Protokoll der Sitzung vom 30.11.2016

(Zuruf von der AfD)

In der Tat, das ist ganz wichtig. Ich zitiere es, damit auch Sie es sich – vielleicht zum ersten Mal – richtig zu Gemüte führen. Das hat noch keinem Abgeordneten dieses Hauses ge schadet, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei den Grünen, der CDU, der SPD und der FDP/DVP – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sehr gut! – Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

Ich zitiere:

Eine freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, kei ner Zensur unterworfene Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates;

(Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD: Die hätten wir auch gern!)

insbesondere ist eine freie, regelmäßig erscheinende po litische Presse für die moderne Demokratie unentbehr lich.

(Abg. Anton Baron AfD: Modern!)

Soll der Bürger politische Entscheidungen treffen, muss er umfassend informiert sein, aber auch die Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können...

(Abg. Rüdiger Klos AfD: Da sind wir doch voll da bei!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese 50 Jahre al ten Ausführungen entlarven diejenigen als Feinde der Demo kratie, die sich heute der freien Presse entziehen wollen. Wer die Presse ausschließt, der scheint nicht nur etwas zu verber gen zu haben; er hat auch die Grundprinzipien unseres frei heitlichen Staates nicht verstanden und wendet sich damit be wusst gegen einen Grundpfeiler unserer Demokratie.

(Beifall bei den Grünen und der CDU sowie Abge ordneten der SPD und der FDP/DVP)

Das Bundesverfassungsgericht spricht in diesem Zusammen hang völlig zu Recht davon, dass die Pressefreiheit für eine freiheitlich-demokratische Staatsordnung lebensnotwendig ist. Der französische Philosoph Albert Camus sagte zu Recht:

Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein, aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht sein.

(Beifall bei den Grünen und der CDU sowie Abge ordneten der SPD und der FDP/DVP)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch in diesem Parlament dürfte sich der eine oder die andere befinden, der bzw. die viel leicht nicht mit jeder Facette der Presseberichterstattung voll umfänglich einverstanden war. Das soll auch mir schon pas siert sein.

(Heiterkeit bei der CDU und Abgeordneten der Grü nen)

Und doch wissen wir – dies sage ich aus voller Überzeu gung –: Meinungs- und Pressefreiheit sind unverrückbare Eck pfeiler dieser Demokratie.

(Beifall bei den Grünen und der CDU sowie Abge ordneten der FDP/DVP)

Herr Kollege Gögel, Sie haben einen bemerkenswerten und, wie ich finde, auch entlarvenden Satz gesagt.

(Abg. Anton Baron AfD: „Entlarvend“, ach Gott!)

Mit Blick auf Ihren Parteitag sagten Sie:

Wer... skandalisieren wollte, musste draußen bleiben...

(Zuruf: Richtig!)

Das heißt, Sie reklamieren die Deutungshoheit ausschließlich für sich selbst. Das ist ein arrogantes Demokratieverständnis, das wir ablehnen.

(Beifall bei den Grünen und der CDU sowie Abge ordneten der SPD und der FDP/DVP – Zurufe der Abg. Anton Baron und Emil Sänze AfD)

Ohne Meinungs- und Pressefreiheit gibt es keine Demokra tie. Wer Presse aussperrt und sich gegen Transparenz ver wahrt, der demonstriert augenscheinlich, mit wem er es nicht zu tun haben will.

Herr Minister, lassen Sie eine Zwischenfrage des Abg. Klos zu?

Ich finde, meine Ausführungen sind im Zusammenhang gerade so stim mig,

(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der Grünen, der CDU, der SPD und der FDP/DVP)

dass ich mich ungern dabei unterbrechen lasse.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Gut so! – Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD: Schön, dass Sie so in sich ruhen!)

Wer Presse aussperrt und sich gegen Transparenz verwahrt, demonstriert augenscheinlich, mit wem er eben nichts zu tun haben will: mit der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft und vor allem mit dem Wettbewerb der Ideen und Argumen te.

Es ist schon bezeichnend – und es ist heute bei den Kollegin nen und Kollegen mehrfach angeklungen, übrigens auch frak tionsübergreifend; das verbindet uns in diesem Haus –, wenn ausgerechnet diejenigen, die sich als die angeblich einzigen wahren Verfechter einer direkten Demokratie und maximaler Transparenz sehen, den Grundgedanken der Demokratie noch nicht einmal auf ihren eigenen Parteitagen leben können.

(Beifall bei den Grünen, der CDU und der SPD so wie Abgeordneten der FDP/DVP)

So sieht politische Glaubwürdigkeit nicht aus, liebe Kollegin nen und Kollegen.

(Zuruf des Abg. Emil Sänze AfD)

Meinungs- und Pressefreiheit sind die Basis für eine freiheit liche demokratische Grundordnung. Dies gilt für Deutschland, aber auch für jedes andere Land. Weltweit ist der Umgang mit Meinungs- und Pressefreiheit der wichtigste Indikator dafür, wie demokratisch ein Staat wirklich ist.

(Vereinzelt Beifall bei den Grünen und der FDP/DVP – Zuruf von der SPD: Sehr gut!)

Wenn in der Türkei versucht wird, Journalisten mundtot zu machen, wenn sie eingesperrt und als vermeintliche Terroris ten beschuldigt werden, dann hat das mit Demokratie nichts mehr zu tun und dann muss man dieses Demokratiedefizit auch benennen, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der Grü nen, der SPD und der FDP/DVP)

Das zeigt uns, wie weit sich die Türkei unter Erdogan mittler weile von Europa, von den europäischen Wertevorstellungen,

von Demokratie und Freiheit entfernt hat. Mehr noch: Wie im mer gingen mit und nach massiven Beschränkungen der Pres sefreiheit auch Angriffe auf die Rechtsstaatlichkeit und die Unabhängigkeit der Justiz einher.

(Zuruf von der AfD: Ja, das kennen wir! Das haben wir schon erlebt!)

Das können und dürfen wir als überzeugte Europäer nicht hin nehmen. Wer dazu schweigt, verleugnet europäische Werte.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen, der CDU, der AfD und der FDP/DVP – Abg. Dr. Heinrich Fiecht ner AfD: Dann erheben Sie mal Ihre Stimme!)

Wenn in Russland Wladimir Putin das staatliche Fernsehen kontrolliert, wenn er unliebsame Webseiten sperrt und Bür gerblogs zensiert,

(Abg. Anton Baron AfD: Woher wissen Sie das?)

dann ist das undemokratisch und kritikwürdig. Mit einem lu penreinen Demokraten hat das alles nichts zu tun, liebe Kol leginnen und Kollegen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen, der CDU und der FDP/DVP – Abg. Dr. Heinrich Fiechtner AfD: Wenden Sie sich an den Justizminister!)

Auch dort gehen die Einschränkungen der Pressefreiheit mit Beschränkungen der demokratischen Opposition, mit Repres salien gegen Minderheiten und Andersdenkende einher.