weil wir jetzt auch wissen, dass es nur 3 % der Brückenbau werke sind – immerhin: „nur“ –, aber auch wissen, dass wir nicht wissen, welche kommunalen Brücken davon betroffen sein könnten.
Und ich frage mich natürlich, wo die ganzen Schilder mit der Lastbegrenzung stehen. Denn es gibt ja nicht nur Holzlaster, die mal schwerer sind, sondern es gibt auch andere Lkws, die im Zweifelsfall etwas schwerer sind.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, nachhaltige Wäl der: Zur Nachhaltigkeit hätte es keine Zertifizierung ge braucht, weil die Nachhaltigkeit unser gesetzlicher Auftrag ist. Ich bin den Koalitionsfraktionen sehr dankbar, dass sie sich bei der Neufassung des Landeswaldgesetzes nicht nur er neut zum Grundsatz der Nachhaltigkeit bekannt haben, son dern die Nachhaltigkeit erneut als Leitmaxime in das Wald gesetz aufgenommen und zum Teil auch verstärkt haben.
Zertifizierungen sind quasi das öffentliche Siegel oder ein Sie gel eines Dritten, das international anerkannt ist. Das kann man machen, wenn man das will. Wir haben uns im Koaliti onsvertrag dazu bekannt, dass wir nach zwei Systemen zerti fizieren, nach PEFC und FSC. Aber es ist überhaupt keine Fra ge, dass wir natürlich dieses Siegel tragen, weil wir auf Nach haltigkeit setzen. Insofern ist es kein Problem, dass wir das tun. Aber nicht die FSC-Zertifizierung garantiert die Nachhal tigkeit, sondern das Landeswaldgesetz von Baden-Württem berg – in diesem Landtag beschlossen – garantiert die Nach haltigkeit, weil sich daran alle Waldbesitzer halten müssen.
Der Zustand des Waldes ist also dramatisch, und die Progno sen sind nicht gut. Ich kann da keine Entwarnung geben. Es wird sogar noch schlimmer. Denn wir werden damit rechnen müssen, dass sich die Zyklen der Klimaextreme in den nächs ten Jahren verkürzen und wir damit solche Ereignisse immer wieder haben werden. Wir werden irgendwann von einem ka tastrophalen Ausnahmezustand in einen katastrophalen Dau erzustand kommen.
Deshalb ist es notwendig, die zuständigen Verwaltungen per sonell und sächlich aufzurüsten, damit sie das überhaupt be wältigen können.
Noch einmal: Der Wald ist Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt die Kohlenstoffsenke langzeitig – für die Meere sind wir nicht zuständig; die haben wir in Baden-Württem berg auch nicht – halten und dass wir versuchen, sie nicht zu gefährden. Das ist das oberste Ziel.
Das versuchen wir auch, indem wir die Nutzung des Waldes immer wieder voranbringen. Es tut mir wirklich im Herzen weh, wenn ich sehe, dass wir derzeit noch verwendungsfähi ge Hölzer zerhacken müssen, weil es dafür keine Abnehmer und keine Verwendung gibt. Deshalb ist es notwendig und wichtig, dass wir jetzt den zweiten Schritt ebenfalls beherzt gehen, dass wir von fossilen Rohstoffen und ihrer Verwen dung wegkommen hin zu biobasierten Verwendungen, am bes ten holzbasierten Verwendungen.
Ich bin der Koalition sehr dankbar dafür, dass wir in diesem Haushalt die Gründung des Technikums Laubholz beschlos sen haben. Das ist – so glaube ich – eines der größten Inves titionsvorhaben für die Zukunft überhaupt, das den bioökono mischen Aspekt aufgreift und das auch dafür sorgen kann, dass wir industrie- und wirtschaftsnahe Lösungen erarbeiten, wie möglichst schnell und zügig biobasierte Rohstoffe anstelle von fossilen Rohstoffen zum Einsatz kommen können. Wir müs sen uns abkehren von den Importen, abkehren vom Verfeuern von Erdöl und Gas. Wir müssen uns zu den Themen hinwen den, die die nachwachsenden Rohstoffe in unserem Land be treffen, letztlich hieraus die Wertschöpfung ziehen und damit auch die Wertschöpfung für die Grundbesitzer, die Waldei gentümer, die Forstwirte und die Landwirte erhöhen.
Die letzten fünf Jahre der Forstpolitik waren auch ein ganz entscheidender Beitrag dazu, dass dieses Thema gelingen kann, dass wir Weichen über den Holzbau hinaus gestellt ha ben. Der Landtag geht hier zumindest hinsichtlich der Innen ausstattung mit gutem Beispiel voran.
Das heißt, dass wir auch in allen anderen Bereichen die Ver wendung nachwachsender Rohstoffe deutlich befördern und deutlich nach vorn bringen. Das ist ökonomisch notwendig, das ist ökologisch notwendig, und es wird am Ende auch die immer so viel zitierte Einheit von Ökonomie und Ökologie bringen.
Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen den Hinweis geben, dass es eine zusätzliche Re dezeit von einer Minute pro Fraktion gibt, wenn es dafür Be darf geben sollte.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Wie sollen denn die Wälder der Zukunft aussehen? Diese Frage ist drängender denn je. Mittlerweile sterben Baumarten, denen man bisher eine hohe Klimatoleranz nachgesagt hatte. Darum muss beim Wieder aufbau des Waldes der Fokus auf heimische, anpassungsfähi ge Mischwälder mit hoher Klimaresilienz gelegt werden. Uns steht eine sehr breite Auswahl von einheimischen Baumarten zur Verfügung, die bislang forstwirtschaftlich vielleicht von etwas geringerer Bedeutung waren: Feldahorn, Bergahorn, Stieleiche, Esskastanie, Hainbuche, Speierling, Flatterulme – um nur einige Beispiele zu nennen. Risikostreuung durch Viel falt muss hier die Maxime sein, Vielfalt statt Einfalt.
Die neue Förderrichtlinie zur Unterstützung der naturnahen Waldwirtschaft ist nur ein erster Schritt. Heimische Wälder sind anpassungsfähig. Warum also fremdländische Baumar ten mit einem Anteil von bis zu 50 % fördern? Wir wissen eben nicht, inwiefern beispielsweise Libanonzeder, Tulpen baum usw. sich wirklich besser anpassen können als unsere heimischen Baumarten, und wir wissen nicht, welche Auswir kungen dies auf unsere heimische Flora hat. Vielleicht schaf fen wir uns neue Probleme, wenn diese Arten zu 50 % ange siedelt werden und das Waldinnenklima damit möglicherwei se gestört wird. Denn genau dies ist entscheidend für die Kli maresilienz eines Waldes.
Deshalb unsere Devise: fremdländische Baumarten nur be gleitend einbringen mit einem Anteil von maximal 30 %. Vor allem sollten Fichtenmonokulturen nicht durch Douglasien monokulturen ersetzt werden. Das wäre nämlich jetzt mög lich.
Die Krise im Wald wurde während der Coronapandemie zur Katastrophe, unter der die Forstwirtschaft wie auch nachge lagerte Branchen massiv zu leiden haben: sinkende Holznach frage, fehlende Kapazitäten bei der Aufarbeitung und in der Sägeindustrie, fallende Holzpreise, mangelnde Fuhrkapazitä ten. Das alles führt dazu, dass Schadholz nicht mehr abgeführt wird und sich der Borkenkäfer weiterhin großflächig vermeh ren kann. Ein Teufelskreis! Was die Holzabfuhr angeht, geht es jetzt vor allem um die Ausarbeitung eines Netzwerks von Schwerpunktstrecken,
das Schwertransporte zulässt und gleichzeitig die Tragfähig keit der Infrastruktur berücksichtigt. Unser Verkehrsminister wird dazu dem Forstminister einen geeigneten Vorschlag vor legen.
Spätestens jetzt sollten folgende Aspekte besonders in den Fo kus gerückt werden: flächendeckende und nachhaltige, natur nahe Waldbewirtschaftung, vor allem im öffentlichen Wald – dies sollte auch die Grundlage für eine staatliche Förderung im Privatwald und im Kommunalwald werden –, die Wieder bewaldung von Waldflächen nach den verheerenden Schäden der letzten zwei Jahre mit mindestens 70 % heimischen Baum arten unter bestmöglicher Einbeziehung der Naturverjüngung, der Erhalt der Leistungsfähigkeit des gesamten Waldökosys tems in Zeiten des Klimawandels.
Verehrte Frau Präsidentin, lie be Kolleginnen und Kollegen! Meine Gedanken in 60 Sekun den vorzutragen wird schwierig.
Aber ich möchte zumindest noch auf einen Punkt hinweisen: Es gibt Rahmenbedingungen im Bereich der Forstwirtschaft und der Wälder, die wir ändern können, und es gibt Rahmen bedingungen, die wir nicht ändern können. Peter Hauk hat ge rade eben das ausgeführt, was wir ändern können.
Die Frage ist: Wie gehen wir in Zukunft mit den Baumarten um? Da neige ich nach wie vor dazu, darum zu bitten, dass wir diese ideologische Abwehrhaltung gegen nicht heimische Baumarten beiseitelassen. Was wir brauchen, ist Grundlagen forschung sowohl an den Unis wie auch an der Hochschule Rottenburg wie auch bei der FVA. Wie können wir eine ge sunde Mischung hinbekommen? Denn die gesunde Mischung macht es. Es ist ein Stück weit wie im Fußball: Nicht der ein zelne Baum ist der Star, sondern die Mannschaft; genauso ist es im Wald.
Vor diesem Hintergrund möchte ich auch mit Blick auf die Rede des Kollegen von der Fraktion GRÜNE noch einmal ei nes deutlich sagen: Ein Dank an diejenigen, die momentan am Wald und im Wald arbeiten, an die Försterinnen und Förster, an die Beamten in der Verwaltung und an die Waldarbeiterin
nen und Waldarbeiter. Wir werden sie begleiten. Wir wissen, es gibt kein Patentrezept. Es gibt mehrere Wege, und die müs sen wir beschreiten,