Protokoll der Sitzung vom 07.11.2013

Glauben Sie nicht vielmehr auch – das war die Intention der Polizeistrukturreform –, dass ein effektiver Schutz der mittel ständischen Wirtschaft vor Cyberangriffen besser zentral, in Kompetenzzentren, gewährleistet werden kann?

(Abg. Thomas Blenke CDU: Wir reden von Polizei direktionen, nicht von den Revieren!)

Herr Sakellariou, ich bin für Ihre Frage sehr dankbar.

(Abg. Thomas Blenke CDU zur SPD: Schlecht infor miert!)

Ich stimme Ihnen völlig zu

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Danke!)

Moment –, dass der Kampf gegen die Cyberkriminalität nicht in den Polizeirevieren und auch nicht mit den Polizei posten gewonnen wird, sondern in den Polizeidirektionen und in den Polizeipräsidien. Deshalb ist es für den Nordschwarz wald so verhängnisvoll, dass Sie dort drei Polizeidirektionen schließen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dieter Hillebrand CDU: So ist es! – Zu ruf des Abg. Thomas Blenke CDU)

Für die CDU-Fraktion erteile ich Herrn Abg. Dr. Löffler das Wort.

(Unruhe)

Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Herr Salomon, ich habe den Eindruck, dass Sie von der SPD und den Grünen auf der Medienwelle Ströbeles mitsurfen wollen.

(Oh-Rufe von Abgeordneten der Grünen – Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

Dass es hier zur Seligsprechung des Herrn Snowden kommt, befremdet mich wirklich. Von Herrn Ströbele ist bekannt, dass er sein Handy selbstständig laden kann.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU)

Ihm ist es ohne Hilfe des Kremls gelungen, mit Edward Snow den in Kontakt zu treten. Das ist schon erstaunlich.

(Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Die Reise von Ströbele nach Moskau wird von den Grünen gefeiert wie von den Historikern die Reisen von Humboldt, Magellan, Vasco da Gama und Marco Polo.

(Heiterkeit der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Aber herausgekommen ist bei der Reise Ströbeles nichts.

(Zurufe von den Grünen)

Mitgebracht hat Ströbele einen Brief mit dem Nährwert einer Wassersuppe.

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/DVP)

Bei dem ganzen Hype geht es doch nur darum, eine unselige Asyldebatte vom Zaun zu brechen, die dem Land schadet.

(Beifall der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Sie müssen sich fragen: Wem nützt es, dass Deutschland und die USA wegen dieser Asyldebatte in Konflikt geraten? Nie mandem.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Interes siert Sie nicht, was er zu sagen hätte?)

Nein, das interessiert mich nicht. Wir können ihn überall be fragen.

Die NSA-Aktivitäten haben uns deutlich vor Augen geführt: Kein Staat, egal, wie mächtig er ist, kann heute noch die Pri vatsphäre seiner Bürger schützen. Niemand – weder die Kanz lerin noch der Bürger – will, dass seine Telefongespräche ab gehört werden.

Die Strategie der Bundesregierung, den Ball flach zu halten, den Sachverhalt aufzuklären, ist richtig. Richtig ist auch, auf europäischer Ebene mit den USA ein No-Spy-Abkommen vo ranzutreiben, um mit dem Weißen Haus zu einer Vereinbarung zu kommen, den außer Kontrolle geratenen Geheimdienst an die Leine zu legen. Die Ängste der Amerikaner nach 9/11 um ihre eigene Sicherheit waren und sind größer als die Loyali tät gegenüber ihren Freunden. Da ist etwas schiefgelaufen, und das gilt es zu kitten.

