Protokoll der Sitzung vom 28.02.2013

Damals ging es um eine einzige Stelle. Das haben Sie mit großem Buhei thematisiert. Hans Eichel hat sich gar nicht mehr getraut, ein halbes Jahr vor der Landtagswahl die Stelle eines Abteilungsleiters zu besetzen. Jetzt könnte man fragen, ob das klug war. Er hat es einfach nicht gemacht.

Sie sind dreist. Sie machen das einfach auf Kosten der nächsten Generation. Das ist der eigentliche Skandal.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie sollten deswegen nicht diejenigen beschimpfen, die das öffentlich machen, sondern Sie sollten Ihre Praktiken über

denken. Aber Sie sind mittlerweile skrupellos, wenn es darum geht, eigene Parteiinteressen durchzusetzen.

Ich sage das sehr bewusst von diesem Pult aus: Sie haben ein besonderes Verhältnis zum Geld der öffentlichen Hand. Immer dann, wenn es Ihnen nutzt, sind Sie zu allem bereit. Sie werfen dann alles über Bord.

Hinsichtlich der Beförderungswelle der letzten Monate hat Herr Kollege Schaus recht. Sie sind skrupellos. Auch wenn Sie abgewählt sein werden, werden Sie am 1. Oktober 2013 noch Menschen befördern.

Das hat nichts mit den Mitarbeitern zu tun. Wer die Erschwerniszulage für Polizeibeamte, 5 €, die sie dringend benötigen, nicht erhöhen will und sagt: „Ihr wollt eine Diskussion auf dem Rücken der Mitarbeiter führen“, der macht eine verlogene Politik. Sie werden dafür die Quittung bekommen, und zwar nach dieser Abfolge mehr denn je.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Rudolph, vielen Dank. – Ihre Redezeit war um.

Herr Dr. Blechschmidt, Sie haben das Wort für die FDPFraktion.

Herr Präsident, sehr verehrte Damen und Herren Kollegen! Herr Rudolph hat hier eben drei Geschichten erzählt. Das sind aber nicht drei Geschichten, die er sich ausgedacht hat, die er aus einem Archiv hat, sondern er hat die Geschichten aus der „Bild“-Zeitung erzählt.

(Zuruf des Abg. Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU))

Worum geht es heute? Wir reden heute darüber, dass die Landespersonalkommission getagt hat und am nächsten Tag alles in der „Bild“-Zeitung stand.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Sehr gut, das ist nämlich der Punkt!)

Deshalb ist es dem Herrn Rudolph auch ganz leicht, Geschichten zu erzählen, die in die „Bild“-Zeitung gekommen sind, die aber nicht dorthin gehören.

(Beifall bei der FDP und der CDU)

Herr Wagner hat es sehr deutlich gemacht. Ich habe kein Original dabei, aber ich habe es als Scan mitgenommen.

(Der Redner hält ein Papier hoch.)

Worum geht es? Es geht um die „Bild“-Zeitung, um die Berichterstattung dort, einen Tag nach einer nicht öffentlichen Sitzung der Landespersonalkommission. Das ist der eigentliche Skandal, über den wir hier auch einmal reden müssen.

(Beifall bei der FDP und der CDU – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Ein Bruch des Datenschutzes!)

Herr Wagner, das ist der eigentliche Skandal. Sie haben es hochgehalten, und ich halte es auch hoch, denn ich problematisiere es, auch Ihr Verhalten: dass wir heute öffentlich

darüber reden, was in der Landespersonalkommission verhandelt wurde.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): So viel zum Thema Datenschutz bei den GRÜNEN!)

Ein Blick in das Gesetz reicht aus. Herr Bellino hat Ihnen das in vielen Einzelheiten dargelegt. Ich möchte nur eines deutlich machen: Die Landespersonalkommission bindet durch ihre vom Gesetz bestimmte Zusammensetzung nicht nur das Parlament in die Personalentscheidungen der Regierung ein, sondern auch führende Gewerkschaften, die Kommunalen Spitzenverbände, teilweise mit beratender Stimme, sowie nach Bedarf weitere Vertreter von Beamtenorganisationen.

