Protokoll der Sitzung vom 10.07.2003

Herr Dr. Rabenstein, ich vermisse die Erkenntnis, dass mit zunehmender Dauer der schlechten Konjunkturlage es immer schwieriger wird allein mit Landesmitteln alle strukturellen Defizite auszugleichen. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen schafft der Bund.

(Frau Steiger (SPD): In zehn Jahren Edmund Stoiber ist die Schere so weit auseinandergegangen wie nie zuvor!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, richtig ist zweifellos, dass sich der Strukturwandel in Oberfranken zur modernen Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft umfassender als in anderen Teilen Bayerns gestaltet. Das ist keine Frage.

(Frau Steiger (SPD): Der Prozess müsste von der Staatsregierung unterstützt werden!)

Die Gründe liegen auf der Hand. Sie sind gestern und heute wiederholt gesagt worden – das krasse Fördergefälle zu den Nachbarregionen, die zahlreichen Einpendler – circa 30000 täglich. Aber, bayerische Strukturpolitik kann wie Sie das mit Ihrem Antrag auf ein Sonderförderprogramm für Oberfranken fordern, die auf Bundesebene begangenen Fehler der Vergangenheit wahrlich nicht alleine korrigieren.

(Frau Steiger (SPD): Das spricht den16 Jahren Ihrer Regierungspolitik Hohn!)

Ich darf Ihnen dazu einige Dinge ins Gedächtnis rufen: Auflösung des Hauptzollamtes Bamberg, Schließung des Bundeswehrstandortes Ebern und Bayreuth, Baustopp bei der ICE-Trasse Nürnberg – Bamberg – Coburg – Erfurt –

(Zuruf des Abgeordneten Odenbach (SPD))

nach wie vor ist die Finanzierung dieser wichtigen Entwicklungsader für Oberfranken noch nicht in trockenen Tüchern, –

(Zuruf des Abgeordneten Odenbach (SPD))

Ausstieg aus der Finanzierung der Bamberger Symphoniker, Kürzung der Mittel für die Bayreuther Festspiele etc. etc.

Ich sage auch, sehr verehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt in Oberfranken Beispiele genug, dass Jammern, Resignation und Schlechtreden – das machen Sie mit manischer Energie – nicht angebracht sind. Auch das möchte ich hier erwähnen.

(Frau Steiger (SPD): Wir haben deutlich gemacht, dass wir das nicht tun – zuhören, verstehen!)

Für mich ist Oberfranken eine starke unverfälschte Region mitten im Herzen Europas, mit einer stolzen Vergangenheit, hoher Lebens- und Umweltqualität sowie großen Potenzialen.

Von diesen Potenzialen haben Sie in Ihrem Antrag überhaupt nichts geschrieben.

(Odenbach (SPD): Sie hätten ihn lesen müssen!)

Das ist eine Region, deren Drehscheibenfunktion für die anstehende EU-Osterweiterung besondere Bedeutung hat. Ich will es noch einmal betonen, Herr Dr. Rabenstein: Oberfranken ist mehr als Hochfranken. Das mit 100 Millionen Euro dotierte Ertüchtigungsprogramm für Ostbayern kommt weiten Teilen der oberfränkischen Region entgegen.

(Frau Steiger (SPD): Der größte Teil davon!)

Umgekehrt frage ich Sie: Wo bleibt denn das vom Bundeskanzler lauthals angekündigte Grenzregionenprogramm? Den großen Worten folgten bis heute keine Taten. Versprochen und gebrochen fällt mir dazu nur ein. Ihr jetzt gefordertes Sonderförderprogramm „ist eine Schaufensterlockwerbung mit falscher Preisauszeichnung“ und ist abzulehnen. Das verrät schon die von Ihnen gesetzte Zeitspanne von 2003 bis 2008. Ich bin davon überzeugt: Solche Versuche durchschauen unsere Bürgerinnen und Bürger. Deshalb werden auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger meiner Heimatregion Oberfranken das insgesamt oberfrankenschädliche Verhalten der SPD im Bund und in Bayern erkennen und Ihrer Partei den Rücken kehren. Ihr Antrag, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, –

(Frau Steiger (SPD): Bamberg ist auch nicht Oberfranken!)

Ihr Antrag auf Sonderförderung wird diese Erfahrungen nicht zu Fall bringen können. Man kann nicht allen Ernstes in der Bundespolitik zulassen, Oberfranken klein zu halten und gleichzeitig nach der Manier, „haltet den Dieb“, auf die Bayerische Staatsregierung zeigen und ihr vorwerfen, Oberfranken nicht genügend zu fördern.

(Zuruf des Abgeordneten Mehrlich (SPD))

Frau Steiger, ich wäre froh, wenn die Bundesregierung nur einen Bruchteil von dem Interesse an Oberfranken hätte, wie unsere Staatsregierung.

(Mehrlich (SPD): Deutschland ist größer als Bayern!)

Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich unserem Ministerpräsidenten Edmund Stoiber danken und allen Mitgliedern der Staatsregierung, –

(Widerspruch bei der SPD und beim BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN – Frau Steiger (SPD): Weihrauch! – Beifall bei der CSU)

die sich sehr oft in Oberfranken aufhalten.

(Unruhe)

Ich will damit sagen: Diese kennen die Region besser als jeder Vertreter der Bundesregierung. Die CSU wird sich weiterhin für alle Regionen Bayerns gleichermaßen stark machen. Nur so können wir unseren Spitzenplatz in Deutschland und darüber hinaus halten. Wir brauchen dazu weder Sonderförderung noch Nachhilfeunterricht. Für alle von Ihnen, die es noch nicht wissen oder nicht wissen wollen: Im Zeitraum von 1997 bis 2000 lag die Fördersumme je Einwohner in Oberfranken bei 1992 Euro und damit um 375 Euro über der durchschnittlichen Pro-Kopf-Förderung in Bayern von 1617 Euro. Tatsache ist auch, dass 11,3% der HTO-Mittel, nämlich 115 Millionen Euro, nach Oberfranken gingen, bei einem Anteil Oberfrankens von 10% an der Fläche und 9% an der Bevölkerung des Freistaats.

Ich will hier nicht auf alle Ihre Forderungen eingehen, aber vielleicht auf eine: Sie sind aus meiner Sicht überholt. Sie haben diese Anträge mindestens zehn Jahre zu spät gestellt.

(Frau Steiger (SPD): Das ist ein Armutszeugnis für bayerische Landesentwicklungspolitik!)

Sie fordern zum Beispiel eine eigenständige Technologietransfereinrichtung. Es ist richtig, –

(Frau Steiger (SPD): Genau, es ist richtig, dass es ein Armutszeugnis der Landesentwicklungspolitik ist!)

ein enger Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, ist zweifellos das Geheimnis für internationale Konkurrenzfähigkeit des HightechStandorts. Genau hier setzt zum Beispiel das Technologieflaggschiff Kompetenzzentrum für neue Materialien in Bayreuth ein. Das ist für die oberfränkischen Unterneh

men, insbesondere für die Automobilzuliefererindustrie, die dort zu Hause ist, aber auch für andere Branchen von ganz besonderer Bedeutung.

Ich möchte auch erwähnen – das haben Sie nicht getan –, dass es bereits seit 1995 eine eigene Gesellschaft „Bayern Innovativ GmbH“ gibt. Das ist eine Gesellschaft für Innovation und Wissenschaft, die genau diesen Transferaspekt, den Sie hier fordern, im Auge behält.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, Oberfranken wird auch ohne dieses zusätzliche Sonderförderprogramm Schwerpunkt der Ansiedlungspolitik bleiben und höchste Priorität bei den Ansiedlungsbemühungen genießen.

(Odenbach (SPD): Das ist aber neu!)

Das werden wir tun, auch wenn ich hier die Kolleginnen und Kollegen im Landtag namens der CSU-Fraktion bitte, den Antrag abzulehnen. Wir betrachten ihn angesichts der Faktenlage als Mittel im Wahlkampf, um Kollegen Maget allzu viele Reisen nach Oberfranken abzunehmen.

(Widerspruch bei der SPD)

Schade, denn dort könnte er sich jeden Tag über die tatsächlichen Verhältnisse in unserem Regierungsbezirk, über positive Entwicklungen und Zukunftschancen vor Ort, informieren. Wir können zwar nicht alles allein, wir werden aber dafür sorgen, dass Oberfranken zusammen mit allen anderen Regionen noch stärker wird bzw. bleibt, trotz Gegenwind aus Berlin und trotz unserer Ablehnung Ihrer Anträge.

(Beifall bei der CSU – Mehrlich (SPD): Das glaube ich nicht! – Odenbach (SPD): Ja, nach 40 Jahren Schlaf! – Frau Steiger (SPD): Frenetischer Beifall bei der CSU-Landtagsfraktion!)

Das Wort hat Frau Gote. – Jetzt kann endlich raus, was Sie vorhin schon durch Zwischenrufe angedeutet haben, Frau Kollegin Gote.

Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wer einmal im Jahr zur Festspielpremiere nach Bayreuth kommt, gewinnt sicherlich keinen umfassenden Eindruck vom Bezirk Oberfranken.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Kollegen von der SPD und von der CSU, Herr Rudrof hat hier gerade die Kirchturmpolitik, die in Oberfranken das politische Geschehen beherrscht, vorgeführt.

(Zuruf des Abgeordneten Heike (CSU))

Mir brauchen Sie das nicht vorzuwerfen, ich kann mir das gar nicht leisten, ich kämpfe nämlich alleine, und zwar in ganz Oberfranken.

Das, was Sie hier vorführen – das dauernde Agieren gegeneinander, da wird Hochfranken gegen Westfranken gestellt –, schadet der Region. Das erlebe ich mittlerweile seit fünf Jahren.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abgeordneten Heike (CSU))

Sie erleben es schon länger. Ich bin gespannt, wie lange wir es noch aushalten.