Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, wer te Kolleginnen und Kollegen! Am 30. November dieses Jah res feiern wir in Baden-Württemberg 50 Jahre Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e. V. Ich darf dazu schon heute gratulieren. Als Mitglied der Denkmal stiftung Baden-Württemberg möchte ich klar sagen: Was dort geleistet wird, ist höchste Anerkennung wert. Ich freue mich schon auf die Vorträge und auch auf Ihre Ausführungen hier zu, Herr Staatssekretär.
Deshalb ist es gut, dass wir heute das Thema „Keltenmuseum auf der Heuneburg“ hier im Parlament diskutieren. Herzlichen Dank an die CDU-Fraktion für diesen Antrag. Ebenso danke ich für die ausführliche Stellungnahme dazu. Ich denke, von der Fraktion GRÜNE wurde dazu nicht ganz neutral vorge tragen. Trotzdem herzlichen Dank für diese Ausführungen.
Das Grundstück befindet sich in Landeseigentum. Die Anla ge besteht, wie bekannt, einerseits aus dem Heuneburgmuse um mit 300 Dauerleihgaben des Landesmuseums Württem berg, andererseits aus einem Freilichtmuseum, das die Ge meinde Herbertingen eingerichtet hat. Wie aus der Stellung nahme hervorgeht, beabsichtigt die grün-rote Landesregierung nicht, den Betrieb des Freilichtmuseums zu übernehmen.
Um es klar zu sagen: In Verantwortung stehen das Land und die Kommune sowie aufgrund der touristischen Bedeutung auch der Landkreis. So verstehe ich u. a. auch Wirtschaftsför derung vor Ort.
Zum Glück wurde mittlerweile eine akzeptable provisorische Lösung gefunden, die das Regierungspräsidium Stuttgart, das heißt das Denkmalamt in Esslingen mit seinen hoch anerkann ten Experten, und die Gesellschaft für Archäologie in Würt temberg und Hohenzollern e. V. erarbeitet haben. Diese pro visorische Lösung ist auf drei Jahre angelegt und entspricht dem Grundsatz: Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
Die Heuneburg ist das typische Beispiel für einen kulturhis torischen Leuchtturm. Ich spreche nicht von einem Leucht turm in dem Sinn, wie er hier bisher angesprochen wurde, son dern von einem vor allem kulturhistorischen Leuchtturm, der weit ins Land strahlt und natürlich auch weit über BadenWürttemberg hinaus strahlt.
Meine Damen und Herren, jetzt komme ich zum ländlichen Raum. Wir brauchen nicht nur Landeseinrichtungen, beispiels weise Museen, in den Großstädten wie in der Landeshaupt stadt Stuttgart oder in der badischen Metropole Karlsruhe, sondern eben auch in der Fläche des Landes.
Denn beide sind aufeinander angewiesen und können nur im Zusammenspiel das vielfältige und reichhaltige Kulturange bot im Land erhalten.
Wie in der Stellungnahme der Landesregierung zu Ziffer 2 des Antrags ausgeführt, sind die Fundstelle und das Keltenmuse um auf der Heuneburg einmalig. Wörtlich hat die Landesre gierung ausgeführt:
Schon heute zieht diese Anlage bis zu 30 000 Besucher jähr lich an. Ziel muss es also sein, dass man auch im Sinne der Stärkung des ländlichen Raums diesen Leuchtturm der Ge schichte, der nicht nur ein Juwel für die Wissenschaft ist, son dern auch eine große Chance zur Bereicherung des regiona len Tourismus darstellt, weiter fördert.
An dieser Stelle auch herzlichen Dank an die vielen ehren amtlich Tätigen, ohne die auch die Zukunft der Heuneburg nicht denkbar ist. Aber auch die Gemeinde und der Landkreis sind gefordert, gemeinsam mit dem Land an einem Strang, und zwar in die gleiche Richtung, zu ziehen.
Erstens: Das Land darf in seinen Anstrengungen nicht nach lassen und muss sich seiner Verantwortung, was sich auch mo netär ausdrücken muss, bewusst sein und bleiben.
Zweitens: Das ehrenamtliche Engagement gilt es von Land, Stadt und Landkreis auch zukünftig zu unterstützen.
