Ein weiteres Beispiel: Es gibt einen ständigen Dialog zwischen der Polizei, den Vereinen und den Fans. Vor wenigen Jahren hätte es keiner für möglich gehalten, dass es solche Gespräche geben würde, dass Choreografien abgestimmt werden würden, dass wir mit gemeinsamen Teams in die Blocks hineingehen würden. Niemand hätte sich beispielsweise den spieltagsorientierten Dialog vorstellen können, der vorhin genannt wurde.
Meine Damen und Herren, endlich haben wir in den Stadien qualifizierte Ordner, die das auch hinbekommen. Vor wenigen Jahren wäre es nicht vorstellbar gewesen, dass
Auswärtsspiele von vereinseigenen Ordnern begleitet werden. Auch das ist ein Ergebnis der Diskussion.
Eintracht Frankfurt macht uns auch in diesem Fall vor, wie das gehen kann: An jedem Spieltag sind bei Eintracht Frankfurt bis zu 800 Ordner im Einsatz. Ich finde, das ist vorbildlich. Vor wenigen Jahren wäre das nicht denkbar gewesen.
Es ist auch darauf hingewiesen worden, dass die Fanprojekte der Dreh- und Angelpunkt bei friedlich ablaufenden Fußballspielen sind. Deswegen hat die Landesregierung die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen. So hat es das noch nie gegeben. In Kassel gibt es erstmals ein Fanprojekt, und für Wiesbaden gibt es eine Zusage.
Für den FSV wird ein eigenes Fanprojekt aufgelegt, was wiederum das Fanprojekt der Eintracht Frankfurt nicht nur entlasten, sondern in besonderer Weise stärken wird. Die Projekte in Offenbach und in Darmstadt werden mithilfe des Landes weiter ausgebaut. Bei den Fanprojekten ist eine Offensive zu verzeichnen, die wir vor wenigen Jahren noch nicht für möglich gehalten hätten. Mittel- und langfristig wird sich das auf den Fußball positiv auswirken.
denn wir reden natürlich nicht nur über den Bundesligafußball, sondern auch über den Amateurfußball. Wir sprechen auch über all das, was jedes Wochenende dort geschieht. Horst Klee hat gestern wichtige Beispiele aus diesem Bereich erwähnt. Sie zeigen uns, dass wir auch hier handeln müssen.
Deswegen schnüren der Präsident des Hessischen FußballVerbands, Rolf Hocke, und ich ein entsprechendes Maßnahmenbündel, mit dem wir intensiv dort ansetzen, wo die Probleme sind. Dazu gehören beispielsweise die Intensivierung der Sportsozialarbeit, der verstärkte Einsatz der Konfliktberater des Hessischen Fußball-Verbands und auch ein klarer Ehrenkodex, mit dem wir uns gegen Gewalt, gegen Antisemitismus und auch gegen Sexismus aussprechen. Das, was man teilweise erlebt, zieht einem die Schuhe aus.
Wir hatten eine Redezeit von 30 Minuten pro Fraktion, die auch für Sie galt. Was hat Sie gestern daran gehindert, solch schöne Äußerungen zu den Fanprojekten und zur Sicherheit im Stadion zu machen?
Herr Mack, wir haben heute einen großen Fortschritt bei den GRÜNEN erlebt. Ihr Fraktionsgeschäftsführer hat dafür gesorgt, dass Sie heute nicht mehr geredet haben. Das war ein erster großer Fortschritt für den Sport in Hessen.
Herr Mack, ein weiterer Punkt: Ich rede heute zu dem Thema, weil es heute auf der Tagesordnung steht. Ich weiß nicht, ob Sie die Tagesordnung nicht gelesen haben.
Da steht: „Dringlicher Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU und der FDP betreffend positive Fankultur stärken – Konzepte gegen Gewalt fortführen“. Sie wollen sich an dieser Diskussion nicht beteiligen. Das haben wir in Hessen zur Kenntnis genommen. Wir werden in Hessen weiterhin darüber reden, dass Sie sich bei dem Thema nicht beteiligen. Das ist der Grund, warum ich heute dazu rede.
