Vor lauter Verbohrtheit in den alpinen Skitourismus übersehen wir, dass die Klimaerwärmung durchaus auch positive Auswirkungen auf den Sommertourismus haben kann. Unsere Badeseen werden wirklich warm, und es kann durchaus damit gerechnet werden, dass die klassischen Badegäste nicht mehr nach Italien, Griechenland oder Spanien fahren, weil es dort zu heiß ist, sondern in Bayern bleiben. Und vielleicht kommen darüber hinaus von dort sogar Menschen zur Sommerfrische nach Bayern.
Mein Resümee lautet: Die Ausgangsbasis für das Meistern der touristischen Herausforderung der Zukunft ist in Bayern nicht schlecht. Verschlafen wir diese Entwicklung nicht, sondern gehen sie offensiv und kreativ an. Mit einer Qualitätsoffensive allein, wie sie von der CSU-Fraktion
Lassen wir die Hände weg vom permanenten staatlichen Hineinpfuschen in den Tourismus. In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Schlusssatz der Presseerklärung des Fraktionsvorsitzenden Herrmann eingehen, der sagt: Schließlich fordert die CSU-Landtagsfraktion in einem Antragspaket, dass in den jeweiligen touristischen Organisationen und Betrieben ein noch größeres Gewicht auf Kunden- und Serviceleistung gelegt wird. Da frage ich mich: Was ist der Tourismus? – Er ist ein Wirtschaftsbereich.
Ich bin beim letzten Satz, Frau Präsidentin. Würden Sie einen Antrag stellen, in dem Sie die Staatsregierung auffordern, dass BMW mehr Gewicht auf Kunden- und Service-Orientierung legt? Warum machen wir das im Tourismus? Das sind doch lauter Unternehmer. Wenn ich einem Tourismusunternehmer das sagen muss, ist es im Grunde schon zu spät. Er muss es selbst merken.
(Beifall bei den GRÜNEN – Dr. Sepp Dürr (GRÜNE): Er kommt später, aber er bleibt länger! – Heiterkeit)
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Pschierer hat in seinem Eingangsstatement ausführlich über die Bedeutung und die Querschnittsaufgabe des Tourismus gesprochen.
Ich möchte einen nicht zu unterschätzenden Schwerpunkt innerhalb des Tourismus aufgreifen. Ich meine den sogenannten Kurtourismus. Stichwort: Wellness, Kur. In den bayerischen Heilbädern und Kurorten werden rund 30 % der bayerischen Übernachtungen getätigt. Und das, was vor allem in den bayerischen Thermenregionen unter der Erde liegt, ist wertvoll wie Gold und Silber – mindestens!
Ich meine, wir müssen – gerade weil diese Thematik heute noch nicht angesprochen wurde – auch dem Thema Werbung, Marketing im Kurtourismus eine noch größere Aufmerksamkeit schenken. Diese unterirdischen Thermalwasservorkommen sorgen nämlich dafür, dass die bayerischen Thermalquellen zu den heilkräftigsten und bekanntesten auf dem Kontinent zählen. Unsere bayerischen Thermalbäder, vor allem die privaten im südbayerischen Raum und die staatlichen im nordbayeri
Werte Kolleginnen und Kollegen, da sich die CSU-Fraktion des Megatrends Gesundheitstourismus durchaus bewusst ist, haben wir mit dem vorher angesprochenen Antragspaket auch einen gezielten Antrag vorbereitet, mit dem wir die Staatsregierung auffordern, diesem Bereich noch größere Aufmerksamkeit zu schenken und ein auf die bayerische Heilbäderlandschaft abgestimmtes Konzept zu entwickeln bzw. das bestehende Konzept mit Wellness und Vitalangeboten – und was da alles vorhanden ist – weiter fortzuentwickeln. Damit wollen wir dem Gesundheitstourismus in Anbetracht des demografischen Wandels und der älter werdenden Bevölkerung stärker als bisher Rechnung tragen. Grund dafür, dass einschlägige Konsequenzen zu ziehen sind und der sogenannte Kurtourismus zu forcieren ist, ist, dass gerade die Kurzurlaube in den letzten Jahren stark zugenommen haben und nach den Prognosen bis zum Jahre 2010 um weitere 7 % wachsen werden. Wellness-Urlaube von drei bis fünf Tagen haben eine deutlich steigende Tendenz. Die größten Zukunftschancen haben dabei Wohlfühlqualitätsprodukte mit medizinischem Inhalt, und die Kur im Urlaub erfreut sich immer größerer Beliebtheit und findet immer mehr Selbstzahler. Auch das muss hier einmal angemerkt werden.
