80 % dessen, was Sie gesagt haben, ist identisch mit dem, was der Fachminister auch gesagt hat. Deshalb bin ich schon er staunt. Entweder war ich auf der falschen Veranstaltung, oder Sie waren es. Ich glaube, Letzteres ist der Fall.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Vereinzelt Beifall bei der CDU – Abg. Gabi Rolland SPD: Ich ha be alles aufgegriffen! – Abg. Reinhold Gall SPD: Wo rauf beziehen Sie sich da? Das stimmt doch gar nicht! Wo war da der Unterschied? – Weitere Zurufe)
Ein weiterer Punkt, meine Damen und Herren: Wir teilen die Sorgen der Bauern verbände, der Weidetierhalter, des Jagdverbands.
(Abg. Gabi Rolland SPD: Das ist halt Herr Bullinger! – Abg. Reinhold Gall SPD: Sie sollten mal zuhören!)
Sehr viel ist gesagt worden. Ich glaube, wir müssen einfach auch sehen, dass wir in Baden-Württemberg für Wolfsrudel nicht die erforderlichen Flächen haben. Baden-Württemberg hat eben elf Millionen Bürgerinnen und Bürger; hier sind 7,5 Millionen Fahrzeuge unterwegs.
Unsere Landschaft bietet für Wölfe eigentlich keine artgerech ten Bedingungen, schon gar nicht für Rudel, und einzelne Wölfe, die hierher kommen, verhalten sich hier genau wie in Berlin: Die sind im Vorgarten, die sind wie die Waschbären, die sind wie die Füchse, die sind wie die Wildschweine. Spre chen Sie doch mal mit dem Leiter des Reviers Wannsee; er wird Ihnen davon berichten. Wenn wir solche Verhältnisse in Stuttgart hätten, würden bestimmte Romantiker vielleicht auch mal wach, meine Damen und Herren.
Noch ein weiterer Punkt: Ich glaube nicht, dass es bei uns ei ne Koexistenz mit dem Wolf geben kann. In Osteuropa, viel leicht in Skandinavien, in der Ukraine mag das gehen. Da fra ge ich mich schon, warum in Schweden und in Finnland die Wölfe derart verfolgt werden. Die wissen eben, obwohl ihre Länder dünn besiedelt sind, was die Existenz von Wölfen be deutet.
Herr Pix, es ist tatsächlich so. Sie wollen es nicht glauben. Ich zitiere mal aus der „Süddeutschen Zeitung“: „Touristin in Griechenland von Wölfen getötet“. Der Wolf ist halt kein Ku scheltier, sondern eben ein Tier, das auch Beute macht.
(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Das ist doch gar nicht bestätigt! Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich bei mir für diesen Beitrag entschuldigt! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Bei Ih nen? – Gegenruf des Abg. Dr. Markus Rösler GRÜ NE: Ja! Ich kann es Ihnen weiterleiten!)
Zum Schluss möchte ich eines nochmals klarstellen, meine Damen und Herren: Wir wollen das Gesetz, das wir haben, nicht nur auf dem Papier, sondern wir wollen – Herr Baumann, Sie haben dazu in der Öffentlichkeit in positivem Sinn An merkungen gemacht – das Management haben. Wenn wir das Management haben wollen, dann müssen wir es unter das Jagdrecht bringen. Mit dem Jagdrecht kann man reagieren. Dann bekommt man nicht nach vier Wochen einen Bescheid, ob der Wolf im Verfahren angehört wurde oder nicht.
Meine Damen und Herren, ich wünsche mir, dass wir diese Änderungen in diesem Haus möglichst schnell vornehmen. Bei den Inhalten sind wir uns ja mit der CDU einig.
Werte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die FDP/DVP führt eine De batte zu „Peter und der Wolf“, zu Canis lupus und zu Zustän digkeitsfragen. Da fällt einem zweierlei ein. Erstens: Si ta cuisses, philosophus mansisses – wären Sie lieber ruhig ge blieben. Zweitens: „Peter und der Wolf“ ist ein Märchen. Was schließen wir daraus? Die FDP/DVP mag Märchenstunden im Parlament.
Es gibt wahrhaft veritable Herausforderungen im Naturschutz im Land wie Artenschwund und Insektensterben. Es gibt ve ritable Herausforderungen für die Schäferinnen und Schäfer in unserem Land
wie Steillagenförderungen und Stallbauten. Diese echten He rausforderungen im Naturschutz und für die Schäferei zu be nennen und um die besten Konzepte zu streiten, das ist den Schweiß der Edlen wert.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Andre as Glück FDP/DVP: Der Wolf ist also kein Problem für Sie?)
Zur Schäferei: Wie können wir dem schon seit Langem anhal tenden Rückgang an Schäfern und Schafen entgegenwirken? Dazu müssen wir Schäferinnen und Schäfern zuhören und sie ernst nehmen. Im Oktober war ich einen ganzen Tag bei der 1. Internationalen Schäfertagung in Münsingen.
(Abg. Andreas Glück FDP/DVP: Sie waren auch bei der Anhörung! Haben Sie da überhaupt zugehört? – Unruhe – Glocke der Präsidentin)
An drei Tagen – drei Tage! – mit Vorträgen und Diskussionen um die Zukunft der Schäferei war das große graue Säugetier kein Thema. Es ging um Direktvermarktung in den Nieder landen und Neuseeland, es ging um Technik und Innovation, es ging um Biogasanlagen, Baugebiete, Bruttoflächenberech nungen und Bürokratie, es ging um die zugegeben noch nicht zufriedenstellende Förderung bei der De-minimis-Regelung, und es ging um Jungschäfer und Wanderwege. Das sind die Probleme, die die Schäfer – ich war einen ganzen Tag dabei – dort diskutiert haben.
In den Abruzzen – dicht besiedelt, Nationalpark mit Hundert tausenden Touristen –, in Rumänien, in der Region Brasov – Großstadt, 250 000 Einwohner –, in Nordportugal – 140 Ein wohner pro Quadratkilometer –, überall dort gibt es Schafhal tung, Kuhhaltung, Weidehaltung und Wölfe – seit jeher, nie ausgerottet.