Meine Damen und Herren, folgende Gruppen sind anwesend: eine dreizehnte Klasse des KippenbergGymnasiums und eine Berufsschulklasse Elektroinstallateure vom Technischen Bildungszentrum Mitte.
Gemäß Paragraph 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren, guten Morgen! Musik in den Schulen im Land Bremen: Warum haben wir diese Große Anfrage gestellt? Nach Pisa gibt es doch, könnte man meinen, Wichtigeres, als über Musikunterricht zu debattieren. Wir sind da anderer Meinung. Insbesondere zwei Gründe sprechen dafür, über Musik in der Schule zu reden.
Bei allen anstehenden Veränderungen, die notwendig sind, muss die Qualität im Vordergrund stehen. Musik und Musikunterricht gehören nach unserer Meinung dazu, die Qualität in der Schule zu ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
verbessern. Singen und Musizieren, wir kennen das alle, entspannen. Sie verändern die Stimmung des Einzelnen, damit des Ganzen, der Gruppe und, wenn es gut läuft, einer ganzen Schule. Zudem kann Musik den Zugang zu anderen Fächern erleichtern. Wir versuchen, das gerade in dem frühen Fremdsprachenunterricht zu machen, indem der Zugang über Lieder und ganz einfache Dinge geschieht. Warum machen wir das nicht im Deutschunterricht, warum versuchen wir nicht, Deutsch und Musik beispielsweise zu verbinden?
Nationales Liedgut war bis vor einigen Jahren ganz allgemein bekannt, nicht nur bei Liebhabern und Forschern, es hatte eine starke Identifikationskraft und eine langandauernde Präsenz in den Köpfen der Menschen. Das hat sich schon weitgehend geändert. Jede Nation hat ihre Komponisten, die sie liebt und deren Aufführungen tradiert sind. Wenn wir nicht Acht geben, wird sich auch dies kurzfristig ändern, und wir werden vielleicht nur noch Zeitgeistmusik hören. Daher halten wir als CDU-Fraktion es für unverzichtbar, die Grundlagen unserer Musiktradition an die nächsten Generationen weiterzugeben. Außerhalb von Schule gibt es ein breites Engagement für mehr Musikunterricht in den Schulen, es gibt ein öffentlichkeitswirksames Engagement des früheren Präses der Handelskammer, des Senators für Bildung.
Das ist gut so, das macht aufmerksam auf die Notwendigkeiten und Defizite, aber es entbindet weder den Senator noch die Schulen, noch uns von unserer Pflicht, dem Anspruch der Schüler auf Musikunterricht nachzukommen. Es entlässt uns alle gemeinsam nicht aus der Verpflichtung, darüber nachzudenken, wie wir in diesem Bereich, der immer noch von Mängeln gekennzeichnet ist, dennoch und trotzdem wirklich guten, qualitätsvollen Unterricht organisieren.
Zunächst einmal möchte ich mich für diese ausführliche und informative Antwort bedanken. Bedauerlicherweise werden hier, insbesondere zu der Frage zwei, Zahlen genannt, die man nicht gegenüberstellen und vergleichen kann, das ist ein bisschen ärgerlich. Zur ersten Frage zur Bedeutung der Musik im Unterricht gibt es eine wunderbare Prosa, darin steht alles, was wir schon wissen, auch was wir gemeinsam wollen, nur hapert es tatsächlich immer noch an der Umsetzung.
Die Beantwortung der zweiten Frage nach der Stundenzahl des Musikunterrichts listet auf, wie viel Unterricht in allen Schulformen stattfindet, zwei Stunden Grundschule, drei Stunden Oberstufe oder Sek I, im Gymnasium, es ist alles möglich. Dann gibt es für die Gesamtstundenzahl eine große Ziffer, die lässt sich bedauerlicherweise, selbst wenn man weiß, wie viele Schulen es gibt, nicht herunterbrechen auf
die Klassenverbände, um einmal festzustellen, wie viele Klassenverbände haben denn nun tatsächlich den vollen Unterricht und wie viele nicht. Das heißt, die Lücke zwischen Soll und Ist wird in dieser Form der Darstellung vertuscht.
