(Von der Rednerin nicht au- torisiert) Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei uns in Unterfranken sagt man: Da blei ma dahom.
Ja, Bayern ist das Tourismusland Nummer eins in Deutschland. Im vergangenen Jahr war Bayern als Reiseziel so beliebt wie nie zuvor. Fast 32,5 Millionen Gästeankünfte und über 85 Millionen Übernachtungen sorgten für ein Rekordergebnis. Damit behauptete Bayern auch im Jahr 2014 seine Spitzenposition unter den beliebtesten deutschen Reisezielen.
Für diesen Erfolg haben ganz viele Menschen in Bayern hart gearbeitet: die Hoteliers, die Gastronomen, die touristischen Verbände bis hin zu den touristischen Leistungsträgern aus den verschiedensten Bereichen. Das dürfen wir hierbei nicht vergessen. Ihnen allen möchte ich auch im Namen meiner Fraktion herzlich Dank sagen. Ich möchte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen Leistungsträgern unseren Respekt bekunden.
Wir alle sind stolz darauf, dass Bayern das Urlaubsland Nummer eins ist. Wir müssen alles tun, damit das auch in Zukunft so bleibt. Ja, für Bayern ist der Tourismus ein ganz zentraler Wirtschaftsfaktor, und ja, er sichert über eine halbe Million Arbeitsplätze. Damit der Erfolg für Bayern als Tourismusdestination auch für die Zukunft gesichert werden kann, müssen wir uns hier rechtzeitig auf Herausforderungen und Veränderungen einstellen: Es geht um den Klimawandel, es geht um eine immer älter werdende Gesellschaft, und es geht um die Globalisierung. All diese Faktoren berühren den Tourismus in Bayern unmittelbar. Darauf müssen wir reagieren.
Wenn wir uns die aktuellen Tourismuszahlen genauer ansehen, dann ergibt sich ein durchaus differenziertes Bild. Auf der einen Seite boomt der Städte- und der Event-Tourismus – hier nenne ich als Stichwörter Oktoberfest und Allianz Arena – und nicht zuletzt auch
das lebhafte Tagungs- und Kongresswesen. Auf der anderen Seite stehen die strukturschwachen ländlichen Regionen, die touristisch oft nur schwach entwickelt sind, obgleich dort vielfach ein hohes Potenzial vorhanden ist. Gerade für den ländlichen Raum ist der Tourismus mit seinen nicht exportierbaren Arbeitsplätzen aber extrem wichtig zur Stabilisierung der Wirtschaft vor Ort.
Die Stärkung ländlicher Räume wirkt sich auf den Tourismus positiv aus. Umgekehrt stärkt der Tourismus die Wirtschaft und die Lebensqualität im ländlichen Raum.
Die Gäste müssen unkompliziert an ihren Urlaubsort gelangen und vor Ort mobil sein. Das spielt eine wichtige Rolle für die Attraktivität des Reiseziels. Vom Erhalt und vom Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs profitieren Einheimische und Touristen gleichermaßen. Alltags- und Freizeitverkehr müssen besser aufeinander abgestimmt werden, es geht hier um Intermodalität. Das heißt, sind die erforderlichen Verkehrsmittel wie Bus, Bahn oder Car-Sharing perfekt aufeinander abgestimmt, werden sie auch kombiniert genutzt. Dies erfordert beispielsweise Radabstellanlagen und Leihräder an den Bahnhöfen.
Die flächendeckende Versorgung Bayerns mit schnellem Internet muss gewährleistet sein. Der zügige Breitbandausbau in den ländlichen Räumen ist nicht nur ein wichtiger Faktor für die Standortqualität, sondern auch für die Attraktivität bei den Reisegästen. Sie müssen in und aus den Urlaubsorten heraus problemlos und schnell kommunizieren und Informationen abrufen können. Ein schönes Beispiel hierfür ist Oberstaufen, das seinen Gästen kostenloses WLAN zur Verfügung stellt.
Kolleginnen und Kollegen, die bayerischen Urlaubsregionen stehen auch im internationalen Wettbewerb. Die zunehmende Globalisierung wirkt sich auf den Tourismus aus. So sind Reisen ins Ausland oftmals günstiger als Urlaub in Bayern.
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der Klimawandel, gerade auch für den Tourismus. Ich denke an den Wintertourismus in den Alpen und in den Mittelgebirgen. Hier gilt es, die betroffenen Regionen und die Tourismusakteure bei der Umstellung ihres Angebotes in Richtung eines nachhaltigen und zukunftsweisenden Tourismus zu beraten und zu unterstützen.
