Protokoll der Sitzung vom 22.10.2014

einandergeratene Antragssituation. Die CDU hat einen Antrag gestellt, in dem sie sagt: Wir wollen und sollen die Flüchtlinge auch europaweit gerecht verteilen. Wenn sich hinter dieser Idee einer gerech ten europaweiten Verteilung möglicherweise der Gedanke verbirgt, dass man weniger Flüchtlinge nach Deutschland bekommt, ist schon der Ansatz gedanke falsch.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Gerechte Verteilung in Europa bedeutet, dass

die wirtschaftlich starken Länder natürlich mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als die wirtschaftlich schwächeren, und die größeren Länder müssen mehr Flüchtlinge aufnehmen als die kleineren Länder.

(Zuruf von der CDU: Das ist gerecht!)

Insgesamt käme bei einer gerechten Verteilung in Europa möglicherweise heraus,

(Zuruf von der CDU: Stimmt! Da stimmen Sie uns zu!)

dass Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehmen muss.

(Zurufe des Abg. H i n n e r s [CDU] und des Abg. R ö w e k a m p [CDU])

Wie auch immer! Ich warne nur davor, Herr Rö

wekamp, mit dem eigentlich erreichten Konsens auch gerade hier im Hause bezüglich der Fragen, die die Flüchtlinge betreffen, rechtspopulistische Dinge zu machen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ich warne davor, weil gerade am Beispiel Blu

menthal extrem deutlich wird, wie gefährlich so etwas ist. Dort sollen im Moment drei jugendliche Intensivtäter intensiv behandelt und betreut werden, drei Jugendliche, das ist der aktuelle Stand! 2 500 Menschen treffen sich in einer Gruppe bei Facebook und sagen: Das ist alles zu viel, das wollen wir auf gar keinen Fall –

(Zuruf des Abg. S t r o h m a n n [CDU])

ich habe mir die Seiten angesehen, Herr Strohmann! –, und dann wird ganz häufig gesagt, ich habe nichts gegen Ausländer, aber – –. Hinter diesem „aber“ kommt dann der ganze Ausländerhass, den man sich nur vorstellen kann! Ich sage nicht, dass Sie das waren oder dass die CDU das ist, sondern es auf dieser Seite so zu finden ist.

(Abg. S t r o h m a n n [CDU]: Was hat das mit dem Antrag zu tun?)

Das hat damit zu tun, dass wir eine Stimmung brau

chen, die eine stadtweite Akzeptanz für Flüchtlinge enthält, erzeugt und auch am Leben erhält.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ich glaube, dass das Argument, das müsse man doch

einmal sagen dürfen, und dann folgt eine rechtspo pulistische Nummer, richtiggehend infam ist. Wenn jemand das so sagt, dann möchte ich demjenigen ganz klar sagen, dass er Rechtspopulist ist, das nicht in Ordnung ist und in unserem Rechtsstaat nichts zu suchen hat. Darüber müssen wir hier im Hause, glaube ich, weiterhin Gespräche führen.

(Glocke)

Herr Kollege Möhle, gestatten Sie

eine Zwischenfrage des Abgeordneten Röwekamp?

Ja, bitte!

Bitte sehr, Herr Röwekamp!

Herr Kollege Möhle, ich

habe nur eine Frage, weil ich das nicht verstehe: Wenn Sie sagen, wer über Flüchtlingsverteilung in Europa reden möchte, führt eine rechtspopulistische Debatte,

(Abg. M ö h l e [SPD]: Das habe ich ja gar nicht gesagt! – Abg. D r. G ü l d n e r [Bünd nis 90/Die Grünen]: Hat er nicht gesagt!)

aber wer über eine gerechte Verteilung von Flücht lingen in Deutschland reden möchte, dazu sagen Sie, das ist in Ordnung.

(Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Hat er ja gar nicht gesagt!)

Warum können wir in Deutschland unter den

Bundesländern darüber reden, aber in Europa nicht?

Herr Röwekamp, dann haben

Sie mich komplett falsch verstanden,

(Beifall bei der SPD)

denn ich habe überhaupt nicht gesagt, dass man nicht darüber nachdenken könne, wie das euro paweit organisiert und geführt wird. Das habe ich überhaupt nicht gesagt.

(Abg. Frau G a r l i n g [SPD]: Hat er nicht gesagt!)

Ich habe nur gesagt, wenn sich hinter der Idee,

das zu fördern, so etwas verbergen sollte, dann wäre man da komplett auf dem falschen Weg. Das habe ich gesagt, und sonst nichts anderes!

(Glocke – Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Das spricht dann aber nicht gegen unseren Antrag!)

Schade, jetzt bin ich gerade so im Thema gewesen!

Haben wir denn zweimal fünf Minuten Redezeit?

Ja!

In Ordnung, dann breche ich

an dieser Stelle jetzt einfach einmal ab!

(Beifall bei der SPD)

Als nächste Rednerin hat das

Wort die Abgeordnete Frau Dr. Mohammadzadeh.

Abg. Frau Dr. Mohammadzadeh (Bündnis 90/