Protokoll der Sitzung vom 13.12.2001

Sie weichen häufig von Ihren Sonntagsreden ab, die Sie draußen halten.

Den Münchner Kolleginnen und Kollegen möchte ich auch noch etwas an die Hand geben, damit nicht eine weitere Problematik entsteht. Wir haben uns hier schon einmal über einen Oberbürgermeisterkandidaten unterhalten. Ich möchte Ihnen nur sagen: Es gibt einen Antrag, mit dem die Staatsregierung dazu aufgefordert werden soll, alles zu tun, damit in ganz Bayern und natürlich auch im weiteren Bereich der Landeshauptstadt FOC verhindert werden. Aus Zeitgründen zitiere ich hier nicht die gesamte Formulierung, sondern ich sage Ihnen nur, wer sie unterschrieben hat: Hans Podiuk.

(Heiterkeit bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wenn Sie ihn nicht auch im Regen stehen lassen wollen, müssten Sie heute unserem Antrag zustimmen;

(Beifall bei der SPD und der Frau Abgeordneten Paulig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

denn sonst hat er morgen unter Umständen das Problem, dass er auch ein CSU-Kandidat ohne Rückhalt im bayerischen Parlament ist.

(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Das Wort hat Frau Kellner.

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Herr Dinglreiter, wenn sich heute für Sie der Tag zu Ende neigt, dann können Sie frei nach BAP sagen: Heute war wohl nicht mein Tag.

(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und bei der SPD)

Denn was Sie hier geboten haben, kann nur mit Herumlavieren und Herumeiern bezeichnet werden.

Sie wären ehrlich gewesen, wenn Sie heute gesagt hätten: Das, was wir 1998 gewollt und beschlossen haben, mögen wir heute so nicht mehr, weil der Druck der Wirtschaft, der Großunternehmen auf uns zugenommen hat; das ist uns heute wichtiger. Statt dessen haben Sie hier herumlaviert und herumgeeiert.

(Dinglreiter (CSU): Lesen Sie einmal nach, wenn Sie es nicht genau verstanden haben!)

Ich habe Ihnen, Herr Dinglreiter, genau zugehört. Wenn Sie Ihre Meinung um 180 Grad ändern, dann vertreten Sie es hier auch wie ein Mann und versuchen nicht, uns mit Ihrem Salbadern einzuseifen.

(Lebhafter Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Sie beantragen heute eine Anhörung, die der Umweltausschuss schon längst beschlossen hat. Wie ich von der Kollegin Paulig gehört habe, stehen sogar die Gut

achter schon fest. Heute nochmals das zu beantragen und zu bestätigen, was die Kolleginnen und Kollegen im Umweltausschuss schon längst beschlossen haben, ist einfach lächerlich!

Vor dem Hintergrund dessen, was am 8. Juli 1998 beschlossen wurde, kann ich nur sagen: Damals sind Sie als bayerischer Löwe gestartet, und heute sind Sie als Schmusekätzchen der amerikanischen Großunternehmen gelandet.

(Widerspruch bei der CSU)

Denn um diese amerikanischen Großunternehmen geht es. Wenn die CSU schon keine Einbindung in den Landesentwicklungsplan will, weil ihr der Umweltschutz und die kleinen Einzelhändler wurscht sind, dann soll sie auch sagen, dass es ihr wichtiger ist, dass bei den Großen die Kasse klingelt.

Jetzt komme ich zu einem sehr wichtigen Punkt, nämlich zur Städtebauförderung. Herr Minister Beckstein, dazu möchte ich von Ihnen eine Antwort haben. Herr Dinglreiter, einerseits sagen Sie hier, sie wollten den Kommunen nicht hineinreden und ihnen die Entscheidung überlassen. Sie müssen andererseits diese Fehlentscheidungen nicht auch noch finanziell fördern. Es war damals genau der richtige Beschluss, als wir hier im Landtag gesagt haben: Wer diese Großhandelsprojekte auf der grünen Wiese zulässt, erhält keine Städtebauförderung; denn es ist kontraproduktiv, zunächst die Innenstädte zu fördern, anschließend Einkaufsmeilen auf der grünen Wiese zu bauen; dann stehen die Ladenflächen leer. Dagegen bin ich auch als Finanzpolitikerin. Ich will die Innenstädte sanieren, und ich möchte auch, dass der Staat Geld dafür ausgibt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Frau Abgeordneten Werner-Muggendorfer (SPD))

Diejenigen, die dieses Ziel mit ihren Großhandelsprojekten unterlaufen, erhalten dann eben keine Städtebauförderung. Die Mittel sind ohnehin knapp. Wir haben es in der Hand. Es ist unsere eigene Verantwortung. Ich wehre mich dagegen, dass das Geld des Steuerzahlers für Projekte ausgegeben wird, die letztendlich der Umwelt schaden und der einheimischen Wirtschaft den Garaus machen. Schauen Sie sich doch die Städte an. In Landshut ist es wie überall: In den besten Lagen der Innenstadt stehen Verkaufsflächen leer, weil die Mieten hoch sind, weil die Leute auf die grüne Wiese abwandern. Wenn Sie für eine geordnete Stadtentwicklung und für die Lebendigkeit der Städte sorgen wollen, dann ist doch Ihr neuerliches Vorhaben Unsinn. Dann müssen Sie für den Antrag der GRÜNEN stimmen.