Die Auswirkungen auf die einzelnen Regionen und Destinationen müssen deshalb konkret analysiert werden, und es müssen Maßnahmen und Vorschläge entwickelt werden. Nachhaltigkeit mit ihrer ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimension ist Voraussetzung und Grundlage dafür, dass der Tourismus wachsen kann, dass eine intakte Natur und eine facettenreiche Kulturtradition erhalten bleiben. Gerade das Erleben von Natur ist für die Zielgruppe der Bayern-Reisenden ein zentrales Kriterium. Nachhaltigkeit ist ein Qualitätsmerkmal mit steigender Nachfrage.
Ebenso gewinnt das Erleben von authentischer regionaler Kultur immer mehr an Bedeutung. Besuchermagneten sind unsere Burgen und Schlösser und unsere Museen. 20 Millionen Gäste besuchen jährlich die Ausstellungen der Museen in Bayern. Wichtig im Hinblick auf den Gesundheits- und Wellness-Tourismus sind unsere Kur- und Heilbäder. Gäste aus dem In- und Ausland schätzen an Bayern unsere Bergund Seenlandschaft, aber auch unsere gastfreundliche bayerische Lebensart. Gerade das Erleben einheimischer Kultur, das Genießen regionaler kulinarischer Angebote findet bei der wichtigen Zielgruppe der Silver Ager oder Best Ager ein immer stärkeres Interesse. Hier denke ich nicht zuletzt an unsere unverwechselbaren bayerischen Spezialitäten: die Fränkische Bratwurst, den Frankenwein, unsere beliebten bayerischen Biere, an den Oberpfälzer Karpfen oder den Allgäuer Emmentaler. Das alles sind Botschafter bayerischer Gastlichkeit. Dies gilt es zu schützen. Wir wollen keine Bratwurst "made in Amerika". Unsere Gütesiegel wollen wir nicht mit dem Freihandelsabkommen TTIP preisgeben.
Wir brauchen also gezielte Maßnahmen, um die einzigartigen Charaktere bayerischer Regionen zu erhalten und zu fördern. Das beginnt bei der Unterstützung von Produzenten typisch regionaler Landwirtschaftsprodukte, beim traditionellen Handwerk; das beginnt mit der Hilfe bei der Vermarktung und reicht bis zur Förderung lokaler Identitäten und Traditionen. Regionalität und Authentizität werden immer wichtiger. In den letzten Jahren hat die Zahl der Dorfwirtshäuser und der Gaststätten auf dem Land aber in empfindlicher Weise abgenommen.
Das hat sich zum Teil auch negativ auf den Tourismus ausgewirkt. Vielfältig sind die Möglichkeiten, diesen Trend zu verlangsamen; der Strukturwandel ist sicherlich eine davon.
Nach wie vor sind zu wenige Nachwuchskräfte in der Gastronomie und in der Hotellerie ein großes Problem. Gut ausgebildete Fachkräfte sind jedoch die Voraussetzung, um die Servicequalität in der bayerischen Tourismusbranche auf dem bestehenden Niveau zu erhalten und weiter zu erhöhen.
Herr Kollege Stöttner hat es schon angesprochen: Im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel spielt die Barrierefreiheit eine ganz zentrale Rolle. Ältere Reisende sind auf eine barrierefreie Reise- und Servicekette zum und im Urlaubsort zwingend angewiesen.
Eine barrierefreie Umwelt ist auch für weitere touristische Zielgruppen von zentraler Bedeutung und kann entscheidend sein für die Reiseentscheidung, insbesondere für Menschen mit Behinderung, für Familien oder generell für mobilitätseingeschränkte Personen. Barrierefreiheit ist ein generelles Qualitätsmerkmal, von dem alle Gäste profitieren.
Daher ist auch die Schaffung barrierefreier touristischer Angebote wichtig. Dazu gehören beispielsweise barrierefreie Wegenetze.
Bayern ist ein Reiseziel für alle Menschen, für alle Ziel- und Einkommensgruppen. Dabei soll es bleiben. Auch Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Menschen mit wenigen finanziellen Mitteln haben das Anrecht auf Erholung. Genauso müssen Kinder und Jugendliche, behinderte Reisende und benachteiligte Gruppen die Möglichkeit haben, am Tourismus teilzuhaben.
Wichtig für den Tourismus in Bayern sind in Zukunft Kreativität, Innovation und Engagement. Insoweit sind wir schon gut aufgestellt. Der Tourismus in Bayern boomt, kommt aber ohne Fördermittel nicht aus. Er wird auch in Zukunft ohne Fördermittel nicht auskommen.
