Herr Präsident, meine Damen und Herren! Soviel Respektlosigkeit, soviel Intoleranz habe ich ganz selten erlebt, Frau Motschmann! Das habe ich besonders in diesem Parlament seit zwei Jahren nicht mehr erlebt. Ich spreche hier für 150 000 Migrantinnen und Migranten, die in diesem Bundesland mit allen möglichen unterschiedlichen Religionen, ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Frau Motschmann, Werte werden nicht nur über christliche Religionen vermittelt, Werte werden auch über andere Religionen vermittelt, aber Werte können auch ohne Religionen vermittelt werden.
Werte können vermittelt werden, indem man auch die eigene Religion infrage stellt und hinterfragt und kritisch damit umgeht. Werte können auch vermittelt werden, indem man Kinder, Jugendliche, Schüler und Schülerinnen über verschiedene Religionen informiert und ihnen die Möglichkeit gibt, sich in einem informierenden Dialog damit auseinanderzusetzen.
Frau Motschmann, ich möchte das gern hier, weil dieses Thema, das merken wir auch an der Debatte, integrationspolitisch einen unheimlich hohen Stellenwert hat, noch einmal auch aus dieser Perspektive beleuchten. Wir leben Gott sei Dank in einem Bundesland, das ja nicht nur von kultureller Vielfalt geprägt ist, sondern wir haben alle möglichen Religionen. Wir haben evangelische, katholische, freikirchliche Gläubige, Zeugen Jehovas, wir haben Juden, Muslime und auch Buddhisten in diesem Bundesland. Wenn man die Weltreligionen genauer beobachtet, sind sie auch unter sich heterogen. In Bremen gibt es 30, 40 verschiedene Religionen, und besonders Migrantenfamilien mit vielen Kindern, mit ihren Familien gehören dazu. Deshalb ist es auch wichtig, hier festzustellen, dass religiöse Pluralität der Normalfall geworden ist, Frau Motschmann! Genau deshalb brauchen wir einen Religionsunterricht, der von religiöser Pluralität als Normalität ausgeht!
Meine Damen und Herren, ich erlaube mir noch, den Begriff „interreligiöser Religionsunterricht“ hier in die Debatte zu werfen, es wurde vorhin auch kurz genannt. Das wäre ein Religionsunterricht, der den Prozess religiösen Daseins, die Vergewisserung im Interesse aufgeklärter Identitätsbildung und autonomer Lebensgestaltung der Schülerinnen und Schüler innerhalb unserer kulturellen Vielfalt der Gesellschaft unterstützt. In diesem Prozess haben alle unsere Kinder ein Recht darauf, über andere religiöse Entwürfe, nicht nur christliche, sondern auch über
andere, und auch nicht nur in ihrer historischen Dimension, etwas zu erfahren, sondern in der Dimension der Gegenwart heute. Unabhängig von ihrem eigenen kulturellen und religiösen Hintergrund sollten sich unsere Schülerinnen und Schüler in der Schule mit religiösen, ethischen und philosophischen Fragen beschäftigen können, ohne dies von Anfang an und generell getrennt nach Konfessionen, Religionszugehörigkeiten oder anderen Weltanschauungen, Orientierungen tun zu müssen, das heißt, nicht nur über Moscheen, nicht nur über Kirchen, sondern in der Schule in einem Fachunterricht.
Die glaubensorientierte, konfessionelle Unterweisung mag dann Sache der Religionsgemeinschaften sein, da sind wir uns einig, aber der integrierte Religionsunterricht in der Schule wird diese Unterweisungen nicht konterkarieren, sondern fruchtbar ergänzen, aber vor allem wenn – natürlich ist die vorherige Debatte anders gelaufen – es uns gelingt, an diesem Unterricht erkennen zu lassen, wie viel Gemeinsames die verschiedenen religiösen Orientierungsansätze in der Welt miteinander verbindet. Das kann auch ein großer Beitrag in der Integrationspolitik sein.
Mir ist besonders wichtig, meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang zu betonen, dass sich aufgrund der veränderten Zusammensetzung unserer Schülerschaft – wir haben 175 Herkunftsländer in den Schulen in verschiedenen Stadtteilen, manchmal auch in einer Klasse 50, 60 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund, mit anderen Religionen –, die anderen Fächer sich verändert haben und auch dieses Fach sich verändern muss und wir uns darauf einstellen müssen. Auch für das Fach Religion ist es nun, finde ich, an der Zeit, dass wir auch wegen der gesellschaftlichen Vielfalt darauf reagieren. Natürlich ist der Kerngedanke, dass sich die Schüler und Schülerinnen im religiösen Dialog austauschen können und dass sie sich praktisch mit Religionen, über Religionen auseinandersetzen können. Ich glaube, nur so schaffen wir Respekt und Akzeptanz im Umgang miteinander.
