Protokoll der Sitzung vom 05.07.2007

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst einmal zu dem Titel der Aktuellen Stunde der GRÜNEN. Herr Al-Wazir, wenn man irdische Probleme schon so gut gelöst hat,

(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Schauen Sie doch mal in die Zeitung!)

steht es Mann oder Frau schon einmal zu, über den Tellerrand hinauszuschauen

(Norbert Schmitt (SPD): So früh schon solche Scherze! Das wird noch ein schlimmer Tag!)

und andere Gedanken in den Blick zu nehmen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Diese Kultusministerin hat eine positive Bilanz aufzuweisen. Das passt zwar nicht in die vorgefertigte Meinung der Opposition, weil es immer schwieriger für sie wird, etwas Neues, Erfolgversprechendes gegenüber dieser Bildungspolitik zu finden.

(Beifall bei der CDU)

Aber wenn z.B.die Landeselternbeiratsvorsitzende 100 % Lehrerversorgung fordert, kann das ja nur eine Anerkennung dafür sein, dass wir 100 % schon erreicht haben.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): 110!)

110, Entschuldigung. – Wir danken ausdrücklich für die Feststellung, dass die Kultusministerin 100 % erreicht hat, eine Abdeckung der Stundentafel.

(Beifall bei der CDU)

Nun zu dem Artikel der „FAZ“. Irreführend ist eigentlich nur die Überschrift. Hätten Sie das Interview, d. h. den „FAZ“-Artikel, genau gelesen,

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Habe ich!)

hätten Sie sehr schnell festgestellt, dass die Ministerin nie davon gesprochen hat, die Schöpfungslehre gleichberechtigt neben der Evolutionstheorie in das Fach Biologie einzuführen.

(Ruth Wagner (Darmstadt) (FDP): Sie hat von erstaunlichen Übereinstimmungen gesprochen!)

Sie hat sich vielmehr gegen Schubladendenken ausgesprochen. Genauso wie im Religionsunterricht bei der Schöpfungslehre naturwissenschaftliche Erkenntnisse nicht ausgeblendet werden dürfen, muss auch der Unterricht in den Naturwissenschaften den kulturellen Kontext berücksichtigen.

(Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Was heißt das?)

Meine Damen und Herren,dieser kulturelle Kontext ist in unserem Land eindeutig christlich-jüdisch geprägt. Das kann man eben nicht genau trennen, liebe Doris Henzler.

Kommen wir doch einmal zu den Fakten. Für uns alle selbstverständlich enthalten Lehrpläne Ansätze für fächerübergreifendes Lernen. So steht seit Jahren im Lehrplan für Biologie, und keiner hat sich bisher darüber aufgeregt:

(Ruth Wagner (Darmstadt) (FDP): Richtig!)

„Auseinandersetzungen mit religiösen und philosophischen Aussagen müssen die naturwissenschaftliche Diskussion ergänzen und erweitern.“

(Beifall bei der CDU)

Ich frage Sie: Darf man sich in der heutigen Zeit als praktizierender Christ auch und vielleicht gerade keine Gedanken mehr über Schöpfungslehre und Glaubensfragen machen, wenn man Minister oder Ministerin ist?

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Engagierte Christen sind doch keine Fundamentalisten. Wer sich mit der Schöpfungslehre auseinandersetzt, ist noch lange kein Kreationist.

(Beifall bei der CDU)

Sie arbeiten hier mit mutwilligen Unterstellungen, denn die Ministerin hat sich ja gerade explizit gegen die Glaubenslehre der Kreationisten gewandt

(Beifall bei der CDU)

und sich auch auf einen aktuellen Bericht des Europarates bezogen.

Meine Damen und Herren, wir wissen, dass wir naturwissenschaftlich nicht alles erklären können. Was war vor dem Urknall? Warum soll uns verwehrt werden, darüber nachzudenken und unsere Gedanken auch zu äußern?

(Norbert Schmitt (SPD): Im Religionsunterricht! Genau!)

Selten habe ich eine so populistische Scheindebatte erlebt.

(Beifall bei der CDU – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Genau so ist es!)

Auch die Frage nach Gott ist natürlich nicht rein naturwissenschaftlich zu beantworten.

(Norbert Schmitt (SPD): Im Ethik- und im Religionsunterricht machen wir das! Genau!)

Einen Widerspruch zwischen der biologischen Evolution und der biblischen Erklärung für die Entstehung der Welt – dieser wurde ja heute schon zitiert – kann auch der Jesuitenpater Rainer Koltermann nicht erkennen, denn auch er führt in seinem Interview aus, dass Johannes Paul II.auch schon gesagt hat,dass die Evolution mehr als nur eine Theorie ist.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Da war Johannes Paul II. weiter als die Kultusministerin!)

Herr Al-Wazir, was sagt er zum Schluss?

Ich habe immer festgestellt, dass es Naturwissenschaftler schwer haben, zum Glauben zu kommen, und so wollte ich ihnen zeigen,dass sich Glaube und Forschung nicht widersprechen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Dr. Chris- tean Wagner (Lahntal) (CDU):Sehr gut! Das ist ein zentraler Punkt!)

Und um überzeugen zu können, bin ich selbst Naturwissenschaftler geworden.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Sehr gut!)

Es ist also absolut im Rahmen des Lehrplans, dass auch die religiöse Schöpfungslehre im Fach Biologie behandelt werden kann.

(Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nein, nein, nein! – Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nein, nein, und nochmals nein!)

Der Erziehungsauftrag in der Schule bedeutet auch fächerübergreifenden Unterricht.

(Norbert Schmitt (SPD): Das war gut, dass Sie das hier noch einmal gesagt haben!)

Frau Kollegin Kölsch, Sie müssen zum Schluss kommen.

Das gilt z. B. nicht nur für Mathematik, Deutsch und Geschichte, sondern auch für Biologie und Religion.

(Beifall bei der CDU – Norbert Schmitt (SPD):Das war erhellend! Das war wirklich Fundamentalismus pur!)

Vielen Dank. – Das Wort hat Frau Kollegin Henzler von der FDP-Fraktion.