Ich sage Ihnen auch: Natürlich gibt es den Teilaspekt des Methadonprogramms. Das haben wir an dieser Stelle damals im Fokus gehabt, und deswegen haben wir hier an dieser Stelle auch nachgefragt. Ich sage Ihnen auch: Drogenkranke Eltern sind eigentlich im Normalfall, auch wenn sie Kinder bekommen, bekannt. Spätestens bei der Entbindung wird nämlich festgestellt, ob es sich um eine drogenerkrankte Mutter handelt oder nicht.
Spätestens dann, ab diesem Zeitpunkt, sind sie im Hilfesystem. Wenn Sie, Herr Dr. Schlenker, an dieser Stelle, wo wir gesagt bekommen haben, dass diese Kinder spätestens mit der Geburt in das Hilfesystem kommen, jetzt auf einmal feststellen, dass das nicht so ist, dann bin ich schlichtweg entsetzt. Dann müssen wir da etwas tun, meine Damen und Herren, wenn sich das verändert haben sollte.
Sobald Kinder, die bei Drogenabhängigen – ich komme zum Schluss – leben, bei der Polizei auffällig werden, weil sie vielleicht als Drogenbeschaffungskriminalität irgendwelche Straftaten begehen, oder sobald Kinder irgendwo aufgefunden werden, muss das Jugendamt eingeschaltet werden. Selbstverständlich nimmt das Jugendamt dann seine Aufgabe wahr und kümmert sich um diese Kinder. Mir geht es an dieser Stelle um folgenden Punkt: Wir müssen sie so engmaschig begleiten, dass sie bei den Eltern bleiben können.
Wenn alle Stricke reißen, müssen sie im Zweifel auch aus der Familie heraus. Kinder haben ein Recht auf ein drogenfreies Umfeld! – Danke schön!
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein Interesse in dieser Debatte gilt einzig und allein der Tatsache, dass wir gemeinsam in der Frage der Kindeswohlsicherung vorankommen. Ich halte da einen Streit im Sinne eines parteipolitischen Streits für völlig überflüssig.
Wenn man davon ausgeht – ich gehe davon aus –, dass alle Fraktionen hier im Hause der Meinung sind, dass Kindeswohl eine wichtige Geschichte ist, und daran interessiert sind, dass alle Kinder möglichst liebevoll, kindgerecht aufwachsen können – man kann ja davon ausgehen, dass das alle wünschen –, dann muss man feststellen, dass das in dieser Gesellschaft so aber nicht für alle Kinder gilt. Da gibt es die Drogenmilieus, da gibt es die Alkoholiker, da gibt es die psychisch kranken Eltern, da gibt es unzählige Problemlagen, die dazu führen, dass Kinder oft nicht in diesem Sinne liebevoll aufwachsen können. Dann muss man gucken, was der Staat an der Stelle macht. Würden wir jetzt sagen, wir nehmen alle Kinder aus diesen Familien heraus, könnte ich dazu nur sagen: „herzlichen Glückwunsch!“
Wenn man das auf die Methadonebene bezieht, bin ich ganz schnell dabei und sage: Ja, auch ich finde, Drogen haben in Sichtweite von Kindern nichts verloren. Das gilt aber auch für Alkohol.
Das ist mir wirklich ein ernstes Anliegen, denn Alkohol ist eine derjenigen Drogen, die massiv zu Gewalt gegen Kinder führen,
Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich relativiere gar nichts, sondern ich sage nur, ich versuche nur darzustellen, dass das Problem weit über das Drogenumfeld hinausgeht. Wenn wir wirklich ernst damit machen wollen, dass wir allen Kindern das gleiche
Recht auf gewaltfreie, liebevolle Erziehung gewährleisten wollen, dann brauchen wir am Ende des Tages sogar so etwas wie einen Aufruf an die Gesellschaft, insgesamt sich damit zu beschäftigen. Es sind doch die Eltern, die an der Stelle versagen.
Frau Ahrens, hören Sie einfach einmal zu! Ich sitze die ganze Zeit sehr geduldig hier und höre Ihren Reden zu. Machen Sie das bitte auch einmal. Das wäre sehr nett und fair!
Um das ganz klar zu sagen: Es sind Eltern, die überfordert sind, die nicht in der Lage sind, Kinder vernünftig zu erziehen. Jetzt zu sagen: „Der Staat soll es richten“, ist doch nur begrenzt eine Möglichkeit.
