Protokoll der Sitzung vom 20.07.2017

Diese Geschehnisse hier zu missbrauchen, um eine unsägli che Debatte über Flüchtlingspolitik loszutreten, ist unfassbar schlimm von Ihnen.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Anton Baron AfD: Flüchtlingspolitik!)

Für die CDU-Fraktion er teile ich das Wort dem Kollegen Lorek.

Herr Präsident! Minister Strobl sagte eingangs – das kann man nur unterstreichen –: „Sexu elle Gewalt ist inakzeptabel“ und: „Keine Toleranz bei Ge walt gegen die Polizei.“ Das ist eigentlich die Kernaussage, an der wir gemeinsam arbeiten sollten, und bei Debatten soll ten wir bei der Wahrheit bleiben. Schorndorf war, ist und bleibt immer eine sichere Stadt, und wie es mit der Wahrheit aussieht,

(Abg. Carola Wolle AfD: Was ist die Unwahrheit? – Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

dazu müssen wir uns einfach nur den Twitter-Account der AfD-Spitzenkandidatin anschauen. Frau Dr. Alice Weidel: „Sexuelle Übergriffe in Schorndorf“,...

(Zuruf der Abg. Carola Wolle AfD – Unruhe – Glo cke des Präsidenten)

Frau Abg. Wolle, jetzt ist es gut. – Kollege, fahren Sie fort.

... „Grapsch-Migranten sofort ausweisen!“, und nachdem man dann gemerkt hat, dass man wohl falsch lag, hieß es – AfD –:

Express-Einbürgerung nach Volksfest-Übergriffen?

Über Nacht wurden aus Migranten deutsche Täter!

(Lachen bei der AfD)

Das bedeutet: Man merkt, man liegt daneben. Dann läuft an deres auf Twitter – das Ganze mit dem Text:

„Man kann

ich zitiere wörtlich –

ganzes Volk Zeit lang belügen, Teile dauernd betrügen, aber nicht ganzes Volk dauernd belügen & betrügen“... #Schorndorf

So arbeitet die AfD. Ich glaube, das hat dieser Landtag nicht verdient.

(Beifall bei der CDU, den Grünen und der FDP/DVP)

Für die SPD-Fraktion er teile ich das Wort Herrn Abg. Binder.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle haben nach einem solchen Vorfall ei ne Verantwortung in der Diskussion. Herr Minister, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie noch einmal darauf hingewiesen ha ben, dass man sich nach einem solchen Vorfall mit Bedacht äußert.

(Zurufe von der CDU: Genau! – Nicht verharmlo sen!)

Ich hätte es noch besser gefunden, wenn Sie eine andere Wort wahl getroffen hätten als in dieser Woche in der öffentlichen Sitzung des Innenausschusses, als Sie, nachdem Sie erst über drei Stunden gefehlt haben – wobei auch Ihre Hausspitze zur Sitzung nicht vertreten war –,

(Abg. Andreas Stoch SPD: Respekt vor dem Parla ment!)

dann in den Innenausschuss gekommen sind, ohne sich für Ih re Abwesenheit zu entschuldigen, und zu Schorndorf gespro chen haben.

(Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

Wir haben bei Ihrem Bericht zu Schorndorf aber nicht arg viel Neues im Vergleich zu dem erfahren, was wir bereits aus ei ner dpa-Meldung wussten. Aber dann sagten Sie etwas, was sich aus meiner Sicht für einen Innenminister in dieser Situ ation nicht gehört. Sie sagten nämlich im Hinblick auf die Dis kussionen darüber, was Stadt und Polizei an Aufarbeitung, an Fehlerüberlegung machen, im Hinblick auf den Oberbürger meister der Stadt Schorndorf – ich zitiere – –

(Zuruf: Das war nicht öffentlich! – Glocke des Prä sidenten)

Herr Kollege, bevor Sie zitieren: Wenn Sie aus einer nicht öffentlichen Ausschusssit zung zitieren wollen – –

Es ist eine öffentliche Ausschuss sitzung gewesen.

Es war eine öffentliche Sitzung? – Dann ist alles gut.

Es war eine öffentliche Ausschuss sitzung. Wir haben dieses Zitat beim Stenografischen Dienst noch einmal nachgefragt; wir haben es schriftlich vorliegen.

In dieser Sitzung sagte der Innenminister:

Da brauchen wir aber von Lokalpolitikern – also bei dem klopft’s nicht richtig – keine Belehrungen.

(Zurufe)

Ich glaube, so kann ein Innenminister mit dem Chef der Orts polizeibehörde in Schorndorf nicht umgehen.

(Minister Thomas Strobl: So geht ein Oberbürger meister nicht mit der Polizei um! – Unruhe)

Nicht umgehen!

(Beifall bei der SPD – Glocke des Präsidenten)

Von der Regierungsbank sind keine Zwischenrufe zulässig.

Man kann über die Frage, wer was kritisiert, unterschiedlicher Auffassung sein. Aber diese Wort wahl – –

(Minister Thomas Strobl: Die Einsatzführung an sich hat die Polizei und nicht der Oberbürgermeister!)

Kollege, stopp! Stopp! – Herr Innenminister,

(Zuruf: Keine Zwischenrufe!)

Zwischenrufe von der Regierungsbank sind nicht zulässig.

(Unruhe)

Herr Kollege Binder, fahren Sie fort.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das geht überhaupt nicht!)

Herr Kollege Drexler!

(Vereinzelt Beifall)

Herr Minister, wenn Sie so etwas sagen, dann hätte ich erwartet, dass Sie zumindest in den drei einhalb Stunden, in denen Sie dem Innenausschuss fernge blieben sind, einmal beim Oberbürgermeister angerufen hät ten und ihm Ihre Meinung direkt gesagt hätten und vielleicht einmal nachgefragt hätten, was er denn genau gesagt hat. Aber ich glaube, dieses Telefonat steht bis heute noch aus. Insofern erwarte ich für die Wortwahl heute eine Entschuldigung von Ihnen. So geht man nicht miteinander um.

(Beifall des Abg. Emil Sänze AfD)