Bei der CDU dagegen – das finde ich bemerkenswert –: Be reitschaft zum Dialog. Denn – ich zitiere Frau Kollegin Kurtz –: „Es ist nicht alles schlecht.“ In der Tat. Dafür möchte ich hier noch einmal abschließend werben.
(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das überrascht Sie! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP zu Abg. Peter Hauk CDU: Den Satz kenne ich!)
Wir haben einen strukturierten Prozess mit einem konkreten Zwischenergebnis. Das finde ich erst einmal prima, weil man sich daran reiben kann. Wir haben Ideen formuliert, von de nen ich – wenn Sie mich persönlich fragen – manches bemer kenswert finde. Manches – das muss ich sagen – sind aller dings auch große Fragezeichen. Prozessual gehen wir jetzt in eine Phase über, in der wir das Ganze diskutieren, bewerten, entscheiden werden. Ich würde mich freuen, wenn wir uns das auch einmal Punkt für Punkt konstruktiv im Ausschuss vor nehmen. Wir haben Anfang Mai einen Workshop zu diesem Inhalt.
Insgesamt sage ich Ihnen – ich glaube, das können wir als selbstbewusste Parlamentarier alle –: Auch hier gilt das struck sche Gesetz, das besagt, dass kein Expertenvorschlag einer Kommission, der in ein Parlament hineingeht, genau so als Gesetz wieder herauskommt. Wir werden darüber diskutieren und werden Änderungen vornehmen.
Ich freue mich auf ein konstruktives Auseinandernehmen und Gewichten der einzelnen Vorschläge und hoffe – die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben –, dass man irgendwann ein mal aus dieser ewigen Einheitsfront einer „Lehrer-bla-blabla“-Debatte und -Rhetorik herauskommt. Es geht hier um wichtige Inhalte, um ein ganz zentrales Berufsbild, es geht um Schülerinnen und Schüler. Das sollten wir uns zu Herzen neh men und endlich einmal aus dieser Frontrhetorik herauskom men.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich denke, wir haben jetzt sehr
ausführlich und auch eingehend – Frau Kollegin Bauer hat es dargelegt – über die wesentlichen Aussagen der Expertenkom mission gesprochen. Ich glaube, eines sollte man an den Be ginn wie auch an das Ende dieser Debatte stellen: Debatten im bildungspolitischen Bereich, gerade wenn es um einen so wichtigen Bereich wie die Lehrerbildung geht, eignen sich nicht für Schlammschlachten, für Populismus und für Schaum schlägerei.
Containerunterbringung. Im Landtag von Baden-Württemberg spielen Sie jetzt „Dschungelcamp“. Ich glaube, Sie schaden der inhaltlichen Debatte über das Thema Lehrerbildung – da stehen wir vor großen Herausforderungen –, und Sie werden auch in der Öffentlichkeit keine Pluspunkte ernten,
indem Sie Schreckensbilder malen, die nicht der Realität ent sprechen. Das ist unverantwortlich, und Sie sollten zukünftig einen anderen Weg einschlagen.
Frau Kollegin Bauer hat ausführlich dargelegt, dass es hier um die Empfehlungen einer Expertenkommission geht. Wenn ich mir anschaue, wer in dieser Expertenkommission sitzt, dann halte ich es für fast schon unflätig, wie Sie mit den Be wertungen einer Expertenkommission umgehen, die mit hoch rangigen Bildungsexperten besetzt ist.
Ich zitiere u. a. – zum Teil sind sie bereits genannt worden – Professor Dr. Jürgen Baumert, Professorin Dr. Cornelia Grä sel, Professorin Dr. Mareike Kunter, Professorin Dr. Doris Lemmermöhle, Professor Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg,
und Professor Dr. Martin Fix, Rektor der Pädagogischen Hoch schule in Ludwigsburg, der als Gast an den Beratungen teil genommen hat.
Schon daran können Sie erkennen, dass der Vorwurf, hier wür den die Pädagogischen Hochschulen abgeschafft, absurd ist. Daher gibt es da nichts vom Tisch zu nehmen. Es geht darum, wie wir die Ausbildungsstruktur für Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg auf die aktuellen Herausforderungen einstellen. Da sitzen natürlich die Universitäten und die Päd agogischen Hochschulen mit am Tisch.
Deswegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, bringt es nichts, hier irgendwelche Schreckensbilder zu malen, die nicht der Realität entsprechen. Wir haben die Bewertungen einer Expertenkommission, und wenn wir das, was wir angekün digt haben, nämlich einen offenen Diskurs über diese Themen zu führen, ernst nehmen, dann werden wir heute in diesen Punkten keine Vorfestlegungen treffen.
Wir führen am 7. Mai eine umfassende Anhörung mit zahlrei chen Verbänden und Akteuren, die im Bereich der Lehrerbil
dung aktiv sind, durch. Nach der Beratung der Ergebnisse die ser Anhörung werden wir dann auf politischer Ebene unsere Beurteilung über diese Expertenvorschläge abgeben. Deswe gen werden Sie verstehen, dass wir in Bezug auf unsere eige nen Ansprüche, was diesen offenen Diskurs angeht, heute noch keine Bewertung abgeben werden.
