(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Ach so! – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Nicht nur ge schrieben! – Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Blödsinn gemacht! – Abg. Volker Schebesta CDU: Blödsinn? Ist das Blödsinn, Herr Schmiedel? – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU – Unruhe – Abg. Josef Frey GRÜNE: Pst!)
Mehr als 30 Jahre später – man muss dann alles zitieren, nicht nur den Blödsinn aus den Siebzigerjahren, sondern auch die Aussagen aus späteren Jahren – erschien unter der Überschrift „Die Entbehrlichkeit der Heimat“ ein Interview mit Daniel Cohn-Bendit. Er schreibt hierzu:
Er weist dort auf einen Entlastungsbrief hin, aus dem ich auch zitieren will. Die Kinder und ihre Eltern äußern ein Viertel jahrhundert später:
Wir weisen ganz entschieden den Versuch zurück, Dani el Cohn-Bendit in die Nähe von Tätern zu rücken, die Kin der sexuell missbraucht haben.
Es gilt weiterhin festzuhalten, dass auch wir, die Kinder der damaligen Kinderläden, in denen Danny gearbeitet hat – heute zwischen 20 und 35 Jahre alt –, uns gerne an die Zeit mit ihm als Bezugsperson erinnern und ihn ger ne wiedertreffen.
Was damals als Provokation gedacht war, was sich auch in manchen Parteitagsbeschlüssen wiedergefunden hat, wird heute von denselben als falsche Provokation, als to taler Blödsinn gesehen. So nehmen wir das zur Kenntnis.
Unerträglich ist aber die Art und Weise, wie Sie mit den Per sonen umgehen, die aktiv für die Stiftung arbeiten,
die Art und Weise, wie Herr Rülke in einer Pressemitteilung mit den Verantwortlichen der Stiftung umgeht, insbesondere mit dem Enkel des ersten Bundespräsidenten. Herr Rülke sagt, die Begründung für die Preisverleihung sei „ekelerregend und menschenverachtend“.
Jetzt muss ich noch einmal auflisten, wen Sie mit den Begrif fen „ekelerregend“ und „menschenverachtend“ außerdem noch treffen:
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Es geht doch um die Sache, oder nicht? – Gegenruf des Abg. Walter Hei ler SPD: Herr Zimmermann, hören Sie zu!)
Das sind Gabriele Müller-Trimbusch, Mitglied im Kuratori um der Stiftung, und Gerhart Baum, der übrigens kürzlich ge äußert hat:
Ich gehöre selbst dem Kuratorium der Theodor-HeussStiftung an und habe mich ebenso für die Auszeichnung Cohn-Bendits ausgesprochen.
Weiter nenne ich Carola von Braun, ehemalige bildungs- und kulturpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Hel mut Haussmann, Bundesminister für Wirtschaft a. D., Jürgen Morlok, ehemaliger Landtagsabgeordneter der FDP/DVP und Mitglied dieses Kuratoriums, Klaus von Trotha, Mitglied der CDU,
(Abg. Klaus Herrmann CDU: Sie haben keine Ge genargumente! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/ DVP: Ich rede hinterher gar nicht mehr zu dem The ma! Es muss doch möglich sein, hierzu eine Zwi schenfrage zu stellen! – Zuruf des Abg. Karl Zimmer mann CDU – Unruhe)
Herr Abg. Schmiedel entscheidet, ob Herr Abg. Dr. Rülke eine Zwischenfrage stel len darf. – Herr Abg. Schmiedel, gestatten Sie eine Zwischen frage?
Herr Schmiedel, wenn Sie mit dieser Pressemitteilung fair umgehen würden, dann würden Sie den Bezug auch richtig darstellen. Der Be zug war, dass der Vorsitzende der Theodor-Heuss-Stiftung er klärt hat,
wenn es aktuelle Pädophilievorwürfe gegen Cohn-Bendit gä be, dann müsste man die Verleihung des Preises an ihn über denken. Da die ganze Angelegenheit aber lange her sei, gebe es nichts zu überdenken. Das ist ekelerregend. Dazu stehe ich.
Wenn das, Herr Kollege Rülke, was auch vonseiten der CDU unterstellt wurde, zuträfe, näm lich dass es Missbrauch gegeben hätte, dann würde ich für Ih re Äußerung Verständnis haben. Aber nicht nur Cohn-Bendit selbst bezeichnet dies als Blödsinn, als nicht vorhanden und nicht existent – er hat die Vorwürfe zurückgewiesen –, son dern auch die Kinder und deren Eltern. Daher gibt es aktuell keinen Vorwurf.
Er hat es geschrieben. Wir haben das ja schon einmal dis kutiert. Es wurde von ihm als Provokation damals in dieser aufgeregten Zeit der Siebzigerjahre aufgefasst. Er bedauert das und findet das falsch.
Jetzt aber zu dem, was Sie weiter ausführen: Niemand, der auch nur einen Funken Anstand im Leib habe, könne bei ei ner solchen Preisverleihung dabei sein.
Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass das Schlusswort bei dieser Preisverleihung die amtierende Bundesjustizministerin hält.
Ich gehe davon aus, dass sie das auch macht. Es werden auch Mitglieder des Kuratoriums anwesend sein. Ich frage Sie al len Ernstes: Wollen Sie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Richard von Weizsäcker, Klaus von Trotha, Jürgen Morlok
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das haben wir al les schon einmal gehört! Das haben Sie schon einmal vorgelesen!)
oder wer sonst alles bei der Preisverleihung da ist, absprechen, dass sie einen Funken Anstand im Leib haben?
(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Mal sehen, wer da kommt! – Abg. Peter Hauk CDU: Wenn die kommen, dann schon!)