Protokoll der Sitzung vom 25.06.2003

(Beifall bei der SPD)

Alles in allem gibt es wirklich noch viel zu tun. Ich habe mir die Mühe gemacht, Frau Staatsministerin, auch Ihre Rede von 1999 genau durchzulesen. Zu meinem Erstaunen habe ich darin Folgendes gelesen: „Es geht mir in erster Linie nicht um Details und Einzelmaßnahmen, sondern um das Gesamtkonzept.“ – Hört, hört! Was ich von dem mitbekomme, was Sie tun, sind Einzelmaßnahmen und Arbeiten am Detail.

Sie sagen dann in dieser Rede weiter, die Bildung entscheide über die Zukunftschancen der Menschen. Bildung und Wissen könne man nicht umverteilen. Man brauche gleiche Startchancen für alle.

(Zuruf von der CSU: Bravo! – Gegenrufe von der SPD)

Und Sie sagen weiter, jeder müsse sich seiner Persönlichkeit gemäß entfalten können. Jeder müsse seiner Begabung und seinen Talenten gemäß gefördert werden, um sich bestmöglich entwickeln können.

(Dr. Bernhard (CSU): Genau das machen wir ja! – Lachen bei der SPD – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ja, ja! Es heißt dort weiter: „Wir brauchen das individuell Beste für jeden.“

(Zuruf des Abgeordneten Dr. Bernhard (CSU))

Herr Dr. Bernhard, wenn Sie jetzt allen Ernstes davon überzeugt sind, dass dies alles umgesetzt wird, und nicht nur etwas sagen, um Ihre Ministerin in Schutz zu nehmen, dann glaube ich, Sie haben sich zu wenig mit der Schulpolitik beschäftigt.

(Dr. Bernhard (CSU): Die Ministerin brauche in nicht in Schutz zu nehmen!)

Es tut mir sehr, sehr Leid, Ihnen das sagen zu müssen.

(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Zahlen, die das Ministerium vorgelegt hat, sagen etwas anderes.

Dann möchte ich noch Folgendes hinzufügen: Frau Ministerin, unterstellen Sie uns nicht immer, dass wir nur auf das Abitur schielen und es uns immer nur um die Übertrittsnoten gehe.

(Zuruf von der CSU: Das stimmt aber!)

Wir haben im Bildungsausschuss einen Antrag eingebracht, in dem Sie aufgefordert wurden, Zahlen über das Bildungsgefälle in Bayern vorzulegen. Sie haben aber keine einzige Zahl zum Thema Hauptschule vorgelegt. Es fand sich keine einzige Aussage darüber, wie viele Hauptschülerinnen und Hauptschüler über den zweiten Bildungsweg oder über welchen Bildungsweg auch immer ein Universitätsstudium oder dergleichen erreichen. Sie haben uns die nackten Übertrittszahlen vorgelegt, betitelt mit der Überschrift „Bildungschancen in Bayern“. Da frage ich Sie, wer von uns beiden den eingeschränkten Blick hat. Sie wollen ja nur davon ablenken und ein Argument dafür finden, dass Sie so vielen jungen Menschen, die eigentlich die Begabung dazu hätten, den Weg zum Abitur verwehren.

(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dafür sollten Sie sich schämen und sich nicht hier verteidigen. Sie sollten den Weg zur Chancengleichheit in Bayern öffnen, damit dies anders wird.

Zum Schluss möchte ich all denen danken, die an unseren Schulen Dienst tun, allen, die im außerschulischen Bereich der Bildung eine ungeheuere Leistung erbringen sowohl für die jungen Menschen als auch für die Erwachsenen. Und danken möchte ich auch allen anderen, die in irgendeiner Art und Weise ihren Beitrag dazu leisten, dass wir alle miteinander stolz auf die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler sein können. Wenn nun auch noch die Staatsregierung den Weg finden

könnte, sich in aller Ernsthaftigkeit einmal den Sorgen und Nöten der Schule, aber auch den Problemen im außerschulischen Bildungsbereich zu widmen, und wenn dort beherzt den Reden auch Taten folgen würden, dann könnten wir alle miteinander vielleicht in der nächsten Legislaturperiode eine positive Bilanz ziehen.

