Vor 30 Jahren war der Nordschwarzwald noch schneesicher. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, denn ich komme von dort. Da war der Tou rismus natürlich noch ganz groß. Das wollte ich Ihnen nur ganz kurz mitgeben.
Wenn wir weiterhin bei der Schöpfung sind, habe ich jetzt ei ne Frage: Das Agieren mit Unwahrheiten ist bei den Men schen, die Sie anhören, sehr groß, z. B. bei einem großen Sä gebetrieb.
Ich möchte nur wissen, was Sie davon halten. Da gibt es eine Kirchengemeinschaft zwischen Herrenwies und Hundsbach. Dort wird erklärt, dass eine dortige Straße abgebaut wird, wenn der Nationalpark kommt, und dass Hundsbacher Kom munionkinder dann nicht mehr mit den Herrenwieser Kindern zusammenkommen können, was dort zu einem großen Auf ruhr in der katholischen Gemeinde geführt hat.
Zweitens: Was halten Sie davon, dass wichtige Forschungs ergebnisse erzielt wurden, weil sich in Nationalparkschutzge bieten z. B. Myzelien ausbilden konnten, die es dort vorher gar nicht mehr gab?
Zur zweiten Frage: Im Hin blick auf die Möglichkeiten der Ausbildung von Myzelien usw. sind wir völlig d’accord. Das hat einen Naturschutzwert, der ganz oben anzusiedeln ist. Da sind wir uns einig. Da gibt es auch nichts, was zwischen uns steht.
Zu Ihrer ersten Frage: Gestatten Sie mir, dass ich mich, ohne dass ich mich vorher informiert habe oder mit Menschen ge redet habe, die das so formuliert haben, hier zu keiner Aussa ge werde hinreißen lassen. Das sollte man nicht machen; das wäre töricht.
Kollege Dr. Rösler, Sie haben jetzt ohnehin das Wort. – Das Wort für die Fraktion GRÜNE erteile ich Herrn Abg. Dr. Rös ler.
(Abg. Peter Hauk CDU: Herr Dr. Rösler, fragen Sie doch den Kollegen Dr. Rapp, ob er dann eine Zwi schenfrage stellt! – Gegenruf des Abg. Dr. Patrick Rapp CDU: Die formuliere ich dann als Antwort!)