Der Religionsunterricht von heute muss die Lebenswelt der Kinder, unserer Kinder und Jugendlichen aufgreifen und ihre täglich zu erlebende religiöse und kulturelle Vielfalt widerspiegeln. Ich denke, nur so schaffen wir eine dauerhafte Grundlage für einen verlässlichen Umgang mit Pluralität und Unterschiedlichkeit, mit Diversity in unserer Gesellschaft.
gruppe eingerichtet worden ist, die uns bezogen auf diese Frage in Zukunft auch Vorschläge machen soll. Darauf sind wir sehr gespannt. – Herzlichen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dieser Beitrag und andere Beiträge, die eben gerade aus dem rot-rot-grünen Lager kamen, sind ein deutliches Zeichen von Intoleranz, das will ich einmal deutlich sagen!
Ich kann es nicht fassen, dass Sie – gerade auch Sie, Herr Frehe! – Frau Motschmann hier ihre Meinung und ihren Glauben absprechen wollen. Das ist intolerant! (Beifall bei der CDU)
Wir reden hier über die Ausgestaltung des Faches Biblische Geschichte, und was Sie hier teilweise zur Debatte beigetragen haben oder beitragen wollten, ging klar am Thema vorbei, auch Ihr Beitrag, Herr Dr. Kuhn! Sie haben nämlich skizziert, was Sie stattdessen haben wollen,
und andere sind Ihnen dann aufs Glatteis gegangen, von Herrn Beilken rede ich ja schon gar nicht mehr. Wir haben ein klares Bild, was im Unterricht Biblische Geschichte stattfinden sollte.
(Zuruf des Abg. F r e h e [Bündnis 90/ Die Grünen]) ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft. Herr Frehe, ruhig! (Unruhe bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)
Wir haben hier folgende Situation: Das Fach Biblische Geschichte ist nicht verpflichtend. Sie versuchen hier, etwas an die Wand zu malen, als ob ein Missionsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler stattfinden solle.
Das Fach Biblische Geschichte ist laut Landesverfassung ein freiwilliges Fach. Nur, es ist freiwillig anwählbar, und dann muss es auch entsprechend ausgestattet sein! Es ist ein christlicher Religionsunterricht auf allgemein christlicher Grundlage, kein konfessionell christlicher Religionsunterricht! Das unterscheidet uns von anderen Bundesländern, die 1949 die Bundesrepublik Deutschland mit gegründet haben. Das zu Ihrem sanften Hinweis, es gäbe ja auch andere Länder! Es gibt durch den Einigungsvertrag eine Regelung für neue Bundesländer, aber – und das habe ich auch in meiner Rede in der letzten Debatte über den Biblischen Geschichtsunterricht deutlich gemacht – wir als CDU stehen zu Biblischer Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage! Wir brauchen gar keinen konfessionellen Religionsunterricht, wie ihn andere Bundesländer haben, wenn man Biblische Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage nur in Bremen endlich richtig praktizieren würde!
Darum sind wir auch vehement für die Alternativfächer. Natürlich brauchen wir ein entsprechend genauso gut ausgestattetes Fach Philosophie/Ethik, und wir brauchen das Fach Islamkunde, meine Damen und Herren!
Liebe Frau Dr. Mohammadzadeh, es hat auch etwas mit Quantität zu tun, in welchem Rahmen der Staat ein Unterrichtsfach für welche Religionsgemeinschaft einrichten muss!
Das Christentum ist in Bremen und in Deutschland immer noch die deutliche Mehrheit, das will ich auch noch einmal deutlich sagen.
Die wachsende Zahl junger Muslime und Muslima hat dazu geführt, dass es notwendig ist, dass wir über Islamkunde in Bremen reden müssen, und das hat nichts mit Intoleranz zu tun. Es hat auch etwas damit zu tun, dass man hier auch die Realität anerkennt. Ich sage Ihnen ganz deutlich, erst einmal muss der Staat da anfangen, wo wir unsere Grundlagen haben. Dazu, dass Sie hier vehement Zwischenrufe gegen Frau Motschmann gemacht haben, will ich nur deutlich sagen, wir leben hier in Deutschland in einem christlich abendländischen Vaterland! Unsere freiheitliche demokratische Grundordnung ist auf Werten, die über Jahrhunderte christlich-jüdisch gewachsen sind, aufgebaut, und das können Sie hier nicht einfach wegdiskutieren!
Dieses Entstehen hat auch etwas damit zu tun, dass man es jungen Menschen erklärt, das werden auch Sie nicht leugnen können, und darum ist es wichtig, dass dies erklärt wird. Im Religionsunterricht hat dies dann aber mit einem entsprechenden Religionsbezug zu passieren, und ich sage es noch einmal, damit Sie es auch verstehen: Biblische Geschichte ist ein solcher Religionsunterricht auf einer allgemeinen Grundlage.
Wir haben einen Prozess vor uns, das ist sicherlich richtig. Ich finde es schade, dass der kirchenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion nicht im Raum ist. Herr Weber hat ja vor einigen Wochen, als der grüne Koalitionspartner es mit den öffentlichen Debatten etwas bunt trieb, eine sehr klare Position der SPDBürgerschaftsfraktion hier vorgetragen. Ich würde mich freuen, wenn er dies zu gegebener Zeit innerhalb seiner Fraktion vielleicht noch einmal wiederholen würde.