Protokoll der Sitzung vom 15.09.2005

(Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Die Diskussionen darüber, mit welchen Maßnahmen man Jugendliche bei ihrer Berufsauswahl unterstützen kann, werden primär meist aus bildungspolitischer oder unternehmerischer Sicht geführt, und relativ wenig beleuchtet wird in diesem Zusammenhang die Sicht der Jugendlichen selbst. Gerade vor dem Hintergrund der Debatte um Fördern und Fordern ist die Motivation von Jugendlichen von ganz besonderer Bedeutung. Ich glaube allerdings, dass wir Jugendliche da nicht unterschätzen sollten. Es gibt Studien zum Beispiel von der Bertelsmann-Gruppe, die sehr eindrucksvoll belegen, dass Jugendliche bis zu 59 Prozent sich wirklich selbst in der Verantwortung für ihre eigene Zukunft und ihren eigenen Werdegang sehen. Manchmal werden, habe ich das Gefühl, so junge Menschen ein bisschen, ich will nicht sagen, schlecht geredet, aber man traut ihnen oftmals doch zu wenig zu.

In Anbetracht der vielen Projekte, Maßnahmen und Informationsquellen zur Berufsorientierung beklagen Jugendliche meistens nicht den Mangel an Information, sondern den Informationsdschungel, in dem sie sich zurechtfinden müssen. Dies wird im Übrigen auch ganz schulformübergreifend bemängelt. Ich denke, hier liegt auch noch ein Aufgabenfeld für uns als Politik und für die Verwaltung, indem wir vielleicht hier auch, wie es jetzt im Bereich der Weiterbildung gemacht wird, durchforsten, bündeln, vieles transparenter machen, zusammenfassen, damit es etwas überschaubarer und einfacher in der Anwendung gerade für die Jugendlichen, für die es ist, wird.

Den größten Einfluss auf die Berufswahl hat für Jugendliche zum einen der direkte Kontakt zum Be

rufsfeld, also eigenes Sehen und Erleben haben für sie den höchsten Stellenwert. Deshalb begrüßen wir als CDU-Fraktion die Absicht des Senats – das können Sie in der Antwort nachlesen –, das dreiwöchige Schulpraktikum zu flexibilisieren, zu individualisieren und auch durch wöchentliche Praxistage, Betriebspraktika und Werkstattphasen zu erweitern. Zum anderen glauben Jugendliche auch natürlich Personen mehr als Institutionen oder als Papier.

Die Berufswahl ist immer noch eines der wenigen Felder, in dem Jugendliche ihre Eltern um Rat fragen, auf die Meinung ihrer Eltern Wert legen und wo Eltern auch die ersten Ansprechpartner sind. Ich finde, deshalb müssen hier die Eltern im Zusammenspiel mit Schule und Jugendlichen noch mehr in den Prozess der Berufsfindung eingebunden werden. Dass es hierbei erste Ansätze gibt, darauf wird in der Antwort des Senats zu Recht hingewiesen. Es ist ganz wichtig, dass die Eltern sowohl in ihrer beratenden und unterstützenden Rolle als natürlich auch in ihrer Funktion als Vermittler von sozialen und persönlichen Kompetenzen wieder stärker in die Pflicht genommen werden.

Auch auf der Ebene der Unternehmen wäre es sicherlich sehr wünschenswert, wenn die Betriebe noch mehr Verantwortung für die eigene Nachwuchssicherung übernehmen würden. Dies sollte sich in der Anzahl der ausbildenden Betriebe und natürlich auch in der Zahl der Ausbildungsstellen widerspiegeln. Nicht zuletzt bleibt es Aufgabe der Schule, ausbildungsbereite und natürlich auch ausbildungsfähige Schüler in die weitere berufliche Ausbildung zu entlassen.

