Herr Weirauch, Sie haben die Weiterbildung angesprochen. Unter der letzten Landesregierung wurden die Zuschüsse für überbetriebliche Bildungsstätten – das betrifft gerade die klei nen und mittleren Unternehmen und das Handwerk – gestri chen, zurückgefahren. Wir haben sie wieder auf das alte Ni veau angehoben. Auch da werden wir unserer Verantwortung gerecht, wenn es um berufliche Ausbildung geht. Und wir un terstützen die digitale Transformation, in der eben auch die überbetrieblichen Bildungsstätten entsprechend modernisiert werden müssen; dies bringt einen entsprechenden finanziel len Aufwand mit sich. Den Abbaupfad, der eingeleitet wurde, haben wir gestoppt. Die Zuschüsse wurden wieder erhöht und sind wieder auf dem gleichen Niveau wie vor Ihrer Regie rungszeit.
(Beifall bei der CDU – Abg. Dr. Boris Weirauch SPD: 2011! Das Jahr war spitze! – Zuruf des Abg. Daniel Born SPD)
Modellprojekte für die Entwicklung und Erprobung innova tiver digitaler Geschäftsmodelle werden ebenfalls unterstützt, um hier dem Handwerk Impulse zu geben. Beide Maßnah menpakete, die Digitaloffensive „Handwerk 2025“ und die Initiative Wirtschaft 4.0, sind eng miteinander verzahnt und ergänzen sich auch.
Digitale Kompetenzen – Herr Weirauch, Sie haben das ange sprochen – sind eine der zentralen Aufgaben, die wir identifi
ziert haben und die wir auch angehen. Bildung, Ausbildung, Weiterbildung, Qualifizierung – nur so kann uns die digitale Transformation gelingen; denn die Menschen vor Ort müssen sie gestalten. Deswegen brauchen sie auch die Fähigkeiten, um die Digitalisierung im Handwerk, aber auch darüber hin aus voranzubringen, konkret zu machen und einen Nutzen für die Betriebe zu ziehen – vor allem für die Menschen, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Wir haben innovative Modellprojekte zur Digitalisierung der überbetrieblichen Ausbildung an den Bildungszentren des Handwerks auf den Weg gebracht. Daneben steht auch die Di gitalisierung der beruflichen Weiterbildung im Fokus. Hierfür gibt es das Projekt „Digitalisierung der Meisterausbildung im Handwerk“ bei der Handwerkskammer Konstanz und der Handwerkskammer Region Stuttgart.
Herr Weirauch, Sie hatten auch geäußert, dass die Meisteraus bildung vom Land nicht gefördert würde. Das stimmt nicht. Wir fördern die Aufstiegsfortbildung im Durchschnitt mit 64 % der Kosten. Wir beteiligen uns hier und entlasten damit auch die Menschen, die sich dazu entscheiden, eine Meister ausbildung zu absolvieren.
Ein Projekt zur Entwicklung und Erprobung von Qualifizie rungskonzepten zur Digitalisierung im Energiehandwerk läuft bei der Handwerkskammer Ulm. Auch hier sind wir engagiert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin mir sicher, das Handwerk wird sich auf dem Boden des starken wirt schaftlichen Umfelds und der starken Bautätigkeit in BadenWürttemberg in den nächsten Jahren positiv entwickeln. Wäh rend es für das Handwerk weiterhin viel zu tun gibt, müssen wir schon jetzt die Weichen gemeinsam richtig stellen, damit die Digitalisierungsprozesse für das Handwerk erfolgreich ge staltet werden.
Ich möchte noch einmal deutlich machen: Natürlich geht es hier auch um Effizienzsteigerung, natürlich geht es hier auch um Bürokratieabbau. Aber vor allem geht es auch darum, zu künftige Geschäftsmodelle umzusetzen. Gerade in der Bau wirtschaft wird es immer digitaler. Hier gibt es die Plattform BIM, Building Information Modeling, wo Gewerke digital eingesteuert werden müssen. Da helfen wir mit der Digitali sierungsprämie auch bei der Umsetzung.
Wir stimmen unser Förderangebot auf die aktuellen Entwick lungen ab. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns mit unseren Maßnahmen auf einem guten Weg befinden. Das Handwerk hat für uns einen hohen Stellenwert. Wir schätzen die hohe Qualität des Handwerks in unserem Land und freuen uns, dies auch in den nächsten Jahren erfolgreich weiter zu begleiten.
Ich weiß nicht, ob es schwierig wäre, den Herrenstammtisch da hinten ein bisschen aufzulösen oder herunterzufahren, we nigstens akustisch. – Danke schön.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren! Ich bitte darum, den Männerstammtisch aufzulösen. Jetzt wird es spannend; jetzt wird es interessant.
Grüne und Innovation im Handwerk, das klingt im ersten Mo ment wie eine Contradictio in Adjecto, ein Widerspruch in sich. Doch muss man neidfrei sagen, dass keine andere Par tei in Deutschland so sehr Innovationen fördert wie die Grü nen. Es tut mir leid, liebe FDP, das so offen sagen zu müssen, aber die Grünen sind einer der wichtigsten Kreativitätsmoto ren in diesem Land.
