dringend auf Hochschulniveau oder Fachhochschulniveau angehoben werden. Dazu sage ich Ihnen ganz ehrlich: Die Diskussion setzt am völlig falschen Ende an. Die Ausbildung unserer Erzieherinnen ist absolut hochwertig. Sie dauert fünf Jahre, und sie ist sehr praxisorientiert.
Genau das, was wir für die Grundschullehrerinnen gefordert haben, wird bei den Erzieherinnen gemacht. Alle Fachleute – fragen Sie bitte die Leiter von pädagogischen Schulen – sagen: Macht das bloß nicht, dass ihr die Erzieherinnenausbildung auf Fachhochschulniveau anhebt.
Reden Sie bitte mit Ihrem Kollegen Haueisen. Er stammt aus Ihrer Partei. – Die sagen eindeutig: Macht das bloß nicht. Ihr tut den Erzieherinnen und dem Inhalt damit überhaupt nichts Gutes.
Die Forderungen müssen ganz andere sein. Die Ausbildungsinhalte müssen dem neuen Bildungsauftrag angepasst werden. Es kommt schließlich nicht auf die Verpackung, sondern auf den Inhalt an.
Das Personal in Kindertagesstätten muss erweitert werden können. Wenn Sie Kinder im Alter von zwei Jahren aufnehmen,brauchen Sie auch Kinderpflegerinnen.Wenn wir sehr stark dem Bildungsauftrag zuarbeiten, brauchen wir auch Grundschullehrerinnen in den Kindertagesstätten.
Das heißt, wir brauchen eine deutliche Fachkräftemischung in Kindertagesstätten. Wir müssen Aufstiegsmöglichkeiten für die Erzieherinnen schaffen. Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Eine Kindergartenleiterin einer großen Einrichtung muss die Möglichkeit haben, in der Gehaltsklasse höher zu steigen. Aber die rein akademische Ausbildung ist dafür nicht nötig.
Es kommt auf die Fortbildung an. Es muss eine kontinuierliche Fortbildung wie die, die wir jetzt bei den Lehrern vorgegeben haben, auch bei den Erzieherinnen durchgeführt werden. Lehrer und Erzieher könnten sogar gemeinsam fortgebildet werden.
Allerdings ist eines richtig, und das sieht man jetzt schon an den Fortbildungen, die dringend nötig sind: Zum Nulltarif wird das nicht umzusetzen sein. Es müssen Mittel für die Fortbildung bereitgestellt werden. Es müssen Mittel für die Einrichtungen bereitgestellt werden. Da sieht man wieder, dass die „Operation sichere Zukunft“ in diesem Falle falsch angelegt war. Das Geld für die Erziehungsberatungsstellen zu streichen war ein genau kontraproduktives Signal.
Der SPD-Antrag fordert noch ein Konzept. Er fordert noch mehr Bürokratie. Er lässt sich nur über die finanziellen Mittel aus. Deshalb werden wir ihn ablehnen.
Der CDU-Antrag ist wie so viele Anträge dieser Fraktion. Er bejubelt nur das, was bisher schon getan worden ist.
Lesen Sie Ihren Antrag durch, Herr Irmer. Das stimmt doch. Da kommen keine Impulse aus der Fraktion heraus. Es wird das gelobt, was diese Regierung tut.
Über eines sollten wir uns aber in diesem Land und auch in diesem Landtag sehr ernsthaft unterhalten. Das ist die Zusammenführung der Ressortzuständigkeiten beim Kultusministerium. Wenn wir Kindertagesstätten als Bildungseinrichtungen definieren wollen, dann gehören sie in den Zuständigkeitsbereich des Kultusministeriums. Dann gehören sie heraus aus dem Zuständigkeitsbereich des Sozialministeriums.