Drittens: Die Gemeinde und der Landkreis sollten sich darü ber bewusst bleiben, dass dieses Juwel auch zur Stärkung des regionalen Tourismus beiträgt und sie deshalb bei der Unter stützung des Projekts verstärkte Anstrengungen an den Tag legen müssen.
Viertens möchte ich noch aktuell das aufnehmen, was Sie, Herr Kollege Burger, gesagt haben, und ebenfalls vorschla gen, zu prüfen, ob man im Rahmen der Donauraumstrategie in der Förderung ein Stück weiterkommen kann, und dies in die Verhandlungen mit einzubeziehen.
Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir bereits im Rah men einer Regierungsbefragung ausführlich über dieses The ma diskutiert haben, habe ich mich auf der einen Seite gewun dert, dass dieses Thema jetzt noch einmal auf die Tagesord nung gesetzt wurde; denn seitdem hat sich nichts geändert.
Lieber Herr Kollege Herrmann, lassen Sie mich bitte zu En de reden. – Auf der anderen Seite habe ich mich gefreut, dass
dieses Thema eine so große Bedeutung hat; denn die Archäo logie und auch die Denkmalpflege – das wissen alle, die mich kennen – liegen mir sehr am Herzen. Ich habe mich auch und gerade um die Heuneburg intensiv gekümmert und mich für sie eingesetzt.
Ich werde auch noch etwas zum Ablauf sagen, weil Sie, Herr Kollege Burger, gesagt haben, der Antrag der CDU-Fraktion bzw. Ihr Engagement habe die Landesregierung zum Handeln gebracht. Ich war schon auf der Heuneburg, da waren Sie noch gar nicht im Landtag. Damals habe ich bereits die Verhand lungen aufgenommen. Deshalb wäre ich mit solchen Aussa gen etwas vorsichtig.
Ich wäre auch aus einem anderen Grund etwas vorsichtiger, lieber Herr Kollege. Verstehen Sie es als kollegialen Hinweis. Es ist zwar immer wichtig, sich für seinen Wahlkreis einzu setzen und entsprechende Anträge einzubringen, aber man muss immer auch darauf achten, wen man mit seinen Anträ gen auf seiner Seite hat.
Bei der Heuneburg haben wir in durchaus intensiven Verhand lungen ein breites Bündnis geschmiedet, das die Fachlichkeit, das Ehrenamt, das Hauptamt und im Übrigen auch die Regi on einbezieht. Dieses Bündnis sucht wirklich seinesgleichen und ist vorbildlich. Ich werde auf die Details noch näher ein gehen.
Ich muss ein paar Punkte richtigstellen, die Sie in der Begrün dung Ihres Antrags genannt haben und die einfach nicht stim men. Erstens haben Sie gesagt, die Verhandlungen seien er folglos gewesen. Das stimmt nicht. Die Verhandlungen haben einen hervorragenden Erfolg gezeitigt. Der Einzige, der viel leicht behaupten kann, für ihn seien die Verhandlungen nicht wirklich erfolgreich gewesen, ist der Bürgermeister der Ge meinde Herbertingen. Doch waren die Verhandlungen auch für ihn erfolgreich; denn er wollte das Defizit in seinem Haus halt loswerden, und das ist er jetzt los. Das muss ich eindeu tig sagen. Daher müsste auch der Bürgermeister mit dem Ver handlungsergebnis zufrieden sein, auch wenn er zumindest Ihnen gegenüber etwas anderes behauptet.
Zweitens haben Sie behauptet, die Schließung der Heuneburg habe unmittelbar bevorgestanden. Auch das ist falsch. Die Schließung der Heuneburg stand nie bevor. Nachdem die Ge meinde Herbertingen eine entsprechende Kündigung ausge sprochen hat – übrigens entgegen der Absprache mit dem Land –, habe ich sofort gesagt: Die Heuneburg bleibt offen. Damit war – obwohl die Gemeinde gekündigt hat – jederzeit klar, dass das Land zu seiner Verantwortung steht und die Heuneburg öffentlich zugänglich bleibt.