(Anhaltender Beifall bei der SPD)

Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Das Wort hat nun der Herr Kollege Schneider.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Regierungserklärung der Frau Staatsministerin ist überschrieben mit den Worten „Bayerns Schulen auf dem Weg“. Nach dieser Regierungserklärung können wir feststellen, dass die bayerische Bildungspolitik auf dem richtigen Weg ist.

(Beifall bei der CSU)

Die Spitzenstellung Bayerns hat sich in den letzten Monaten in allen nationalen und internationalen Leistungsvergleichen gezeigt. National stehen wir an erster Stelle, und dort, wo die SPD in der Verantwortung ist, zeigt sich, dass sich diese Länder weder dem nationalen noch dem internationalen Leistungsvergleich stellen können.

(Zurufe von der SPD: Bayern, Bayern!)

Liebe jammernde Damen von der SPD,

(Frau Radermacher (SPD): Bayern!)

Frau Schieder hat gestern eine Presseerklärung mit zehn Fragen an die Kultusministerin gehalten, und die gleichen Fragen hat sie heute wieder gestellt.

(Frau Radermacher (SPD): Bayern, Bayern!)

Sie ist in ihrer Rede kaum auf die Neuerungen eingegangen, die Frau Staatsministerin in ihrer Regierungserklärung heute dargestellt hat.

(Beifall bei der CSU – Zuruf der Frau Abgeordneten Schieder (SPD))

Die Pisa-Studie hat vor allen Dingen die Lesekompetenz gemessen. Wie schlecht es um die Lesekompetenz bestellt ist, zeigt sich auch darin, dass Sie, Frau Kollegin Schieder, zumindest falsch gelesen haben.

(Unruhe – Einige Abgeordnete unterhalten sich)

Frau Kollegin, vielleicht würden Sie ein bisschen aufpassen.

(Glück (CSU): Das wäre durchaus notwendig! – Glocke der Präsidentin)

Nachdem Sie sich beschwert haben, Frau Kollegin Schieder, dass die Ministerin nicht aufgepasst hat, hätte

ich mich gern mit meiner Richtigstellung an Ihre Person gewendet.

(Frau Marianne Schieder (SPD): Die hat ja sehr viel länger geredet als ich!)

Ich warte gern so lang, bis Sie ganz Ohr sind.

Im Dringlichkeitsantrag der CSU-Fraktion steht nicht – ich sage noch einmal Lesekompetenz! –, dass wir erste Schritte einleiten wollen, sondern dass dieser Antrag in einem ersten Schritt vollzogen werden soll. Ich bitte also, wenn man schon zitiert, genau hinzusehen. Vom Einleiten erster Schritte ist überhaupt keine Rede, sondern es heißt, es wird hier ein erster Schritt gemacht, und es werden noch weitere folgen;

(Beifall bei der CSU)

denn die bayerische Bildungspolitik befindet sich in einem stetigen Entwicklungsprozess. Sie ist weder statisch noch abgeschlossen. Deshalb auch diese Formulierung.

(Beifall bei der CSU)

Ich darf meinen Dank an die Schüler, an die Lehrer, aber auch an die Eltern richten, die dazu beigetragen haben, dass die Erfolge, die sich in Bayern gezeigt haben, auch erreicht werden konnten, dass sich die Bildungsanstrengungen gelohnt haben.

Aber ich darf mich auch bedanken bei den Kultusministern – nicht nur bei der jetzigen, Monika Hohlmeier, sondern auch bei den früheren Kultusministern; denn ein Teil des Erfolgs der bayerischen Bildungspolitik liegt auch darin begründet, dass man in früheren Jahren dem Zeitgeist der Achtundsechziger standgehalten hat,

(Beifall bei der CSU)

dass man nach wie vor auf Leistung gesetzt hat, auf Anstrengung und auf Disziplin. Heute können wir auch die Früchte ernten, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren von der CSU angelegt worden sind.

(Zuruf von der CSU: Sehr richtig!)

Sie haben darüber gesprochen und bedauert, Frau Schieder, dass wir einen Lehrermangel hätten, dass die Politik etwas tun müsse, dass man offensiv sein müsse. Da bitte ich Sie: Gehen Sie zu Ihrem verehrten Herrn Bundeskanzler und werben Sie dafür, dass er Lehrer nicht als „faule Säcke“ beschimpft,

(Beifall bei der CSU)