Wir halten diesen Bildungs- und Erziehungsplan für einen Schritt in die richtige Richtung, und wir werden sehr genau beobachten, wie er in der Umsetzung funktioniert.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich entnehme den bisherigen vier Wortbeiträgen, dass der Bildungs- und Erziehungsplan in Hessen grundsätzlich als ausgesprochen wegweisend und positiv empfunden wird und dass sich deswegen die Kritik auf Rahmenbedingungen versteift, und zwar Rahmenbedingungen ausschließlich materieller Art. Grundsätzlich gilt: Der Bildungs- und Erziehungsplan, der vorgelegt wurde, wird offensichtlich als wegweisend in Hessen und darüber hinaus betrachtet. Das wird auch außerhalb Hessens so betrachtet.
Meine Damen und Herren, wir sind einen Weg gegangen, das Sozialministerium und das Kultusministerium in trauter Eintracht, einvernehmlich und in guter Kooperation, indem wir mit den Trägern schon sehr früh, nämlich vor drei Jahren, in Arbeitsgruppen gegangen sind und über die frühkindliche Bildung diskutiert haben und die Träger zusammengeführt haben.
Ich glaube, es wird gelegentlich zu wenig beachtet, dass es notwendig war und notwendig ist, dass die Träger des Kindergartens und der Schule sowie der Ausbildung beider Seiten zusammengeführt werden in gemeinsame strategische Überlegungen über den Fortgang frühkindlicher Bildung, über den Fortgang der Bildung von der Geburt bis zum zehnten Lebensjahr. Es gibt kein anderes Bundesland, das dies schon in einem Gesamtrahmen bis zum zehnten Lebensjahr in den Blick nimmt. Dort sind wir ganz eindeutig Vorreiter.
Das hat etwas mit der Vorgeschichte zu tun, die ein Einverständnis darüber erreicht hat, dass wir das bayerische Staatsinstitut beauftragen wollen, anschließend einen solchen Plan zu erstellen. Wir haben Übereinkunft darin erreicht, dass wir das nicht singulär erproben wollen, ein Kindergarten für sich, eine Grundschule für sich, eine Ausbildungseinrichtung für sich,sondern diese Erprobungen sollen ganz bewusst in Verzahnung miteinander geschehen. Es besteht Übereinkunft, dass es richtig ist, dass sich eine Trägervereinbarung der freien und der kommunalen Träger der Kindertagesstätten anschließen muss, über den Grundcharakter von Bildung hinaus, der in allen Einrichtungen gleich sein soll und nicht völlig unverbindlich, je nachdem, wie der Träger aussieht und wer der Träger ist. Bei der Schule ist das einheitlich.
Deswegen ist der bisherige Weg ein fruchtbarer Weg gewesen. Das kann jeder lesen. Wer ein bisschen in die Arbeit der Fachkommission hineingeschaut hat, weiß: Von den ersten Entwürfen zu dem jetzt vorliegenden Entwurf ist ein weiter Weg gegangen worden, der einen Grad von Konkretisierung und Kürze erreicht hat, wie es am Anfang kaum denkbar gewesen ist. Ich bin mir sicher, dass wir dort noch weiter kommen können. Das ist auch das Wesen von Stellungnahmen. Das ist das Wesen von Anhörungen. Es ist das Wesen von Erprobungen, dass wir dazu kommen werden, dass Einzelheiten aus diesem Bericht sich konkretisieren werden, dass sich die Gewichte zum Teil noch leicht verschieben werden. Wenn uns jemand in der Anhörung sagt, die Gewichte zwischen Eltern, Kindergarten und Schule, als denen, um die es als Träger von Bildung geht, stimmt noch nicht, dann werden wir das möglicherweise in die Überarbeitung des Berichts aufnehmen. Das wird dann ein Ergebnis der Überprüfungsphase sein.Wir – das Sozialministerium und das Kultusministerium – nehmen die Anhörungsphase und die Erprobungsphase jedenfalls außerordentlich ernst. Deswegen wollen wir auch auf das eingehen, was dann noch als Rückmeldung aus der Erprobung kommt.
