und weil wir dem auch Vorschub geben wollten. Denn der Im puls ging ein Stück weit von Baden-Württemberg aus. Der Kollege Gall hat vorhin zu Recht gesagt: Es gab in den letz ten zwölf Jahren auf Bundesebene ausschließlich Landwirt schaftsminister von der Union,
bei denen das Thema „Staatliches Tierwohllabel“ zum einen nicht im Fokus war – das betrifft die ersten beiden, Seehofer und Aigner –, und beim Letzten,
Schmidt –, da war es schon im Fokus, doch hat er es im Prin zip nicht mehr geschafft, dort den Torschuss zu vollbringen. Ich habe den Eindruck, dass die jetzige Bundeslandwirt schaftsministerin mit allem Nachdruck daran arbeitet, das Thema Tierschutzlabel und damit das Thema Tierwohl ein Stück weit nach vorn zu bringen.
Ich glaube, das ist auch gut so, weil es die Situation der Tie re, der Tierhaltung in diesem Land, aber auch – was noch wichtiger ist – die Akzeptanz der Verbraucher für gut gehal tene Rindviecher, Schweine und Geflügel verbessern wird.
Lieber Kollege Herre, ich muss schon sagen: Die AfD verste he ich jetzt auch nicht mehr. Ich habe schon die FDP nicht ganz verstanden, aber die AfD habe ich gar nicht verstanden.
Sie haben vorhin gesagt, wir brauchten zunächst einmal den Vollzug der Gesetze. Einverstanden. Dann sagten Sie, wir brauchten schärfere Gesetze. Ich sage Ihnen dazu: Mit schär feren Gesetzen haben Sie zunächst einmal gar nichts erledigt. Wir brauchen keine schärferen Gesetze, weil die Gesetze im Prinzip scharf genug sind. Wir brauchen aber Transparenz für die Verbraucher. Denn dem Fleisch, der Wurst sieht man es nicht an, wie die Tiere gehalten wurden. Das ist der entschei dende Punkt.
Deshalb müssen wir die Transparenz verbessern. Ich glaube, darin sind sich auch alle Vernünftigen einig.
Ich kann Ihnen nur empfehlen: Gehen Sie einmal mit Ihrer Fraktion ins nächste Ernährungszentrum, und lassen Sie sich einmal umfassend über das Thema „Konsum und verantwort liche Konsumenten in der heutigen Zeit“ beraten. Danach würden Sie nicht mehr solch einen Schwachsinn reden wie, das ginge an den Geldbeutel der Verbraucherinnen und Ver braucher. Das ist doch Blödsinn.
Und jetzt sage ich Ihnen: Sie brauchen auch nicht jeden Tag Fleisch zu konsumieren. Das ist doch überhaupt nicht notwen dig.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP: Minister Hauk for dert den Veggie Day!)
aber ich sage ihnen in der Beratung: Lieber weniger und da für bessere Qualität. Das muss die Maßgabe sein.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Martin Hahn GRÜNE: Bravo! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Ich will viel und eine gute Qualität! Mahlzeit!)
Herr Minister, erlauben Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Reich-Gutjahr von der Fraktion der FDP/DVP?
Danke, dass Sie die Frage zulassen, Herr Minister Hauk. – Glauben Sie damit umgekehrt, dass nur ein Label dafür sorgt, dass Bauern Ihrem Anspruch nachkommen, eine gute Ware an den Mann zu brin gen? Wir haben vorhin ausgeführt, wie schwierig es für klei ne Betriebe ist, diesen ganzen bürokratischen Aufwand zu be treiben.
Und am Ende treiben wir die aus dem Markt, die hier eigent lich selbstverantwortlich im Interesse des Verbrauchers arbei ten,
und stärken die anderen, die Großen, die sich dann noch in diesem bürokratischen Gebäude, das wir Stück für Stück auf bauen, behaupten können.
Nein, Frau Kollegin Reich-Gutjahr. Ich glaube sehr wohl, dass die Bauern tagtäglich gute Ware an den Mann und an die Frau bringen,
und zwar unabhängig davon. Aber ich glaube auch ein Zwei tes, nämlich dass man für noch bessere Ware in der Haltung – das sieht man ja dem Produkt nicht an – ein Labeling braucht, damit man das Produkt auch höherpreisig verkaufen kann. Das ist das ganz Entscheidende,
weil man eben dem Produkt die Art der Haltung nicht ansieht – es sei denn, es geht über die Direktvermarktung, die ich sehr schätze, die wir auch ausbauen und wozu wir auch Hilfestel lung geben. Die Direktvermarktung macht aber zugegebener maßen nur einen sehr kleinen Prozentteil aus. Der größte Teil geht über den Lebensmitteleinzelhandel. Davor kann man die Augen nicht verschließen.
Ich glaube, die Verbraucher haben im Prinzip auch ein Stück weit den Anspruch darauf, dass gelabelt wird, damit sie sehen können, welches Fleisch in der Frage der Tierhaltung aus ei ner besonders verantwortungsvollen Produktion stammt und deshalb auch einen höheren Preis erzielen darf.
Es geht ja auch um die Frage der Wertschöpfung. Denn ma chen wir uns nichts vor: Für einen Preis pro 1,50 € pro Kilo gramm Schweinefleisch bekommt man eine unbeanstandete, gute Ware, aber dafür kann der Landwirt keine Tierhaltung auf größerem Platz, mit Einstreu – ich bleibe einmal bei den Schweinen –, mit Freilauf etc. machen. Das ist unter diesen Umständen nicht möglich.
Weil man es dem Stück Fleisch nicht ansieht, wie das Tier ge halten wurde, braucht man ein Labeling. Dann hat der Land wirt vielleicht die Chance – ob es gelingt, weiß ich nicht; aber darauf setzen wir die Hoffnung –, für dieses Produkt einen hö heren Preis zu erzielen, den er für die Produktion ja auch braucht.
Vielen Dank, Herr Minister für das Zulassen der Zwischenfrage. – Wie können Sie sich erklären, dass, wie bei wissenschaftlichen Studien immer wieder klar wird, Verbraucher bei Umfragen zwar angeben, dass sie be reit seien, mehr auszugeben, aber an der Kasse, in der Praxis genau das Gegenteil geschieht?
Es liegt immanent im Verbraucherverhalten, dass die Umfrageergebnisse anders sind als die tatsächlichen Er gebnisse beim Kauf. Darum geht es. Es geht um Aufklärung, es geht um Information.
Ich muss auch feststellen, dass wir in Baden-Württemberg im Unterschied zu anderen Ländern in Deutschland Gott sei Dank – das liegt sicherlich an 20 Jahren ununterbrochenem Predi gen, dass regionale Ware, auch Bioware aus der Region, im Prinzip auch Vorteile hat – einen größeren Anteil in den Seg menten „Regionale Ware“ und Bioware als andere Länder ha ben. Das muss einem ja auch zu denken geben.
Da stimmt die Situation mit der in Bayern vollkommen über ein. Das heißt, es entscheiden sich tagtäglich immer mehr Ver braucher eben nicht für die Masse im Supermarkt oder im Dis counter, sondern für die Klasse, die man beim Metzger oder im Hofladen oder wo auch immer erwerben kann. Darauf müs sen wir hinarbeiten; das ist ganz entscheidend.