Protokoll der Sitzung vom 30.09.2020

Meine Damen und Herren, ich darf Sie um etwas mehr Ruhe bitten.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Aber sie spricht nicht zur Dringlichkeit! Sie schwafelt rum! Sie redet dummes Zeug!)

Danke schön. – Darin heißt es, ich zitiere – –

Meine Damen und Herren, Frau Abg. Dr. Baum hat das Wort. Ich hatte den Hinweis, dass sie Dringlichkeit beantragt hatte. Aber sie redet zur Erweite rung der Tagesordnung. Auch dieser Antrag ist zulässig. Da her hat Frau Abg. Dr. Baum das Wort, und ich bitte um mehr Ruhe. Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Ich zitiere aus dem Strate giepapier:

Wir müssen wegkommen von einer Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeitsrate zentriert ist....

Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:...

Es folgen drei Beispiele der Kommunikation, wie man diese Schockwirkung am besten erzielen kann. Erstens: Der qual volle Tod durch Ersticken sei eine Urangst der Menschen. Zweitens: Kindern die Schuld dafür zu geben, dass sie Eltern anstecken, die dann qualvoll zu Hause sterben könnten, sei das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann. Und drit tens: die Angst vor den Folgeschäden, die dann wie ein Da moklesschwert über allen Infizierten schwebe.

Diese Strategie wurde von Ihnen, Herr Lucha, und Herrn Kretschmann und allen Abgeordneten hier im Parlament au ßer der AfD genau so umgesetzt. Sie haben damit bereits heu te eine so schwere Schuld an allen daraus resultierenden Er krankungen in der Bevölkerung auf sich geladen, dass ich nicht einmal eine Minute mit Ihnen tauschen möchte.

(Abg. Gerhard Kleinböck SPD: Wir wollen auch nicht tauschen!)

Zeigen Sie Verantwortung, korrigieren Sie Ihre Verweige rungshaltung, und stimmen Sie unserem Antrag zur Einset zung eines runden Tisches mit verschiedenen unabhängigen Fachleuten zu, denn Sie werden die Verantwortung eines Ta ges übernehmen müssen.

(Vereinzelt Beifall bei der AfD)

Abschließen möchte ich mit einem Zitat:

Die Maske muss der Maske wegen getragen werden als Symbol für Gehorsam den Maßnahmen der Regierenden gegenüber.

Das ist kein Zitat eines AfD-Politikers.

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Nein, von Herrn Räpple!)

Es ist das Zitat von Stefan Aust, Herausgeber der WELT, vom 8. September 2020.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD und des Abg. Dr. Wolfgang Ge deon [fraktionslos])

Ich sehe keine weiteren Wort meldungen zur Geschäftsordnung.

Dann kommen wir zur Abstimmung über den Antrag auf Er weiterung der Tagesordnung. Sie haben den Antrag gehört. Wer dem Antrag der AfD zustimmt, die Tagesordnung zu er weitern, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. – Gegenpro be! – Enthaltungen? – Der Antrag ist damit abgelehnt.

Wir treten nun in die Tagesordnung ein.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Aktuelle Debatte – Ministerin Eisenmann: Geisterfahrt statt gutem Ganztag? – beantragt von der Fraktion der SPD

Meine Damen und Herren, das Präsidium hat für die Aktuel le Debatte eine Gesamtredezeit von 50 Minuten festgelegt. Darauf wird die Redezeit der Regierung nicht angerechnet. Für die Aussprache steht eine Redezeit von zehn Minuten je Fraktion zur Verfügung.

Für die Fraktion der SPD erteile ich das Wort Herrn Abg. Born.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Wissen Sie, wie ei ne Geisterfahrt aussieht?)

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass die Kommunen das Fundament unserer Demokratie sind, dann ist das sicherlich der Ganztag in Baden-Württemberg. Es war und ist enorm, was die Kommunen geleistet haben und leisten, um für die Kinder vielfältige Ganztagsangebote auf die Beine zu stellen

(Beifall des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

und so für die Eltern eine Vereinbarkeit von Familie und Be ruf zu schaffen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Vereinzelt Bei fall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig! Vielfältige Angebote!)