Kritisch ist anzumerken, dass gerade in diesem wichtigen Zukunftsmarkt die Zielgruppen neue oder jüngere Senioren nicht den richtigen Stellenwert haben ebenso wie ausländische Kurgäste. Auch da muss noch stärker gepowert werden. Als Merkpunkt sei darauf hingewiesen, dass gerade der Prävention und der Entwicklung der Segmente Senioren und Auslandsgäste als große Zukunftspotenziale weiterhin große Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
Die touristische Produktvermarktung ist insbesondere noch stärker auf Prävention und die jüngere Generation sowie schwerpunktmäßig auch auf die ältere Generation hin abzustellen.
Es darf nicht übersehen werden, dass die 47 bayerischen Heilbäder und Kurorte konkurrieren mit 1100 Heilbädern und Kurorten in ganz Europa, die sich teilweise gleichmäßig in Konkurrenz gegenüberstehen. Die Konkurrenz schläft natürlich nicht, insbesondere nicht diejenige in Mittel- und Osteuropa, die zu wesentlich anderen Konditionen, personalkostenmäßig usw., anbieten kann.
Damit die bayerischen Heilbäder und Kurorte in Zukunft bestehen können, müssen sie mit Qualität und Vielfalt überzeugen und ihre Entwicklung konsequent auf folgende drei Säulen stellen: Erstens. Die Festigung der traditionellen Kur durch eine ständige Verbesserung der Qualität. Die mehrsprachige Ausbildung ist heute schon am Rande angesprochen worden. Zweitens. Schaffung neuer medizinischer Gesundheitsprodukte für den Wachstumsmarkt, für Prävention und neue Senioren sowie - drittens - Qualitätsangebote im Bereich Wellness für Sportliche, Aktive, für Relaxen usw., insbesondere für die Selbstzahler.
Es wäre auch darauf hinzuweisen, dass die Medien in ihren Reportagen und Berichterstattungen ein wenig stärker hin und wieder einheimische, nationale Einrichtungen bevorzugen und in ihren Reportagen nicht ausländische Anbieter favorisieren sollten bzw. dass die Kassen nicht die Versicherten, die Kurnehmenden zu stark ins Ausland vermitteln. Hier sollte man schon ein wenig egoistisch nationaler denken und nicht Arbeitsplätze bei uns in dieser wichtigen Struktur exportieren.
Das, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, schwebt uns in groben Zügen hier vor. Wir wollen alles daransetzen, um das Kurland Bayern qualitativ fortzuentwickeln, damit es weiterhin die Nummer eins in Deutschland und darüber hinaus bleibt.
Frau Präsidentin, Herr Minister, liebe Kolleginnen und Kollegen! Angriff ist die beste Verteidigung. Nach dieser Devise ist die CSU vorgegangen und hat das Thema Tourismus auf die Tagesordnung der heutigen Aktuellen Stunde gesetzt.
Sie haben das Thema auch in einer Pressemitteilung angekündigt. Da habe ich mir gedacht: Hey, die sind jetzt die Oppositionspartei im Bayerischen Landtag und beklagen, dass sie viele Anträge nicht durchgebracht haben.
Ich sage Ihnen, diese Antragspakete hatten wir in der letzten Zeit vorgelegt, und Sie haben sie immer abgelehnt. Deshalb kann ich nur sagen: Aufgewacht, guten Morgen!
Der Handlungsbedarf in der bayerischen Tourismuswirtschaft ist in der Tat groß. Das haben nicht nur wir festgestellt, sondern das ist das Ergebnis einer Anhörung, die Ende März auf unseren Antrag hin im Bayerischen Landtag stattgefunden hat. Kollegin Peters hat eine Reihe von Zahlen gebracht, die diese Einschätzung untermauern. Ich zitiere Herrn Professor Meyer, Sie alle kennen ihn. Er sagt: „Die Stärken Bayerns im Tourismus beruhen auf seinen natürlichen Ressourcen.“ Zugegeben, ich würde es nicht wagen, so scharf zu formulieren. Aber wenn der Herr Professor das sagt, dann zitiere ich ihn sehr gerne, weil damit als Hintergrund deutlich wird: Es muss etwas getan werden. Entsprechend gibt es Handlungsbedarf.
