Protokoll der Sitzung vom 31.01.2018

(Beifall bei den Grünen – Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Das Wort für die CDU-Frak tion erteile ich Herrn Fraktionsvorsitzenden Dr. Reinhart.

Verehrte Frau Präsiden tin, Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal, Kollege Rül ke: Ich glaube, dass dieses Thema nicht wirklich geeignet ist für Comedy und Zeitungszitate,

(Abg. Thomas Blenke CDU: Ohne eigene Gedan ken!)

ohne auf die Sache einzugehen und ohne inhaltliche Substanz,

(Abg. Thomas Blenke CDU: So ist es!)

was Ihren Auftritt heute angeht. Das muss ich Ihnen schon sa gen.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Rüdiger Klos AfD)

Interessant ist ja: Wir haben ausführliche Beiträge auch von den Kollegen Stoch und Rülke gehört, aber jedem ist aufge fallen, dass diese keinen einzigen Vorschlag zur Sache selbst enthielten.

(Beifall der Abg. Nicole Razavi CDU – Abg. Rein hold Gall SPD: Das hat Sie bisher doch auch nicht interessiert!)

Wo sind denn Ihre Vorschläge, Ihre Haltungen? Sie umschif fen das. Deshalb will ich schon einmal deutlich sagen: Es geht darum, sich auch inhaltlich zu dieser Frage zu positionieren. Heute steht in der „Stuttgarter Zeitung“ als Überschrift: „Die Würde des Parlaments“. Hier geht es um die Würde des Par laments.

(Abg. Anton Baron AfD: So ist es!)

Das sind Fragen des Parlaments. Daher: Natürlich gehört der Kompromiss immer zur Demokratie, ansonsten ist man für die Demokratie nicht geeignet. Eines gehört aber auch hinzu: dass man einen Diskurs führt, der zu Ergebnissen kommt. Da bei geht es nicht um Pfründe. An den Pfründen ändert sich doch überhaupt nichts,

(Abg. Thomas Blenke CDU: So ist es!)

wenn es um die Stellung und das Wahlrecht zum Abgeordne ten geht.

(Abg. Anton Baron AfD: Aber wenn die Hälfte fehlt, dann schon!)

Das liegt in diesem Punkt doch völlig daneben. Es geht, mei ne Damen und Herren, eventuell um Verfassungsfragen, es geht auch um Vorschläge, die der grüne Koalitionspartner ein gebracht hat. Wir werden darüber sprechen. Ich kann jeden Satz, den der Innenminister gesagt hat, nur unterstreichen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Er hat ja gar nichts gesagt!)

Natürlich.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Zum Wahl recht hat er nichts gesagt!)

Wir setzen uns zusammen. Wenn hier von „Stuhlkreis“ ge sprochen wird, will ich auf Folgendes hinweisen: Wenn ich im Moment den Weg zur Großen Koalition, der schmerzhaft und holprig ist, bei der SPD sehe, dann ist auch dort vielleicht manchmal Psychotherapie angebracht, verehrte Kolleginnen und Kollegen.

(Abg. Nicole Razavi CDU: So ist es!)

Kommen Sie bitte zum Schluss. Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Meine Damen und Her ren, wir werden uns mit diesem Thema weiterhin ernsthaft be fassen. Es geht um die Würde der Abgeordneten dieses Par laments. Bismarck hat gesagt: Politik ist die Kunst, das Mög liche zu erreichen, und nicht, dem Unmöglichen hinterherzu

jagen. Deshalb müssen wir feststellen, was an Mehrheitsfä higkeit und möglicher Erreichbarkeit machbar ist.

Dazu werden wir mit allen Fraktionen Gespräche führen, aber auch innerhalb unserer guten Partnerschaft der Regierungs fraktionen.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der Grünen – Abg. Rüdiger Klos AfD: Das nehme ich jetzt zur Kenntnis!)

Für die FDP/DVP-Fraktion er teile ich Herrn Fraktionsvorsitzenden Dr. Rülke das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Kollege Reinhart, wenn Sie von Comedy sprechen, dann werden, glaube ich, alle in die sem Haus an die Landes-CDU der letzten Tage denken. Da gibt es z. B. einen Vorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse, der Ihre Fraktion in die Nähe der AfD gerückt hat.

(Abg. Anton Baron AfD: Das war ein Kompliment! – Heiterkeit bei Abgeordneten der AfD)

Da gibt es beispielsweise die Junge Union, die Ihren Rücktritt fordert. Ich wäre also vorsichtig damit, nun anderen vorzu werfen, sie würden in diesem Land ein Schauspiel abliefern, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Das ist das eigentliche Problem: Diese Koalition ist nicht mehr handlungsfähig, weil es einen tiefen inneren Konflikt zwi schen dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und seiner Fraktion gibt.

(Zuruf des Abg. Emil Sänze AfD)

Dazu haben wir am heutigen Tag nichts gehört. Der stellver tretende Ministerpräsident hat das Thema Wahlrecht ja tun lich umgangen.

(Widerspruch des Ministers Thomas Strobl)

Ich kann nur noch einmal wiederholen, was wir immer gesagt haben: Selbstverständlich sind wir bereit, entlang dessen, was in unserem Wahlprogramm steht, über dieses Thema zu spre chen. Ich sage Ihnen aber, dass wir über dieses Thema nur dann reden werden, wenn das vernünftige und ergebnisoffe ne Gespräche sind.

Wir sind nicht dazu bereit, uns in einen Stuhlkreis zu setzen und zwischen CDU und Grünen bzw. zwischen Fraktion und Regierung als Paartherapeuten tätig zu werden. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass es eine besondere Begabung ist, die mir mitgegeben worden wäre, als Paartherapeut tätig zu wer den.

(Heiterkeit – Abg. Nicole Razavi CDU: Das stimmt! – Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Ein wahres Wort! – Abg. Thomas Blenke CDU: Das ist heute der erste richtige Satz von Ihnen!)

Insofern sollten Sie sich dann vielleicht jemand anderen aus suchen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Herr Strobl, Sie sprachen vom Haushalt. Das war ein bemer kenswerter Satz. Sie haben die Tatsache, dass der Landeshaus halt derartig gewachsen ist, damit begründet, dass die Steuer einnahmen entsprechend gestiegen seien. Das ist ein bemer kenswerter Satz; das müssen wir einmal festhalten.

(Zuruf: Das stimmt doch gar nicht!)

Doch, das hat er gesagt. Aber die finanzpolitische Vorstel lung ist die: Je mehr wir einnehmen, desto mehr geben wir aus. Diese Haltung ist schon bemerkenswert.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf von der FDP/DVP: So ist es! – Unruhe)

Finanzpolitische Nachhaltigkeit sieht anders aus, meine Da men und Herren.

Abschließend: Herr Kollege Schwarz, Sie hatten das Thema Onlinedurchsuchung angesprochen und gesagt, niemand ha be die Absicht, in Baden-Württemberg die Onlinedurchsu chung zuzulassen.

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Nein! Diese kon krete Formulierung habe ich bewusst nicht verwen det! Lesen Sie das im Protokoll nach!)

Da sehen Sie: Schon weichen die Grünen das Thema Online durchsuchung auf. Es ist auch bemerkenswert, dass Sie unse ren Änderungsantrag abgelehnt haben.

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Weil er nicht not wendig war, Herr Kollege! Ein Placebo!)

Ja, ja, er ist nicht notwendig. – Man muss schon vorsichtig sein bei solchen Fragen, wenn es um die Bürgerrechte geht.