Protokoll der Sitzung vom 21.06.2017

Herr Präsident, werte Kol leginnen und Kollegen! Zunächst einmal zwei positive Er kenntnisse vorweg:

Erstens: Baden-Württemberg ist klasse. Baden-Württemberg ist einfach ein super Bundesland.

(Abg. Raimund Haser CDU: Sehr gut!)

Das muss man an dieser Stelle sagen. Trotz der Tatsache, dass wir einen unheimlich hohen Grad an Kulturlandschaft haben, haben wir in unserem schönen Bundesland auch eine sehr ho he Biodiversität. Das ist einfach ganz toll, hervorragend, mei ne sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und der Abg. Martina Braun GRÜNE)

Die zweite positive Erkenntnis, die ich heute erfahren durfte, war: Die AfD hat offensichtlich von Nachhaltigkeit keine Ah nung. Das lässt mich für die Zukunft hoffen, meine sehr ge ehrten Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der Grünen – Abg. Emil Sänze AfD: Hauptsache, die FDP!)

Heute dürfen wir eine Aktuelle Debatte mit einer Art Stan dardtitel der Grünen für Aktuelle Debatten abarbeiten. Denn schon im Februar 2016 – siehe da! – gab es den gleichen De battentitel: „Erhalten, was uns erhält“, damals mit dem Zu satz: „für eine gesunde Natur und eine lebenswerte Heimat“.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Kontinuität!)

Aber unabhängig von der Frage, Herr Kollege, ob man viel leicht ein bisschen mehr Kreativität bei der Titelfindung für eine Aktuelle Debatte an den Tag legen könnte, tun sich, glau

be ich, die Grünen speziell mit diesem Thema, das für die heu tige Debatte gewählt wurde, keinen Gefallen. Denn „Erhal ten, was uns erhält“ ist kein anderer Begriff als der Begriff Nachhaltigkeit. „Erhalten, was uns erhält“ ist Nachhaltigkeit. Die Grünen vergessen allerdings, dass Nachhaltigkeit eben nicht nur Energieeffizienz, Ressourceneffizienz und Arten schutz ist, sondern auch Bildung, wirtschaftliche Stärke, be sonders Infrastruktur und Haushaltsdisziplin mit einschließt.

Herr Ministerpräsident, ich erinnere mich sehr gut an eine Rei se mit Ihnen nach China und an ein Treffen mit dem Wissen schaftsminister Wan Gang. Die baden-württembergische De legation hat sich vorgenommen – Kollege Mack nickt; er war dabei, auch er hat es so empfunden; wir waren dort – und die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Elektromobi lität und die Nachhaltigkeit quasi nach China zu bringen. Elektromobilität nach China bringen zu wollen ist so etwas wie Eulen nach Athen tragen zu wollen. Beim Thema Nach haltigkeit war wirklich faszinierend, als dieser Wissenschafts minister Wan Gang – vorher übrigens Manager bei Audi; er spricht hervorragend Deutsch; er hat auch alles auf Deutsch gemacht – uns erklärt hat: Für ihn ist Nachhaltigkeit eben nicht nur Ressourceneffizienz und Energieeffizienz, sondern vor allem auch Bildung und das Bemühen darum, dass auch zukünftige Generationen im Land Arbeit finden.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Da können wir noch viel lernen, Herr Ministerpräsident.

(Abg. Anton Baron AfD: Tolle Lehrstunde!)

Diese Nachhaltigkeit setzt eben gerade auch voraus, dass man nicht den Ast absägt, auf dem man selbst sitzt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch ich bin der Meinung, dass unsere Technologie, unsere Wirtschaft und unsere Fahrzeuge umwelt freundlicher und effektiver werden sollen, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Grünen: Bei Ihrem ideo logischen Feldzug gegen das Automobil,

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Bitte zum The ma!)

gegen Verbrennungsmotoren und insbesondere den Diesel mit diesen Verboten und diesen fraglichen Kontrollmechanismen,

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Artenschutz! Na turschutz!)

die manche von Ihnen einführen wollen, handelt es sich um absolut das Gegenteil von Nachhaltigkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Thema verfehlt! – Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

Nein, das ist ja genau der Punkt, dass Sie nicht wissen, was Nachhaltigkeit ist. Sie kapieren es nicht. Hören Sie doch ein mal zu!