Warum ist das ein Musterbeispiel für das Fundament? Weil die Kommunen dieses Angebot geschaffen haben, als die El tern es dringend brauchten und die CDU sie komplett im Re gen hat stehen lassen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Weil die eigene CDU-Ideologie wichtiger war, machte die CDU beim Ganztag einfach gar nichts.

(Zuruf von der CDU)

Als sich das Land 2011 aufmachte, für den Ganztag Verant wortung zu übernehmen, da saß die CDU in der Schmollecke und machte wieder für den Ganztag gar nichts.

Aber jetzt will Frau Eisenmann ja gefesselte Riesen entfes seln, und da passt das Nichtstun nicht mehr richtig zur Ge schichte. Also erklärt sie das Nichtstun zum Handeln und will sich dafür feiern lassen, dass sie eine Vereinbarung nicht un terschreibt. Das Ergebnis davon sind aber keine Jubelstürme. Das Ergebnis davon ist Kopfschütteln. Über die Kultusminis terin dieses Landes schüttelt man überall in Deutschland den Kopf, von Flensburg bis Garmisch, von Görlitz bis Kehl. Man schüttelt den Kopf quer durch das demokratische Parteien spektrum.

Der Bund stellt für ganztägige Bildungs- und Betreuungsan gebote 750 Millionen € zur Verfügung, allein für Baden-Würt temberg 97 bis 98 Millionen €. Mit dem Geld kann man viel machen. Förderfähig sind Planungs- und Baumaßnahmen, die Anschaffung von Mobiliar, Sportgeräten, Fahrzeugen, auch die Verbesserung der Hygienebedingungen in den Einrichtun gen – ein breites Spektrum von Möglichkeiten. Der Bund lässt dabei so viel freie Hand wie nur möglich, und Frau Eisenmann behauptet in einem Video, diese ganze Maßnahme sei dazu da, dass der Bund den Zwang zum Ganztag fördern wolle,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig!)

den gebundenen Ganztag.

Das, was die Ministerin hier behauptet, ist einfach nicht wahr. In der Vereinbarung steht schwarz auf weiß, dass gebundene, teilgebundene und offene Ganztagsgrundschulen gefördert werden können.

(Abg. Raimund Haser CDU: Weiterlesen! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Aber nicht in Baden-Würt temberg!)

Entweder das Nichtstun der CDU geht mittlerweile so weit, dass man noch nicht einmal mehr die Vereinbarungen durch liest, die man bekämpft,

(Beifall bei der SPD)

oder Sie haben mittlerweile in der Bildungspolitik die Ebene der alternativen Fakten erreicht oder die Unwahrheit gesagt.

(Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU: Auch unter Auf sicht der Kommunen Angebote akzeptieren!)

Ich fürchte, der Grund ist einfach nur Ihr Wahlkampf – zur ab soluten Unzeit und an der vollkommen unpassenden Stelle. Dann, wenn die Einrichtungen vor Ort dringend Hilfe bräuch ten, denkt Frau Eisenmann daran, wie sie irgendwie ihre Wähler klientel befriedigen kann: „Seht her, hier stehe ich, Frau Dr. Eisenmann,“ – oder „Nanni“ oder wie sie sich gerade nennt – „und kämpfe gegen den roten Ganztag.“ Damit kämpfen Sie, Frau Eisenmann, gegen jede Form des Ganztags in BadenWürttemberg; denn der Ganztag in Baden-Württemberg ist nicht nur rot, sondern er ist so bunt wie das Land.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Das, was Sie hier veranstaltet haben, ist deshalb nicht nur ei ne Geisterfahrt gegen den gesunden Menschenverstand, das ist auch eine Geisterfahrt gegen ein gutes Ganztagsangebot.

(Beifall bei der SPD)