(Von der Rednerin nicht au- torisiert) Wir müssen sorgfältig prüfen, ob die zur Verfügung stehenden Mittel zielgerecht und richtig eingesetzt werden. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Guten Morgen auch von meiner Seite! Lieber Kollege Stöttner, mit einem Werbeblock für Adidas und den DEHOGA Bayern zu beginnen, kann man vielleicht noch vertreten, auch wenn es nicht sein muss. Aber einen Beitrag zum Tourismus mit dem Satz zu beenden: "Wir bleiben zu Hause", ist indiskutabel.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bisher ist kein Unternehmen durch ständiges Wiederholen von Zahlen und seien es auch gute - besser geworden. Der Tourismusmarkt ist im privaten wie im öffentlichen Bereich hart umkämpft, national wie international.
Die vielen guten Betriebe in der Branche beweisen, was zu tun ist. Sie verändern sich, verbessern sich, optimieren sich und passen ihre Angebote, was Ausstattung und Dienstleistungen angeht, ständig an. Das muss der Gradmesser für den gesamten Tourismusbereich sein, in diese Richtung muss es gehen. Aber auch wir müssen darüber nachdenken, wie der Freistaat die Chancen des Tourismusstandortes Bayern weiter erhöhen kann.
Dazu muss man sich die Zahlen anschauen. Kollege Stöttner hat aufgabegemäß die besseren in Erinnerung gerufen. Ich will nur zwei Zahlen ergänzen: Die Auslastungsquote bei den Gästebetten lag im Jahr 2013 bei 40,5 %. Insgesamt wurden 84,2 Millionen Übernachtungen gezählt.
Gestatten Sie mir, dazu zwei Gedanken zu äußern. Erstens. Nicht alle Betten werden von Touristen belegt, sondern wir profitieren ein gutes Stück weit davon, dass Bayern insgesamt wirtschaftlich stark ist und viele Geschäftsreisende hier übernachten, sodass nicht alle positiven Ergebnisse dem Tourismusmarkt gutgeschrieben werden können. Die Auslastung erreicht zwar im Durchschnitt 40,5 %. Aber wir wissen, dass sie in den Spitzenbetrieben, von denen wir viele haben, bei 80 %, 90 % oder sogar noch höher liegt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie in einer ganzen Reihe von Betrieben deutlich darunter liegt.
"Von der guten Luft und der schönen Landschaft haben wir lange genug schlecht gelebt" ist ein alter Spruch, der heute eher witzig als richtig ist. Aber die Richtung weist er nach wie vor, und im Kern ist er zutreffend. Es genügt nicht, Luft und Landschaft, auch wenn sie in Bayern wunderbar sind, anzubieten. Die Entwicklung des Städtetourismus belegt das.
Angesichts der Kürze der Zeit will ich nur einige unserer Kernforderungen zusammenfassend vortragen. Im Wesentlichen geht es um eine weitere Professionalisierung aller Akteure in der Branche. Das gilt auch für den öffentlichen Bereich, zum Beispiel die Tourismusbüros. Insoweit müssen wir weiterhin unterstützend tätig sein; denn noch immer gibt es eine ganze Reihe von kommunalen Beratungsangeboten, die die Bezeichnung "Beratung" nicht wert sind. Dieses Problem muss man angehen. Das ist zwar zum großen Teil vor Ort zu verantworten, aber mit dem einen oder anderen Anreizsystem können sicherlich auch wir zur Unterstützung beitragen.
Von zentraler Bedeutung ist eine Investitions- und Qualifizierungsoffensive für alle Akteure. Die Wirtschaftsförderung ist unverzichtbar, wenn es gilt, weitere Investitionsanreize zu setzen. Wir haben in der laufenden Förderperiode in anderen Bereichen weniger Möglichkeiten, Betriebe zu unterstützen; aber im touristischen Bereich ist das nach wie vor möglich und wichtig. Wir wünschen uns - das ist auch erforderlich -, dass nicht nur unsere Leitbetriebe große Erfolge haben, sondern dass auch die anderen Betriebe nachziehen. In diesem Sinne können wir mit einer verstärkten Investitions- und Qualifizierungsoffensive noch einiges mehr bewirken, als bisher schon geschehen ist. Wir haben darüber auch in der Beratung zum Doppelhaushalt diskutiert, aber leider die Unterstützung der CSU nicht bekommen.