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Oh, Kollege!)

Aber auch dann, wenn wir jetzt einmal den zu eng definierten Begriff der Nachhaltigkeit zugrunde legen, tun Sie sich mit dieser Debatte keinen Gefallen.

Denn damit, wie Sie über die vergangenen Jahre Naturschutz betrieben haben, tun Sie uns allen keinen Gefallen. Über Jah re hinweg hat man hier Naturschutz nach dem Motto „Schüt zen durch Nützen“ betrieben. Aber der Trend in Baden-Würt temberg geht hin zum Totalreservat, zur Flächenstilllegung, zur künstlich hergestellten Wildnis.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE meldet sich.)

Nein, ich lasse keine Fragen zu.

(Abg. Anton Baron AfD: Eine Lehrstunde! – Zuruf des Abg. Rüdiger Klos AfD – Zurufe von den Grü nen)

Sie verlassen trotz anderer Lippenbekenntnisse das Prinzip „Schützen durch Nützen“.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Da wäre die Falschaussage aufgeflogen! – Abg. Anton Baron AfD: Lehrstunde! – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Fahren Sie fort, Herr Kol lege.

Ihre Politik, meine sehr ge ehrten Damen und Herren, ist: Zaun drum herum, niemanden hereinlassen außer den eigenen Leuten zum Kontrollieren.

(Zuruf des Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE)

Außerdem fehlt Ihnen jeglicher Respekt vor dem Eigentum anderer Leute.

(Beifall des Abg. Daniel Rottmann AfD)

Denken Sie an Gewässerrandstreifen, denken Sie an das Grün landumbruchverbot oder an das eigentumsfeindliche Vorge hen beim Jagdrecht, meine lieben Freunde von den Grünen. Sie treten das Eigentum anderer Leute doch mit Füßen. Das Traurige ist: Die CDU macht genau da weiter, wo die SPD da mals aufgehört hat. Wachen Sie endlich einmal auf! Da sind die Grünen in die falsche Richtung unterwegs und reißen Sie irgendwie mit.

(Zurufe der Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE und Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Statt sinnvolle Naturschutzvorhaben mitzutragen, statt erst einmal die bestehenden Großschutzgebiete wie etwa die sie ben Naturparke weiterzuentwickeln – immerhin ein Drittel der Landesfläche, viel ehrenamtliche Arbeit dabei, hohe Effi zienz, weil auch viele Ehrenamtliche dabei sind –, wollen Sie die eigenen Prestigeobjekte.

Statten Sie einmal die beiden Biosphärengebiete personell so aus, wie es von der UNESCO eigentlich gefordert wäre. Was machen Sie stattdessen? Sie wollen Ihr Prestigeobjekt, den Nationalpark, haben, koste es, was es wolle – nicht im über tragenen Sinn, sondern wirklich: Koste es, was es wolle.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Die FDP in ande ren Bundesländern hält das für gut!)

Gegen den Willen der Bevölkerung vor Ort – –

(Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Immer noch falsch!)

Frau Kollegin, Sie behaupten das immer. Die Wahlbeteili gungen lagen mindestens bei 70 %.

(Zuruf der Abg. Beate Böhlen GRÜNE)

In Baiersbronn betrug die Ablehnung 78 %,

(Zurufe der Abg. Beate Böhlen und Dr. Markus Rös ler GRÜNE)

in Bad Herrenalb 64 %, in Wildbad 75 %, in Enzklösterle 75 %,

(Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

in Seewald 86 %. Das sind doch eindeutige Zeichen. Die kön nen nicht einmal Sie ignorieren –

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der AfD – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Die sind inzwi schen alle dafür! – Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Al le sind froh! – Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

gegen den Willen der Bevölkerung, im Gegensatz zu den Bio sphärengebieten.