Erfolgreich funktionieren kann dies natürlich nur mit einem hohen Grad der Vernetzung zwischen allen Beteiligten: Das sind Schülerinnen und Schüler, Schule im Allgemeinen, Eltern, Unternehmen, natürlich auch die Kammern, Verwaltung und Politik. Nur dann, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, können Jugendlichen echte Zukunftschancen geboten werden. Nicht zuletzt dadurch sichern wir natürlich auch unsere eigene Zukunft. Ich denke, dies sollten wir gemeinsam tun! – Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Als Nächste hat das Wort die Abgeordnete Frau Böschen.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Übergang von der Schule zum Beruf sollte nicht nur unter dem Blickwinkel des Erwerbs von arbeitsmarktpolitischen Kompetenzen und Fähigkeiten gesehen werden. Dieser Lebensabschnitt ist für alle Jugendlichen mit ganz gravierenden Veränderungen verbunden, schließlich sind sie gefordert, zunehmend eigenständige Entscheidungen zu treffen, die auch sehr langfristige Auswirkun

gen haben. Es geht auch um die Ablösung vom Elternhaus und oft um den Wunsch von länger anhaltenden Partnerschaften. Trotz allem ist es natürlich von zentraler Bedeutung, wie der Einstieg in das Berufsleben funktioniert, wie er erfolgreich gestaltet wird.

In diesem Zusammenhang ist es aber von zentraler Bedeutung, dass ausreichend Ausbildungsplätze vorhanden sind,

(Beifall bei der SPD)

denn die viel zu knappen Ausbildungs- und Arbeitsplätze in unserer Gesellschaft sind ein nicht unerheblicher Teil des Problems des Übergangs von der Schule in den Beruf. Wenn Jugendliche täglich erleben, dass Berufstätigkeit nicht das Normale ist, dass nur diejenigen eine Chance haben, die besser sind als andere, wie sollen sich Jugendliche, die eben nicht besser sind, für genau diese Anstrengungen, die wir da von ihnen fordern, motivieren?

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, was wir brauchen, ist eine deutliche Erhöhung der Zahl der Ausbildungsplätze, und ich begrüße, dass wir mit dem Ausbildungspakt hier durchaus auf einem guten Weg sind. Ich sage aber auch ganz deutlich, wie unzufrieden ich darüber bin, dass es bei dem Projekt „Innovative Berufsausbildung 2010“, bei dem es auch um eine Erhöhung dieser Ausbildungsplatzzahl geht, leider immer noch nicht zu konkreten Vereinbarungen gekommen ist. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass zum Beispiel die Einführung eines flächendeckenden Berufsgrundbildungsjahres, wie es in Baden-Württemberg oder anderen Bundesländern bereits stattfindet, eine gute Möglichkeit wäre, viel mehr Jugendliche in eine Ausbildung zu bringen.

Wenn alle Jugendlichen, die eine duale Berufsausbildung anstreben, erst ein BGJ durchlaufen würden, wären die Betriebe von den Kosten des ersten Ausbildungsjahres entlastet und hätten auch mehr Kapazitäten für die Ausbildung im zweiten und dritten Ausbildungsjahr. Insgesamt ließen sich dadurch rund ein Drittel mehr Ausbildungsplätze schaffen. Der erfolgreiche Abschluss eines BGJs wäre sicherlich eine erfolgreichere Zugangsvoraussetzung in eine sich anschließende Ausbildung.

Die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze ist eine politische Aufgabe. Da sind wir gefordert. Der Part der Schule ist es aber sicherzustellen, dass die Jugendlichen, die in das Erwerbsleben streben, ihre eigenen Erwartungen an ein solches Kennenlernen und Reflektieren, ihre eigenen Möglichkeiten einschätzen können und sich mit den Erwartungen der anderen auseinander setzen.

Meine Damen und Herren, ich muss dem Senat Recht geben, wenn er sagt, dass die Information über

die vielfältigen Möglichkeiten nur eine wirksame Voraussetzung einer Berufsorientierung darstellt. Daneben bedarf es aber auch einer intensiveren Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen, als es zurzeit an den Schulen passiert. Notwendig ist auch in meinen Augen – Sie, Frau Allers und Herr Rohmeyer, haben es gestern angesprochen – eine systematische Potenzialanalyse, um darauf aufbauend eine möglichst passgenaue Berufsorientierung für die Jugendlichen zu ermöglichen. Das, was wir gestern als Antwort in der Fragestunde erhalten haben, hat mich gefreut, und ich hoffe, dass wir da wirklich auch auf einem guten Weg sind.