Zu den Neueinstellungen! Von 126 Neueinstellungen sind sieben Musiklehrer. Das ist schön, aber wenn man sieht, das ist das erste Fach bei zwei oder drei dieser Lehrer, die dann nur 13 oder 18 Stunden unterrichten, dann ist klar, dass sie diese Stunden nicht alle nur mit Musikunterricht verbringen.
Ja, für Musik, Frau Hövelmann, wäre das natürlich ganz schön, nur für die Lehrer wäre das ein Problem! Das heißt, wir brauchen noch mehr Lehrer, die auch Musik unterrichten können.
(Beifall bei der CDU – Abg. Frau H ö v e l - m a n n [SPD]: Dann setzen Sie sich für mehr Neueinstellungen ein, dann machen wir das!)
Frau Hövelmann, die Einrichtung von Musikprofilen an zehn Schulen im Primar- und Sekundarbereich wollten wir alle, das ist auch lohnend. Besser wäre wirklich noch, wenn an der Stelle einmal gesagt würde, ob denn nicht nur die Einrichtung geglückt ist, sondern ob es auch geglückt ist, so viele Musiklehrer hinzubringen, wie denn tatsächlich nötig wären, um das Profil auch durchzuziehen.
Zur Frage fünf! Man lernt ja dazu. Ich habe nicht ausdrücklich gefragt, ob und wie viele dieser zahlreichen Weiterbildungsangebote der Lehrer auch wahrgenommen werden. Die Aufstellung sieht gut aus, es sind etliche Veranstaltungen für die Musiklehrer der Sek I dabei, nur, die Frage ist, wie ist der Erfolg dieser Veranstaltungen, was kommt in der Schule an, und was wird in den Schulen davon umgesetzt.
Zur Frage sechs, Schulen mit Musikschwerpunkt! Wenn eine Schule, die traditionell Musik als ihren Schwerpunkt pflegt in drei Jahrgängen und nur noch 38 Schüler und Schülerinnen hat, dann stellt sich die Frage nach der Attraktivität des Musikunterrichtes oder ob dort etwas anderes einfach falsch läuft. Zur Weiterentwicklung der GyO reicht es daher nach unserer Ansicht nicht aus, den Stellenwert der künstlerischen Fächer dadurch zu verstärken, dass man sagt, es muss mehr belegt werden, es sollte mehr belegt werden. Unserer Ansicht nach muss dort eine Belegverpflichtung über die drei Jahrgänge der Sek II eingestellt werden.
Zu den Schulen und ihrem Musikangebot gibt es in dieser Antwort des Senats eine ausführliche Aufstellung, welche Schulen welche Angebote machen. Da ist zum Beispiel aufgelistet, dass von 74 Grundschulen nur 44 Schulen zusätzlich zum Unterricht Musikgruppen, Chöre, Instrumentalgruppen und dergleichen haben. Das heißt, dass etwa 40 Prozent der Grundschüler selbst bei optimalen Bedingungen, nämlich zwei Stunden Musikunterricht, zu kurz kommen.
(Abg. Frau J a n s e n [SPD]: Machen Sie doch einmal einen Vorschlag, wie das bes- ser werden kann!)
Dass gerade an den Grundschulen solche Defizite herrschen, bestätigt wieder einmal, dass wir uns gemeinsam nicht nur von der Seite der Politik, sondern auch mit den Schulen darum bemühen müssen, diese Bedingungen zu verändern. Es reicht nicht aus, und damit noch einmal zur Notwendigkeit, Musik in den Schulen durchgängig zu unterrichten und zu stärken. Schreiben, Lesen, Rechnen sollen die Schüler als Schlüsselkompetenzen erlernen. Damit sind gemeint Lernbereitschaft, Durchhaltevermögen, Problemlösefähigkeit, Denken in Zusammenhängen, Kreativität und dazu Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Flexibilität. Musizieren in der Gemeinschaft fördert diese Eigenschaften. Kinder, Schüler, die singen, müssen kooperieren. Sie müssen aufeinander hören, sie müssen aufeinander zugehen, um ein gemeinsames Produkt entwickeln zu können.