Ich beziehe mich weiter auf diese Anhörung: Die Hauptforderung, die mehrmals erhoben wurde, lautete: „Tourismus muss als Leitökonomie in Bayern erkannt, gefördert und politisch durchgesetzt werden.“ Allerdings hat das zur Konsequenz, dass das auch mehr Geld kostet.
Es ist letztlich ein Skandal, wenn das Haus der Kunst in München einen Etat hat so groß wie die Bayerische Tourismus GmbH. Wie soll sich diese wirklich groß bewegen können in einem internationalen Bereich, wenn das Finanzkorsett so knapp ist?
Als Handlungsbedarf wurden fünf Bereiche angeführt. Ich zitiere sie, weil das deutlich macht, was notwendig ist.
Erstens: Ein Investitionsschub muss stattfinden. In der Anhörung wurde beklagt, dass die Programme, die es gibt, völlig überlastet sind. Man braucht mehr Mittel, und das viel beschworene 100-Millionen-Euro-Kreditprogramm – das wurde hier bereits angesprochen, aber hören Sie – ist bereits überzeichnet, soll aber für die nächsten drei Jahre gelten. Ich frage Sie: Was sollen die Unternehmen machen, wenn sie heute aufgefordert wurden von Herrn Minister Huber, kräftig zu investieren und die Fördermittel in Anspruch zu nehmen, wenn doch keine mehr da sind?
Herr Minister, vielleicht sagen Sie uns anschließend, was noch kommen soll im Haushalt. Wie gesagt, es wird dringend gebraucht. Ich verweise auf das Protokoll unserer Anhörung.
Außerdem ist bei diesem 300-Millionen – nein, 100-Millionen-Programm, das hoffentlich aufgestockt wird, notwendig,
wo ist Herr Kobler? – dass das modifiziert wird für den Bereich Kurtourismus und das, was damit zusammenhängt. Das ist nicht vorgesehen.
Zweitens: Kräfte bündeln, da ist ein weiterer Handlungsbedarf. Jetzt zitiere ich wieder einen Experten, der sagte, es gebe eine unsägliche Verquickung zwischen Politik und Geschäft in den bayerischen Tourismusorganisationen. Auch das würde ich nie so scharf formulieren, sage aber: Da ist Handlungsbedarf angemahnt, und da muss etwas passieren. Vielleicht wird in dem CSU-Antrag erkennbar, was sich die CSU traut.
Drittens: Internationalisierung ist notwendig. Das wurde angesprochen. Bayern ist als große einheitliche Marke international zu positionieren, damit die Wahrnehmung besser wird. Ich zitiere das nur und denke, es ist für Sie selbstverständlich.
Viertens: Qualifizierung. Wir werden in der nächsten oder übernächsten Sitzung erleben, ob Sie unsere Anträge, die sehr konkret sind, was Qualifizierung anlangt, wieder ablehnen oder ob Sie sich endlich bewegen zu sagen: Na gut, es ist ein guter Vorschlag. Machen wir es.
Fünftens: Diversifizierung der Angebote. Ich möchte das Beispiel Wintertourismus bringen. Es war ein großer Teil in unserer Anhörung. Bisher haben Sie als CSU auf die Problemlage, die sich doch deutlich abzeichnet, mit der Vorstellung reagiert: mehr Schneekanonen.
Sie müssen wissen, wenn der Winter nicht ausreichend kalt ist, helfen Schneekanonen nichts, weil sie eine Grundtemperatur brauchen, damit der Schnee hält, der auf den Boden geschneit wird.
Also gut, ich sage zum Schluss: Es ist uns recht, wenn ein Antragspaket vonseiten der CSU kommt. Wir rechnen damit, dass viele Vorschläge von uns recycelt sind. Auch das soll uns recht sein, wenn dadurch mittelfristig für Bayerns Tourismuswirtschaft etwas erreicht wird.