Protokoll der Sitzung vom 12.12.2024

Aber Sie kennen Herrn Späth vielleicht noch. Damals ist das entschieden worden.

(Beifall bei der AfD – Abg. Manuel Hagel CDU: Ah! – Zuruf des Abg. Daniel Lede Abal GRÜNE)

Streng genommen sind wir hier also nicht in der Kunst und auch nicht im Theater, sondern im Bereich Denkmalschutz. Da muss man halt wissen: Der Littmann-Bau ist eines der schönsten Opernhäuser in Deutschland. Wir sollten dankbar

sein, dass er im Zweiten Weltkrieg von Beschädigungen ver schont geblieben ist. Wir sollten ihn so erhalten, dass er so ge nutzt werden kann, wie es seiner Bedeutung entspricht.

Wir haben hier in Stuttgart ein Opernhaus von Weltrang, vor allem haben wir eine Ballettkompanie mit Weltrang. Dafür sind wir diesen Leuten optimale Arbeitsbedingungen schul dig. Punkt!

(Beifall bei der AfD)

Natürlich, wenn es zwischendurch atmosphärische Störungen gibt – die gibt es im künstlerischen Bereich leicht und gern –, dann ist die Notwendigkeit eines Wechsels des Intendanten gegeben.

Angesichts der „Sancta“-Performance, in der Symbole des Christentums besudelt und religiöse Gefühle beleidigt wur den, frage ich Sie von der Landesregierung: Wollen Sie das wirklich?

(Abg. Erwin Köhler GRÜNE: Kunstfreiheit! – Gegen ruf des Abg. Hermann Katzenstein GRÜNE: Kunst freiheit, genau!)

Ich werde das Thema Kunstfreiheit extra für Sie, lieber Herr Köhler, erklären; denn hier scheinen mir grundsätzliche De fizite vorzuliegen.

(Heiterkeit und Beifall bei der AfD – Abg. Erwin Köhler GRÜNE: Bei Ihnen!)

Ich frage mich auch, ob Sie sich getraut hätten, bei islami schen Symbolen ähnlich vorzugehen – nur mal so am Rande. Wenn religiöse Gruppen gegeneinander ausgespielt werden – hier: Atheisten gegen Christen –, dann erfüllt das, streng be trachtet, den Tatbestand der Volksverhetzung. Da frage ich mich wiederum, ob eine grüne Landesregierung sich daran wirklich ernsthaft beteiligen möchte.

(Beifall bei der AfD)

Seitdem die Grünen in Baden-Württemberg am Wirken sind und die Landesregierung stellen, beschädigen sie das Kultur leben.

In Karlsruhe hat Frau Theresia Bauer dem Theater den Inten danten Spuhler aufoktroyiert. Die Folgen sind bekannt: ein verärgertes Publikum, verbrannte Erde. Eine dicke Abfindung müssen wir jetzt auch noch zahlen.

Hier in Stuttgart wurde Jossi Wieler berufen. Er hat es ge schafft, die Abonnentenzahl zu halbieren. Der Nachfolger Vik tor Schoner schien auf besserem Weg zu sein, bis zu seiner Vertragsverlängerung 2021. Auch das Engagement von Frau Florentina Holzinger war wohl ein Fehlgriff.

Solch eine Personalpolitik an staatlich finanzierten Bühnen würde es mit der AfD nicht geben.

(Beifall bei der AfD – Abg. Hermann Katzenstein GRÜNE: Oha!)

„Oha“, ja. Schreiben Sie es sich ruhig auf.

(Zuruf des Abg. Daniel Lede Abal GRÜNE)

In der SPD ist man da eher kleinkariert und nicht sehr mutig unterwegs. Denn ich frage an dieser Stelle auch: Ist in der heu tigen Zeit der Deindustrialisierung und des Arbeitsplatzab baus, der gezielten Verarmung des Mittelstands – das typische Publikum für ein solches Theater – eine Sanierung in diesem Umfang überhaupt erforderlich? Das fragt sich sicherlich auch so mancher Zeitgenosse.

Ganz zufällig fällt der SPD jetzt auf, dass die Opernrenovie rung teuer, zu teuer wird – ganz zufällig, nachdem Frau Hol zinger mit nackten Frauen und anderen unschönen Szenen in szeniert hat.

(Lachen des Abg. Dr. Alexander Becker CDU)

Besteht hier möglicherweise ein Zusammenhang?

(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Zurufe: Nein!)

Sie kratzen sich ja schon am Kopf. Also vielleicht doch.

