Protokoll der Sitzung vom 26.03.2014

in Baden-Württemberg angekündigt und dann erklärt hat, 2011 sei das Jahr der Planung, 2012 das der Umsetzung. Dann hat er erklärt, 2012 sei das Jahr der Planung, 2013 das der Um setzung.

(Minister Franz Untersteller: Quatsch!)

Dann erklärte er, 2013 sei das Jahr der Planung, 2014 sei das Jahr der Umsetzung. Und was hat er erreicht? Im Jahr 2011

waren es neun Windräder. Dann kam das „Boomjahr“ 2012 mit 13 Windrädern.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Immerhin! – Zu ruf der Abg. Edith Sitzmann GRÜNE)

Im Jahr 2013 hat sich die Anzahl auf zwölf Windräder stabi lisiert. Ja, Herr Ministerpräsident, so bekommen Sie keine Energiewende hin. Wir würden von Ihnen gern erfahren, wie Sie die Energiewende angesichts dieser jämmerlichen Ergeb nisse schaffen wollen.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Minister Franz Untersteller: 3 % in den Umfragen! Das haben wir wirklich nicht nötig!)

Sie beginnen Ihre Regierungserklärung gravitätisch. Sie zitie ren Willy Brandt:

Wir wollen mehr Demokratie wagen.

Herr Ministerpräsident, geht es nicht auch eine Nummer klei ner?

(Abg. Edith Sitzmann GRÜNE: Herrn Schmiedel hat es gefreut!)

Der Ministerpräsident als Willy Brandt, die grün-rote Truppe als sozialliberale Koalition und der Filderdialog wahrschein lich als Ostverträge, meine Damen und Herren.

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP/DVP und Abge ordneten der CDU – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜ NE: Peinlich! An Peinlichkeit nicht zu überbieten!)

Da hat sich eine „Däumling“-Regierung Gullivers Siebenmei lenstiefel geliehen und müht sich verzweifelt um ein Fortkom men.

Das Einzige, was Sie wirklich zu bieten haben, meine Damen und Herren, und was Sie heute hier feiern, ist das, was die „Schwäbische Zeitung“ einen „staubtrocken formulierten Pla nungsleitfaden“ genannt hat. Herr Ministerpräsident, Sie hal ten hier eine Regierungserklärung wegen eines „staubtrocke nen“ Planungsleitfadens. Das ist die Realität. Und da Sie nun selbst feststellen, dass das relativ wenig ist und es relativ we nig an Substanz gibt, flüchten Sie erneut ins Allgemeinphilo sophische.

Wir hören aus Ihrem Mund – ich darf zitieren –:

Bis Ende der Fünfzigerjahre durften Ehefrauen ohne Zu stimmung des Ehemanns keinen Führerschein machen,...

(Zuruf von der CDU: Jetzt sag nichts Falsches!)

Hört, hört! – Weiter:

So läuft es nicht mehr,...

In der Tat. – Schließlich spricht Winfried Kretschmann:

Das ist dann zwar oft anstrengender.

Volle Zustimmung.

(Heiterkeit bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Ich hätte dann nur die Frage, Herr Ministerpräsident: Spricht bei dieser Frage schon der Regierungschef oder immer noch der Ehemann?

(Vereinzelt Heiterkeit)

Es ist wohl eher der Ehemann; denn Sie beenden diesen tief schürfenden Gedankengang mit der Volksweisheit:

Vier Augen sehen mehr als zwei.

(Heiterkeit bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Immer dann, wenn gar nichts mehr geht, kommt die „Politik des Gehörtwerdens“, und Sie erklären:

Die Politik des Gehörtwerdens

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das ist das, was der FDP zum Thema Bürgerbeteiligung einfällt?)

meint, dass wir öffentliche Räume für solch einen Dialog mit der Zivilgesellschaft schaffen.

Ja, Herr Ministerpräsident, gab es denn früher keine öffentli chen Räume für den Dialog mit der Zivilgesellschaft? Ist das Ihre Erfindung? Sie nehmen etwas als eigene Erfindung für sich in Anspruch, was in Baden-Württemberg schon seit Jahr zehnten gang und gäbe war, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Oder ist das Neue an Ihrer Politik des Gehörtwerdens viel leicht, dass überhaupt zugehört wird?

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Jetzt kommt die Märchenstunde!)

Ja, meine Damen und Herren, wo haben Sie denn im Nord schwarzwald zugehört? Bei den Abstimmungen vor Ort je denfalls nicht.

(Abg. Edith Sitzmann GRÜNE: Bei über 150 Tref fen!)

Wo haben Sie in Baiersbronn zugehört, Frau Sitzmann? Wo haben Sie in Forbach zugehört? Wo haben Sie in Bad Wild bad zugehört? Wo haben Sie in Bad Herrenalb zugehört? Wo haben Sie in Freudenstadt zugehört? Wo haben Sie in Seewald zugehört? Wo haben Sie in Enzklösterle zugehört? Sie haben überhaupt nirgends zugehört, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So ist es!)

Der einzige Beitrag, den Sie dann noch geleistet haben, war, dass der Kollege Rösler hier vom Rednerpult des Landtags aus die Menschen, die vor Ort abgestimmt haben, als „Hin tertupfinger“ gedemütigt hat. Das ist das, was Sie zum The ma Nationalpark beizutragen haben.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Zurufe der Abg. Helen Heberer SPD und Tho mas Blenke CDU)

Herr Ministerpräsident, Sie erklären:

Alle werden gehört,... Aber am Ende wird entschieden, und zwar von den verfassungsmäßig dafür vorgesehenen Organen.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Sind Sie jetzt auch dagegen?)

Das heißt, am Ende entscheidet Grün-Rot. – Ich bin nicht da gegen, Herr Kollege Sckerl. Aber ich stelle mir schon die Fra ge: Was ist das Neue? Sie erklären: „Alle werden angehört, aber am Ende entscheidet die Mehrheit.“ Und das verkaufen Sie als neu. Was ist das Neue daran? Das ist doch reiner Bluff, was Sie den Menschen da erzählen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Zuruf der Abg. Edith Sitzmann GRÜNE)

Dann kommt natürlich wieder die feinsinnige Unterscheidung zwischen der Politik des „Gehörtwerdens“ und der Politik des „Erhörtwerdens“. Wenn das Volk also das sagt, was die Re gierung hören will, dann wird das Volk auch erhört. Wenn das Volk aber etwas anderes sagt, dann wird es nur gehört, und dann wird von oben entschieden.

(Abg. Thomas Blenke CDU: So ist es!)

Das verkaufen Sie dann als einen gewaltigen Fortschritt im Bereich der Bürgerbeteiligung.