Noch einmal zur Erinnerung! In Bremen gibt es zirka 20 000 Grundschüler, 40 Prozent davon haben bisher keine Chance, das über den Musikunterricht hinaus einzuüben, das heißt, ihre Chance, ihr Selbstbewusstsein und ihre Persönlichkeitsentwicklung, ihre Kreativität, Konzentration, Intelligenz, emotionale Stabilität und motorische Fähigkeiten zu fördern. All diese Fähigkeiten werden der Musik und dem Musikunterricht in der Antwort des Senats auf die Bedeutung der Musik zugeschrieben. Hier ist doch eine ziemlich große Differenz.
Wir reden immer nur von Qualität und Schule. Mehr Musik würde die Qualität entscheidend verbessern, auch ohne Ganztagsangebote. Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, in den vorhandenen Schulen und unter den vorhandenen Bedingungen die Qualität des Musikunterrichts zu verbessern! Eine Intensivierung des Musikunterrichts durch Klassenmusizieren, durch Erlernen eines Instruments und durch Singen in der Gruppe könnte beispielsweise in machen Hauptschulklassen die angespannte Situation entschärfen und somit die sozialpädagogische Betreuung reduzieren. Das ist ja nichts Neues, wir müssen nur endlich einmal anfangen, das zu organisieren.
Wie heißt es doch so schön in der Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des Musikunterrichts, ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten: „Dieser kreative Prozess fördert das Selbstbewusstsein des Kindes und damit seine Persönlichkeitsentwicklung. Praktisches Musizieren fördert Kreativität, Konzentration, Intelligenz, emotionale Stabilität und motorische Fähigkeiten. Es hat einen positiven Einfluss auf das Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen.“ Auch im Rahmenplan Musik der Sek I steht das so, und trotzdem, es gibt an einem Drittel der Sek-I-Schulen keine Musikgruppen. Papier ist geduldig, wir sollten unsere Geduld langsam aufgeben!
Eltern und Musik! Wir wollen eine bessere Schule, wir wollen, dass Schule und Eltern besser zusammenarbeiten. Musikalische Veranstaltungen von Chören, Orchestern und Schulband geben wichtige Impulse für die Gestaltung des Schullebens. Eltern kommen in die Schule, um ihre Kinder in musikalischen Darbietungen zu hören und zu sehen. Das ist eine gute Möglichkeit für die Schule, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen.
An einigen Schulen ist diese Entwicklung durchaus erfreulich, an anderen Schulen muss daran gearbeitet werden, damit der Musikunterricht den angemessenen Stellenwert bekommt und beispielsweise nicht gegen andere Fächer ausgespielt wird, wenn es darum geht, wieder irgendwelche wichtigeren Fächer zu bevorzugen. Die Interessen der Musiklehrer, die in den Kollegien in der Regel nur eine kleine Zahl sind, müssen einfach gewahrt werden. Es geht nicht an, dass eine Gruppe von zwei oder drei Musiklehrern einfach durch die Masse der anderen überstimmt wird.
Zur Frage zehn, Musikschule, habe ich eine Frage: Die Zahlen, die in der Antwort des Senats aufgeführt werden, sagen zum einen, dass der Besuch von Schülern der Musikschule in Bremen bei drei Prozent liegt und in Bremerhaven bei 4,9 Prozent, was erstaunlich ist, und ich hätte gern geklärt, warum die Summen, die die Landesfinanzierung der Musikschule zuführt,
Sehr geehrte Kollegin, das ist eine Debatte nach Geschäftsordnung. Sie können nachher noch einmal das Wort ergreifen.
Es ist wunderbar und lobenswert, wenn sich Eltern, Bürger und Politiker bereit erklären, Musik breit zu unterstützen. Das ist allerdings nur die Kür, und wir müssen schauen, dass wir die Pflicht auch erledigen. – Vielen Dank!