In der Mitteilung des Senats werden vielfältige Maßnahmen zur Berufsorientierung in der Sekundarstufe I aufgeführt. Bereits ab der fünften Klasse erhalten Mädchen und glücklicherweise auch zunehmend Jungen am Girls´Day die Möglichkeit, einen Betrieb beziehungsweise auch einen Beruf näher kennen zu lernen. Neben den schulinternen Berufsorientierungstagen, den Partnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen, der Kooperation mit der Agentur für Arbeit ist die berufliche Orientierung aber natürlich auch Unterrichtsgegenstand des Faches Arbeitslehre ab der siebten Klasse. Trotzdem erleben wir aber viel zu oft, dass Jugendliche den Anforderungen einer Ausbildung nicht genügen. Dies sind allerdings zum großen Teil die Jugendlichen, die auch schon mit den Anforderungen der Sek I große Schwierigkeiten hatten, weil sie nämlich aufgrund der zu geringen Praxisanteile in der Schule viel zu wenig Möglichkeiten hatten, Erfolge und Kompetenzen zu entwickeln. Wir brauchen dringend mehr Praxisphasen in der Sekundarschule, aber auch schon in der Primarstufe.

Ich will nicht verhehlen, dass ich große Sorge habe, dass zum Beispiel die Integration der Fächer Werken und Nadelarbeit in den Sachunterricht und damit das Unterrichten dieser Fächer im Gesamtklassenverband, nicht mehr in Halbgruppen, dazu führen wird, dass diese praktischen Fächer aus dem Unterricht verschwinden werden.

Meine Damen und Herren, mit der Einführung der Sekundarschule haben wir uns allerdings zum Ziel gesetzt, bei jeder Schülerin und bei jedem Schüler die individuelle Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft nachhaltig zu entwickeln. Dies erfordert in besonderem Maße einen handlungsorientierten Unterricht und eine enge inhaltliche Vernetzung der Schule mit dem Betrieb, so dass Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse an bis zu zwei Tagen in einem Betrieb oder in einer anderen beruflichen Einrichtung lernen und arbeiten können. Ich denke, dass wir da auf einem sehr guten Weg sind.

Da es sich bei der schulischen Berufsorientierung um einen mehrjährigen Prozess handelt, begrüße ich für meine Fraktion ausdrücklich die Einführung ei

nes so genannten Berufswahlpasses ab dem Schuljahr 2007/2008.

(Beifall bei der SPD – Abg. Frau H ö - v e l m a n n [SPD]: Sehr gut!)

Diese Hilfe zur selbst gesteuerten Orientierung sollte in meinen Augen allerdings nicht nur für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschulen und Förderzentren, sondern genauso für die der Gesamtschulen und Gymnasien genutzt werden.

Meine Damen und Herren, zwar gibt es in Bremen ausreichend Praktikumsmöglichkeiten, um einen Einblick in das Berufsleben zu gewinnen, trotzdem bin ich weit davon entfernt zu behaupten, dass jedes Praktikum ein erfolgreiches Praktikum ist. Immer wieder kommt es vor, dass Jugendliche nicht die Reife besitzen zu erkennen, welche Erwartungen an sie gestellt werden, welche Erwartungen sie selbst mit einem Praktikum verbinden und welche Konsequenzen aus ihrem Handeln erwachsen. Hier ist die Schule immer wieder gefordert, auf das Leben vorzubereiten.

Da möchte ich ein gutes Beispiel aus der PaulaModersohn-Schule in Bremerhaven anführen, eine Ganztagsgesamtschule, die zum Beispiel ein Projekt „Schülerinnen in Verantwortung“ durchführt. Hier werden Schülerinnen und Schüler gezielt angehalten, Verantwortung zu übernehmen. Die Jugendlichen werden im Zusammenwirken mit anderen Institutionen durch fundierte Ausbildung auf eine Streitschlichtung, den Schulsanitätsdienst oder als Studiengruppenleitung vorbereitet.