Ich glaube, so mancher in diesem Raum hat gelegentlich schon einen Vortrag zu Neurobiologie, oder Hirnforschung, wie es gelegentlich genannt wird, gehört. Wenn man sich dies anhört und dann auch das Lob, das hier aus dem Hause kam, wahrnimmt, dass dieser Bildungs- und Erziehungsplan vom Kinde her gedacht wird – d. h. dass von den Empfindungs-, von den Lern- und von den Bewegungsmöglichkeiten, vom sozialen Verhalten der Kinder her gedacht wird, dass überlegt wird, das, was bereits aktiv ist, noch stärker zu aktivieren, dass überlegt wird, wie man es lenken kann, wie man Anregungen geben kann, dass diese Aktivitäten zu einem bewussten und nachhaltigen Lernprozess führen, über das Spiel, über das Lernen, über das Kommunizieren –, dann stellt man fest, was es bedeutet, diesen gesamten Zeitraum von der Geburt bis zum zehnten Lebensjahr in den Blick zu nehmen.
Mit Verlaub, wenn dann bei Frau Hartmann eine Kombination herauskommt,nach dem Motto:„armselige Politik, das ist eigentlich nur eine Grußadresse, der Bericht ist aber zu begrüßen“, dann ist das ein bisschen dem geschuldet, dass man nicht wirklich etwas einzuwenden hat. Sie müssen sich einigen, ob der Bericht zu begrüßen ist. Dann sagen Sie das doch klipp und klar.Das darf man doch auch hier einmal am Mikrofon tun.
Dann ist er zu begrüßen und auf dieser Basis zu erproben. Das hat nichts damit zu tun, dass man das zu einer Grußadresse macht. Denn das geht genau so, wie Frau Hinz das an einer Stelle angedeutet hat, bei weitem über den bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan hinaus. Deswegen haben wir uns dort in eine Kooperation begeben, von der jetzt auch Bayern profitieren wird, da wir über die singuläre Kindergartenzeit deutlich hinausgehen und den Stellenwert der Erziehung und der Bildung durch das Elternhaus, den Stellenwert der Erziehung in der Grundschule in Verzahnung jeweils zum Kindergarten darstellen, ausbauen und nach der Erprobung möglicherweise noch mehr ausbauen werden. Ich glaube, dass dies von außerordentlich großer Bedeutung ist. Da wird man dann auch noch etwas zu den Rahmenbedingungen sagen müssen. Meine Damen und Herren, es ist legitim, wenn Sie sagen: Wir finden das grundsätzlich eigentlich alles in Ordnung, aber wir möchten auch noch ein bisschen meckern.
(Priska Hinz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ging nicht darum, zu meckern! Es geht darum, Bedingungen zu schaffen!)
Okay, akzeptiert. Aber Sie sollten doch zumindest bei den Tatsachen bleiben. Die Tatsache Nummer eins hatte vorhin Frau Kollegin Ravensburg dargestellt, nämlich dass in der Bilanz der verschiedenen Zuschuss- und kommunalen Finanzausgleichsberechungen der Anteil für die Kindertagesstätten um den Betrag gewachsen ist, den Sie genannt hat.
Dazu hat die Offensive für Kinderbetreuung den Betrag bekommen,den sie genannt hat.Das ist doch vollkommen richtig.
Dazu kommen die Aktivitäten der Kollegin Lautenschläger, und zwar im Vorfeld des Bundesgesetzes in der Bemühung um mehr Tagespflege, um ein Land der Tagesmütter in Hessen mit der notwendigen Ausbildung und Fortbildung. Das sind die Bausteine und Rahmenbedingungen, um die es geht.
