Protokoll der Sitzung vom 07.03.2018

Nennen Sie mir die bitte!

(Abg. Dr. Christina Baum AfD bleibt am Mikrofon stehen.)

Also, Frau Baum, ich habe schon im Oktober zitiert, was Sie über Trakehner ge sagt haben.

(Abg. Dr. Christina Baum AfD: Ja, genau!)

Genau, dieser Vergleich zwischen Menschen und Pferden.

(Glocke der Präsidentin)

Moment, Herr Abg. Dr. Rül ke. – Frau Abg. Dr. Baum, Sie haben die Frage gestellt. Die Frage ist angekommen. Herr Abg. Dr. Rülke beantwortet sie.

Genau. Sie dürfen wieder Platz nehmen.

Sie können keinen Dialog füh ren. Sie können sich jetzt wieder hinsetzen. – Danke.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf: Sehr gut!)

Ich zitiere es gern noch einmal. Ich glaube, Sie waren vorhin draußen, als ich es zitiert habe.

(Abg. Dr. Christina Baum AfD: Ja, genau!)

Sie sind ausweislich Ihrer eigenen Äußerung bewusst einer Facebook-Gruppe beigetreten, bei der ein Bild von Anne Frank gepostet wurde, unter dem stand: „Die Ofenfrische“.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Pfui!)

Unter Verweis auf die Meinungsfreiheit sind Sie dieser Grup pe beigetreten, Frau Baum.

(Abg. Dr. Christina Baum AfD: Ja!)

Wenn Sie keine Rassistin und keine Antisemitin sind, gibt es keine Rassisten und Antisemiten in diesem Land.

(Lebhafter Beifall bei der FDP/DVP, den Grünen, der CDU und der SPD)

Sie haben bei Ihren Ausführungen zum Thema Meinungsfrei heit wirklich ein wunderbares Bild abgegeben, Herr Gögel. Herr Yücel muss verurteilt werden. Dann haben Sie über Wer ner Höfer gesprochen, über ein Zitat von Herrn Murawski. Al so, die Protokolle der Weisen von Zion, das ist Meinungsfrei heit, aber der „Internationale Frühschoppen“, der geht über haupt nicht – das ist so ungefähr das, was Sie uns hier vortra gen.

(Zuruf des Abg. Bernd Gögel AfD)

Sie haben doch erklärt, die Protokolle der Weisen von Zion seien Meinungssache. Wenn Herr Gedeon daran glaubt, darf er daran glauben. Sie sind ein großer Anhänger der Meinungs freiheit.

Sie haben dann auch deutlich gesagt, wo die Meinungsfrei heit aufhört, nämlich bei Herrn Fiechtner.

(Vereinzelt Heiterkeit)

Das ist schon bemerkenswert, nicht? Sämtliche Äußerungen von Herrn Gedeon zum Holocaust sind in Ordnung, das ist Teil der Meinungsfreiheit, aber die von Herrn Fiechtner, das geht überhaupt nicht, weil er für die Gesundheitskarte für Flüchtlinge gewesen ist. Das ist Ihre Vorstellung von Mei nungsfreiheit.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Dann haben Sie Kurt Georg Kiesinger, Hans Filbinger, Her mann Saam erwähnt, um von dem abzulenken, was in der heu tigen Zeit passiert. Ja, ja, Kiesinger und Filbinger waren Mit glieder der NSDAP. Aber was glauben Sie wohl, was die Hö ckes und Poggenburgs heute wären, wenn es diese Möglich keit gäbe, meine Damen und Herren? Das ist doch der ent scheidende Punkt.

(Beifall bei der FDP/DVP, den Grünen, der CDU und der SPD – Zuruf von der AfD)

Man muss auch über diese Leute reden, die in der heutigen Zeit Verantwortung tragen. Davon lenken Sie ab, davon wol len Sie von der AfD nichts hören. Darum geht es. Es geht um

die Zukunft in diesem Land, und zur Zukunft in diesem Land gehört, dass man sich zu einer wirksamen Abgrenzung von Rassismus und Antisemitismus von den Rassisten und Anti semiten in der eigenen Partei trennt. Das tun Sie nicht, und deshalb ist es auch gut und folgerichtig, dass Sie heute die sem Antrag nicht zustimmen. Dann weiß die Bevölkerung we nigstens, wo Sie stehen.

(Beifall bei der FDP/DVP und den Grünen sowie Ab geordneten der CDU und der SPD)

Für die Fraktion GRÜNE er teile ich Herrn Fraktionsvorsitzenden Schwarz das Wort.

Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Ich finde, die Debatte hat sich gelohnt.

(Lachen bei Abgeordneten der AfD – Abg. Emil Sän ze AfD: Das wird sich dann in zwei Jahren zeigen!)

Es ist noch einmal deutlich geworden, dass es Aufgabe der Politik hier und heute ist, Antisemitismus entschlossen zu be kämpfen und immer wieder darauf hinzuweisen, wo Antise mitismus stattfindet.

(Abg. Daniel Rottmann AfD: Sie schauen in die fal sche Richtung!)

Denn wir haben festgestellt: Inzwischen gibt es neue Formen des Antisemitismus, und leider haben sie ins Parlament Ein zug gehalten. Sie heißen Räpple und Gedeon.

(Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Und Baum!)

Es wird unsere Aufgabe sein, hierauf in den nächsten Jahren immer wieder warnend hinzuweisen und solche Sachen nicht zu dulden, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen, der CDU, der SPD und der FDP/DVP)

Die Debatte war notwendig, um darzulegen, dass für den über wiegenden Teil der Abgeordneten und der Fraktionen und da mit für den größten Teil der Bevölkerung in Baden-Württem berg jüdisches Leben im Alltag, in unserer Kultur eine Berei cherung darstellt. Herr Fraktionsvorsitzender Gögel, von Ih nen habe ich zu dieser kulturellen Frage, ob Sie das auch so sehen, dass jüdisches Leben unsere Kultur und unseren All tag bereichert, nichts gehört. Für meine Fraktion kann ich das sagen – und ich denke, das gilt auch für die drei anderen Frak tionen –, dass wir jüdisches Leben als eine Bereicherung im Alltag empfinden.

Nun zur AfD. Sie haben ja am Thema vorbeigeredet. Das, was Sie vorgetragen haben, war verachtend, und Sie, Herr Gögel, haben kein klares Bekenntnis, keine klare Distanzierung ge bracht. Schließen Sie jetzt den vom Gericht als Holocaust leugner festgestellten Abgeordneten Gedeon aus Ihrer Partei, aus Ihren Arbeitskreisen aus? Dulden Sie solche Aktivitäten? Da können Sie mir nicht sagen: „Das ist jetzt gegen die Wür de des Fraktionsvorsitzenden.“ Hier ist eine klare Haltung ge fordert, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU, der SPD und der FDP/DVP)

Der Kollege Rülke hat die Meinungsfreiheit gut herausgear beitet. Denn die Meinungsfreiheit findet – schauen Sie einmal in unsere Verfassung – ihre Grenzen. Sie findet ihre Grenzen, wenn es um Hass, Hetze und Gewalt geht.

(Abg. Bernd Gögel AfD: Wenn sie justiziabel wird!)

Diese Grenzen sollten Sie für sich in Anspruch nehmen und in Ihrer Fraktion umsetzen.

(Abg. Emil Sänze AfD: Aber das entscheiden nicht wir, sondern die Gerichtsbarkeiten!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestern hat das Generalkon sulat des Staates Israel dem Präsidium des Landtags eine Ein ladung geschickt. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich. Ich finde, das ist ein guter Anlass, die Begegnung zwischen unse rem Präsidium, Frau Präsidentin, und den Fraktionen sowie den Vertretern, den Abgeordneten in der Knesset zu vertiefen. Das sollten wir machen. Denn der Ministerpräsident hat zu Recht darauf hingewiesen: Nur durch persönliche Begegnung, durch den Austausch kann man das gemeinsame Wertefunda ment weiter voranbringen. Wir begrüßen diese Einladung. Für meine Fraktion kann ich klar sagen: Wir nehmen sie gern an.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute soll mit dem Be schluss ein klares Signal ausgesendet werden. Die AfD hat nachher in der Abstimmung die Möglichkeit, sich vom Anti semitismus zu distanzieren. Frau Präsidentin, wir werden ei ne namentliche Abstimmung beantragen. Dann können Sie, Herr Gögel, zeigen: Sind Sie ein starker Fraktionsvorsitzen der oder nicht?

Im Präsidium haben Sie – Kollege Rülke hat es dargelegt – und Ihr parlamentarischer Geschäftsführer geradezu darum gebeten, der Initiative nicht nur beizutreten, sondern sogar Mitantragsteller zu werden. Wenn das, was Sie im Präsidium gesagt haben, gilt, dann erwarte ich, dass Ihre Abgeordneten in der Abstimmung dieser Initiative beitreten. Da können Sie zeigen, ob Sie ein starker Fraktionsvorsitzender sind oder nicht.

Herzlichen Dank.