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Von wem stammt eigentlich die Vorlage?)

Gut. Cut, aus – das interessiert nicht. Was aber uns als Landtag und den Datenschutz interessiert: Besonders hervorzuheben ist das hohe Maß an Vertraulichkeit, welches die Arbeit der LPK traditionell kennzeichnet. Herr Wagner, egal, wer es der Zeitung zugetragen hat, wer es durchgestochen hat: Dieses Maß der Vertraulichkeit haben Sie aufgekündigt,

(Beifall bei der CDU und der FDP)

mit der „Bild“-Zeitung. Das hätte vielleicht auch in der „Frankfurter Neuen Presse“ stehen können, vielleicht auch in der „FAZ“ in der Nachberichterstattung. Aber es wurde bewusst diese „Bild“-Zeitung gewählt, um die Vertraulichkeit der LPK – das ist im Landtag eine Kontinuität – ad absurdum zu führen.

(Zuruf des Abg. Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU))

Das ist heute der Skandal.

(Beifall bei der FDP und der CDU – Zuruf des Abg. Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Herr Wagner, es ist mir persönlich zutiefst zuwider, hier über etwas reden zu müssen oder zu sollen

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was Sie sehr gerne geheim halten wollten!)

nein –, was selbstverständlich höchste Vertraulichkeit voraussetzt: Das ist die Sitzung der LPK.

(Zuruf des Abg. Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU))

Man muss sich doch überlegen, welches politische Mittel man ergreift. Wir reden heute über die „Bild“-Berichterstattung. Herr Wagner, da frage ich mich:

(Zuruf des Abg. Günter Rudolph (SPD))

Mit wie viel Dreistigkeit muss man heute ausgestattet sein, um so stark die Backen aufzublasen und dieses Thema sogar noch zur Aktuellen Stunde zu machen?

(Günter Rudolph (SPD): Ist das falsch, was da steht?)

Mit welcher Dreistigkeit muss man heute ausgestattet sein?

(Beifall bei der FDP und der CDU)

Ich sage hier und heute: „Abendsonne, Abendsonne, Abendsonne“ krähen – diese Politik verstehe ich. Aber so werden der Datenschutz und die Vertraulichkeit mit Füßen getreten. Das geht mit Ihnen nach Hause, mit Ihrer Fraktion wie mit Ihnen persönlich.

(Beifall bei der FDP und der CDU)

Wenn man den Ablauf sieht, ist es logisch und folgerichtig,

(Zuruf der Abg. Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

erst aus der LPK zumindest teilweise falsch – das sage ich jetzt abstrakt – und unter Hintanstellung des Datenschutzes zu berichten und die „Bild“-Zeitung aufzurufen, dann später als Erste groß zu kommentieren: „Abendsonne“, und dann noch als Erster die Aktuelle Stunde zu beantragen, die eine andere Bezeichnung verdient hätte. Ich habe es deutlich gemacht: Das geht einher mit einem Bruch der Vertraulichkeit unter Einbezug der „Bild“-Zeitung. Das ist ein Bruch der Vertraulichkeit. Das ist Indiskretion in höchstem Maße, zum eigenen politischen Vorteil.

(Zurufe der Abg. Kordula Schulz-Asche, Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Willi van Ooyen (DIE LINKE))

Man muss für sich selbst einschätzen, ob man diesen politischen Vorteil um diesen Preis will.

(Günter Rudolph (SPD): Stimmen denn die Fakten?)

Das zeigt auf – auch das ist für mich erstaunlich –, wie sehr der Datenschutz, den die GRÜNEN immer so schön ins Schaufenster stellen, von Ihnen mit Füßen getreten wird.