Heute, rund ein Vierteljahr danach, lautet das Thema dieser Aktuellen Stunde "Echte Wahlfreiheit für G 8 und G 9". - Ich kann Sie leider nicht verstehen.
Die CSU hat in Banz ein Eckpunktepapier mit der Überschrift "Die Pädagogik im Zentrum: Weiterentwicklung des Gymnasiums in Bayern" verabschiedet. Das ist eine Reaktion auf die Herausforderungen unserer Zeit in punkto Heterogenität, aber auch in punkto gesellschaftlicher Entwicklungen. Die Grundlage ist nach wie vor, Qualität und Niveau der gymnasialen Bildung zu erhalten. Unsere Prämissen waren eben: Wir wollen keine zwei parallelen Gymnasien,
sondern eines, das auf der Grundlage eines Stoffumfangs von acht Jahren konzipiert ist und das sowohl in der Stadt als auch auf dem Land umzusetzen ist.
Hier haben wir vier Eckpfeiler postuliert. Pfeiler 1 ist: Was wird unterrichtet? Hier setzen wir auf den LehrplanPLUS, auf die Kompetenzorientierung.
Der LehrplanPLUS ist in diesem Schuljahr in den ersten und zweiten Klassen in der Grundschule bereits
Pfeiler 2: Wer unterrichtet? Wir wissen nicht erst seit der Hattie-Studie, dass es auf den Lehrer ankommt. Deswegen halten wir nach wie vor an einer sehr guten Lehrerausbildung und vor allem auch an einer sehr guten Lehrerfortbildung fest.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, beim dritten Pfeiler geht es darum, wie unterrichtet wird. Es geht um eine zeitgemäße Pädagogik. Wir wollen erarbeiten, wie wir die heterogenen Gruppen, die wir zunehmend auch am Gymnasium haben, bestmöglich fördern können.
Diese drei pädagogischen Ansätze sollten möglichst schnell umgesetzt werden und stehen in unserem Konzept nicht umsonst an erster Stelle. Es kommt nämlich auf die Inhalte an, nicht unbedingt auf die Struktur, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Vierter Pfeiler ist die individuelle Lernzeit, in der sowohl Ganztag als auch die Mittelstufe Plus thematisiert sind.
Diese Mittelstufe Plus soll in einer zweijährigen Pilotphase Erkenntnisgewinn schaffen. Jetzt, liebe Kolleginnen und Kollegen, verstehe ich Ihre Entrüstung überhaupt nicht.
Bei der Einführung des G 8 haben Sie vehement dagegen protestiert, dass das zu schnell gehen würde, dass hier zu wenig Zeit gewesen sei, dass die Verbände nicht eingebunden seien. Jetzt aber, wo wir das Ganze auf Füße stellen wollen, die einen vernünftigen Ablauf garantieren,
wo wir versuchen, alle möglichen Stellen einzubinden, sagen Sie: Das dauert viel zu lange, das muss schneller gehen, wir wollen das sofort haben!
Wir wollen in dieser zweijährigen Phase nicht nur Erkenntnisse gewinnen, sondern auch den Dialog fortsetzen. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein klarer Fahrplan. Hier geht es nicht um ein Ankündigungswirrwarr. Es entspricht im Übrigen – und das jetzt an die Kolleginnen und Kollegen vom Bildungsausschuss – genau dem, was wir bei der Expertenanhörung heuer im Juni 2014 gehört haben.
Nicht auf die Dauer kommt es an. Das haben uns die Experten doch ganz klar gesagt; die Frage "G 8 oder G 9?" ist die falsche Frage.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Inhalt, die Pädagogik steht im Mittelpunkt, und wir von der CSU haben die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Wenn ich heute das Thema Wahlfreiheit G 8/G 9 höre, kann ich nur feststellen: Das ist rückwärtsgewandt.
Sie stellen wieder die Strukturfrage in den Mittelpunkt. Das zeigt mir, dass Sie aus diesen Anhörungen leider nichts gelernt haben.
Abschließend, liebe Kolleginnen und Kollegen: Das bayerische gegliederte Schulwesen ist sehr, sehr gut.
Wir werden darum beneidet. Wir haben hervorragend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. In anderen Bundesländern wird die Referendarzeit gekürzt. Wir haben ein sehr gut ausgebildetes Lehrerpersonal, das hervorragende Arbeit macht.
Deswegen bin ich der Meinung, dass man diese Dinge nicht schlechtreden sollte, nicht für Verunsicherung sorgen sollte, sondern im Gegenteil positiv an der Weiterentwicklung unseres Schulsystems mitarbeiten sollte. Ich lade alle Fraktionen hierzu sehr gerne ein.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wird nicht besser, wenn man ein Zitat, Herr Kollege Lederer, zum x-ten Male wiederholt. Aber es ist vielleicht auch einmal nachzulesen, dass die Funktion eines Vorsitzenden in einer Anhörung auch die Zusammenführung der Meinungen ist. In dieser Aufgabe habe ich die Expertenmeinungen zusammengefasst. Aber sei’s drum, ich kann damit leben, auch wenn Sie das noch dreimal bringen.
Übrigens, Herr Kollege Lederer, nach meiner Erinnerung haben wir über die Gesetzentwürfe gar nicht abgestimmt, sondern wir haben sie in Erster Lesung eingebracht. Wir haben sie nicht einmal im Bildungsausschuss thematisiert. Gut, da hauen wir ein Ei drüber, das ist nicht wirklich das Thema gewesen.
Die wirklich wichtige Frage ist: Was hat der wunderbare, Monate dauernde Dialogprozess wirklich gebracht?
Was hat er wirklich gebracht? Dass er vielleicht eine Vorlage für Frau Ministerin Aigner für Energieentwicklung sein kann? Ich sage Ihnen: Der Berg kreißte, und es wurde ein Mäuslein geboren. Mehr war das nicht.
Zu den Überschriften, die Sie hier genannt haben, gratuliere ich Ihnen natürlich; sie sprachen von Pädagogik im Zentrum. Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr Minister, davon reden wir schon seit drei, vier, fünf Jahren. Es war der Bildungsausschuss, der die ganze Fraktionsgruppe zum Gymnasium Oettingen gebracht hat, um zu zeigen, wie moderne Pädagogik zum Beispiel sein kann. Ist denn da etwas passiert seit 2010? Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass Sie Initiativen aufgenommen haben. Allein deshalb fehlt der SPD der Glaube, dass aus Ihren Überschriften einmal reale Politik wird, die den Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern wirklich zugutekommen wird.
Das ist auch der Grund, warum wir in der SPD gesagt haben: Wir müssen uns tatsächlich die Probleme anschauen. Eines der Probleme war die Stoffverdichtung während der Schulzeit durch die Verkürzung auf acht Jahre, durch die von der Kultusministerkonferenz
festgelegten Stunden. Da haben Sie mit Ihrem Modell gar nichts erreicht; denn die beste Pädagogik kann nicht 38 Stunden in der Woche eliminieren. Darauf haben Sie definitiv keine Antwort gegeben.