Protokoll der Sitzung vom 19.02.2015

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Am Dienstag haben sie uns hier erzählt, dass Ju

gendliche aus Marokko, die hier auffällig oder krimi nell sind, keine Flüchtlinge sind und nicht aus dem Elend kommen und man sie alle wegsperren sollte.

(Abg. D r. v o m B r u c h [CDU]: Das haben nicht nur wir gesagt!)

Dabei haben Sie noch ein bisschen die Rechtskreise

durcheinandergebracht.

Gestern hatten wir hier ein paar merkwürdige

Debatten, und heute überschreiben Sie eine Anfrage mit „Akzeptanz für Flüchtlinge stärken“, und das ist – es wurde auch von meinen beiden Vorrednerinnen gesagt – schlicht Etikettenschwindel!

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Tatsächlich müsste Ihre Anfrage „Akzeptanz für

manche Flüchtlinge stärken und andere schnell wieder loswerden“ heißen, denn nur so kann man Ihre Anfrage interpretieren.

Frau Grönert, ich kann mich daran erinnern, ich

habe es mir soeben noch einmal angeschaut, Sie ha ben übrigens am 30. Oktober 2014 der „Bild“-Zeitung gegenüber auch schon deutlich geäußert, was Sie wollen. Sie haben nämlich damals gesagt, sie wollen abgelehnte Asylbewerber schnellstens abschieben, dass der Senat schnellstens abschiebt, um mehr Platz für die wirklich Bedürftigen zu schaffen. Daran merke ich, dass Sie überhaupt gar keine Ahnung haben, wovon Sie reden, denn hinter Ihren Fragen steht nicht das Interesse an der Lebenssituation von Flüchtlingen, sondern was sie hier vorantreiben, ist eine Kriminalisierung von Flüchtlingen, Auslese und Abschiebung!

(Beifall bei der LINKEN und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wenn Menschen hier keinen Asylstatus bekommen,

heißt das noch lange nicht, dass sie abgeschoben werden können, weil sie zum Teil entweder zielstaats

bezogene oder personenbezogene Abschiebungshin dernisse haben, die sie an der Abschiebung hindern.

(Zuruf des Abg. H i n n e r s [CDU])

Diese Menschen haben genau das gleiche Recht

wie alle anderen – das sind dann nämlich diejenigen mit der Duldung –, dass man sie hier fair behandelt und nicht so stigmatisiert, wie Sie es hier tun.

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Liebe Kollegen von der CDU, Sie fischen da am

rechten Rand, und ich finde das hoch gefährlich.

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Diese krude Mischung aus Ihren Fragen nach

Geduldeten, Kriminalität und Abschiebung, die hat ein Geschmäckle, das muss man ganz klar und deutlich sagen.

(Zurufe von der CDU)

Ich kann das auch verdeutlichen. Wir alle hier

im diesem Haus wissen, dass die Kapazitäten für die Aufnahme von Flüchtlingen unzureichend sind.

(Zurufe von der CDU – Abg. H i n n e r s [CDU]: Aber sachlich bitte, sachlich!)

Das wissen wir, da brauchen wir uns hier nicht

katholisch reden.

(Unruhe – Glocke)

Wir wissen das nicht erst seit gestern, sondern seit

mindestens drei Jahren.

Ich wollte um ein bisschen Ruhe

bitten!

Ich möchte nicht

sagen, dass seitdem nichts getan worden ist, das will ich überhaupt nicht sagen, aber wir wissen, die Situation ist angespannt und schwierig, und es müsste auch noch mehr passieren, auch das wissen wir hier. Anstatt immer wieder im Immobilienbestand zu suchen, Flüchtlinge in Containern unterbringen zu müssen, müssen wir vielleicht auch einmal in Bremen neue Wege gehen. Hier muss noch einmal mit Immobilien Bremen hart verhandelt oder neu gebaut werden.

Wenn ich jetzt sage, Sie fischen mit Ihrer Anfrage

am rechten Rand, will ich Ihnen auch einmal deutlich machen, warum. Es ist so, es besteht die Situation,

dass wir weltweit die höchste Anzahl an displaced persons seit dem Jahr 1945 haben. Das heißt, es ist kein Zufall, dass im Moment überall in Europa rechte Bewegungen erstarken, in Finnland, in Schweden, aber auch PEGIDA hier oder UKIP in England, denn es geht natürlich um die Ressourcen und die Vertei lungsfragen. Genau deswegen ist es so fatal, wenn Sie solche Anfragen stellen, die das befeuern! Das erleben wir doch dauernd!

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Widerspruch bei der CDU)

Natürlich! Ich kann Ihnen das an ein paar Dingen

deutlich machen. In Farge-Rekum beschwerte sich eine Mutter in einer aufgebrachten Versammlung, zu der Sie eingeladen haben – im Übrigen zu Recht –, über die mangelnde Jugendhilfe für ihre eigenen Kinder. Hartz IV-Empfängerinnen haben ein Prob lem, bezahlbaren Wohnraum zu bekommen oder sind auf den Wartelisten der GEWOBA, und Kitas und Schulen – die Situation kennen wir -sind nicht ausreichend ausgestattet. Wenn dann noch weltweite Krisen und steigende Flüchtlingszahlen dazu kom men, sind die Schuldigen für diese Art von Politik am rechten Rand nämlich schnell gefunden, weil dann die Flüchtlinge für den allgemeinen Mangel verantwortlich gemacht. Deswegen finde ich es sehr gefährlich, in das gleiche Horn zu blasen.

(Abg. S t r o h m a n n [CDU]: Was Sie ma chen, ist gefährlich!)

Sie spielen in Ihrer Anfrage,

(Zurufe von der CDU)

und da können Sie noch so sehr schreien, die einen gegen die anderen aus, und das ist ein perfides und ein sehr ungerechtes Spiel, wenn man sich Aufent halts- und Asylrecht einmal genau anschaut,

(Beifall bei der LINKEN)

denn im Asylrecht ist nicht alles gerecht, was Recht ist, und das gilt für das Aufenthaltsrecht auch.