Was wir machen müssen, ist, die Eltern, wo es irgend geht, dazu zu befähigen, mit ihren Kindern vernünftig umzugehen. Das ist der ganze Bereich der Familienhilfe.
Aber dann, wenn wir in die Extrembereiche kommen, wo es richtige körperliche, lebensbedrohliche Gefährdungen gibt – da gibt es kein Vertun –, müssen Kinder fremdplatziert und aus der Familie rausgenommen werden. Das machen wir.
Ich sage noch einmal: Jeder, der sich mit der Materie ein bisschen tiefer befasst, weiß im Übrigen auch, wie schwer es ist, Eltern auszuhalten, die ihre Kinder quälen. Darauf immer noch einen sozialpädagogischen oder psychologischen Blick zu haben und nicht die eigenen Emotionen von Hass gegen diese Eltern in die Waagschale zu werfen, allein das ist ein riesengroßes Problem. All diejenigen, die an der Stelle arbeiten, die mit solchen Eltern arbeiten müssen, müssen geschult sein, müssen professionell daran gehen können. Alles andere scheitert.
Es ist doch ganz simpel: Wenn du in eine Familie kommst und siehst, dass das Kind von den Eltern grün und blau geschlagen worden ist, dann hast du auch als Sozialpädagoge ein Gefühl gegenüber den Eltern, das nicht einfach neutral ist. Das ist eine ganz große Schwierigkeit. Das wird in der fachlichen Diskussion in dem Bereich übrigens sehr heftig diskutiert.
Wir haben im Untersuchungsausschuss, nur um einmal ein Bespiel zu nennen – das ist mir so einprägsam in Erinnerung geblieben, dass das seit 2006 immer noch in meinem Kopf ist –, eine Akte gehabt. Danach hat ein achtjähriger Junge gegenüber dem Jugendamt gesagt, die drogenabhängige Mutter dürfe noch
nicht zurück in die Familie, denn sie sei noch nicht so weit. Mit acht Jahren muss ein Kind so etwas entscheiden! Wo sind wir eigentlich? Das soll man emotionslos ertragen? Mit Verlaub, ich habe große Achtung vor denjenigen, die in dem Bereich arbeiten und die Professionalität aufbringen, auch mit solchen Eltern noch vernünftig umzugehen. Ich habe da manchmal andere Gefühle.
Wir brauchen fachlich gute Leute, gute, ausgebildete Leute, und das ist nicht so leicht. Wir haben im Casemanagement viele junge Leute eingestellt, die noch nicht immer die nötige Berufserfahrung haben. Es ist ein Problem, dass man in dem Bereich nicht immer die richtigen Leute findet.
Ich habe in dem Untersuchungsausschuss, um auch das zu sagen, einen Drogenberater erlebt, der gesagt hat, er sei mit der Familie befreundet gewesen. Was ist das für eine Fachlichkeit? Herrgott! Wir brauchen wirklich gute Leute in dem Bereich. Deswegen müssen wir sie gut bezahlen und gut behandeln und müssen auch einen großen Respekt vor deren Arbeit haben. Das will ich an dieser Stelle nur noch einmal vorwegschicken.
Wir haben mehr Casemanager eingestellt. Gerade in dem Bereich ist nicht gespart und nicht gekürzt worden. Ich finde es richtig, dass wir das tun, und ich finde es notwendig, dass wir das tun.
Ich finde, dass es an dieser Stelle nicht richtig ist, immer wieder mit statistischen Diskussionen anzukommen, sondern ich plädiere nach wie vor dafür, jeden Einzelfall genau zu untersuchen und genau zu gucken, welches Hilfsangebot eigentlich für die jeweilige Familie passt. Einige Angebote haben in dem Fall Kevin überhaupt nicht gepasst. Eine Familienhilfe in der Situation war völlig neben der Reihe, hat nichts genützt, hat aber auch Geld gekostet. Deswegen plädiere ich dafür, dass wir an der Stelle hartnäckig weiter arbeiten.
angefangen, und Anja Stahmann macht das auch. Sie hat unsere vollste Unterstützung in der Frage. Ich sehe im Großen und Ganzen auch,
trotz aller Unterschiede in der Argumentation, dass wir da alle an einem Strang ziehen. Das Ende meiner Rede ist: Lasst uns gemeinsam fraktionsübergreifend für das Kindeswohl geradestehen! – Danke schön!