Herr Beckstein, ich möchte von Ihnen heute eine Stellungnahme zum Vorfall in Günzburg. Es gilt der Beschluss vom 8. Juli 1998, demzufolge Städte, die große Projekte bauen, keine Unterstützung aus der Städtebauförderung erhalten. Nun lese ich in der Zeitung, dass die Oberste Baubehörde in Günzburg die Mittel aus der Städtebauförderung auch zurückgehalten hat.

Jetzt soll offensichtlich auf Ihre Anweisung hin das Geld ausgezahlt werden. Sie müssen sich schon für A oder B entscheiden. Das ist in der Politik so. Man kann es nicht jedem Recht machen; man muss A oder B sagen und eine Meinung vertreten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Sie können sich nicht für die kleinen Bäcker und Metzger und all die kleinen Geschäfte den Kollegen Traublinger halten, der dann zu den Einzelhändlern fährt, sie begütigt und sagt: Wir stellen schon noch einen Überprüfungsantrag, darüber wird noch einmal gesprochen, während Sie hinter seinem Rücken vollendete Fakten schaffen, sodass den kleinen Händlern nur noch die Konkursanmeldung bleibt. So kann man mit uns nicht umgehen, und so kann man auch mit den Leuten im Land nicht umgehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Herr Dinglreiter, da brauchen Sie mich gar nicht so treuherzig anzuschauen; da hilft Ihnen auch Ihre windelweiche Anhörung nichts mehr, die schon beschlossen ist. Das ist eine katastrophale Entscheidung von Ihnen zum Schaden des Steuerzahlers, zum Schaden der Umwelt und zum Schaden der kleinen und mittleren Unternehmen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Das Wort hat Herr Staatsminister Dr. Schnappauf.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Beim Verfolgen der Diskussion in den letzten Minuten drängt sich mir der Eindruck auf, dass vor den Augen unserer Bürgerinnen und Bürger ein Riesenpopanz aufgebaut wird, zum Beispiel, wenn ich Frau Biedefeld höre.

(Zuruf der Frau Abg. Biedefeld (SPD))

Frau Biedefeld, Sie sagen ein klares Nein zum FOC. Frau Biedefeld, Sie sollten sich auch über die Rechtsund Wirtschaftsordnung in unserem Lande im Klaren sein. In Ihren politischen Reden können Sie nur das fordern, was die Rechts- und Wirtschaftsordnung hergibt. Sie können unseren Bürgerinnen und Bürgern doch nicht ernsthaft weismachen wollen, dass es ein Totalverbot des Staates für eine bestimmte Form des Handels geben könnte.

(Frau Biedefeld (SPD): Solange Sie das wollten, haben wir das doch bisher auch gemacht!)

Das, was an rechtlicher Begrenzung, an Lenkung und Steuerung möglich ist, sieht der Ministerratsbeschluss vor.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, werden Sie sich doch in Ihren Reihen zunächst einmal einig darüber, was Sie eigentlich wollen.

(Beifall bei der CSU – Frau Werner-Muggendorfer (SPD): Das muss schon zunächst einmal die CSU machen!)

Werden Sie sich zunächst einmal in Ihren eigenen Reihen einig. Überall im ganzen Land, außerhalb und innerhalb Bayerns

(Dr. Dürr (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Für was gibt es denn Landespolitik?)

gibt es unterschiedlichste Stimmen im Konzert Ihrer Partei.

(Beifall bei der CSU – Frau Werner-Muggendorfer (SPD): Der Ministerrat war auch nicht einstimmig!)

Ich könnte nach Wertheim blicken. Dort hat die SPD vor den Toren Frankens der Errichtung eines FOC zugestimmt.

(Zuruf von der SPD: Und die CDU!)

Ich erinnere mich an einen ehemaligen Kollegen von Ihnen, Frau Biedefeld.

(Zuruf von der SPD: Woher kommt der Oberbürger- meister von Wertheim?)

Warten Sie noch einen Moment. Sie kennen Ihren früheren Kollegen Hering, der heute Landrat in Hof, ist noch ganz genau. Er hat wie ein Löwe dafür gekämpft, dass FOCs direkt an der Autobahn, abseits integrierter Lagen möglich werden.

(Zuruf von der CSU: Hört, hört! – Zurufe von der SPD)

Warten Sie nur, Frau Biedefeld; Sie brauchen gar nicht in die Ferne zu schweifen.

(Frau Biedefeld (SPD): Wie haben Sie denn im Ministerrat abgestimmt?)

Frau Biedefeld, Sie brauchen doch nur einmal den Blick auf die Bank hinter Ihnen zu werfen. Dort sitzt Kollege Werner. Laut „Donaukurier“ vom 25. April hat der SPDLandtagsabgeordnete Werner die Staatsregierung aufgefordert – ich zitiere –, ihren Widerstand gegen das FOC Ingolstadt endlich aufzugeben.