Lassen Sie mich fortfahren. Wir werden bei diesem Thema natürlich auch die Eltern intensiv einbinden müssen. Sie sind Vorbilder; aber sie sind in diesem Bereich – ich weiß, wovon ich rede; denn ich habe mir Fußballplätze angeschaut – leider manchmal furchtbar schlechte Vorbilder. Wir werden gemeinsam mit dem Hessischen Fußball-Verband – auch unter Einbindung der Kreisfußballwarte – einen hessischen Fair-Play-Preis ausloben, mit dem wir deutlich machen, dass Fairness und Toleranz die tragenden Säulen des hessischen Fußballs sind. All das werden wir gemeinsam mit den Vertretern des Amateurfußballs vereinbaren, sodass wir eine andere Situation haben werden, als es heute der Fall ist.
Sie sehen, wir sind in diesem Bereich sehr gut aufgestellt. Trotz der unerfreulichen Debatte – aber eigentlich hat keine Debatte mit der Opposition stattgefunden – habe ich einen Appell an den Hessischen Landtag: dass wir nicht, so, wie Sie es jetzt gemacht haben, in parteipolitischem Klein-Klein vorgehen, sondern dass wir an einem Strang ziehen, wenn es um den Fußball, um den Sport allgemein und um die Gewalt im Sport geht. Dieser Strang sollte in die ein und dieselbe Richtung gezogen werden. Ich glaube, das wäre ein starkes Signal. Sie sind weiterhin eingeladen und aufgefordert, sich an diesem starken Signal zu beteiligen. – Herzlichen Dank.
(Norbert Schmitt (SPD): Ich habe heute in der Zeitung eine schöne Erklärung vom Landessportbund gelesen!)
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich gehöre diesem Landtag seit 1978 an. Manche denken, das sei zu lang. Aber ich muss sagen, so etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt.
Es geht um die Sportförderung in diesem Land. Es gab zu allen Zeiten und unter allen Regierungen Minister, die bewiesen haben, dass sie ein Herz für den Sport haben. Ich will mich nicht in die strategischen Überlegungen einiger Fraktionen einschalten. Aber als Mann des Sports und als jemand, der seit 50 Jahren ehrenamtliche Arbeit in einem Sportverein leistet, sage ich: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Vereinen haben es nicht verdient,
dass die Diskussion über ein brennendes Thema, das uns alle im Sport beschäftigt, verweigert wird und dass die Vertreter bestimmter Fraktionen hier ein ostentatives Desinteresse und eine Überheblichkeit an den Tag legen, die nichts mit der Wertschätzung des Ehrenamts zu tun haben.
Ich stelle fest, es ist auch deswegen ein trauriger Tag für den Sport, weil im Landtag zum ersten Mal – zumindest zum ersten Mal in den mehr als 30 Jahren Tätigkeit, die ich überblicken kann – die bisher geübte Solidarität der Sportler in allen Fraktionen aufgegeben worden ist.
Lassen Sie mich fortsetzen. Ich stelle fest: Die eindeutigen Verursacher dieser Entwicklung haben sich heute selbst entlarvt. Ich finde es sehr traurig, dass der Sport und die Wertschätzung des Sports hier in dieser Art und Weise mit Füßen getreten werden.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Müller, ich bin bisher davon ausgegangen, dass der Landessportbund eine überparteiliche Organisation ist.
Ich brauche weder Zwischenrufe noch Belehrungen und auch keinen Hinweis auf einen „Schmutzwahlkampf“. Als Mitglied des Kabinetts müssen Sie aufpassen, dass nicht der Verdacht entsteht, dass das Kabinett beim Landessportbund Wahlkampf machen will. Herr Innenminister, seien Sie also ganz vorsichtig.