Zur grundsätzlich garantierten Freiheit der Kunst: Sie ist frei, natürlich ist sie frei. Sie ist so frei, dass jeder Künstler auf der grünen Wiese machen kann, was er will. Aber wenn der Steu erzahler dafür aufkommen muss oder soll, dann haben die be nannten Provokationen sicherlich Grenzen,

(Abg. Erwin Köhler GRÜNE: Es war ausverkauft!)

Grenzen des zivilisatorischen Niveaus und des guten Ge schmacks. – Lieber Herr Köhler, zum Thema „Ausverkauft“ werde ich auch noch Stellung beziehen. Hören Sie ruhig gut zu!

(Abg. Erwin Köhler GRÜNE: Gucken Sie mal auf die Uhr! – Zuruf des Abg. Hermann Katzenstein GRÜNE)

Wenn der Steuerzahler mit vielen Millionen Euro den regulä ren Betrieb bezahlt bzw. subventioniert und wenn er jetzt auch noch 1 Milliarde € – es scheint inzwischen noch mehr zu sein – bezahlen soll, dann darf er auch Anforderungen an die Auf führung und deren Qualität stellen.

(Beifall bei der AfD)

Das Publikum soll gern in die Oper gehen, ohne angewidert zu werden.

Im Übrigen sei erwähnt: Es arbeiten über 1 000 Menschen im Opernhaus, und die meisten machen mit viel Engagement gu te Arbeit.

Was unter dem Titel „Sancta“ gezeigt wurde, hat aber mit künstlerischer Qualität – die Qualität, die die Freiheit benö tigt und verdient hat – absolut nichts zu tun.

(Beifall bei der AfD)

Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft. Jeder tut sei nen Dienst am Bürger: Der Bäcker backt, der Arzt operiert, der Volksvertreter vertritt die Interessen der Bürger – wir wol len es jedenfalls mal annehmen –, und die Angestellten des Staatstheaters bereiten den Besuchern einen angenehmen Abend – zumindest erwartet der Besucher das.

(Abg. Petra Krebs GRÜNE: Nein!)

Wenn jemand „Carmen“ von Bizet sehen möchte, dann möch te er eine schöne Carmen mit einer wunderbaren Stimme er leben und berühmte Melodien hören. Wenn ich „Macbeth“ hören möchte, suche ich das Original von Shakespeare und keine drittklassige Interpretation. Punkt!

(Zurufe von den Grünen, u. a. Abg. Daniela Evers: Sie beleidigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Hellstern AfD: Nein, Sie!)

Was ist Kunst? Wem dient das Bearbeiten klassischer Stoffe? Besser wäre es, neue, eigene, gute, moderne Entwürfe zu pro duzieren. Zu oft – das merke ich ja an Ihrer Reaktion – wird Kunst auf die gesellschaftliche Aussage reduziert. Natürlich hat Gesellschaftskritik durchaus ihre Berechtigung; das ist doch sonnenklar. Am besten überlassen wir das aber denen, die dies finanzieren. Es ist sicherlich nicht die Aufgabe des Steuerzahlers.

(Abg. Dr. Dorothea Kliche-Behnke SPD: Was ist denn das für ein Verständnis?)

Sehr geehrte Damen und Herren, es gibt konservative Kunst liebhaber wie das von den Grünen eher geschmähte spießige Bürgertum, die gern in die Oper, das Konzert oder in das Bal lett gehen – wenn es denn positiv anschaubar wäre. Für sol che anspruchsvollen Inszenierungen stehen wir.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei der SPD – Abg. Martin Rivoir SPD: Das ist das Drama zur Komödie!)

Zu „Sancta“: Aus Ihrer Sicht hat die Regisseurin vieles rich tig gemacht. Jeder redet darüber. Die Medien haben darüber berichtet. Sogar das Fernsehen hat darüber berichtet, und die „Bild“-Zeitung hat darüber geschrieben. Auch die Proteste tra gen zur Erhöhung des Bekanntheitsgrads bei. Wenn man das als Ziel ansetzt, ist das irgendwo auch richtig. Aber längerfris tig wird das Publikum vergrault. Und die Besucherzahlen zei gen das ja schon heute.

Die Intendanten laufen mit solchen Inszenierungen dem Zeit geist hinterher und verlieren dabei das Publikum.

(Zuruf des Abg. Dr. Alexander Becker CDU)

Die Besucherränge bei den Opernvorstellungen in Stuttgart sind häufig halb leer, auch das moderne Ballett ist nur mäßig besucht, will ich in aller Vorsicht sagen.

(Zurufe von den Grünen)

„Schwanensee“ in der schönen Inszenierung war ausverkauft. – Zufall?

(Abg. Sascha Binder SPD: „Schöne Inszenierung“ ist ein spannender Begriff!)