Die Studiengruppenleiterinnen und -leiter kommen zum Beispiel aus dem neunten und zehnten Jahrgang und bieten ein- bis zweimal in der Woche unentgeltlich unterrichtsbezogene Hilfen an. Die Ausbildung dieser Jugendlichen orientiert sich an den Mindeststandards für den Erwerb der Jugendleiterkarte des Landesjugendrings Bremen und wird in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring Bremerhaven und der evangelischen Jugend Bremerhaven realisiert. Hier werden Solidarität, Übernahme von Verantwortung und Selbstorganisation gelernt, gute Grundlagen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, aber auch, um einen erfolgreichen Übergang in das Berufsleben zu erleben, wenn es denn ausreichend viele Plätze gibt.

Bevor ich nun zum Schluss komme, möchte ich aber noch ansprechen, dass ich sehr verwundert war über die Aussage des Senats, dass auf jeden Fall eine kritische Reflektion des Geschlechteraspekts der Berufsund Studienwahl angestrebt wird. Nach meinem Verständnis darf diese Reflektion nicht mehr nur angestrebt werden, sie sollte eigentlich längst selbstverständlich sein. Mein Eindruck aus der Praxis ist aber leider immer noch der, dass dies immer noch den engagierten Frauen überlassen bleibt, die dies sowieso schon seit Jahren tun und es alle anderen eher we

nig zur Kenntnis nehmen. Hier würde ich mir mehr Unterstützung für diese Gruppe wünschen!

(Beifall bei der SPD)

Als Nächste hat das Wort die Abgeordnete Frau Schön.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich werde hier jetzt nicht der Versuchung erliegen und darüber sprechen, dass wir zu wenige Ausbildungsplätze haben. Ich glaube, das habe ich in diesem Haus schon genügend getan. Ich möchte mich zu der Anfrage „Übergang Schule in die Berufsausbildung verbessern“ relativ eng an die Antwort des Senats anlehnen. Ich will Ihnen auch nicht vorenthalten, dass ich diese Antwort für extrem schwammig halte. Ich kann, im Gegensatz zu dem, was Frau Allers und Frau Böschen gesagt haben, hier überhaupt kein schlüssiges Konzept erkennen. Ich kann hier ein paar Einzelbausteine erkennen, die sicherlich auch gut sind. Dass sie aber nennenswert zur Verbesserung des Übergangs von der Schule zur Berufsausbildung beitragen, da habe ich doch erhebliche Zweifel.

Schauen wir uns doch einfach einmal die Fakten an! Im Moment ist es doch so, und da liegt es doch im Argen, dass gegenwärtig immer noch zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen, dass zu viele Jugendliche in Berufsvorbereitungsmaßnahmen sind, weil sie nicht als ausbildungsfähig gelten. Pisa sagt uns auch immer wieder, dass wir das Schlusslicht sind, dass da offenbar irgendetwas nicht so gut funktioniert und dass auch niedersächsische Schülerinnen und Schüler bessere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt in Bremen haben als Bremer Schülerinnen und Schüler. Das sind doch eklatante Versäumnisse der Schule. Da muss ich nicht erst auf den Ausbildungsmarkt schauen. Da existiert das Problem doch schon in der Schule, wo in der Schule erheblich etwas verbessert werden muss.

Ich möchte jetzt auch nicht Bereiche wie Mathematik, Lesen und so weiter ansprechen, sondern ich möchte jetzt darauf kommen, dass wir auch der Meinung sind, dass es eine richtige Berufsbiographieberatung geben muss.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

In der Anfrage ist ein Berufswahlpass angesprochen worden. Was das aber genau sein soll, ist da nicht beschrieben worden. Wir sind der Meinung, zu einer richtigen Berufsbiographieberatung gehört es in erster Linie, dass man deutlich früher anfängt, als es gegenwärtig der Fall ist. Es fängt frühestens in Klasse sieben an, meistens mit Schwerpunkt in Klasse acht und neun. Das muss deutlich früher sein. ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.