Warum das so ist, lässt sich leicht klären. Am 16. Januar 1920 trat in den USA die Prohibition ein. Dieses Verbot förderte ei ne erstaunliche Kreativität der Alkoholindustrie. Nicht anders ist das heute in vielen Branchen. Die grüne Verbotspolitik zwingt Unternehmer dazu, besonders erfinderisch zu werden; denn ansonsten droht die Insolvenz – ob Automobilindustrie, Energiewirtschaft, Landwirtschaft oder Chemiebranche. Vie le Branchenzweige werden durch die ideologische Politik komplett umgekrempelt. Große Konzerne können oft noch mithalten, kleine Betriebe dagegen haben oft das Nachsehen. Die DS-GVO ist nur eines von vielen Beispielen.
Wir reden hier über Digitalisierung, dabei sind noch nicht ein mal unsere Ministerien in der Lage, diese richtig umzusetzen. Auf meine Kleine Anfrage bezüglich der papierlosen Verwal tung wurde mir mitgeteilt, dass 2017 fast neun Millionen Blatt DIN-A4-Papier allein von den Ministerien bestellt wurden – Sonderformate einmal ausgenommen. Hinzu kommen noch weitere Papierlieferungen. Die jährliche Bestellung der Mi nisterien reicht, um in der Legislaturperiode einmal den gan zen Äquator mit Papier zu pflastern. Das ist weder nachhaltig noch ökologisch, erst recht nicht effizient und schon gar nicht digital.
Dennoch bin ich froh, dass es viele gute Ansätze und Unter stützungen vonseiten der Regierung gibt. Es bleibt nur zu hof fen, dass die grüne Reglementierungswut nicht alles zunich temacht, was man hier zu fördern versucht.
Viele fürchten sich vor der Digitalisierung. Es ist die Aufga be der Politik, diese Furcht zu nehmen und zu zeigen, dass es mehr Chancen als Risiken gibt.
Es gilt, gerade die kleinen Handwerksbetriebe hier abzuholen und für sich zu gewinnen, denn diese haben oft Angst, die oh nehin schon knappen Kapazitäten in wichtige Weiterbildun gen zu investieren. Ich bin mir sicher, dass hier die Kammern gemeinsam mit den verantwortlichen – zum Glück CDU-ge führten – Ministerien ein gutes Angebot machen.
Also, jetzt mal ohne Hu mor: Das ist wirklich total störend. Man hört Sie hier vorn nämlich ziemlich gut. Also bitte etwas mehr Ruhe.
Wir kommen zur abschließenden Behandlung des Antrags Drucksache 16/1826. Er ist ein reiner Berichtsantrag und kann für erledigt erklärt werden.
Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Mi nisteriums für Kultus, Jugend und Sport – Ethikunter richt an baden-württembergischen Schulen für alle Klas senstufen ausbauen – Drucksache 16/1908
Wir haben auch hier Redezeiten festgelegt: für die Begrün dung fünf Minuten und für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Baden-Württemberg ist ein Land, in dem jede und jeder dazugehören kann – egal, wie alt man ist, egal, woher man kommt, egal, was man glaubt, und egal, ob man etwas glaubt. Baden-Württemberg ist ein Land der Vielfalt, und darauf sind wir stolz.
Viele Schülerinnen und Schüler besuchen bei uns den konfes sionellen Religionsunterricht, aber der Besuch des Ethikun terrichts steigt tendenziell. Jede vierte Schülerin, jeder vierte Schüler besucht in Baden-Württemberg den Ethikunterricht.
Ethikunterricht als Angebot gibt es allerdings erst ab Klasse 8 bzw. im Gymnasium ab Klasse 7 – und dann noch nicht mal überall. 25 % der Schülerschaft haben also in den ersten sechs bis sieben Jahren ihrer Schullaufbahn kein passendes Ange bot.
Alle Kinder müssen in Deutschland zur Schule. Das ist eine Riesenchance, die wir nutzen können. Denn in der Schule kann ausprobiert und ausgehandelt werden, wie wir als Ge sellschaft miteinander umgehen und leben wollen. Werteer ziehung, wie sie der Ethikunterricht anbietet, ist damit Teil des Fundaments unserer Demokratie.
Diese Chance zur Werteerziehung, zur Stärkung des gesell schaftlichen Zusammenhalts und unserer Demokratie wurde schon zu lange versäumt. Zu lange hatte der Ethikunterricht ein Schattendasein. Das ist der Blick zurück. Aber wir sind heute aufgerufen, die Entscheidungen ab jetzt zu treffen. Das ist der Grund unseres SPD-Antrags an den Landtag.
Da ist festzustellen: Wer den Ethikunterricht weiter im Schat ten stehen lässt, der hat das großartige, vielfältige BadenWürttemberg nicht wirklich verstanden.
Mit dieser Bewertung waren und sind sich im Grundsatz alle demokratischen Fraktionen in diesem Haus einig: die Oppo
sitionsfraktionen der FDP/DVP und der SPD, die Regierungs fraktionen der CDU und der Grünen eingeschlossen.
Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag steht entsprechend die Ankündigung eines stufenweisen Ausbaus des Ethikunter richts.
In den Nebenabreden wurde man auch konkret. Im Schuljahr 2017/2018 sollte es losgehen. Das stand in den Nebenabreden drin. Dem war dann aber nicht so, Frau Ministerin.