Vielen Dank, Herr Minister. – Weil Sie sagen, ich malte Schreckensbilder an die Wand, möchte ich konkret fragen. Im Kapitel „Perspektiven und Ausblick“ des Gutachtens der Expertenkommission steht:
Das Land Baden-Württemberg sollte überlegen, ob es längerfristig die Lehrerbildung der ersten Phase auf die Universitäten konzentriert und die Pädagogischen Hoch schulen darin integriert.
Ich verstehe das so, dass die Expertenkommission empfiehlt, längerfristig die Pädagogischen Hochschulen abzuschaffen.
Dies habe ich eben angesprochen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir – Sie müssen es nicht abschließend bewerten – eine Aussage dazu machen, wie Sie das hier sehen.
Frau Kollegin Kurtz, aus der von Ihnen zitierten Passage er gibt sich genau das, was ich bereits einleitend gesagt habe. Es handelt sich um Überlegungen der Expertenkommission, die anrät zu überlegen, ob man es so machen sollte.
Wir haben eine Struktur, in der Universitäten vorhanden sind. Wir haben eine Struktur, in der Pädagogische Hochschulen vorhanden sind. Diese befinden sich teilweise an denselben Standorten. So besteht die Möglichkeit einer räumlich sehr nahen Kooperation. Es gibt auch Pädagogische Hochschulen, in deren Nähe sich keine Universität befindet, z. B. die PH Weingarten. Es gibt auch Universitäten, in deren Nähe sich keine Pädagogische Hochschule befindet. Genau an diesen vorhandenen Strukturen wird sich eine Weiterentwicklung na türlich orientieren müssen. Deswegen besteht aus meiner Sicht überhaupt kein Grund, die Existenz der Pädagogischen Hoch schulen infrage zu stellen.
Im Übrigen darf ich eine weitere von Ihnen getroffene Aus sage zitieren: Sie haben vorhin gesagt, es solle einen Lehrer für Primar- und Sekundarstufe geben. Auch das entspricht nicht dem, was in der Expertenkommission erarbeitet wurde. In deren Gutachten steht eindeutig, dass für die Primarstufe und die Sekundarstufe unterschiedliche Ausbildungsgänge be stehen sollten. Das kam vorhin in Ihrer Rede vor. Sie können es nachlesen.
(Abg. Sabine Kurtz CDU: Das habe ich nicht gesagt! Von mir nicht! – Abg. Peter Hauk CDU: Das ist un säglich!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, wir wer den den Anforderungen an die Lehrerausbildung nur dann ge recht, wenn wir auch bereit sind, darüber zu sprechen. Des wegen bin ich Ihnen, Frau Kollegin Kurtz, sehr dankbar, dass von Ihnen ausdrücklich gesagt wurde, dass Sie bereit sind, in den Dialog zu treten. Wie gesagt, ich schätze es sehr, wenn wir bei einem solch wichtigen Thema die Lösungen im Dia log suchen.
Es ist unbestritten, dass wir uns über die Möglichkeit der Im plantierung von Inklusion in die Lehrerausbildung und in die Praxis der Lehrerinnen und Lehrer Gedanken machen müs sen. Da bringt es uns nicht weiter, hier mit Kampfbegriffen zu arbeiten. Herr Kollege Röhm, als Sie vorhin das Beispiel mit einem Förderschüler und einem Gymnasiasten angeführt ha ben, kam sehr deutlich zum Ausdruck,
dass Sie nicht das Problem haben, sich dies in der Lehrerbil dung vorzustellen – Sie haben den Kollegen Fulst-Blei und Lehmann konzediert, dass es möglich ist –, sondern dass Sie nicht glauben, dass diese Inklusion in einem Klassenzimmer stattfinden kann. Wenn Sie über Lehrerbildung sprechen, schei nen Sie der Meinung zu sein, dass eine solche Kombination möglich ist, wenngleich ich heute hier nicht sagen werde: Es wird so kommen. Mir schien das Problem Ihrer Aussage aber zu sein, dass Sie sich nicht vorstellen können, wie diese Kom bination im schulischen Alltag umgesetzt werden soll. Das hat aber wiederum nichts mit der Lehrerausbildung zu tun. Das wollte ich nur noch einmal herausarbeiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich rufe alle Frakti onen im Landtag – auch die FDP/DVP – dazu auf, sich an die sem Dialog, an diesem Nachdenken über die Zukunft der Leh rerausbildung konstruktiv zu beteiligen. Ich bin mir sicher, dass wir, wenn alle verantwortlich für das Land Baden-Würt temberg und das erfolgreiche Bildungssystem arbeiten wol len, hier zu Lösungen kommen, mit denen unsere Bildungs landschaft, gerade auch was die Hochschuleinrichtungen an geht, zurechtkommen wird.
Herr Kollege Rülke, vielleicht habe ich Sie ja nur falsch ver standen. Wenn das Debattenthema „Hilfe, ich bin Lehrer – holt mich hier raus!“ ein wörtliches Zitat von Ihnen ist, kann ich als Ihr Dienstherr sagen: Wir können über alles reden.