Niemand will, dass wahllos und dauerhaft riesige Mengen an Kommunikationsdaten aus dem Netz – oder auch aus dem Beichtstuhl – abgefangen und gesammelt werden. Aber es kann auch niemand wollen, dass das Verhältnis zu Amerika dauerhaft beschädigt wird.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Mit Ihren permanenten Asylangeboten an Snowden tun Sie aber genau das. Dass wir uns verletzt fühlen, muss das Wei ße Haus wissen. Aber das ist weniger eine Frage der Glaub würdigkeit als vielmehr eine Frage des Vertrauens, das verlo ren gegangen ist und das es wiederherzustellen gilt. Wer nach Sanktionen ruft, wird irgendwann einmal erkennen, dass es solche Möglichkeiten nicht gibt, und wer das EU-Freihandels abkommen nicht haben will, schadet unserer Wirtschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Das Letzte, was wir brauchen, sind Handelsbarrieren. Wir in Europa sollten uns weniger über Glühbirnen, Schnürsenkel, Olivenölkännchen und Duschköpfe Gedanken machen als

vielmehr über ein europäisches Datenschutzrecht auf hohem Niveau, das den Bürgern den bestmöglichen Schutz bietet.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Zurufe der Abg. Daniel Andreas Lede Abal und Alexander Salomon GRÜNE)

Wir müssen hier mehr Ehrgeiz entwickeln. Insofern nehme ich meine Äußerung in puncto Bobbycar, Herr Kollege Staats sekretär, zurück; Sie fahren jetzt schon ein E-Bike. Richtig bleibt: Das Land muss Weltmarktführer im Bereich IT-Sicher heit und IT-Technologie werden. Ich freue mich, dass Sie den entsprechenden Ehrgeiz gezeigt haben; das ist immer ein gu tes Zeichen. Aber auch der Bürger muss wissen und ein Ge fühl dafür haben, dass er seine Privatsphäre in sozialen Net zen nicht offenlegen sollte. Im Rahmen unseres Bildungssys tems muss darauf hingewirkt werden, dass die Kinder den Umgang mit Facebook lernen, und den Lehrern sollte es nicht verboten werden, ebenfalls dieses Medium zu nutzen. Auch das gehört zum Bildungsauftrag.

(Vereinzelt Beifall)

Ich glaube, wir sollten, wie es auch die Kanzlerin sagt, den Ball flach halten. Der Innenminister hat deutlich zum Aus druck gebracht, dass keine Erkenntnisse vorliegen, dass un ser Land massenhaft überwacht würde. Der Ermittlungserfolg bei der Sauerland-Gruppe wäre ohne Überwachung nicht möglich gewesen.

Wir gehen ein gewisses Risiko ein; das ist gar keine Frage. Aber wir sollten NSA, Tempora und PRISM nicht dazu nut zen, eine Diskussion auf einem falschen Gebiet zu führen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Für die Landesregierung erteile ich das Wort dem Herrn Innenminister.

(Abg. Alexander Salomon GRÜNE: Der kann es jetzt einmal richtigstellen!)

Werte Frau Präsidentin, wer te Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich hatten wir verabre det, dass nur der Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft zu diesem Thema spricht.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das hat er gut gemacht!)

Denn so war die Aktuelle Debatte auch angelegt. – Völlig in Ordnung.

Allerdings veranlassen mich die beiden Redebeiträge von Herrn Dr. Löffler und vom Fraktionsvorsitzenden der FDP/ DVP nun doch, das Wort zu ergreifen.

Zu dem, was Sie, Herr Dr. Löffler, insbesondere in Ihrem ers ten Redebeitrag gesagt haben, muss ich sagen: Wenn Ihnen dies jemand auf vier Seiten aufgeschrieben haben sollte – die sen Unfug, den Sie erzählt haben –,

(Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Das ist unparlamenta risch!)

würde ich mir an Ihrer Stelle über eine weitere Zusammenar beit mit diesem Mitarbeiter Gedanken machen. Wenn dieser Erguss aber von Ihnen selbst stammen sollte, dann rate ich Ih nen: Gehen Sie abends einfach einmal früher zu Bett, und er kundigen Sie sich tagsüber einmal nach den Fakten in unse rem Land.