Ich will gerne noch die Darstellung der Rahmenbedingungen erweitern. Meine sehr verehrten Damen und Herren, dazu gehört das zur Tagespflege bereits Benannte. Dazu gehört, dass wir die Lehrpläne für die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher in einer ersten Stufe bereits verändert haben, und zwar in einer Form – Frau Kollegin Henzler hat es angesprochen –, dass das Rollenbewusstsein der Erzieherinnen und Erzieher aus dem früheren Verständnis der Kindertageseinrichtungen in ein Rollenbewusstsein als Träger von Bildung überführt worden ist, das vom Kinde her betrachtet werden muss. Dabei spielt eine Rolle, wie Kinder früh ihre Kommunikationsfähigkeit üben können, wie sie früher ihre motorischen und ihre musischen Fähigkeiten entfalten können, wie sie früh dazu angeleitet werden können – auch in einem Zeitalter,in dem die familiären Umfelder sehr unterschiedlich sind –, zu kommunizieren und sich sozial zu verhalten.
Das sind Bestandteile der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher in einem neuen Rollenverständnis. Das halte ich für außerordentlich wichtig. Das gelingt aufgrund der neuen Lehrpläne. Deswegen bin ich froh, dass es zum Teil sogar gelungen ist, nicht nur Tandems zu bilden, sondern auch solche Ausbildungseinrichtungen mit
an diese Tandems anzudocken. Damit bietet sich die Chance, dass das, was dort erprobt ist, mit der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern rückgespiegelt wird. Natürlich gehört zu den Rahmenbedingungen auch, dass wir Gesetze und Verordnungen für eine flexible Einschulung verändert haben und dass wir dies jetzt konzeptionell in der Praxis umsetzen.
Wenn wir flexible Eingangsphasen gestalten und die Eingangsstufe neu formieren wollen, gehört dazu, dass das, was wir bis jetzt erfahren haben, in Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern und Sozialpädagogen geschieht. Diese Erfahrung muss überführt werden, insbesondere dahin, wo es um Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen verschiedener Altersstufen geht. Natürlich wird es ein Konzept geben müssen, das zusätzlich erzieherische Ressourcen mit in diesen frühen Lernprozess hineinbringt, wenn wir unterschiedliche Altersstufen und unterschiedliche Geschwindigkeiten des Lernens hineinbringen wollen. Natürlich haben wir die Rahmenbedingungen, die in beiden Bereichen zugrunde liegen, schon jetzt bei der frühen Sprachförderung.
Frau Hartmann, Sie wissen sehr wohl, dass dort nicht nur Kinder nicht deutscher Herkunft gefördert werden, sondern die anderen Kinder gleichermaßen. Dort ist eine ganze Menge geleistet worden. Zigtausende von Kindern sind auf diese Weise gefördert worden.Erzieherinnen und Erzieher sowie Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer haben die entsprechenden Fortbildungen erhalten. Dazu gehört auch das Programm „Frühstart im Kindergarten“, gerade für die Kinder nicht deutscher Herkunft, deren Eltern in Kooperation mit den Kindertagesstätten ein Bildungsverständnis vermittelt werden soll.
Danke, Herr Präsident, ich bin für freundschaftliche Hinweise außerordentlich dankbar und komme auch bald zum Ende.
Dazu gehört als Rahmenbedingung auch, dass die Stundentafel erweitert worden ist. Dazu gehören die Kooperationsmodelle zwischen Kindergärten und Grundschule, die es schon jetzt gibt. Dazu gehört die Aktion des Sozialministeriums und unseres Hauses, soweit wir es unterstützt haben, Lesepaten zu finden. Wir haben in Hessen 1.600 gefunden. Bundesweit sind es 6.000. Dort ist ein riesiger Anteil geleistet worden. Dazu gehören auch Fortbildungen in beiden Bereichen, so etwa in meinem Feld die Diagnosefähigkeit für Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer.
Meine Damen und Herren, der Plan kann sich sehen lassen. Die Rahmenbedingungen können sich sehen lassen. Wir gehen erhobenen Hauptes,zufrieden für den Moment und offen für alle Anregungen in die Erprobungen des nächsten Jahres. Wir werden uns dann mit einem neuen Text wiedersehen. – Herzlichen Dank.