Der Bildungswissenschaftler Felix Rauner, den hier auch einige kennen, sagt ganz klar, dass bei ihm eine Berufsbiographieberatung schon bereits im Kindergarten beginnen soll, dass sozusagen eine lange Begleitung stattfinden soll, damit es da zu einer Berufsorientierung kommen kann, die auch angemessen ist, die Fähigkeiten, die Interessen von Kindern und Jugendlichen dann zu entwickeln, wo Schule dann nachher auch entscheidend helfen muss.

Dazu gehört auch, dass in den Schulen genügend Kapazitäten bereitstehen. Natürlich gehört insbesondere auch dazu, dass nicht nur die klassischen zehn Berufe im Blickfeld sind, sondern dass auch klar sein muss, dass wir zirka, ich glaube, 350 Lehrberufe haben, dass auch Lehrerinnen und Lehrer darüber informiert sein müssen, was diese Berufe überhaupt ausmacht, damit sie es den Jugendlichen dann auch vermitteln können.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wir wollen auch, Frau Böschen hat schon darauf hingewiesen, eine stärkere geschlechtsspezifische Reflektion. Wo kommen wir denn hin, wenn es immer wieder nur darauf hinausläuft, Mädchen wollen Friseurin werden und Jungen wollen niemals Erzieher werden? Gerade im Kindergartenalter ist es doch wichtig, dass sie nicht nur Frauen als Erzieherinnen, als Ansprechpartnerin für Erziehung haben, sondern dass Männer diese Aufgabe an der Stelle genauso wahrnehmen. Das brauchen wir in der Gesellschaft!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Dann finden wir, dass zu einer Berufsbiographieberatung genauso gehört, dass man sich das auch mehr aus der Sicht von Jugendlichen anschaut, denn wenn es so ist, dass das Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit eine ganz wichtige Anlaufadresse ist, dann kann man sich nicht damit zufrieden geben, dass nach dem Erstbesuch höchstens noch 25 Jugendliche überhaupt noch dieses Berufsinformationszentrum besuchen wollen. Ich meine, das lässt tief blicken. Ich kann es auch verstehen, da ist ein riesiger Aktenberg, dort steht noch einmal ein Computer herum. Was nützt es aber denn, wenn ich erst einmal keine Orientierung habe, was ich denn überhaupt machen will? Dann nützt mir auch der beste Computer in Wirklichkeit nichts.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

In der Anfrage ist die Rede davon, dass das Praktikum verbessert werden soll. Das finden wir auch. Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat in einer Studie festgestellt, dass sich zirka 32 Prozent der Jugendlichen an diesem Berufspraktikum orientieren, wenn sie hinterher eine Berufsausbildung anfangen. Das ist extrem viel. Der Einfluss ist höher als

von Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und vom Arbeitsamt. Das heißt dann aber in der Konsequenz auch, das ist in der Anfrage auch gesagt worden, dass dieses Praktikum erheblich verbessert werden muss und dass Lehrerinnen und Lehrer eine herausragende Aufgabe haben, Jugendliche auf diesem Weg zu unterstützen, mit ihnen herauszuarbeiten, welche Neigungen, Interessen und Fähigkeiten sie haben, um dann mit ihnen gemeinsam herauszuarbeiten, welcher Praktikumsplatz für sie geeignet sein könnte.

Es ist auch wichtig, dass es vernünftige Vor- und Nachbereitungen dieses Praktikums gibt. Das muss ausgewertet werden, da kann nicht einmal nur fünf Minuten darüber gesprochen werden, wie es denn nun so war. Natürlich gehört an der Stelle auch wieder dazu, dass Lehrer und Lehrerinnen darüber informiert sind, wie viele Ausbildungsberufe es denn überhaupt gibt, das heißt auch, dass Sie wissen, wie viele unterschiedliche Praktikumsmöglichkeiten es gibt, und dass es keine isolierte Maßnahme sein darf, darauf ist schon hingewiesen worden, dass es da Einbindungen geben muss in Betriebserkundungen und so weiter.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)