Protokoll der Sitzung vom 10.07.2019

(Zurufe)

Moment, Herr Abg. Dr. Fiecht ner! Nein!

Ich werde den Antrag stellen.

Nein, Sie werden jetzt keinen Antrag stellen.

Natürlich wer de ich! Sie werden doch nicht – –

Haben Sie einen Antrag? Es geht um die Abstimmung über Ihren Einspruch. Diese erfolgt ohne Aussprache, und da gibt es nichts zu regeln.

Das ist auch kei ne Aussprache. Es ist ein Antrag zur Geschäftsordnung. Den möchte ich stellen, aber ich möchte jetzt auch eine...

Dann stellen Sie den Antrag jetzt.

... Begründung abgeben. Lesen Sie bitte § 84 nach: bis zu fünf Minuten Re dezeit. Und die werde ich jetzt auch ausschöpfen.

Stellen Sie bitte den Antrag.

Ich werde jetzt ganz formgerecht im Rahmen der Geschäftsordnung meinen Geschäftsordnungsantrag stellen.

Wir haben uns hoffentlich darauf verständigt, dass hier allen falls eine strafbewehrte Äußerung ein präsidialrichterliches Eingreifen rechtfertigen kann. Denn wir in unserer Unvoll kommenheit wissen oder sollten wissen, dass jede Beschnei dung der freien Rede nach willkürlichen Kriterien...

Herr Abg. Dr. Fiechtner,...

... in gefährli cher Weise...

... Moment!

... alle Freihei ten infrage stellt.

Moment, warten Sie bitte!

(Unruhe – Zuruf: Pst!)

Sie reden jetzt zu dem Ordnungsruf. Das ist kein Geschäfts ordnungsantrag. Stellen Sie Ihren Antrag. Was ist Ihr Begeh ren? Stellen Sie den Antrag, und begründen Sie nicht, warum Sie gegen einen Ordnungsruf vorgehen.

Frau Präsident, bitte lesen Sie – –

Ich bin „Frau Präsidentin“. So viel muss man können.

(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU, der SPD und der FDP/DVP)

Frau Präsident, das ist vielleicht in Ihrer genderorientierten Sprache der Fall.

(Unruhe)

Herr Abg. Dr. Fiechtner, ich rede Sie auch nicht mit „Frau Fiechtner“ an.

Nein, ich bin ein Herr. Eine solche Anrede wäre auch falsch.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: „Fiecht nerin“!)

Ich bin vom Geschlecht her, biologisch, ein Mann.

(Zurufe, u. a.: „Fiechtnerin“!)

Herr Abg. Dr. Fiechtner, stel len Sie – – Ich bitte Sie, zu beachten: Wir sind – sorry für die sen Ausdruck – nicht im Kindergarten. Wir sind im Parlament.

(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU, der SPD und der FDP/DVP)

Genau.

Ich habe das Wort. – Wir sind im Parlament, und wir haben eine Geschäftsordnung.

Sie haben in der letzten Sitzung zwei Ordnungsrufe bekom men. Dagegen haben Sie Einspruch eingelegt. Das ist Ihr gu tes Recht. Über diesen Einspruch wird heute abgestimmt. Auch das steht in der Geschäftsordnung. Wenn Sie dazu ei nen Antrag stellen, dann stellen Sie den Antrag, aber machen Sie keine Ausführungen zu den Ordnungsrufen, bitte.

Frau Präsident,

(Zurufe, u. a. Abg. Reinhold Gall SPD: Das ist jetzt langsam unverschämt!)

§ 84 sieht vor, dass für einen Antrag oder eine Bemerkung zur Geschäftsordnung bis zu fünf Minuten Begründungszeit zur Verfügung stehen. Und die nehme ich mir auch heraus.

Stellen Sie bitte Ihren Antrag.

Sie stehen, auch wenn Sie Präsident dieses Landtags sind, doch nicht über der Geschäftsordnung – außer der Landtag beschließt jetzt, für die heutige Sitzung § 84 auszusetzen. Das kann man natürlich gern machen.

Stellen Sie bitte Ihren Antrag.

Ich werde ihn stellen, und zwar so, wie ich es für richtig halte. Fünf Minu ten stehen mir zu.

(Unruhe)

Die Ordnungsrufe ergingen zum einen wegen der Meinung, dass ein bestimmtes Wort hier in diesem Landtag nicht ge braucht werden dürfe. Wir sind hier im Landtag, und hier gilt Artikel 5 des Grundgesetzes wie überall für alle Bürger auch, und hier sogar ganz besonders. Wenn wir anfangen, einzelne Wörter zu reglementieren, quasi eine Sprachpolizei einzufüh ren, eine Reichsschriftungskammer,

(Zuruf: He!)

dann haben wir hier die ersten Schritte zu einer Zensur, und das kann nicht sein. Es kann vor allen Dingen deswegen nicht sein, weil jeder Ordnungsruf letztlich dazu führen kann, wenn ein zweiter und ein dritter dazukommen, dass ein Parlamen tarier aus diesem Parlament ausgeschlossen wird und damit das Stimmenverhältnis maßgeblich verändert wird.

(Vereinzelt Lachen)

Es ist also ein ganz schwerwiegender Eingriff in die Freiheit eines Parlamentariers mit unter Umständen ganz weitreichen den Folgen.

Vor diesem Hintergrund fordere ich Sie auf, da Sie ja meinen Widerspruch als Parlamentarier erst heute auf den Tisch be kommen haben und demzufolge noch gar nicht Kenntnis er langen konnten, was überhaupt Inhalt meines Widerspruchs ist,

(Zurufe: Doch! – Abg. Sascha Binder SPD: Kein Pro blem!)

dass Sie sich diesen erst einmal zu Gemüte führen.

Der zweite Ordnungsruf war unverhältnismäßig, weil ich mei ne Redezeit allenfalls geringfügig überschritten hatte.