Drittens haben Sie behauptet, wir würden das Gelände um die Heuneburg nur öffentlich zugänglich machen, aber keine Qua lität bieten. Wir haben Folgendes beschlossen – Herr Burger, schauen Sie es sich ganz genau an –: Nachdem die Gemein de einer archäologischen Fachkraft gekündigt hat und damit die fachliche Betreuung des Freilichtmuseums Heuneburg nicht mehr gewährleistet hat, sichern wir, dass es hier künftig eine archäologische Fachkraft gibt, die die Wissenschaftlich
Auch Ihre Ausführungen zum Antrag der Fraktion GRÜNE waren falsch. In diesem Antrag wurde nicht gefordert, dass die Heuneburg in Landesträgerschaft übergeht. Ich war da mals schon im Landtag. Ich kenne die Diskussionen, die u. a. im Finanzausschuss geführt worden sind, da es um Geld ging. In dem angeführten Antrag wurde danach gefragt, ob eine Landesträgerschaft der Heuneburg sinnvoll wäre. In einer in terfraktionellen Diskussion – damals waren Sie noch nicht im Landtag – haben alle vier Fraktionen das Modell der soge nannten kleinen Lösung unterstützt und haben gesagt: Das Land investiert etwa 1 Million €, und es wird alles getan, um eine regionale Trägerschaft zu konstruieren, die hält. Genau das haben wir jetzt umgesetzt. Wir haben das damals frakti onsübergreifend beschlossen.
Wenn Sie das in den Ausschussprotokollen nachlesen wollen, kann ich Ihnen diese geben; ich habe sie dabei. Auch Kolle gen von der CDU haben genau diese angeführte Lösung be grüßt. Es ist genau das umgesetzt worden, was hier im Haus bereits Konsens war.
Weiter haben Sie in Ihrer Rede behauptet, es gebe kein Kon zept. Sie haben gesagt, wir würden erst nach einem Konzept suchen. In einem Zeitungsartikel haben Sie aber genau das Gegenteil behauptet. In einem Artikel im „Herbertinger Wo chenblatt“ heißt es:
Wir haben ein Konzept. Wir haben das Konzept gemeinsam mit den Trägern entwickelt und geklärt, wie wir die Heu neburg weiter offen halten.
Noch einmal zum Ablauf: Ich habe – ich glaube, das war zwei Monate nach meinem Amtsantritt – die Heuneburg besucht und die Gespräche mit der Gemeinde und mit dem Landkreis aufgenommen; der Landrat war mit dabei. Sie haben gerade in Ihrer Rede behauptet, Vertreter des Landkreises säßen in den Gesprächen nicht mit am Tisch. Das stimmt nicht.
Wir sind ganz aktuell mit dem Landkreis in Gesprächen. Der Landkreis hat angedeutet, dass er einen Beitrag in der Grö ßenordnung von etwa 25 000 € pro Jahr für fünf Jahre zu leis ten bereit sei. Wir warten noch auf die schriftliche Zusage, aber mündlich haben wir diese Aussage bereits erhalten. Der Landkreis sitzt also mit am Tisch. Daher stimmt Ihr Vorwurf, wir würden nicht mit den Gesprächspartnern vor Ort reden, nicht.
Wir verhandeln mit der Gemeinde über die Übergabe der Ge bäude; denn die Gebäude müssten nach dem Vertrag abgetra
gen werden. Die Gebäude, die wir vorfinden, sind „nur“ Re pliken und keine historischen Bestände. Die Repliken sind aber wichtig – das möchte ich ausdrücklich sagen –, weil sie den Leuten veranschaulichen, wie die Menschen damals ge lebt haben. Die Gemeinde müsste diese Gebäude eigentlich abtragen. Ich habe von Anfang an gesagt, die Gemeinde muss das natürlich nicht tun. Es würde auch keinen Sinn ergeben, diese Gebäude abzureißen – auch wenn die Gemeinde dies nach dem Vertrag eigentlich tun müsste. Allerdings sage ich auch: Wir, das Land, zahlen der Gemeinde Herbertingen nicht auch noch Geld dafür, dass wir die Gebäude und die Baulast übernehmen. Das wäre ein bisschen zu viel des Guten.