Protokoll der Sitzung vom 30.06.2016

Wir müssen eine Innovationskultur in den Mittelpunkt un serer Politik stellen. Dazu gehört für mich auch eine Kul tur des Scheiterns.

Manchmal bin ich versucht, zu glauben, er beziehe dies auf seine Regierung. Meinte er tatsächlich, der Ressortzuschnitt seiner Ministerien und die neue Schwerpunktsetzung seien In novationen?

(Heiterkeit bei Abgeordneten der AfD)

Ich befürchte, ja. Zwangsläufig tritt nun das ein, was nicht zu verhindern ist – im Besonderen, wenn man um Personen oder Minister Ministerien bastelt.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das wäre alles nicht so dramatisch, wenn das Füllhorn der Steuereinnahmen voll wä re. Das ist aber leider nicht so. Zur Erinnerung:

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen nutzung,

nicht zur Schaffung neuer Stellen –

bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.

Was heißt das nun im vorliegenden Fall? 98 neue, zusätzliche Mitarbeiter in den Ministerien bei einem Sockel von 75 000 € Vollkosten je Mitarbeiteräquivalent, das bedeutet: Wir belas ten den Landeshaushalt per anno mit 7,35 Millionen €. In der Langfristbetrachtung von 25 Jahren, aufgezinst mit, konser vativ gerechnet, 3 %, sind das 400 Millionen €. Ich frage Sie: Ist dies nachhaltig und innovativ?

(Vereinzelt Beifall bei der AfD)

Wie soll dies den Bürgern vermittelt werden, angesichts der allseits bemühten Schuldengrenze, wenn heute schon zusätz liche Kosten auf der ministerialen Verwaltungsebene initiiert werden, die allein dadurch notwendig werden, weil angeblich die digitale Welt dies erfordert und veränderte Aufgaben und Herausforderungen nicht durch die bestehende Mannschaft bewältigt werden können?

Obwohl, den Szenarien des Ministerpräsidenten folgend, der unaufhaltsame Siegeszug der Digitalisierung...

Herr Abg. Sänze, kommen Sie bitte zum Schluss.

... – ich komme zum Schluss –...

Da ist alles ausgeschöpft.

... nicht nur die Welt verändert, son dern auch in die Amtsstuben des Staates einzieht, frage ich mich ernsthaft: Wenn dem so ist, wo bleibt die Nachhaltig keit, wo bleibt das Gebot der Sparsamkeit?

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Glocke der Prä sidentin)

Herr Abg. Sänze, es tut mir leid, aber ich habe Ihnen die zwei Minuten und 20 Sekunden wirklich schon zugestanden; die Zeit ist nun um. Sie müssen jetzt – –

(Unruhe)

Ich komme zum Ende.

Ein letzter Satz, und zwar ein kurzer Satz, bitte.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Dann be komme ich aber auch noch einen Satz!)

Nein.

(Heiterkeit)

Herr Rülke, Sie hatten doch schon ei nen.

Moment. Also, jetzt keine De batte, Herr Sänze. Kommen Sie zum Schluss – ein letzter kur zer Satz.

Ich erinnere daran: Was wir heute an Mitarbeitern an Bord holen, bleibt uns jahrzehntelang als Kos ten erhalten, und dies in einer Zeit, in der wir, wie wir alle wissen, aufgrund der Veränderungen in der Arbeitswelt...

Der Satz ist eindeutig zu lang.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

... nur auf Sicht fahren können.

Vielen Dank, meine Damen und Herren, und vielen Dank auch für die Verlängerung um zwei Minuten.

(Beifall bei der AfD)

Für die SPD-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Abg. Binder.

(Zuruf der Abg. Beate Böhlen GRÜNE)

Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen und Kollegen! Frau Walker, jetzt muss ich doch noch ein mal auf Sie zurückkommen: Wenn Sie mir in dieser Debatte vorwerfen, ich hätte das Maß nicht gesehen, dann sagen Sie mir doch einmal, an welcher Stelle. Denn ich glaube, dass ich an die ganze Sache ganz sachlich herangegangen bin. Nur weil ich Ihnen gesagt habe, dass es ein Unterschied ist, ob ich von Neueinstellungen oder von neuen Stellen rede, mir vorzuwer fen, ich hätte das Maß nicht gehalten – also, ein bisschen De battenkultur im Landtag von Baden-Württemberg dürfen Sie auch der Opposition zugestehen.

(Beifall bei der SPD)

Frau Staatssekretärin Splett, ich hätte mir gewünscht, Sie hät ten auf meine Fragen geantwortet,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE)

und zwar auf die Fragen, die über die Fragen in unserem An trag hinausgehen. Auch das ist eine Stilfrage: Wie geht man mit einem Parlament um? Man kann auf Fragen in einer De batte auch einfach mit Ja oder mit Nein antworten.

Natürlich liegt uns in ein paar Wochen ein Nachtragshaushalt vor. Aber die Frage, ob in diesen 98 Stellen noch weitere Stel len für Staatssekretäre enthalten sind, ist ganz einfach, und Sie hätten diese mit Ja oder mit Nein beantworten können.

(Zuruf)

Die haben Sie mit Nein beantwortet. Dann ist diese Frage ja einmal beantwortet.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Frau Walker, Sie haben uns aufgefordert, wir sollten bei der Haushaltskonsolidierung mitmachen.

(Abg. Thekla Walker GRÜNE: Dann machen Sie doch Vorschläge!)

Ich sage Ihnen dazu eines: Wir werden weder bei Nullrunden noch bei Deckelungen für Beamtinnen und Beamte mitma

chen. Das haben wir in unserer Regierungszeit nicht gemacht, und das werden wir auch als Opposition nicht machen. Dar auf können Sie sich verlassen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Thekla Walker GRÜNE schüttelt den Kopf.)

Sie wollten Nullrunden, und wir haben die Nullrunden nicht mitgemacht; und dann gab es die Stufenerhöhungen. Daran können Sie sich, glaube ich, noch ganz gut erinnern.